Wilhelmsturm (Dillenburg)
Der Wilhelmsturm ist ein etwa 37 Meter[1] hoher Turm und das heutige Wahrzeichen der Stadt Dillenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Der nach Wilhelm I. von Oranien benannte Turm steht weithin sichtbar auf dem etwa 270 m hohen Schlossberg, der sich südwestlich der Dillenburger Altstadt erhebt, und dient als Museum und Aussichtsturm.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 1872 bis 1875 wurde der Wilhelmsturm auf dem ehemaligen oberen Schlosshof nach Plänen des Baumeisters Friedrich Albert Cremer mit deutsch-niederländischer Unterstützung errichtet. Von den Gesamtbaukosten in Höhe von 29.122 Talern trug allein die Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau mit 18.000 Talern den größten Teil. Mit diesem Turm wollte man Wilhelm I. von Oranien, der 1533 hier geboren wurde, ein bleibendes Denkmal errichten. Ein moderner Kritiker umschrieb den Turm als eine „Mischung aus romantischer Zweckberechnung mit einem monumentalen architektonischen Grundgedanken“.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wilhelmsturm ist ein aus unregelmäßig gefertigten Natursteinen gemauerter Turm auf quadratischem Grundriss, der unten eine Kantenlänge von etwa 15 Metern aufweist. Der Haupteingang zum Turm liegt auf der Nordostseite und führt in den unteren Museumsraum. Von hier gelangt man zu einem runden, im Erdgeschoss innerhalb des Baukörpers stehenden Treppenturm, über dessen Wendeltreppe die oberen Geschosse zugänglich sind. Vom Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss gelangt man auf eine etwa 6,5 Meter hoch liegende Aussichtsplattform, die das Erdgeschoss abdeckt und den oberen Turmkörper umgibt, der hier eine Kantenlänge von 7,6 Metern aufweist. Oberhalb der Plattform steht der Treppenturm seitlich an der südöstlichen Außenwand des Kernturms. An der Südseite der Plattform ist außen eine stählerne Treppe angebracht, die für den Notfall als Fluchtweg dient. Die unterschiedlich hohen Ausstellungsräume im ersten und zweiten Obergeschoss haben einen quadratischen, der im dritten Obergeschoss einen achteckigen Grundriss. Von diesem ist ein kleiner Balkon zugänglich, der einen sehr guten Blick auf Dillenburg und die Umgebung bietet. Die weiter oben liegenden Räumlichkeiten mit einer weiteren Plattform an der fünften Ebene sind nicht öffentlich zugänglich.[1]
Ein besonderes Merkmal des Wilhelmsturms sind die auffälligen, mit einem Butterfassturm vergleichbaren Türme, die ihn verzieren. So begrenzen an der unteren Plattform vier zinnenbekrönte Ecktürme die Brüstungen, an den Ecken der oberen Plattform ragen vier achteckige Türme mit spitzen Helmdächern auf. Die überkragenden, zinnenbekrönten Brüstungen der Plattformen sowie der Übergang des Treppenturms zu seinem Helmdach sind mit Rundbögen verziert. Das steile Zeltdach des Kernturms besitzt mehrere Spitzgauben sowie eine Kugelspitze mit Wetterfahne. Auch die Dächer der Gauben, des Treppenturms und der Ecktürme sind oben mit Kugelspitzen versehen.
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute befindet sich im Inneren des Turms das Oranien-Nassauische Museum, das vorwiegend Objekte zur Geschichte der Häuser Nassau und Oranien-Nassau präsentiert: das Leben Wilhelms von Oranien, berühmte Nassauer in der europäischen Geschichte, die Verbindung Nassau-Dillenburgs zum niederländischen Königshaus und den Festungsbau in der frühen Neuzeit am Beispiel der „Dillenburg“.[2] Im Kellergewölbe befindet sich die ehemalige unterirdische Verteidigungsanlage. Die Kasematten, die im 20. Jahrhundert freigelegt wurden, können während einer Führung besichtigt werden. Für die Geschichte des Schlosses, seine Zerstörung und den Bau des Turmes wurde eine virtuelle Animation erstellt, die man vor Ort betrachten kann.[3]
Der Wilhelmsturm dient dem Standesamt Dillenburg als Räumlichkeit für Eheschließungen[4], weshalb sich im dritten Stock des Wilhelmsturms ein Trauzimmer befindet.
Im Jahr 2008 musste der Turm für die Öffentlichkeit geschlossen werden, weil er nicht mehr den Brandschutzrichtlinien entsprach. Nachdem die Stadt eine Außentreppe anbringen ließ, ist er wieder zugänglich und im Rahmen des Museumsbesuchs als Aussichtsturm besteigbar.
Am 8. Juni 2010 wurde bekanntgegeben, dass der Wilhelmsturm – wie auch die Villa Grün und die Kasematten – zum Kulturgut gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten erklärt worden war. Eine militärische Nutzung, ein militärischer Angriff oder eine sonstige vorsätzliche Beschädigung könnte im Falle eines bewaffneten Konfliktes einen Verstoß gegen diese Konvention darstellen und wäre daher auch möglicherweise strafbewehrt.[5]
Der Museumsverein Dillenburg setzt sich für die Erhaltung, Rekonstruktion und PR-Arbeit ein.[6]
In der Adventszeit verwandelt sich der Wilhelmsturm in einen überdimensionalen Adventskranz: Die vier Türmchen auf dem untersten Plateau verwandeln sich in rot-leuchtende Kerzen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Wilhelmsturm In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Der Wilhelmsturm auf Dillenburg.de
- Dillenburger Museumsverein e. V.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Angaben laut privat durchgeführten Messungen und Erkundungen
- ↑ Dillenburger Museumsverein
- ↑ Ausflugstipp: Museum Wilhelmsturm und Villa Grün auf dem Schlossberg in Dillenburg ( vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)
- ↑ Heiraten in Dillenburg auf der Website der Stadt Dillenburg, abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ Druckausgabe der Dill-Zeitung (8. Juni 2011)
- ↑ Dillenburger Museumsverein
Koordinaten: 50° 44′ 17,78″ N, 8° 17′ 7,99″ O
- Turm in Hessen
- Kulturdenkmal in Dillenburg
- Nach der Haager Konvention geschütztes Kulturgut in Hessen
- Erbaut in den 1870er Jahren
- Bauwerk in Dillenburg
- Haus Nassau
- Museum in Mittelhessen
- Wilhelm I. (Oranien)
- Aussichtspunkt in Hessen
- Museum im Lahn-Dill-Kreis
- Neuromanisches Bauwerk in Hessen
- Denkmalsturm
- Personendenkmal (Herrscher)