Winfried Junge
Winfried Junge (* 19. Juli 1935 in Berlin) ist ein deutscher Dokumentarfilmregisseur, der vor allem durch das Langzeitprojekt Die Kinder von Golzow bekannt ist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Junge studierte zunächst Germanistik an der Pädagogischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin; 1954 wechselte er als einer der ersten Studenten an die neue Deutsche Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. 1958 absolvierte er die Diplomprüfung als Filmdramaturg mit der theoretischen Arbeit Einige Probleme der Gestaltung des neuen Helden im DEFA-Dokumentarfilm mit industrieller Thematik. Zunächst arbeitete er daraufhin beim DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme als Assistent des DDR-Dokumentarfilmregisseurs Karl Gass. 1961 entstand nach dessen Idee der erste Teil der Golzow-Serie unter dem Titel Wenn ich erst zur Schule geh′. Im selben Jahr erhielt Junge einen Vertrag als Regisseur im DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme. 1963 drehte er den Dokumentarfilm Der Kinder wegen – Flucht ins Vaterland über Übersiedler von der Bundesrepublik Deutschland in die DDR.[1]
1979 wurde Junge zum stellvertretenden Vorsitzenden der Sektion Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR gewählt. Er war von 1985 bis 1987 Präsident des Nationalen Festivals Dokumentar- und Kurzfilm der DDR für Kino und Fernsehen in Neubrandenburg. Nach dem Ende der DDR und damit auch der DEFA führte Junge das Golzow-Projekt in Co-Produktion mit Sendern der ARD, vor allem des RBB, weiter. Die A Jour Film- und Fernsehproduktion GmbH in Berlin-Köpenick ist seitdem Produzent seiner Filme.
1990 wurde Winfried Junge Vizepräsident des Komitees Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm und 1995 Mitglied der AG Dokumentarfilm e. V. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara wurde er 1996 zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg berufen.
Junge hat insgesamt mehr als 50 Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen gedreht, darunter auch Reportagen aus dem Ausland (beispielsweise In Syrien auf Montage (1970), Somalia – Die große Anstrengung (1976)). Außerdem war er Regisseur des Kinderspielfilms Der tapfere Schulschwänzer (1967). 2019 erschienen in der Edition Jenseits von Golzow 15 DEFA-Dokumentarfilme von Winfried Junge bei Absolut Medien auf DVD.
Winfried und Barbara Junge leben in Berlin-Friedrichsfelde.
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1961–2007: Die Kinder von Golzow
- 1962: Schaut auf diese Stadt (Kameramann)
- 1964: Ferientage
- 1965: Studentinnen – Eindrücke von einer Hochschule
- 1966: Elf Jahre alt
- 1968: Mit beiden Beinen im Himmel – Begegnung mit einem Flugkapitän
- 1970: Wenn man vierzehn ist
- 1970: Auf der Oder
- 1971: In Syrien auf Montage
- 1972: Wenn jeder tanzen würde, wie er wollte, na!
- 1972: Einberufen
- 1973: Ich bin ein Junger Pionier
- 1974: Sagen wird man über unsre Tage
- 1975: Ich sprach mit einem Mädchen
- 1976: Somalia – Die große Anstrengung
- 1977: Termin Spirale Eins
- 1978: Hummelflug
- 1981: Markersbach – Energie des Wassers und des Menschen
- 1987: Das Pflugwesen – es entwickelt sich
- 1989: Gruß aus Libyen oder Grün ist eine schöne Farbe
- 1990: ...und der Vater blieb im Krieg. Begegnung mit syrischen Waisen
- 1990: Nicht jeder findet sein Troja – Archäologen
- 1997: Da habt ihr mein Leben – Marieluise, Kind von Golzow
- 1997: Was geht euch mein Leben an – Elke, Kind von Golzow
- 1999: Brigitte und Marcel – Golzower Lebenswege
- 2000: Ein Mensch wie Dieter – Golzower
- 2002: Jochen – ein Golzower aus Philadelphia
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1962: Hauptpreis beim IFF Leipzig für Nach einem Jahr
- 1963: Ehrendiplom beim IFF Oberhausen für Nach einem Jahr
- 1966: Silberne Taube beim IFF Leipzig für Elf Jahre alt
- 1967: Heinrich-Greif-Preis III. Klasse für Elf Jahre alt
- 1968: Silberne Taube beim IFF Leipzig für Mit beiden Beinen im Himmel
- 1980: Heinrich-von-Kleist-Kunstpreis des Bezirks Frankfurt/Oder
- 1981: Goldene Taube beim IFF Leipzig ehrenhalber für Lebensläufe
- 1981: Nationalpreis der DDR III. Klasse für Die Chronik der Kinder von Golzow
- 1982: FIPRESCI-Preis und Otto-Dibelius-Preis beim IFF Berlin für Lebensläufe
- 1982: Kunstpreis des FDGB für Markersbach
- 1983: Kunstpreis der FDJ für Lebensläufe
- 2007: Preis der DEFA-Stiftung für die Verdienste um den deutschen Film (gemeinsam mit seiner Frau Barbara Junge)
- 2008: Verdienstorden des Landes Brandenburg
- 2009: Deutscher Kritikerpreis (Ehrenpreis) (gemeinsam mit seiner Frau Barbara Junge)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Michael Bock: Winfried Junge – Dokumentarfilmer. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 15, 1989, mit einem Essay von Lew Hohmann.
- Barbara Junge, Winfried Junge: Lebensläufe. Die Kinder von Golzow. Schüren Verlag, Marburg 2004, ISBN 3-89472-357-2.
- René Lori: Dokumentieren ohne Unterlass. Ostdeutsche Film- und Lebensgeschichte in Winfried Junges „Die Kinder von Golzow“. Büchner-Verlag, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-941310-05-6.
- Ralf Schenk, Helmut Müller-Enbergs: Junge, Winfried. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Winfried Junge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Winfried Junge bei IMDb
- DEFA-Stiftung: Biografie von Winfried Junge
- Ästhetik des Vertrauens Interview mit Winfried Junge im Deutschlandradio, 19. Juli 2010
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Willkommen im Sozialismus! Einwandern von West nach Ost, Dokumentation auf ZDFinfo ( vom 18. Februar 2014 im Internet Archive)
Personendaten | |
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NAME | Junge, Winfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dokumentarfilmregisseur |
GEBURTSDATUM | 19. Juli 1935 |
GEBURTSORT | Berlin |