Wissenbach

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Wissenbach
Gemeinde Eschenburg
Koordinaten: 50° 47′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 50° 47′ 23″ N, 8° 19′ 31″ O
Höhe: 286 m ü. NHN
Fläche: 8,75 km²[1]
Einwohner: 1875 (30. Juni 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 214 Einwohner/km²
Postleitzahl: 35713
Vorwahl: 02774
Wissenbach
Wissenbach

Wissenbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Eschenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geografische Lage

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Wissenbach, Ansicht aus Südost

Wissenbach liegt im Tal der Dietzhölze und wird eingerahmt vom Bomberg (508 m ü.NN) im Westen und der Eschenburg (589 m ü.NN), die manchmal auch als Eschenberg bezeichnet wird, im Osten. Die Eschenburg dient auch als Namensgeber für die Gesamtgemeinde, obwohl sie sich auf dem Gebiet der Stadt Dillenburg befindet. Wissenbach ist der Eschenburger Ortsteil mit dem größten Waldanteil.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend, Eibelshausen, Eiershausen (beide Gemeinde Eschenburg), Nanzenbach, Frohnhausen (beide Stadt Dillenburg), Weidelbach (Stadt Haiger) und Ewersbach (Gemeinde Dietzhölztal).

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wissenbach erfolgte unter dem Namen de Wysenbach im Jahr 1290.[2]

1768 wurde in der Batzbachgrube mit dem Abbau von Schiefer begonnen. Diese Grube wurde erst 1997 gänzlich stillgelegt.

Am 20. Dezember 1773 brannte ein großer Teil des Dorfes ab.[3]

Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Dillenburg–Ewersbach erhielt Wissenbach 1892 Bahnanschluss. Die Strecke wurde 1987 für den Personenverkehr und 2000 für den Güterverkehr stillgelegt.

Das 1899 gegründete Unternehmen Manderbach Fahrzeugbau produzierte von 1949 bis 1956 Lastkraftwagen in Wissenbach.

Im Jahr 1936 wurde auf der Eschenburg der Eschenburgturm eröffnet. Der 43 m hohe hölzerne Aussichtsturm wurde am 23. März 1945 durch US-amerikanische Jagdbomber zerstört.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Die bis dahin selbständige Gemeinde Wissenbach fusionierte zum 1. Oktober 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig mit den Nachbardörfern Eibelshausen und Eiershausen zur Gemeinde Eschenburg.[4] Kraft Landesgesetz wurden dann die Gemeinden Eschenburg, Hirzenhain sowie Simmersbach und Roth des ehemaligen Landkreises Biedenkopf zur erweiterten Großgemeinde Eschenburg zusammengeschlossen.[5] Die Inkraftsetzung erfolgte zum 1. Juli 1974 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt.[6] Für alle sechs Ortsteile wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Wissenbach lag:[2][8]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wissenbach 1803 Einwohner. Darunter waren 132 (7,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 381 Einwohner unter 18 Jahren, 756 zwischen 18 und 49, 369 zwischen 50 und 64 und 300 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 675 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 195 Paare ohne Kinder und 270 Paare mit Kindern, sowie 64 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 126 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 450 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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Wissenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
  
486
1840
  
498
1846
  
510
1852
  
506
1858
  
480
1864
  
532
1871
  
522
1875
  
468
1885
  
528
1895
  
531
1905
  
658
1910
  
718
1925
  
870
1939
  
927
1946
  
1.290
1950
  
1.325
1956
  
1.353
1961
  
1.384
1967
  
1.510
1970
  
1.521
1974
  
1.596
1980
  
1.676
1990
  
1.883
2000
  
1.892
2008
  
1.925
2011
  
1.803
2015
  
1.841
2018
  
1.840
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; nach 1970: Gemeinde Eschenburg[10], ab 2008: Haushaltsplan 2019[11]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 0439 evangelische (= 83,14 %), keine katholischen und 84 andere (= 16,86 %) Christen[2]
• 1961: 1097 evangelische (= 79,26 %) und 142 katholische (= 10,26 %) Einwohner[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Im südlichen Teil des Dorfes ist der Wissenbacher Schützenverein zu finden. Der CVJM-Wissenbach e. V. feiert im Jahr 2023 sein hundertjähriges Bestehen. Er gehört zur weltweiten YMCA-Bewegung und damit zum größten Jugendverband Deutschlands. Hauptaufgabe des Vereins ist christliche Jugendarbeit (Jungschar, Jugendkreis, Sportarbeit, Freizeiten). Jedoch gehören auch weiter Arbeitsbereiche wie der Posaunenchor oder das monatliche Begegnungscafé "Sonntagstreff" eine wichtige Rolle. Das Vereinsheim "Jugendheim" liegt zentral im Dorf am sogenannten Viehweg.

Die evangelische Kirche wurde 1880/81 von Kirchenbaumeister Ludwig Hofmann zusammen mit seinem Bruder Karl Hofmann erbaut.

Ein kleines Museum für Bergbau und Fernmeldetechnik ist in einer ehemaligen Trafostation untergebracht.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Bundesstraße 253 (DillenburgFrankenberg) führt direkt durch den Ort. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung wünschen sich die Wissenbacher Bürger seit vielen Jahren eine Ortsumgehung. Die Entfernung bis zur Anschlussstelle Dillenburg an der Autobahn 45 beträgt etwa 7 km.

Darüber hinaus verfügte Wissenbach bis 1987 noch über einen Bahnanschluss über die Dietzhölztalbahn. Die Bahnstrecke ist seit 2001 stillgelegt. Allerdings gibt es Bestrebungen und eine Initiative, welche sich für den Erhalt und die Reaktivierung der Strecke für den SPNV und Güterverkehr einsetzt. Derzeit erfolgt der Freischnitt der Bahnstrecke auf dem südlichen Streckenabschnitt bis Frohnhausen.

In Wissenbach gibt es eine Grundschule und einen Kindergarten.

Weiterführende Schulen können in Eibelshausen (Kooperative Gesamtschule), Frohnhausen (Haupt- und Realschule), sowie in Dillenburg (Gymnasium) besucht werden.

Im Ort gibt es zwei Gewerbegebiete. In den dort ansässigen Unternehmen sind einige hundert Arbeitnehmer beschäftigt. Größte Industriebetriebe sind die Firmen Rittal und Giebeler.

Persönlichkeiten

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  • Aus dem Ortsteil Wissenbach stammt der Violinist, Bratschist, Konzertdirektor und radikalpietistische Religionsstifter (Johann) Daniel Müller alias Elias / Elias Artista, geb. Wissenbach 10. Februar 1716, gest. nicht vor 1786 (in Riga?).
  • In Wissenbach wurde der NSDAP-Politiker Richard Manderbach (1889–1962) geboren.
  • Die Autorin Ingrid Kretz (* 1959) in Wissenbach aufgewachsen.[12]
Commons: Wissenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Dillenburg) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Dillenburg) und Verwaltung.
  5. Am 1. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Eschenburg.

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
  2. a b c d e Wissenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Dillenburgische Intelligenz-Nachrichten des Jahres 1784
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 17. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 22. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Benennung von Gemeindeteilen im Dillkreis vom 21. November 1974. In: Der Regierungspräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr. 49, S. 2257, Punkt 1663 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,7 MB]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 52, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Februar 2019.
  11. Haushaltsplan 2019. (PDF; 1,92 MB) Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, S. 51, abgerufen im Januar 2021.
  12. Ingrid Kretz. Abgerufen am 10. August 2020.