Wodginit
Wodginit | |
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Wodginitkristall aus Linópolis, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 9,4 × 3,6 × 2,6 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1967 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Wdg[2] |
Chemische Formel | MnSnTa2O8[3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/D.17 IV/D.17-050 04.DB.40 08.01.08.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[4] |
Raumgruppe (Nr.) | C2/c[3] (Nr. 15) |
Gitterparameter | a = 9,50 Å; b = 11,46 Å; c = 5,14 Å β = 90,5°[3] |
Formeleinheiten | Z = 7[3] |
Häufige Kristallflächen | {111} |
Zwillingsbildung | Häufig Durchdringungszwillinge nach {001} oder {100}[5] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 7,19 bis 7,36; berechnet: 7,69 bis 7,81[5] |
Spaltbarkeit | keine |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde |
Farbe | rötlichbraun, dunkelbraun bis schwarz |
Strichfarbe | braun bis dunkelbraun |
Transparenz | undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Schichten[5] |
Glanz | schwacher Metallglanz |
Wodginit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung MnSnTa2O8[3] und ist damit ein Mangan-Zinn-Tantal-Oxid.
Wodginit entwickelt abgeflachte, dipyramidale oder prismatische Kristalle, die bis zu 15 Zentimeter lang werden können und meist in radial angeordneten Gruppen angeordnet sind. Er kommt aber auch in Form körniger bis massiger (derber) Aggregate vor. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur in dünnen Schichten durchscheinend. Seine Farbe variiert zwischen Rötlichbraun, Dunkelbraun und Schwarz und seine Strichfarbe zwischen Braun und Hellbraun. Die Kristalloberflächen weisen einen schwachen Metallglanz auf.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Wodginit in der Wodgina Mine in der westaustralischen Region Pilbara und beschrieben 1963 durch Ernest Henry Nickel, J. F. Rowland, R. C. McAdam, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wodginit zur Abteilung der „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Ferrotitanowodginit, Ferrowodginit, Ixiolith, Koragoit, Lithiowodginit, Qitianlingit und Titanowodginit die unbenannte Gruppe IV/D.17 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wodginit ebenfalls in die Abteilung der „Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Wodginitgruppe“ mit der System-Nr. 4.DB.40 und den weiteren Mitgliedern Ferrotitanowodginit, Ferrowodginit, Lithiotantit, Lithiowodginit und Titanowodginit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wodginit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti“ ein. Hier ist er in der Wodginitgruppe mit der System-Nr. 08.01.08 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti mit der Formel ABO4 “ zu finden.
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Typischerweise tritt Wodginit in zonierten Pegmatiten in Amphibolit zusammen mit Tantalit, Albit, Quarz, Muskovit, Tapiolit, Mikrolith und Mikroklin auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Wodginit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 60 Fundorte[6] als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität Wodgina Mine in der Pilbara-Region trat das Mineral in Australien nur noch in „Greenbushes Tinfield“ (Zinnfeld) im Verwaltungsgebiet Bridgetown-Greenbushes Shire auf.
Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem[7]
- Westeuropa: die Viitaniemi Pegmatite im Gebiet um Eräjärvi-Orivesi in Finnland, Varuträsk (Västerbotten) in Schweden, Krásno nad Teplou (deutsch Schönfeld) in Tschechien
- Osteuropa bis Zentralasien: die Tantal-Lagerstätten Ognevka und Yubileinoye in Ostkasachstan, Vasin-Myl'k auf der russischen Halbinsel Kola
- Ostasien: die „Paprok Mine“ im afghanischen Distrikt Kamdesh, das Nanping-Pegmatit-Feld (Fujian) und die „Yichun Mine“ (Jiangxi) in China, Tawara (Tahara) in der Präfektur Gifu auf der japanischen Insel Honshū, das Unchzhul-Massiv in der Mongolei, das zur Mongolei und Südsibirien gehörende Sajangebirge
- Afrika: die Tantal-Zinn-Lagerstätte bei Marsa Alam und Um Desi in Ägypten, die „Kenticha Mine“ in der äthiopischen Provinz Sidamo-Borana, das Damaraland in Namibia
- Nordamerika: mehrere Orte in den kanadischen Provinzen Manitoba, Nordwest-Territorien und Ontario, mehrere Orte in verschiedenen Staaten der USA
- Südamerika: die Pegmatite von San Elías und La Viquita im argentinischen Departamento Chacabuco (San Luis), mehrere Orte in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais und Paraíba
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wodginit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 9,50 Å; b = 11,46 Å; c = 5,14 Å und β = 90,5° sowie 7 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- E. H. Nickel, J. F. Rowland, R. C. McAdam: Wodginite – a new tin-manganese tantalate from Wodgina, Australia and Bernic Lake, Manitoba, In: The Canadian Mineralogist, Band 7 (1963), S. 390–402
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 212.
- ↑ Webmineral - Wodginite
- ↑ a b c Wodginite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 70,8 kB)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Wodginit
- ↑ Fundortliste für Wodginit beim Mineralienatlas und bei Mindat
- ↑ Ercit, T.S., Černý, P., Hawthorne, F.C.: The wodginite group. III. Classification and new species. In: Canadian Mineralogist. 36. Jahrgang, 1992, S. 633–638.