Zagoria

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Das Dorf Sheper mit Dhëmbel links und Nemërçka sowie Pogon im Hintergrund

Die Zagoria (albanisch auch Zagori) ist eine Bergregion in Südalbanien, die zur Gemeinde Libohova im Qark Gjirokastra gehört. Bis 2015 war die Zagoria eine eigenständige Gemeinde (komuna), heute eine Njësia administrative (Verwaltungseinheit) innerhalb der Bashkia Libohova. In der Zagoria leben 265 Menschen (Volkszählung 2023).[1] Zwölf Jahre zuvor waren es noch 411 Einwohner gewesen (Volkszählung 2011).[2]

Zusammen mit dem südlich anschließenden Pogon bildet das Tal der Zagoria (Fluss) eine Synklinale im paläogenen Flysch, abgeschieden eingeklemmt zwischen den Gebirgszügen Shëndëll-Lunxhëria-Buretoja im Westen und Trëbëshinj-Dhëmbel-Nëmerçka im Osten, gebildet von den Zweitausendern Lunxhëria (2155 m ü. A.), Nemërçka (2485 m ü. A.) und Dhëmbel (2050 m ü. A.). Vom Pass auf ca. 850 m ü. A.[3] im Synklinaltal, der das Pogon im Süden von der Zagoria im Norden trennt, zieht sich die Zagoria parallel zwischen den Tälern von Drino und Vjosa nach Nordwesten. Das Tal der Zagoria ist rund 23 Kilometer lang und verengt sich nach Norden zusehend. Zwischen Tepelena und Këlcyra mündet die Zagoria in die Vjosa, die hier die beiden Antiklinalen durchbricht. Das Einzugsgebiet des Flusses beträgt 171 Quadratkilometer. Auf der Nordostseite entspringen dem Dhëmbel zahlreiche Karstquellen. Das Pogon als großes Becken zwischen Nemërçka und Buretoja wird durch eine enge Schlucht zwischen Buretoja und Lunxhëria zum Drino entwässert.[4][5]

Herbert Louis beschrieb das Gebiet in den 1920er Jahren folgendermaßen:

„Zu beiden Seiten des Zagoriëbaches wird der Flysch von zahllosen Tälchen badlandartig zerschnitten; denn unter der permeablen Kalkbreccie treten überall Quellen aus, die weitaus wichtigsten dieser Landschaft. […] Bie Maleshovo hat der Bach den Flysch durchschnitten, und es beginnt nun im Kalke eine äußerst enge Schlucht […]“

Herbert Louis: Albanien. Eine Landeskunde[6]
Kirche von Sheper

Die Dörfer im Tal liegen nicht am Fluss, sondern am Hang von Dhëmbel und Lunxhëria auf rund 700–900 m ü. A.[7] Die Zagoria besteht aus zehn Dörfern (von Süd nach Nord): Sheper, Nderan, Nivan, Topova, Koncka, Lliar, Zhej, Hoshteva, Doshnica, Vithuq. Weiter liegen im Tal der Zagoria die Dörfer Leskaj, Limar und Malëshova, die zur Gemeinde Këlcyra gehören, und Peshtan am Talausgang, das zur Gemeinde Tepelena gehört. Hauptort ist Nivan. Im Gegensatz zum von Griechen bewohnten Pogon ist die Zagoria mehrheitlich albanisch; Nderan und Topova werden von Aromunen bewohnt.[5]

„Diese Gebirgszone zwischen den Flüssen Vjosa und Drino gehört zu den höchsten und größten, gleichzeitig zu den am wenigsten dicht besiedelten und extrem abgeschiedenen Gegenden des albanischen Epirus.“

Christoph Baumann: Die albanische „Transformationsregion“ Gjirokastra[5]

Der Name Zagoria ist slawischen Ursprungs und deutet auf die Lage der Region „hinter den Bergen“ hin.[5] Rund 50 Kilometer südöstlich liegt in Griechenland die Gemeinde Zagori, die ebenfalls zum Epirus gehört.

Tauteich der Hirten wenig unterhalb des Grats der Lunxhëria

Heute ist die Weidewirtschaft in der Zagoria dominierend.[5] Begrenzte Einkommensmöglichkeiten und die Abgeschiedenheit haben zu einer starken Abwanderung geführt wie in der ganzen Region.[8] Zufahrtswege zur Zagoria sind der Çajupi-Pass (ca. 1300 m ü. A.) von Gjirokastra über Erind nach Zhej (2020 nur bis kurz nach der Passhöhe asphaltiert) und die Straße von Libohova durch die Schlucht von Suha nach Poliçan im Pogon und weiter nach Sheper (2020 nicht asphaltiert). Die Dörfer im unteren Bereich des Tals der Zagoria sind nur durch Pfade mit denjenigen im oberen Bereich verbunden. Ein Bergpfad führt über den Dhëmbel-Pass (1464 m ü. A.) nach Përmet.

Zahlreiche orthodoxe Kirchen in den verschiedenen Dörfern sind Zeugen eines historischen kulturellen Erbes der abgeschiedenen Region. Der Schriftsteller Andon Zako Çajupi (1866–1930) stammt aus Sheper; Vito Kapo und ihr Bruder Pirro Kondi, die aus Nivan stammten, machten als Politiker der Partei der Arbeit Albaniens Karriere.

Einige Platanen, Eichen und weitere Bäume und Heine insbesondere in Nderan und Nivan sind als Naturdenkmäler geschützt. Weiter stehen Geländeterrassen bei Nderan, eine Quelle in Nivan, ein Felsen bei Zhej und höhlenähnliche Vertiefungen im Karst bei Koncka als Naturdenkmäler auf der Liste der nationalen Naturschutzgebiete. 2018 wurde ein 25.000 Hektar großer „Naturpark Zagoria“ gegründet, der sich von der Region Zhej und dem Çajupi-Pass der ganzen Westseite des Tals sowie dem Lunxhëria-Berzug entlangstreckt und aus einem Regionalen Naturpark hervorging.[9][10]

Die Zagoria und das angrenzende Pogon, wo 440 Menschen leben, sind stark von Abwanderung betroffen. 1989 lebten noch 1448 Menschen in der Zagoria, 2474 in Pogon.[11] 2023 wurden bei der Volkszählung noch sieben Kinder unter 14 Jahren in der Zagoria erfasst und in Pogon zehn. Hingegen war praktisch die Hälfte der Bevölkerung über 65 Jahre alt.[1]

Commons: Zagoria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Elsa Dhuli: Censi i popullsisë dhe banesave në Shqipëri 2023 – Qarke/Bashki / Albania Population and Housing Census 2023 – Prefectures/Municipalities. Gjirokastra. Hrsg.: INSTAT. Tirana 2024, S. 109 ff. (instat.gov.al [PDF; abgerufen am 10. November 2024]).
  2. Ines Nurja: Censusi i popullsisë dhe banesave / Population and Housing Census – Gjirokastër 2011. Rezultatet Kryesore/Main Results. Hrsg.: INSTAT. Pjesa/Part 1. Adel Print, Tirana 2013 (instat.gov.al [PDF; abgerufen am 14. April 2019]).
  3. Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-137-D, 2. Auflage, Tirana 1983.
  4. Farudin Krutaj, Rrok Zojzi: Fjalor enciklopedik shqiptar. Hrsg.: Akademia e Shkencave e RPSSH. Tirana 1985, Stichwort Zagoria (Tejmali), S. 1193.
  5. a b c d e Christoph Baumann: Die albanische „Transformationsregion“ Gjirokastra – Strukturwandel im 20. Jahrhundert, räumliche Trends und Handlungsmuster im ruralen Raum (= Institut für Geographie an der Universität Bamberg [Hrsg.]: Bamberger Geographische Schriften. Heft 23). 2008, ISSN 0344-6557, S. 33–35 (Dissertation 2006).
  6. Herbert Louis: Albanien. Eine Landeskunde vornehmlich auf grund eigener Reisen. Verlag von J. Engelhorns Nachfolgern in Stuttgart, Berlin 1927, S. 84 f.
  7. Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-137-B, 3. Auflage, Tirana 1992.
  8. Christoph Baumann: Die albanische „Transformationsregion“ Gjirokastra – Strukturwandel im 20. Jahrhundert, räumliche Trends und Handlungsmuster im ruralen Raum (= Institut für Geographie an der Universität Bamberg [Hrsg.]: Bamberger Geographische Schriften. Heft 23). 2008, ISSN 0344-6557, S. 1 ff. (Dissertation 2006).
  9. Ministerpräsident der Republik Albanien (Hrsg.): Vendim Nr. 354 për zgjerimin dhe kthimin e Parkut Rajonal “Zagori” në Park Natyror. 2. Mai 2018 (turizmi.gov.al [PDF; abgerufen am 31. Mai 2021]).
  10. Raimond Kola: Parku natyror i Zagorisë. In: Voice of America. 13. Oktober 2015, abgerufen am 31. Mai 2021 (albanisch).
  11. Tim Bespyatov: Albania: All places/communes: 1989, 2001, 2011, 2023 censuses (today's division). In: Pop-stat. 2024, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).

Koordinaten: 40° 10′ 53″ N, 20° 16′ 27″ O