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Zwölfeckhaus

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Zwölfeckhaus
Saniertes Gebäude in Radeberg
Grundriss eines Zwölfeckhauses

Das Zwölfeckhaus war ein Experimentalbau in der DDR und wurde als neuartige „punkterschlossene Wohnungsbauserie für den Raum Dresden“ durch den Architekten Manfred Zumpe entwickelt, um neue Gebäudetypen mit effektiv nutzbaren Grundrissen und bauliche Gestaltungsmöglichkeiten zu erproben. Das erste Zwölfeckhaus wurde in den 1970er Jahren im sächsischen Ottendorf-Okrilla bei Dresden erbaut.[1]

Das Zwölfeckhaus ist ein „Experimentalbau in industrieller Monolithbauweise“, erbaut aus Fertigteilen im Großtafelschalverfahren sowie vor Ort angefertigten Wandelementen. Das Gebäude weist eine symmetrische Grundfläche von etwa 880 Quadratmetern auf. Charakteristische Merkmale sind die namensgebenden zwölf Außenecken sowie die drei- und viereckigen Loggien. Die fünfstöckigen Gebäude verfügen über ein zentrales Treppenhaus und bieten Raum für zirka 50 Ein- bis Fünfraumwohnungen.[2][3]

Der Architekt Manfred Zumpe begann die Planungen Anfang der 1970er Jahre zunächst ohne staatlichen Auftrag. Sein Ziel war es, ein neuartiges Wohnkonzept abseits der typischen Plattenbauten für den Dresdner Raum zu entwickeln.[4] Ein wichtiger Aspekt des neuen Gebäudetyps war die Senkung der Baukosten gegenüber der anderen Plattenbauten wie der Wohnungsbauserie 70, einer der „klassischen“ Bauserien der DDR. So konnten beim Zwölfeckhaus beispielsweise über 40 Prozent des für ein vergleichbares WBS-70-Gebäude benötigten Bewehrungsstahls eingespart werden.[5] Der Rat des damaligen Kreises Dresden-Land wurde auf den Entwurf aufmerksam und übernahm ab 1975 die Bauleitung. Ein Vorteil des Gebäudegrundrisses war die Möglichkeit der flexiblen Anordnung verschiedener Wohnungsgrößen, was zu einer breiten sozialen Streuung der Bewohner führte. Die Lage der dreieckigen Loggien in den Innenecken des Hauses bewirkte, dass diese von anderen Wohnungen aus nicht einsehbar waren. Das Wohnungsbauprogramm der DDR sah im Zwölfeckhaus eine Konkurrenz zu den üblichen Plattenbauten. Eine Weiterentwicklung des Konzepts wurde unterbunden.[4]

Als technisch realisierbar wurden Zwölfeckhäuser mit bis zu 30 Stockwerken beschrieben, es blieb jedoch bei der Errichtung der fünfstöckigen Gebäude.[1] Auch Zumpes Ideen für größere Zwölfeckhäuser für die Großsiedlung Neu-Gorbitz in Dresden wurden nicht umgesetzt.[4]

Insgesamt wurden sieben Zwölfeckhäuser in folgenden Städten und Gemeinden im Rödertal errichtet:

Ort Bild Anzahl Baujahr[Anm. 1] Bemerkungen
Ottendorf-Okrilla
(Lage)
Zwölfeckhaus in Ottendorf-Okrilla 1 Gebäude 1977[6] Dieses Gebäude war das erste fertiggestellte Zwölfeckhaus. Eine Besonderheit dieses Gebäudes sind die Balkone an den „Stirnseiten“, die jeweils eine zusätzliche Ecke in der Brüstung aufweisen.
Arnsdorf
(Lage)
Zwölfeckhaus in Arnsdorf 3 Gebäude 1978–1980[6][7] In den 1980er Jahren waren die Häuser mit Dachgärten versehen. Eine Renovierung erfolgte 1999.[6] Die Gebäude sind nebeneinander in einer Linie angeordnet.
Radeberg
(Lage)
Zwölfeckhäuser in Radeberg 3 Gebäude 1983[8] Ein Gebäude wurde 2011 umfassend saniert.[9] Das Gebäudeensemble ist in einer Dreiecksform angeordnet.

Anmerkung:

  1. Angegeben ist das Jahr der Fertigstellung.
  • Die Wohnungen in den obersten Etagen waren allgemein die unbeliebtesten, da die Balkone aufgrund eines fehlenden Daches weniger sonnen- und regengeschützt waren als die darunterliegenden.[7] Inzwischen (Stand 2023) wurden bei allen sieben Gebäuden Überdachungen der Balkone der fünften Etage angebracht.[10][11][12]
  • Die drei Zwölfeckhäuser in Arnsdorf bekamen in der Bevölkerung die Spitznamen „Arbeitendes Haus“ (die Anwohner kümmerten sich um die Grünanlagen rings um die Häuser), „Feierndes Haus“ und „Besonderes Haus“ verliehen.[7]
  • Einige Szenen des Kriminalfilms „Traum des Vergessens“ aus der Reihe Polizeiruf 110 von 1985 wurden in einem der Radeberger Zwölfeckhäuser gedreht.[13]
  • Der Gemeinderat von Ottendorf-Okrilla vergibt seit 2012 an die Neugeborenen des Ortes eine Medaille aus Feinsilber, auf deren Rückseite neben dem Rathaus und dem Kirchturm das stilisierte Zwölfeckhaus zu sehen ist.[14]
  • Der Architekt der Zwölfeckhäuser, der 1930 in Dresden geborene Manfred Zumpe, gehörte unter anderem der Entwurfsabteilung des Wohnungsbaukombinats Berlin an. Nach von ihm (mit-)gestalteten Entwürfen entstanden in den 1960er und 1970er Jahren beispielsweise Wohnhochhäuser auf der Fischerinsel und an der Straße der Pariser Kommune in Berlin sowie das Hochhaus Windmühle (Hackescher Markt), ebenfalls in Berlin.[15]
  • Bereits 1970 bis 1972 wurde in ähnlicher Form in Leipzig das Wintergartenhochhaus erbaut, an dessen Entwurf Manfred Zumpe ebenfalls beteiligt war. Es hat einen sechzehneckigen Grundriss und verfügt an den vier diagonalen Seiten über jeweils drei dreieckige Loggien, deren Brüstungen in einer durchgehenden Linie verlaufen. So entsteht der Eindruck eines nur achteckigen Gebäudes.
  • Auch andere Gebäude mit einem zwölfeckigen Grundriss wurden und werden von der Regional-Presse teilweise als Zwölfeckhäuser bezeichnet, zum Beispiel ein 2001 erbautes Geschäftshaus in Rehlingen im Saarland[16] oder die 2005 eingeweihten neun Einzelgebäude eines Altenheims in Herdorf im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz.[17] Beide Beispiele sind keine Zwölfeckhäuser im Sinne von Manfred Zumpe, sondern weisen lediglich einen zwölfeckigen Grundriss auf.
Commons: Zwölfeckhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Dresden: Erstes Zwölfeckhaus In: Neues Deutschland, 27./28. November 1976, S. 13.
  2. Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR. Bezirk Dresden. 2. Auflage. Verlag für Bauwesen, Berlin 1981, S. 84.
  3. Wohnungsbauserie Zwölfeckhaus. In: Bauplanung-Bautechnik. Band 27. Verlag für Bauwesen, Berlin 1973.
  4. a b c Matthias Weigel, Iris Hellmann: Mein Haus, das hat zwölf Ecken. Zwölfeckhäuser im Rödertal. In: Sächsische Zeitung, 14. Oktober 2006, S. 15.
  5. Günter Kramer: Neues Zwölfeckhaus mit Loggien und Gärten. In: Berliner Zeitung, 13. April 1977, S. 2.
  6. a b c Zeittafel der Arnsdorfer Wohnungsbaugenossenschaft. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  7. a b c Sylvia Gebauer: HauSZbesuche im Rödertal: Die ersten Mieter vom Zwölf-Eck-Haus. In: Sächsische Zeitung, 24. November 2011, S. 16.
  8. Geschichte der Wohnungsbaugenossenschaft Radeberg. Abgerufen am 26. Februar 2016.
  9. Jahresrückblick 2011 der Wohnungsbaugenossenschaft Radeberg. (PDF; 1,6 MB) Abgerufen am 26. Februar 2016.
  10. Ottendorf-Okrilla. DOP-RGB von GeoSN, abgerufen am 10. Mai 2023.
  11. Radeberg. DOP-RGB von GeoSN, abgerufen am 10. Mai 2023.
  12. Arnsdorf. DOP-RGB von GeoSN, abgerufen am 10. Mai 2023.
  13. Jens Fritzsche: Beinbruch im Krankenhaus. In: Sächsische Zeitung, 31. August 2013, S. 16.
  14. Amtsblatt der Gemeinde Ottendorf Okrilla. (PDF) Februar 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Februar 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ottendorf-okrilla.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  15. Manfred Zumpe; Eintrag in der Künstlerdatenbank. Institut für Auslandsbeziehungen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 25. Juni 2024.
  16. Ein Unikat an Architektur. In: Saarbrücker Zeitung, 18. September 2001.
  17. Der Grundstein ist gelegt. Altenpflegeheim in Herdorf als „Dorf im Dorf“. In: Rhein-Zeitung, 24. Juli 2004.