Aichig (Bayreuth)

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Aichig
Kreisfreie Stadt Bayreuth
Koordinaten: 49° 56′ N, 11° 37′ OKoordinaten: 49° 55′ 54″ N, 11° 37′ 18″ O
Höhe: 377 m ü. NHN
Eingemeindung: 1. Juli 1976
Postleitzahl: 95448
Vorwahl: 0921
Kemnather Straße im alten Ortskern von Aichig
Kemnather Straße im alten Ortskern von Aichig

Aichig ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Bayreuth in Oberfranken.[1]

Das ehemalige Dorf Aichig bildet mittlerweile mit Grunau im Westen eine geschlossene Siedlung. Sie liegt im Tal und am Westhang des Roten Mains südwestlich der Bahnstrecke Weiden–Bayreuth.[2]

Plan von Aichig und Grunau (19. Jahrhundert)

Bis in die Mitte der 1950er Jahre war Aichig nur ein bescheidenes Bauerndorf mit einer kleinen Gemarkung, ohne eigene Kirche. Die bemerkenswertesten Objekte waren das sogenannte Aichiger Schloss und ein Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert.[3]

Das entlang der Straße nach Kemnath gelegene Straßendorf war in einen nördlichen und einen südlichen Teil gegliedert. Diese Struktur blieb bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu unverändert. Lediglich im nördlichen Bereich der Sonnenstraße entstand bereits Ende der 1930er Jahre eine separate Kleinsiedlung; die zwölf einheitlich konzipierten Siedlungshäuser[4] stehen heute an der Grenze zum in den 1970er Jahren entstandenen Neubauviertel Grunau, dessen Flächen damals zu den Gemeinden Oberkonnersreuth und Sankt Johannis gehörten.

Ende der 1950er Jahre entstand nördlich der Sternstraße ein erstes Wohngebiet (Aichig-Südwest) mit Einfamilienhäusern.[4] An den Ortskern anschließend entwickelten sich auf der Dorfgemarkung in den 1960er Jahren die Baugebiete Aichig-Südost, Mostholz und Aichig-Nordwest.[3] Die Eingemeindungen von Oberkonnersreuth (1972) und Aichig (1976)[4] nach Bayreuth führten zu einem dynamischen Wachstum Aichigs an Wohn- und Gewerbeflächen vor allem in westlicher Richtung.[3] Heute grenzt die Wohnbebauung im Westen nahtlos an jene von Grunau. Voneinander unterscheidbar sind die Bereiche durch die Straßennamen: Aichig vergab (mit Ausnahme der Mostholzstraße) Namen von Himmelskörpern, die Stadt Bayreuth für Grunau Namen von deutschen Mittelgebirgen. Das im Norden angesiedelte Gewerbegebiet Aichig mit einem Hotel und Arztpraxen wird auch als „Grunaupark“ bezeichnet.

Zur Realgemeinde Aichig gehörten Eremitenhof, Geiersnest, Mooshügel und Wunau. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Aichig 15 Anwesen (1 Halbhof, 1 Wirtshaus, 1 Ziegelhütte, 12 Tropfhäuser). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen hatte das Amt St. Johannis.[5]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Nachdem im Jahr 1810 das Königreich Bayern das Fürstentum Bayreuth käuflich erworben hatte, wurde Aichig bayerisch. Infolge des Gemeindeedikts wurde Aichig dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt St. Johannis zugewiesen. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Aichig, zu der Bauernhöfen gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Bayreuth zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Bayreuth (1919 in Finanzamt Bayreuth umbenannt). Ab 1862 gehörte Aichig zum Bezirksamt Bayreuth (1939 in Landkreis Bayreuth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Bayreuth (1879 in Amtsgericht Bayreuth umgewandelt).[6] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,262 km².[7] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Aichig am 1. Juli 1976 nach Bayreuth eingemeindet.[8]

  • Polarstraße 10: Zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Walmdach und Portal mit Dreiecksgiebel, bezeichnet mit „1730“, sogenanntes Aichiger Schloss[4]
  • Kemnather Straße 77: Bauernhof
  • Sandstein-Säule an der Kemnather Straße zur Markierung der Stadtgrenze mit Bayreuther Stadtwappen und Inschrift von 1939
ehemaliges Baudenkmal
  • Haus Nr. 12: Am zweigeschossigen, stark erneuerten Bau von Anfang des 18. Jahrhunderts ist der Türsturz bezeichnet „1729“.[9]

Einwohnerentwicklung

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Gemeinde Aichig

Jahr 1822 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 157 200 204 215 212 205 214 205 202 214 235 259 260 251 244 237 238 232 233 384 407 401 436 660
Häuser[10] 18 28 28 27 30 29 44 59
Quelle [6] [11] [11] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [11] [19] [11] [20] [11] [21] [11] [11] [11] [22] [11] [7] [23]

Ort Aichig

Jahr 001819 001822 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 138 157 * 185 191 188 238 218 382 418 644 1672 
Häuser[10] 18 * 25 27 26 41 56 376 
Quelle [24] [6] [12] [14] [17] [19] [21] [22] [7] [23] [25]
* 
inklusive Bauernhöfen
 
inklusive Letten

Aichig ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannis (Bayreuth) gepfarrt.[5][7]

Zentrale Achse des alten Dorfkerns ist die Kemnather Straße, die als Bundesstraße 22 bis vor wenigen Jahren den Verkehr zwischen Bayreuth und Weiden zu bewältigen hatte. Mittlerweile wurde sie durch eine Aichig umgehende Verkehrsführung entlastet.

Die Bayreuther Stadtbuslinie 307 erschließt Aichig im Rahmen des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) im 30-Minuten-Takt.[26]

Von 1910 bis 1973 existierte an der nahe Aichig verlaufenden Bahnstrecke Weiden–Bayreuth der Eisenbahn-Haltepunkt Eremitage.

  1. Stadt Bayreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  2. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Oktober 2023 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  3. a b c Siedlungswachstum außerhalb der eigenen Gemarkung bei kurier.de vom 28. August 2007, abgerufen am 21. August 2022
  4. a b c d Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 295 ff.
  5. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 338.
  6. a b c R. Winkler: Bayreuth, S. 461.
  7. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 651 (Digitalisat).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 669 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Bayreuth, S. 87. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  10. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  11. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 137, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  12. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 842, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 129 (Digitalisat).
  14. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1011, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 49 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 142 (Digitalisat).
  17. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 957 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 142 (Digitalisat).
  19. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1003 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 142 (Digitalisat).
  21. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1025 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 885 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 148 (Digitalisat).
  24. A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 23 (Digitalisat). Dort als Eichig aufgelistet.
  25. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
  26. Fahrplan bei stadtwerke-bayreuth.de, abgerufen am 20. August 2022