Arbeitsökonomik
Arbeitsökonomik (auch Arbeitsökonomie; engl. Labour economics) ist eine spezielle Disziplin der Wirtschaftswissenschaften. Sie befasst sich unter ökonomischen Fragestellungen mit allen Aspekten der individuellen und kollektiven Arbeit. Im Einzelnen heißt das: mit Fragen des Arbeitsmarktes und der Lohnbildung, der Gewerkschaften und Tarifverträge, des Arbeitskampfes sowie der Mitbestimmung und Partizipation der Arbeitnehmer. Ihre empirischen Untersuchungen sind zumeist ökonometrisch fundiert und arbeiten mit Modellen aus gegenstandspezifischen Theorien wie
- Theorie des Arbeitsmarktes
- Theorie der Lohnbildung und der Lohndrift
- Verhandlungstheorien (Collective Bargaining)
- Ökonomische Theorie der industriellen Beziehungen
- Ökonomische Theorie der Gewerkschaften
- Ökonomische Theorie des industriellen Konflikts
- Ökonomische Theorie der Mitbestimmung und Partizipation
In den angelsächsischen Ländern hat die Arbeitsökonomik eine lange Tradition. In neuerer Zeit verdankte sie dem Briten Henry Phelps Brown und dem Amerikaner John T. Dunlop ihre Konturen. Gegenwärtige Vertreter sind John T. Addison (University of South Carolina), Richard B. Freeman und James Medoff (beide Harvard University), David Metcalf (London School of Economics).
In Deutschland hatten die Kathedersozialisten (unter anderem Lujo Brentano) und der Verein für Socialpolitik im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert Grundlagen für eine wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung der Arbeit gelegt. Diese Tradition ist abgebrochen. Heute vertreten in Deutschland Ökonomen wie Knut Gerlach und Wolfgang Meyer (beide Universität Hannover) und Claus Schnabel (Universität Erlangen-Nürnberg) dieses Fach. Eine betriebswirtschaftliche Variante der Arbeitsökonomik ist die von Dieter Sadowski (Universität Trier) vertretene Personalökonomie.
Der Bonner Volkswirtschaftler und Arbeitsökonom Klaus F. Zimmermann leitet das von ihm gegründete Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), das die weltweite Entwicklung auf den Arbeitsmärkten verfolgt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Brinkmann: Ökonomik der Arbeit. Klett-Cotta, Stuttgart.
- Band 1: Grundlagen. 1981, ISBN 3-12-915360-8.
- Band 2: Die Allokation der Arbeit. 1981, ISBN 3-12-915370-5.
- Band 3: Die Entlohnung der Arbeit. 1984, ISBN 3-12-915380-2.
- Gerhard Brinkmann: Einführung in die Arbeitsökonomik. Oldenbourg, München/Wien 1999, ISBN 3-486-24859-6.
- Christian Brockhaus: Lohnarbeit als Existenzgrund von Gewerkschaften. Campus, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-593-32351-6.
- Friedrich Buttler, Knut Gerlach: Arbeitsmarkttheorien. In: Willi Albers, Anton Zottmann (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft. Band 9: Wirtschaft und Politik bis Zölle, Nachtrag. G. Fischer, Stuttgart/New York 1983, ISBN 3-525-10260-7, S. 686–696.
- Alexander Dilger: Ökonomik betrieblicher Mitbestimmung. Die wirtschaftlichen Folgen von Betriebsräten. Hampp, München/Mering 2002, ISBN 3-87988-645-8.
- Wolfgang Franz: Arbeitsmarktökonomik. 6. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2006.
- Richard B. Freeman: Labour economics. In: Steven N. Durlauf, Lawrence E. Blume (Hrsg.): The New Palgrave Dictionary of Economics. 2. Auflage. Palgrave Macmillan, London 2008.
- Richard B. Freeman, James L. Medoff: What Do Unions Do? New York 1984.
- Knut Gerlach, Wolfgang Meyer: Gewerkschaften und Betriebsräte in Deutschland. In: Jahrbuch für Ökonomie und Gesellschaft 21: Macht oder ökonomisches Gesetz. Marburg 2008, S. 267–299.
- Bernhard Külp, Wilfrid Schreiber (Hrsg.): Arbeitsökonomik. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1972.
- Die Gewerkschaft in der ökonomischen Theorie. (= Ökonomie und Gesellschaft. Band 7). Campus, Frankfurt am Main/New York 1989, ISBN 3-593-34149-2.
- Dieter Sadowski: Personalökonomie und Arbeitspolitik. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2002, ISBN 3-7910-1834-5.
- Claus Schnabel, Joachim Wagner (Hrsg.): Gewerkschaftsmitgliedschaft in Deutschland: Strukturen, Determinanten und Tendenzen. In: Industrielle Beziehungen. (Schwerpunktheft). Jg. 14, H. 2, 2007, ISBN 978-3-86618-151-9.