Benutzer:Pistazienfresser/Winston Churchill

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Winston Churchill
Churchill 1943
Amtszeiten: 1. 10. Mai 194027. Juli 1945
2. 26. Oktober 19517. April 1955
Vorgänger: 1. Neville Chamberlain
2. Clement Attlee
Nachfolger: 1. Clement Attlee
2. Anthony Eden
Geburtsdatum: 30. November 1874
Geburtsort: Woodstock (Oxfordshire), England
Partei: Konservative Partei, Liberale Partei

Sir Winston Leonard Spencer Churchill[1] (* 30. November 1874 in Woodstock (England); † 24. Januar 1965 in London) gilt als bedeutendster britischer Staatsmann des 20. Jahrhunderts. Er war zwei Mal Premierminister und führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg. Zuvor hatte er bereits mehrere Regierungsämter bekleidet, unter anderem das des Ersten Lords der Admiralität, des Innen- und des Finanzministers. Darüber hinaus trat er als Autor politischer und historischer Werke hervor und erhielt 1953 den Nobelpreis für Literatur.

Herkunft, Schule, Militär

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Winston Churchill war der Sohn des britischen Politikers Lord Randolph Churchill und der amerikanischen Millionärstochter Jennie Jerome. Er kam in Blenheim Palace, dem Schloss seines Großvaters John Winston Spencer-Churchill zur Welt. Dieser gehörte als siebter Herzog von Marlborough dem englischen Hochadel an. Randolph Churchill war der dritte Sohn des Herzogs und erbte daher nicht dessen Titel. Winston Churchill selbst sollte in den 1950er Jahren die angebotene Erhebung zur erblichen Peerswürde ablehnen, wurde aber 1953 zum Ritter des Hosenbandordens geschlagen. Seine Herkunft sicherte ihm in seiner Jugend die Aufnahme in renommierte Internate und eine Laufbahn als Armeeoffizier, obwohl seine Leistungen als Schüler eher mangelhaft waren.

Von 1881 bis 1892 besuchte Churchill Eliteschulen in Ascot, Brighton und Harrow. Das autoritäre Erziehungssystem dort widerstrebte ihm und er blieb mehrfach sitzen. Nach der Schulzeit bewarb er sich beim Militär, fiel jedoch zweimal durch die Aufnahmeprüfung. 1893 aber kam er doch noch als Kadett nach Sandhurst und mit 21 Jahren als Kavallerie-Leutnant zum 4. Husarenregiment. Hier erkannte er, wozu er wirklich berufen zu sein schien, zum „Krieger“.

Außerdem zeigte sich nun ein weiteres Talent: Ohne schulischen Druck erwarb sich Churchill eine profunde literarische Bildung und begann kurz darauf selbst zu schreiben. Bis zu seinem Lebensende sollte er als Journalist und Buchautor einen geschliffenen Stil pflegen, der ihm den Nobelpreis für Literatur einbrachte.

Zwischen 1895 und 1901 nahm Churchill als aktiver Soldat und Kriegsberichterstatter an fünf verschiedenen Kolonialkriegen teil: In Kuba sowie in Indien und anderen Teilen des Britischen Empire. Als junger Offizier ritt er 1898 in der Schlacht von Omdurman im Sudan die letzte großen Kavallerieattacke der britischen Armee mit.

Den zweiten Burenkrieg erlebte er als Kriegsberichterstatter der Morning Post. Nachdem er bei einem Eisenbahnüberfall der Buren gefangen genommen worden war, gelang ihm eine spektakuläre Flucht von Pretoria zur über 500 Kilometer entfernten portugiesischen Delago Bay. Sein Buch über dieses Abenteuer und seine Kriegsberichte machten ihn in England bekannt und populär. Dies kam ihm bei der Unterhauswahl des Jahres 1901 zustatten.

Politischer Aufstieg

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Bereits 1899 hatte sich Churchill vergeblich um einen Sitz im britischen Unterhaus bemüht. Nach seiner Rückkehr aus dem Burenkrieg zog er im März 1901 als frisch gewählter Konservativer (Tory) für den Wahlkreis Oldham ins Parlament ein.

Winston Churchill verlässt das Gebäude der Admiralität (1912)

Sein erster spektakulärer Auftritt im Parlament war am 31. Mai 1904 der demonstrative Übertritt zu den Whigs. Der Grund dafür war die Haltung der Liberalen in der Frage „Freihandel oder Schutzzoll“, die ihm näher lag. Bei den Whigs wanderte er auf der politischen Skala immer weiter nach links. Er gehörte dem sozialreformerischen Parteiflügel an und galt schließlich in der Öffentlichkeit wie sein Förderer David Lloyd George als draufgängerischer, aber auch bewunderter Radikaler. Schon damals zeigte sich sein Ehrgeiz, einmal Premierminister zu werden. So äußerte er sich 1907 selbstbewusst, er werde zum Zeitpunkt seines 43. Geburtstages Regierungschef sein. [2]

Bei den Konservativen wegen seines Parteiwechsels regelrecht verhasst, überraschte er Freund und Feind durch seine Fähigkeiten als Unterstaatssekretär für die Kolonien (1905-1908) sowie als Handels- (1908-1910) und Innenminister (1910-1911). Insbesondere wegen seiner armenfreundlichen Sozialpolitik stieß er bei den Tories auf heftige Ablehnung. Sein persönliches Eingreifen in die Belagerung der Sidney Street, eine Schießerei der Londoner Polizei mit baltischen Anarchisten, verurteilten sie als skandalös. Dagegen weckte Churchills Entscheidung als Innenminister im November 1910, nach dem niedergeschlagenen Tonypandy-Aufstand Soldaten zur Beruhigung der Lage nach Südwales zu entsenden, das Misstrauen vieler Arbeiter. Diese politische Hypothek sollte ihn auf Jahrzehnte belasten.

Genau zu dem Zeitpunkt, als sich der deutsch-britische Flottenkonflikt zuspitzte, machte Premierminister Herbert Henry Asquith Churchill 1911 zum Ersten Lord der Admiralität, zum Marineminister. Seine wichtigste Entscheidung in diesem Amt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Umrüstung der britischen Kriegsflotte von Kohle- auf Ölfeuerung, was ihren Aktionsradius deutlich erhöhte.

Sein rascher politischer Aufstieg fiel mit Veränderungen in seinem Privatleben zusammen: Im September 1908 heiratete Churchill in der Londoner St. Margaret's Church Clementine Hozier, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Dem Ehepaar wurden später ein Sohn und vier Töchter geboren, von denen eine noch im Kindesalter starb. Sein Sohn Randolph und zwei seiner Enkel sollten ebenfalls Parlamentarier werden. Seine jüngste Tochter Mary ist seit 2005 Trägerin des Hosenbandordens.

Im Ersten Weltkrieg

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Im Ersten Weltkrieg bestimmte Churchill Großbritanniens Kriegspolitik als Kabinettsmitglied und Oberbefehlshaber der Royal Navy zunächst entscheidend mit. Dabei überschritt er seine Kompetenzen mitunter erheblich, etwa als er sich im Spätsommer 1914 in die Operationen der britischen Expeditionsstreitkräfte in Belgien einmischte und auf eigene Faust die Verteidigung Antwerpens zu organisieren versuchte.

Zu einem Fehlschlag wurde sein Plan, die Kriegsgegner Deutschland und Österreich im Süden über die mit ihnen verbündete Türkei anzugreifen. Das Landeunternehmen britischer, französischer, indischer, australischer und neuseeländischer Truppen auf Gallipoli an den Dardanellen endete mit einem Misserfolg. Anfang 1916 zogen sich die Alliierten wieder von der Halbinsel zurück.

Nach dem Rücktritt seines Flottenchefs John Fisher wurde eine Einbeziehung der Konservativen in die Regierung unausweichlich, um eine Regierungskrise abzuwenden. Da Churchill seit seinem Parteiwechsel den Konservativen, insbesondere ihrem Parteichef Andrew Bonar Law, als „Verräter“ galt und man vor der Öffentlichkeit einen Sündenbock für die Niederlage an den Dardanellen brauchte, musste er die Verantwortung dafür übernehmen und am 18. Mai 1915 zurücktreten. Nach einem steilen Aufstieg schien seine Karriere in einem ebenso tiefen Sturz zu enden. Bis zum Jahresende verblieb er in der unbedeutenden Position des Kanzlers des Herzogtums Lancaster in der erweiterten Regierung.

Im November desselben Jahres meldete er sich freiwillig zur Armee und ging als Major an die Front nach Frankreich, wo er ein Bataillon befehligte. Aber schon 1916 bewarb er sich wieder erfolgreich um einen Unterhaussitz, und 1917 holte ihn Lloyd George, der mittlerweile Asquith als Premier abgelöst hatte, als Rüstungsminister zurück ins Kabinett. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Entscheidung zum Bau und Einsatz der Tanks – also der ersten Panzer – beteiligt: einer Waffe, die im Sommer 1918 wesentlich zum Zusammenbruch der letzten deutschen Offensive an der Westfront beitragen sollte. Bereits Ende 1914 war er als Marineminister neben Maurice Hankey, dem Sekretär des Committee of Imperial Defense, für den Bau dieser als „Landschlachtschiff“ bezeichneten neuen Waffe eingetreten, um die erstarrten Fronten wieder in Bewegung zu setzen. Nach dem Krieg erklärte eine königliche Prüfungskomission, die mit der Aufgabe betraut war, die Verantwortlichkeit für bahnbrechende militärische Neuerungen und bedeutende strategische Initiativen der Kriegszeit zu klären, dass die Möglichkeit über die Panzerwaffe zu verfügen vor allen Dingen Churchill zu verdanken gewesen sei: „Die Kommission hat das Bedürfnis zu erklären, dass es vor allem der Aufgeschlossenheit, dem Mut und der Tatkraft des Sehr Ehrenwerten Winston Spencer Churchill zu verdanken ist, wenn die nebelhafte Idee der Verwendung von Panzerwagen für Kampfzwecke verwirklicht werden konnte.“

Churchill gehörte auch zu den Ersten, die das militärische Potenzial von Flugzeugen voll erfassten. Ihm war klar, dass die Maschinen, die im Weltkrieg noch vorwiegend zu Aufklärungszwecken und in Einzelkämpfen eingesetzt worden waren, die Kriegführung revolutionierten. Mit ihnen ließen sich künftig Angriffe direkt ins Hinterland des Gegners tragen, um dessen militärische und industrielle Ressourcen zu treffen. Auch England würde sich nicht länger auf seine Insellage verlassen können. Als Luftfahrtminister förderte er daher den Aufbau einer Luftwaffe und setzte sie als Kolonialminister auch zum Abwurf von Bomben gegen Aufständische ein, um das britische Kolonialreich zu sichern.

Der Gefahren des modernen Kriegs war sich Churchill vollauf bewusst. In seinem Werk Nach dem Krieg blickte er 1928 auf den Ersten Weltkrieg zurück, zog eine Bilanz aus den Erfahrungen der Vergangenheit und beschrieb damit schon den Krieg der Zukunft:

Es öffneten sich Luftwege, auf denen Tod und Schrecken weit hinter die eigentlichen Frontlinien getragen werden konnten, so dass auch Frauen, Kinder, Greise und Kranke, die in früheren Kriegen natürlicherweise verschont blieben, davon erfasst wurden. (…) Nie zuvor war die Menschheit in dieser Lage. Ohne eine wahrnehmbare Zunahme ihrer Tugenden und ohne den Vorteil einer weiseren Führung hält sie zum ersten Mal die Werkzeuge in Händen, die unfehlbar ihre eigene Vernichtung besiegeln können. (…) Die Menschen würden gut daran tun, inne zu halten und über ihre neuen Verantwortungen nachzudenken. Der Tod steht bereit, willfährig, erwartungsvoll und diensteifrig, die Völker massenweise niederzumähen; auf einen Ruf bereit, alle Reste der Zivilisation unwiderruflich zu Staub zu zertrümmern.

Zwischen den Kriegen

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Bis zum Sturz des liberalen Kabinetts Lloyd George im Jahr 1922 übernahm Churchill nacheinander die Ämter des Kriegs-, des Luftfahrt- und des Kolonialministers. Nach zwei Jahren politischer Abstinenz und zwanzig Jahre nach seinem ersten Parteiwechsel trat er 1924 erneut der Conservative Party bei.

Noch im November jenes Jahres wurde er Schatzkanzler (Finanzminister) in der konservativen Regierung des neuen Premiers Stanley Baldwin und blieb es bis zu dessen Abwahl 1929. In diesem Amt setzte er 1924 sogleich die Wiedereinführung des Goldstandards durch. Diese konservative Finanzpolitik führte zu steigender Arbeitslosigkeit in Großbritannien. Die Unzufriedenheit der Arbeiter gipfelte im Generalstreik von 1926. Churchill forderte, den Generalstreik gewaltsam zu beenden: Entweder das Land bricht den Generalstreik oder der Generalstreik zerbricht das Land. Dazu kam es aber nicht. Jedoch wurde der Goldstandard 1931, zwei Jahre nach Churchills Ablösung als Finanzminister, wegen seiner verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen wieder abgeschafft.

1930 überwarf sich Churchill mit dem abgewählten Premier und Chef der Konservativen wegen dessen angeblich zu nachgiebiger Haltung gegenüber der indischen Unabhängigkeitsbewegung unter Gandhi, den er einen „halbnackten Fakir“ nannte. Als überzeugter Imperialist trat er aus Baldwins Schattenkabinett aus.

Ganz anders als zu Beginn seiner politischen Karriere galt Churchill nun nahezu als Reaktionär. Später brachte ihm seine scharfe Ablehnung der Appeasementpolitik, der Beschwichtigung und des Nachgebens gegenüber Hitler-Deutschland, den Ruf eines Kriegstreibers ein. Er erschien in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg als ein Mann, der seine Zukunft hinter sich hatte und politisch am Ende war. Im Parlament beschränkte sich seine Anhängerschaft in den Reihen der Konservativen auf nur zwei, damals noch sehr unbedeutende Abgeordnete: Harold Macmillan und Brendan Bracken.

Er zog sich auf seinen Landsitz Chartwell in Kent zurück, wo er sich in den nächsten Jahren der Malerei sowie seinen journalistischen und schriftstellerischen Ambitionen widmete. Er pflegte aber nach wie vor intensive politische und gesellschaftlichen Kontakte, um den Anschluss an die zeitgenössischen Entwicklungen zu behalten. Zu den Gästen von Churchills berühmten Abendgesellschaften in Chartwell zählten u. a. Heinrich Brüning, Frederick Lindemann und Charlie Chaplin. In der Zeit des „inneren Exils“ – die er selbst später als „Wilderness Years“ charakterisierte – entstanden unter anderem die großangelegte Biographie seines Ahnherrn Marlborough und die vierbändige Geschichte der englischsprachigen Völker, die er bis spät in der Nacht seinen Schreibkräften diktierte. Seinem Biografen William Manchester zufolge war Churchill in den 1930er Jahren der bestbezahlte Schriftsteller und Kolumnist der Welt.

Rückkehr in die Regierung

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Churchills Warnungen wurden so lange nicht Ernst genommen, bis Adolf Hitlers Politik dem britischen Volk und der politischen Klasse in England klar machte, wie berechtigt sein Misstrauen gewesen war. Seit der Annexion Österreichs und des Sudetenlandes 1938 sowie der Besetzung der so genannten „Rest-Tschechei“ durch das Deutsche Reich 1939 fand Churchill wieder zunehmend Gehör. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte den langjährigen Warner vor der Aggressivität der Nationalsozialisten zurück in die aktive Politik. Von Premierminister Neville Chamberlain wurde er zum zweiten Mal nach 1911 mit dem Amt des Ersten Lords der Admiralität betraut.

Als solcher plante er die Besetzung des norwegischen Hafens Narvik, um das Dritte Reich von schwedischen Eisenerzlieferungen abzuschneiden. Am 8. April 1940, einen Tag vor dem deutschen Einmarsch in Dänemark und Norwegen, verminte die Royal Navy entgegen dem Wunsch der Regierung Norwegens dessen Hoheitsgewässer, um deutsche Flottenbewegungen entlang der Küste zu erschweren. Dennoch konnten die deutschen Truppen in Narvik anlanden. Ein britisch-französisches Expeditionskorps nahm die Stadt zwar ein, wurde jedoch im Mai 1940 angesichts der deutschen Westoffensive (Fall Gelb) wieder abgezogen. Narvik wurde den Deutschen überlassen.

Der Kriegspremier

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Die deutsche Besetzung Polens und Dänemarks sowie den Angriff auf Norwegen konnten Engländer und Franzosen nicht verhindern. Chamberlain verlor damit den letzten Rückhalt bei der Bevölkerung und im Parlament und der Rücktritt des früheren Verfechters des Appeasement wurde unvermeidlich. Obwohl Churchill von Teilen der Presse für den Fehlschlag in Norwegen verantwortlich gemacht wurde, kam nur er als Nachfolger in Frage. Am 10. Mai 1940, demselben Tag, an dem der deutsche Angriff auf Großbritanniens Hauptverbündeten Frankreich begann, bildete er unter Einschluss der Labour Party eine Allparteienregierung. Er selbst übernahm neben dem Amt des Premiers auch das des Kriegsministers.

Die meisten Historiker stimmen darin überein, dass Hitler einem Sieg nie so nahe gekommen war wie nach dem Westfeldzug im Juni 1940: Frankreich war geschlagen; Großbritannien stand allein und ohne ausreichend gerüstete Armee der deutschen Kriegsmaschinerie gegenüber, die bereits halb Europa überrannt hatte. Doch in Churchills Kabinett gab es noch immer Anhänger der Appeasement-Politik Chamberlains, die für Verhandlungen mit Hitler-Deutschland eintraten. Einer ihrer Vertreter, Lord Halifax, stand bereit, Churchill als Premierminister abzulösen.

Hitlers Sieg hätte nach Churchills eigenen Worten bedeutet, dass „die ganze Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, einschließlich all dessen, was wir gekannt und geliebt haben, im Abgrund eines neuen dunklen Zeitalters versinken“ müsste. Daher verlangte er im Juni gegen teilweise Widerstände in der eigenen Regierung, dass keinerlei Zugeständnisse an Deutschland gemacht und der Krieg notfalls von Übersee aus weitergeführt werden sollte.

Schon am 13. Mai, in seiner ersten Rede als Premierminister, versprach Churchill seinen Landsleuten „nichts als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“ und stellte fest, dass der „Krieg gegen eine monströse Tyrannei, wie sie nie übertroffen worden ist, im finsteren Katalog der Verbrechen der Menschheit“ nur mit einem „Sieg um jeden Preis“ beendet werden dürfe. In seiner zweiten bekannten Rede aus dieser Zeit (We Shall Fight on the Beaches) stimmte er das englische Volk auf den Widerstand ein. Folglich ignorierte er auch das sogenannte Friedensangebot, das Hitler England in seiner Reichstagsrede vom 19. Juli machte.

Invasionsgefahr und Luftkrieg

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Churchill bestand erfolgreich seine ersten großen Herausforderungen im Amt: Ihm gelang die Evakuierung des geschlagenen britischen Expeditionskorps aus Dünkirchen in der Operation Dynamo und die Verhinderung einer deutschen Invasion. Die Grundlage dafür legte er unmittelbar nach seinem Regierungseintritt, indem er der Flugzeugproduktion oberste Priorität einräumte und Lord Beaverbrook die Verantwortung dafür übertrug. Als die Luftschlacht um England im August 1940 ihren Höhepunkt erreichte, war es maßgeblich dessen Leistungen und denen des Luftmarschalls Hugh Dowding zu verdanken, dass die Royal Air Force (RAF) Hitler-Deutschland die erste bedeutende Niederlage in diesem Krieg zufügen konnte.

Der Abwehr einer deutschen Invasion diente auch Churchills Befehl, das Gros der französischen Mittelmeerflotte zu versenken. Denn die neue französische Regierung unter Marschall Philippe Pétain hatte einen Waffenstillstand mit Deutschland geschlossen und verfolgte eine Politik der Kollaboration: Damit drohte die Marine des bisherigen Verbündeten in Hitlers Hände zu fallen. In einer Präventivaktion, der Operation Catapult, zerstörte die Royal Navy daher am 3. Juli 1940 mehrere französische Schlachtschiffe und Zerstörer, die vor dem algerischen Hafen Mers-El-Kebir ankerten. Dabei starben 1267 französische Marinesoldaten. Das Vichy-Regime brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien ab. Ein weiterer Grund dafür dürfte gewesen sein, dass Churchill dem damaligen Brigadegeneral und Staatssekretär im französischen Kriegsministerium Charles de Gaulle am 18. Juni 1940 ermöglicht hatte, über BBC seinen berühmt gewordenen Appell an seine Landsleute zu senden, in dem er sie zur Fortsetzung des Kampfes aufforderte. Am 8. August unterzeichneten Churchill und de Gaulle die Übereinkunft von Chequers, in der sich Großbritannien verpflichtete, die Integrität aller französischen Besitzungen sowie die „integrale Restauration und Unabhängigkeit und die Größe Frankreichs“ zu respektieren.

Der deutsche Invasionsplan (Unternehmen Seelöwe) wurde im Herbst 1940 immer wieder verschoben, bis er im Frühjahr 1941 schließlich aufgegeben wurde. In dieser Zeit flogen deutsche Bomber jedoch ständig Angriffe auf London und viele andere Städte in Südengland, die – wie beispielsweise Coventry – schwere Zerstörungen erlitten. Vom 25. August 1940 an ging auf Befehl Churchills auch die Royal Air Force dazu über, gezielt Wohngebiete deutscher Städte zu bombardieren, nachdem bereits zuvor Angriffe gegen Industrieanlagen etwa im Ruhrgebiet geflogen worden waren.

Die britische Bevölkerung sah in den Aktionen der Royal Air Force damals eine legitime Antwort auf die deutsche Kriegführung, die mit den Bombardierungen Guernicas, Warschaus, Rotterdams und der südenglischen Städte erstmals in der Geschichte schwere Luftangriffe auf zivile Ziele unternommen hatte. Spätestens Mitte 1944, als Briten und Amerikaner die uneingeschränkte Luftherrschaft über dem Reichsgebiet errungen hatten, erreichten die Flächenbombardierungen jedoch eine Eigendynamik, die auch Churchill nicht mehr stoppen konnte oder wollte. Während dieser Zeit wurden zahlreiche deutsche Städte in Schutt und Asche gelegt. Erst die hohe Opferzahl der Luftangriffe auf Dresden veranlasste Churchill, die Bombardements deutscher Städte einstellen zu lassen. Ganz am Ende des Kriegs distanzierte er sich von Luftmarschall Arthur Harris, den er 1942 zum Oberbefehlshaber des britischen Bomber Command ernannt hatte. Dieser hatte zu den Verfechtern des moral bombing gehört, also dem Flächenbombardement zur Brechung der Kampfmoral des Feindes und dieses stets als Auftrag seiner Regierung empfunden.

Die Großen Drei

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Solange Großbritannien im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland allein stand, konnte Churchill nur dafür sorgen, dass es den Krieg nicht verlor. Ein Sieg aber, das war ihm bewusst, war nur im Bündnis mit den USA möglich. Er setzte daher auf ein gutes Verhältnis zu Franklin D. Roosevelt. Der US-Präsident aber konnte es vor seiner Wiederwahl im November 1940 nicht wagen, sein Land direkt in den Krieg zu verwickeln.

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Die Großen Drei: Stalin, Roosevelt und Churchill auf der Konferenz von Teheran

Dennoch erreichte Churchill, dass Großbritannien über den Nordatlantik mit lebens- und kriegswichtigen Gütern aus den USA versorgt wurde. Das Leih- und Pachtgesetz, das Roosevelt am 11. März 1941 durch den Kongress brachte, ging auf eine direkte Initiative Churchills vom Mai 1940 zurück. Es erlaubte der US-Regierung unter anderem, Kriegsschiffe an Großbritannien auszuleihen.

Am 14. August 1941 trafen sich Roosevelt und Churchill mitten im Atlantik auf dem SchlachtschiffHMS Prince of Wales“. Dort unterzeichneten sie die Atlantik-Charta, die mit ihren „Acht Freiheiten“ zur Grundlage der Nachkriegsordnung und der Vereinten Nationen werden sollte.

Bis dahin hatte sich Großbritanniens Lage bereits entscheidend verbessert. Schon Hitlers Ausgreifen auf den Balkan und Nordafrika hatte die Zahl deutscher Luftangriffe auf Ziele in Großbritannien verringert. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 stand das Vereinigte Königreich nicht mehr allein im Krieg. Trotz seines Misstrauens gegen Josef Stalin, der zunächst mit Hitler paktiert hatte, bot Churchill ihm nun sofort Unterstützung an. So kam es trotz der prekären Lage in der sich Großbritannien befand ab Oktober 1941 zur Lieferung von britischen und US-amerikanischen Hilfsgütern an die Sowjetunion.

Am 11. Dezember 1941 erklärte Hitler auch den USA den Krieg. Damit hatte Churchill endlich den gewünschten Verbündeten an seiner Seite. Unter den „Großen Drei“ – Roosevelt, Stalin und Churchill – sollte ihm am Ende zwar nur noch die Rolle des Juniorpartners der Amerikaner bleiben. Dennoch übte er weiter großen Einfluss auf die Kriegführung aus, nun schon mit Blick auf die Zeit nach Hitlers Niederlage. Denn klarer als Roosevelt erkannte er die Gefahr, dass dem von den Nazis beherrschten ein sowjetisch dominiertes Europa folgen könnte.

Ausdruck dieser Befürchtung war Churchills Mittelmeerplan. Wie schon in der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg wollte er die Kriegsgegner an ihrer schwächsten Stelle im Süden – diesmal in Italien – angreifen, dann die Alpen östlich umgehen, nach Österreich und ins Zentrum Deutschlands vorstoßen und zugleich die deutschen Truppen auf dem Balkan abschneiden. Damit wollte er die Chance wahren, den Krieg noch vor dem Vorstoß der Roten Armee bis weit nach Mitteleuropa hinein zu entscheiden. Ein erster Schritt zu diesem Plan war die „Operation Torch“, die Landung der Briten und Amerikaner in Nordafrika am 8. November 1942.

Auf der Konferenz von Casablanca vom 14. bis 26. Januar 1943 legten Churchill und Roosevelt die gemeinsame Kriegsstrategie fest. Roosevelt setzte dabei gegen Bedenken Churchills, der dies psychologisch nicht für klug hielt, die Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands durch.


Am 10. Juli 1943 landeten die Alliierten in Italien und nahmen Sizilien ein. Dies hatte den Sturz von Benito Mussolini zur Folge. Doch der Vormarsch der alliierten Truppen über die Apenninhalbinsel kam sehr viel langsamer voran, als sich Churchill erhofft hatte. Auf der Konferenz von Teheran vom 28. November bis 1. Dezember 1943 trafen er und Roosevelt erstmals mit Stalin zusammen: Dieser drängte nun auf die Eröffnung einer zweiten Front in Frankreich. Dabei wurde auch die so genannte Westverschiebung Polens beschlossen: Nach dem Kriegsende sollte die Sowjetunion die schon im Hitler-Stalin-Pakt gewonnenen ostpolnischen Gebiete behalten, dafür wurde Polens Westgrenze an die Oder-Neiße-Linie verlegt.

Auf dem Weg nach Teheran hatte Churchill in Ägypten Station gemacht. Auf der Konferenz von Kairo besprach er am 1. November 1943 mit Roosevelt und Chiang Kai-shek, dem Staatschef Chinas, das weitere militärische Vorgehen gegen Japan in Ostasien. Auf der zweiten Kairoer Konferenz am 26. Dezember setzte Churchill bei Roosevelt durch, dass die Verbündeten am Prinzip „Deutschland zuerst“ festhielten. Danach sollten die Kriegsanstrengungen im Pazifik erst nach dem Kriegsende in Europa forciert werden.

Am D-Day, dem 6. Juni 1944, fand mit der Operation Overlord schließlich die von Stalin lange geforderte alliierte Landung in der Normandie statt. In Frankreich kamen die Alliierten rasch voran und befreiten bereits im August Paris. Im Oktober erreichten ihre Truppen die Reichsgrenze bei Aachen. Um die weitere Zusammenarbeit der Alliierten in Europa und im Pazifik zu besprechen, traf sich Churchill vom 11. bis 16. September 1944 mit Roosevelt im kanadischen Québec. Mit seinem Außenminister Anthony Eden besuchte er im Oktober 1944 Moskau.

Trotz der Erfolge der britischen und amerikanischen Truppen fürchtete er weiterhin, dass die Rote Armee schneller und weiter nach Mitteleuropa vorstoßen könnte als die Westalliierten. Daher verabredete er mit Stalin eine Aufteilung Mittel-, Ost- und Südosteuropas in Interessensphären. Die Ardennen-Offensive der deutschen Wehrmacht im Winter 1944/45 verstärkte seine Bedenken noch, so dass er auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 zu weiteren Zugeständnissen an Stalin bereit war.

Dort wurde nicht nur Deutschlands Aufteilung in vier Besatzungszonen beschlossen, sondern auch Europas Teilung in eine westliche und eine sowjetische Einflusssphäre, wie sie bis 1989 Bestand hatte. Churchill musste sich dabei nicht nur mit Stalin, sondern auch mit Roosevelt auseinandersetzen: Dieser war den Sowjets gegenüber sehr viel weniger misstrauisch und glaubte, sie nach dem Krieg in eine wirkliche Friedensordnung einbinden zu können.

Der Krieg ging nun rasch dem Ende zu. Im März, als die britischen Truppen am Rhein standen, stattete Churchill seinem Oberbefehlshaber, Feldmarschall Bernard Montgomery, einen Besuch ab und setzte mit ihm bei Wesel über den Strom. Am 8. Mai 1945 konnte er vor dem britischen Unterhaus die bedingungslose Kapitulation Deutschlands und damit den Sieg in Europa bekannt geben.

Nachdem Roosevelt am 12. April 1945 gestorben war, traf sich Churchill mit dessen Nachfolger Harry S. Truman und mit Stalin am 17. Juli auf der Potsdamer Konferenz, um über das weitere Vorgehen in Deutschland und gegen das noch kämpfende Japan zu beraten.

Im Mai 1945 beauftragte Churchill den britischen Generalstab mit der Ausarbeitung von Operation Unthinkable, einem Plan zur Unterwerfung der Sowjetunion, welcher aufgrund militärischer Erwägungen jedoch nie ausgeführt wurde. [3]

Erneut in der Opposition

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Churchill-Denkmal in Kent von Oscar Nemon, 1969; ein Geschenk des jugoslawischen Staatschefs Tito

Mitten in der Potsdamer Konferenz wurde Churchill als Premier von seinem bisherigen Stellvertreter Clement Attlee abgelöst. Die Unterhauswahl vom 26. Juli hatte dessen Labour Party gewonnen, weil sie den Briten bessere Schulen, bessere Wohnungen und ein staatliches Gesundheitswesen versprach. Churchills Wahlkampfprogramm – die Fortsetzung des Krieges gegen Japan und die Warnung vor einer Finanz-„Gestapo“ – schien den Wählern dagegen wenig zukunftsorientiert zu sein.

Für die nächsten sechs Jahre war er Oppositionsführer im Unterhaus. Er nutzte diese Zeit auch, um als weltweit geachteter Staatsmann auf aktuelle Chancen und Gefahren aufmerksam zu machen. Als einer der Ersten hatte er schon im Krieg die Folgen der Gewaltpolitik Stalins erkannt. Nun unterstützte er Präsident Trumans Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion und prägte den Begriff „Eiserner Vorhang“ (s. u.) für die Grenze zwischen Ost- und Westeuropa. Er bestärkte die USA auch darin, ihr bis 1954 bestehendes Monopol auf Atom- und Wasserstoffbomben für offensive, gegen die Sowjetunion gerichtete politische Ziele zu gebrauchen.

Andererseits waren seine berühmten Reden vor der Akademischen Jugend in Zürich 1946 und dem Europarat in Straßburg 1949 zukunftsweisend: Darin schlug er die Schaffung der „Vereinigten Staaten von Europa“ vor, deren „erster Schritt eine Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland“ sein müsse. Es kann kein Wiederaufleben Europas geben ohne ein geistig großes Frankreich und ein geistig großes Deutschland, sagte er und sprach weiter von der Notwendigkeit, der europäischen Völkerfamilie

...eine Struktur zu geben, unter der sie in Frieden, Sicherheit und Freiheit leben kann. Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa schaffen. Nur so können Hunderte Millionen von Werktätigen wieder einfache Freuden und Hoffnungen erlangen, die das Leben lebenswert machen.

Bereits 1930 hatte er sich in der Saturday Evening Post, begeistert von den Ideen des französischen Außenministers Aristide Briand, erstmals zu dieser Konzeption geäußert. Jetzt sah er darin einen pragmatischen Weg, den Hass zwischen den europäischen Völkern abzubauen und den Kontinent zu befrieden. Damit verband er das Kalkül, das infolge zweier Weltkriege verringerte politische Gewicht der europäischen Staaten gegenüber der USA und der Sowjetunion zu stärken. Großbritannien sollte nach seiner Vorstellung jedoch nicht in die neu zu schaffenden europäischen Strukturen eingebunden sein: Wir haben unsere eigenen Träume. Wir sind bei Europa, aber nicht von ihm. Wir sind verbunden, aber nicht eingeschlossen. Offenbar hoffte er, Großbritannien könne durch einen unabhängigen Kurs mit seinem atlantischen Partner USA auf Augenhöhe bleiben. Grundkonstante seiner Pläne blieb die Idee einer föderalen Union von Nationalstaaten, die in Freiheit und Wohlstand zusammenleben sollten.

Zweite Amtszeit und letzte Jahre

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Mit Churchill als Spitzenkandidat errangen die Konservativen im Oktober 1951 einen knappen Wahlsieg, weil er diesmal die Wahlkampfthemen der Labour Party übernommen und den Briten eine Fortführung des staatlichen Wohnungsbauprogramms versprochen hatte. Innenpolitisch verlief seine zweite Amtszeit in Downing Street No. 10 weitgehend unspektakulär. In der Außen- und Kolonialpolitik dagegen musste er mit mehreren von der Vorgängerregierung geerbten Konfliktherden zurecht kommen. Er tat dies als weiterhin überzeugter Verfechter des Britischen Empire und des Kolonialismus.

Die iranische Regierung des Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh hatte Anfang 1951 die Erdölindustrie des Landes verstaatlicht, die bis dahin von Konzernen wie British Petroleum kontrolliert worden war. Churchill forderte und unterstützte die Maßnahmen des amerikanischen Geheimdienstes CIA, die schließlich zum Sturz Mossadeghs und zur Wiedereinsetzung von Schah Mohammad Reza Pahlavi führten.

In Malaya war bereits 1948 eine Rebellion gegen die britische Herrschaft ausgebrochen. Auch in der Kolonie Kenia schwelten Unruhen, die 1952 in den Mau-Mau-Aufstand mündeten. In beiden Fällen trat Churchill dafür ein, die Aufstände militärisch niederzuschlagen. Anschließend versuchte er aber, für alle Seiten politisch tragbare Lösungen zu finden. Die von ihm initiierten Friedensgespräche mit den Aufständischen in Kenia scheiterten allerdings kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Amt. Für die malayischen Sultannate im heutigen Malaysia und für Singapur ließ er 1953 Pläne für die Unabhängigkeit ausarbeiten, die 1957 realisiert wurden.

Nach dem Tod Stalins im März 1953 bot Churchill der Sowjetunion überraschend die Auflösung der Blöcke und Schaffung eines gesamteuropäischen Sicherheitssystems an: eine Idee, die erst mehr als 40 Jahre später verwirklicht wurde.

Im selben Jahr erhielt er den Nobelpreis für Literatur für sein großes historisches Werk Der Zweite Weltkrieg. Die neue Königin Elisabeth II. schlug ihn wegen seiner Verdienste zum Ritter. Den angebotenen Herzogstitel schlug Sir Winston in den Folgejahren aber mehrfach aus, um weiter für das Unterhaus kandidieren zu können.

Im Juni 1953 erlitt er zum wiederholten Mal einen Schlaganfall, der ihn zeitweilig amtsunfähig machte. Schließlich drängten seine Parteifreunde ihn 1955 zum vorzeitigen Rücktritt. Sein Nachfolger wurde Anthony Eden. Churchill ließ sich 1955 und 1959 noch einmal ins Unterhaus wählen, dem er mehr als 60 Jahre angehörte, trat aber als Redner nicht mehr in Erscheinung.

Nach seinem Rücktritt lebte er zurückgezogen noch weitere 10 Jahre. Er starb in seinem 91. Lebensjahr am 24. Januar 1965 – auf den Tag genau 70 Jahre nach dem Tod seines Vaters. Der Verstorbene wurde drei Tage lang in der Westminster Hall aufgebahrt und anschließend mit einem Staatsakt in der Saint Paul’s Cathedral geehrt. Beigesetzt wurde er in der Grabstätte seiner Familie auf dem Saint Martin’s Churchyard in Bladon in der Nähe seines Geburtsorts Woodstock.

Churchill im Urteil von Zeitgenossen und Nachwelt

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Churchill-Denkmal in London

Hitler konnte in seinem Gegenspieler nur „diesen Schwätzer und Trunkenbold Churchill“ entdecken, der ihn daran gehindert habe, „große Werke des Friedens“ zu vollbringen. Ein 1993 in Oxford erschienenes Werk mit Beiträgen der derzeit besten Churchillkenner würdigt ihn als „vielleicht die größte Gestalt im 20. Jahrhundert“. Zwischen diesen Extremen schwankt Churchills Charakterbild in der Geschichte.

Seine schillernde Persönlichkeit irritierte bereits seine Zeitgenossen und entzog sich jeder eindimensionalen Beurteilung. Keiner Partei, schon gar keiner Weltanschauung verpflichtet, wechselte er die politischen Lager, wann immer es ihm nötig und opportun erschien. Er war daher als unzuverlässig verschrien und wurde wegen seiner Ideen sogar von Freunden gefürchtet. Lloyd George beschrieb Churchills Verstand als eine „mächtige Maschine, doch (...) wenn der Mechanismus versagte oder falsch lief, waren die Folgen verheerend.“

Churchill verkörperte in seinem politischen Dasein mal den radikalen Sozialreformer, mal den reaktionären Imperialisten. Einerseits war er der viel beschworene Krieger, der mit seiner Härte und Skrupellosigkeit eher ins 18. Jahrhundert Marlboroughs zu passen schien, andererseits wieder der Politiker, der die UNO und Europäische Union mitbegründen half und mit seiner Idee der „Vereinigten Staaten von Europa“ den Weg ins 21. Jahrhundert wies.

Er konnte höchst eitel sein, stets auf seine Wirkung und den großen Auftritt bedacht. Aber er war auch fähig, eine solche Rolle auszufüllen. So erkannte General de Gaulle, der nicht zu seinen besten Freunden gehörte: Churchill erschien mir (im Juni 1940) als ein Mann, der der gröbsten Arbeit gewachsen war – vorausgesetzt, sie war gleichzeitig grandios.

In seiner Außenpolitik ließ er sich, wie er selbst es formulierte, von dem Prinzip der „Weltverantwortlichkeit“ leiten. Aufgrund der Erfahrung des Ersten Weltkriegs sah er die westlichen Demokratien – vor allem Großbritannien und die USA – in der Pflicht, eine ähnliche Katastrophe in Zukunft zu verhindern. Das bedeutete aber zugleich, frühzeitig und konsequent gegen all jene vorzugehen, die sich ihrer Verantwortung für den Weltfrieden entzogen. Dies war für ihn nach 1918 zunächst die Sowjetunion, ab 1933 aber in zunehmendem und wegen seiner expansiven Politik gefährlicherem Maß Deutschland. Er bekämpfte die Appeasementpolitik seines Vorgängers Chamberlain, weil sie den Krieg, den sie vermeiden sollte, nur umso wahrscheinlicher machte. Weil er die Gefahren, die vom Nationalsozialismus ausgingen, klar erkannte, schreckte er auch nicht vor dem kriegsbedingten Bündnis mit Stalin zurück. Aus seiner Sicht stellte es das kleinere von zwei Übeln dar. Aber er betrachtete seine Arbeit 1945 erst als halb getan und gehörte zu den ersten, die eine Eindämmung der sowjetischen Expansionspolitik forderten.

Der britische Luftkrieg gegen deutsche Städte und die Zivilbevölkerung wird Churchill bis heute zum Vorwurf gemacht. Der deutsche Publizist Jörg Friedrich stellt ihn deshalb als Massenmörder dar. Er kritisiert, dass im Rahmen des sogenannten moral bombing gezielt Wohngebiete angegriffen wurden, auch noch gegen Kriegsende, als dies keine militärische Bedeutung mehr gehabt habe. Der Historiker Frederick Taylor betont dagegen, dass Großbritannien nach dem Rückzug seiner Landstreitkräfte vom Kontinent Deutschland nur noch mit Hilfe der Royal Air Force angreifen konnte. Punktgenaue Angriffe auf rein militärische und industrielle Ziele seien zumindest in der Anfangsphase – zumal bei Nachtangriffen – technisch nicht möglich gewesen.

Worum man überhaupt kämpfe, wurde Churchill während des Zweiten Weltkrieges gefragt. Seine Antwort: Das werde man merken, sobald man aufhöre zu kämpfen. Dem pflichten bis heute englische und deutsche Historiker und Biografen bei. Trotz der Toten des Bombenkriegs, für die Churchill mit verantwortlich war, sind laut Christian Graf Krockow „dank Churchills Unbeugsamkeit Abermillionen von Menschen gerettet worden“. Arnold J. Toynbee urteilte Jahre nach dem Krieg: „Ohne Churchill läge die Welt heute in Ketten.“ Und Peter de Mendelssohn schrieb: „Andere mochten und mussten die Zukunft bewältigen. Er hatte bewirkt, dass es überhaupt eine Gegenwart gab.

Als Churchills historische Lebensleistung gilt nach wie vor, dass er Hitlers Sieg verhindert hat: Er überzeugte die Briten in der scheinbar aussichtslosen Lage des Sommer 1940 davon, den Krieg noch nicht verloren zu geben, stärkte ihren Durchhaltewillen und legte die Grundlagen für die kommende Anti-Hitler-Koalition mit den USA und der UdSSR. Aus diesen Gründen sehen auch deutsche Historiker wie Christian Graf Krockow, Sebastian Haffner und Hans-Peter Schwarz in Churchill und nicht in Roosevelt oder Stalin den entscheidenden Gegenspieler Hitlers.

Als Churchill geboren wurde, stand das Britische Empire in seinem Zenit. Als er starb, war England zu einer Macht zweiten Ranges geworden. Er selbst mochte dies als Scheitern empfinden. Aber de Mendelssohn schrieb dazu: Merkmal der Größe kann nicht nur sein, was einer hienieden an Bedeutendem schafft. Vielmehr vermag echte Größe auch dem Weitblick, der Entschlossenheit und der unerschütterlichen Tatkraft innezuwohnen, mit denen einer sich der verderblichen Schöpfung in den Weg stellt und die Kräfte aufzurufen […] vermag, die dem Unheil die Straße versperren. Ein solcher war Winston Churchill.

Auszeichnungen, Ehrungen, Mitgliedschaften

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  • 1901 – Aufnahme in die Londoner Freimaurerloge „United Studholme Lodge No. 1591“. Im folgenden Jahr wurde Churchill in der „Rosemary Lodge No. 2851“ zum Meister erhoben. Nach Angaben des Großsekretärs der Großloge von England, Sir Sidney White, war er jedoch ein eher passives Mitglied, das für viele Jahre nicht an den Logensitzungen teilnahm.
  • Darüber hinaus war Churchill Mitglied mehrerer renommierter britischer Clubs. Zu seiner Zeit als liberaler Politiker gehörte er dem Reform Club an, nach seinem Wechsel zu den Konservativen 1924 dagegen dem Carlton und dem Athenaeum Club.
  • 1953 – Nobelpreis für Literatur, laut Begründung „für seine Meisterschaft in der historischen und biographischen Darstellung sowie für die glänzende Redekunst, mit welcher er als Verteidiger von höchsten menschlichen Werten hervortritt“.
  • 1956 – Karlspreis der Stadt Aachen für seine Idee der „Vereinigten Staaten von Europa“
  • 1963 – erster Ehrenbürger der Vereinigten Staaten
  • 2001 – Die United States Navy stellt mit der USS Winston S. Churchill (DDG-81) ein Kriegsschiff in Dienst, das nach Churchill benannt ist. Es ist (Stand 2006) das einzige aktive amerikanische Kriegsschiff mit dem Namen eines ausländischen Staatsbürgers und erst das Vierte in der Geschichte der USA, das nach einem Engländer benannt wurde.
  • 2002 – Churchill wird in einer telefonischen Abstimmung (Televoting) der BBC zum bedeutendsten Briten aller Zeiten gewählt. Die Abstimmung war zwar nicht repräsentativ, jedoch hatten sich 450.000 Bewohner des Vereinigten Königreiches daran beteiligt.
  • I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat. (Ich habe nichts anzubieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß.) – In seiner ersten Rede als Premierminister am 13. Mai 1940.
  • Never in the field of human conflict was so much owed by so many to so few. (Nie zuvor in der Geschichte menschlicher Konflikte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken.) – aus einer Rede vor dem Unterhaus am 20. August 1940 anlässlich der Abwehr der deutschen Luftinvasion durch die Royal Air Force.
  • From Stettin in the Baltic to Trieste in the Adriatic an iron curtain has descended across the Continent. (Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria hat sich ein Eiserner Vorhang über den Kontinent gesenkt.) – In einer Rede in Fulton, Missouri am 5. März 1946, die den Begriff Eiserner Vorhang, den Joseph Goebbels bereits am 25. Februar 1945 im Leitartikel „Das Jahr 2000“ der Zeitschrift „Das Reich“ Seite 1-2 verwendet hatte, allgemein bekannt machte.
  • Democracy is the worst form of government – except for all those other forms, that have been tried from time to time. (Demokratie ist die schlechteste Regierungsform – außer all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.) – In einer Rede im Unterhaus am 11. November 1947.
  • Never interrupt an enemy, while he commits a mistake. (Unterbreche niemals einen Feind, während er einen Fehler begeht.) Unterhaltung zwischen Winston Churchil und Dwight D. Eisenhower
  • The Story of the Malakand Field Force: An Episode of Frontier War, 1898
  • The River War, 1899
  • Savrola, 1900 (Roman)
  • From London To Ladysmith via Pretoria, 1900
  • Lord Randolph Churchill, 1906
  • My African Journey, 1908
  • The World Crisis, 1923 bis 1929, 4 Bände
  • My Early Life, 1930 (dt. Meine frühen Jahre, List Taschenbuch Nr. 293/294, Paul List Verlag, 4.Aufl., München 1965)
  • Marlborough. His Life and Times, 1933 bis 1938, 4 Bände (dt. Marlborough, 2 Bde., Zürich 1990)
  • Great Contemporaries, 1937 (Sammlung von Zeitschriftenessays)
  • The Second World War, 1948 bis 1954, 6 Bände (dt. Der Zweite Weltkrieg, Scherz Verlag; Bern, München, Wien 1985), ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Literatur, ISBN 3-502-19132-8; die deutsche Version enthält den Epilog Der kalte ‹Friede› und unsere Zukunft von 1957
  • A History of the English-Speaking Peoples, 1956 bis 1958, 4 Bände (dt. Geschichte der englischsprachigen Völker, 5 Bde., Augsburg 1990)
  • Reden in Zeiten des Krieges, ausgewählt, eingeleitet und erläutert von Klaus Körner, Hamburg u. Wien 2002
  • Robert Blake, Roger Louis, (Hrsg.): Churchill. A major new Assessment of his Life in Peace and War. Oxford 1993 (Aufsatzsammlung der renommiertesten zeitgenössischen Churchill-Kenner), ISBN 0-19-820317-9
  • David Cannadine: Winston Churchill. Abenteurer, Monarchist, Staatsmann. Berenberg, Berlin 2005, ISBN 3-937834-05-2
  • John Charmley: Churchill. Das Ende einer Legende. Ullstein, Berlin 1997 (Kritische Biographie), ISBN 3-548-26502-2
  • John Colville: Downing Street Tagebücher 1939–1945. Siedler, Berlin 1988 (Tagebuchaufzeichnungen eines der engsten Mitarbeiter Churchills während der Kriegsjahre), ISBN 3-88680-241-8
  • Martin Gilbert, Randolph S. Churchill: Winston S. Churchill. 8 Bände mit Begleitbänden. Butterworth, London 1923, 1988 (Monumentale, englischsprachige Biographie), ISBN 0-434-13017-6 (div, ISBN)
  • Russell Grenfell: Churchill und die Deutschland-Politik. Lynx, Gauting 2002 (Kritische Betrachtung, erschien bereits 1954 unter dem Titel „Bedingungsloser Haß?“), ISBN 3-936169-04-7
  • Sebastian Haffner: Winston Churchill. Rowohlt, Reinbek 1967, 1984 (Kurze, leicht zu lesende Biographie), ISBN 3-499-50129-5
  • Roy Jenkins: Churchill. Macmillan, London, Basingstoke und Oxford 2001 (Englischsprachige, 1024-seitige Biographie mit dem Humor eines Autors, der selbst Autor und Politiker ist bzw. leider war), ISBN 0-333-78290-9 bzw. ISBN 978-0-333-78290-3
  • Christian Graf von Krockow: Churchill. Eine Biographie des 20. Jahrhunderts. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 3-455-11270-6
  • John Lukacs: Fünf Tage in London. England und Deutschland im Mai 1940. Siedler, Berlin 2000 (Darstellung der entscheidenden Tage, in denen Churchill in seinem Kabinett die Fortführung des Kriegs gegen Deutschland durchsetzte), ISBN 3-88680-707-X
  • Peter de Mendelssohn: Churchill. Sein Weg und seine Welt. Bd 1. Erbe und Abenteuer. Die Jugend Winston Churchills 1874–1914. Lemm, Freiburg 1957.
  • Andrew Roberts: Churchill und seine Zeit. München, DTV 1998 (Kritische Biographie), ISBN 3-423-24132-2
  • Walter Graebner: Churchill – der Mensch. Rainer Wunderlich, Tübingen 1965 (engl. Original My dear Mr. Churchill. in: W. Graebner: Literary Trust. 1965.).
Commons: Winston Churchill – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Der zweite Vorname, Spencer, ist dem ursprünglichen Familiennamen seiner Vorfahren väterlicherseits entlehnt; den dritten Vornamen, Leonard, erhielt er zu Ehren seines Großvaters mütterlicherseits, Leonard Jerome
  2. Hyam: Churchill at the Colonial Office, S. 357
  3. Bob Fenton: The secret strategy to launch attack on Red Army Daily Telegraph, Issue 1124, 1. Oktober 1998