Landkreis Grafenau

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Wappen Deutschlandkarte
Landkreis Grafenau
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Grafenau hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 48° 51′ N, 13° 24′ OKoordinaten: 48° 51′ N, 13° 24′ O
Bestandszeitraum: 1862–1972
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Verwaltungssitz: Grafenau
Fläche: 379,72 km2
Einwohner: 29.600 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: GRA
Kreisschlüssel: 09 2 35
Kreisgliederung: 25 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
8352 Grafenau (Niederbayern)
Lage des Landkreises Grafenau in Bayern
Karte
Karte

Der Landkreis Grafenau gehörte zum bayerischen Regierungsbezirk Niederbayern. Sein ehemaliges Gebiet liegt heute im Landkreis Freyung-Grafenau.

Die größten Orte waren Grafenau (Verwaltungssitz), Sankt Oswald, Riedlhütte, Schönberg und Schönanger (jetzt Neuschönau).

Der Landkreis grenzte 1972 gegen den Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Landkreise Regen, Deggendorf, Vilshofen, Passau und Wolfstein. Im Nordosten grenzte er an die Tschechoslowakei.

Frühmittelalter

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Zenting bildet den ältesten Siedlungsbereich des früheren Landkreises Grafenau und wurde im Frühmittelalter von Schwanenkirchen aus urbar gemacht. Thurmansbang und Saldenburg sind etwas später von Aicha vorm Wald aus besiedelt worden. Von Zenting aus ist das Gebiet um Innernzell als erster Siedlungskern des Grafenauer Landes nördlich des Sonnenwalds ebenfalls im Frühmittelalter gerodet worden.[1]

Die Wittelsbacher machten im 15. Jahrhundert Bärnstein zum Sitz eines Pfleggerichts für das Grafenauer Land, dessen Pfleger als Hauptmann vor dem Walde zugleich Leiter der militärischen Gebietsorganisation war und über ein Zeughaus verfügte. 1799 wurde der Sitz des Landgerichts Bärnstein nach Grafenau verlegt.[2] 1811 wurde in Folge der Verwaltungsneugliederung des Staates, im neuen Königreich Bayern, das Landgericht Grafenau errichtet und dem Unterdonaukreis zugeordnet. Die Kreishauptstadt war zu jener Zeit Passau. 1838 wurde der Unterdonaukreis in Kreis Niederbayern umbenannt, aus dem der gleichnamige Regierungsbezirk hervorging. Die Kreishauptstadt wurde nach Landshut verlegt.

Das Bezirksamt Grafenau folgte im Jahr 1862 dem flächengleichen Landgericht älterer Ordnung Grafenau.[3]

Das Bezirksamt gab die Gemeinde Oberaign am 1. April 1928 an das Bezirksamt Deggendorf ab.

Am 1. Januar 1939 wurde wie sonst überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt.[4] So wurde aus dem Bezirksamt der Landkreis Grafenau.

Im Jahr 1946 wurde der Landkreis Grafenau um die Gemeinde Allhartsmais des Landkreises Deggendorf vergrößert. Allhartsmais wurde nach Schöfweg eingemeindet.

Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Grafenau im Zuge der Gebietsreform in Bayern mit dem Landkreis Wolfstein zum neuen Landkreis Freyung zusammengefasst.[5] Am 1. Mai 1973 erhielt der Landkreis die heutige Bezeichnung Landkreis Freyung-Grafenau.[6] Im Zuge der Gebietsreform verlor die Stadt Grafenau ihren Status als Kreisstadt.

Daneben wurden mehrere Gemeinden zusammengefasst, sodass auf dem Gebiet des Altlandkreises heute nur mehr die elf Gemeinden Eppenschlag, Grafenau, Innernzell, Neuschönau, Saldenburg, Sankt Oswald-Riedlhütte, Schöfweg, Schönberg, Spiegelau, Thurmansbang und Zenting bestehen. Mit 31.686 Einwohnern leben heute 39 % der Landkreisbevölkerung von Freyung-Grafenau auf diesem Gebiet.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1840 14.366 [7]
1861 15.946 [7]
1885 18.180 [7]
1900 18.574 [7]
1910 20.058 [7]
1925 21.740 [7]
1939 22.999 [7]
1950 30.071 [7]
1960 28.100 [8]
1971 29.600 [9]

Vor dem Beginn der bayerischen Gebietsreform umfasste der Landkreis Grafenau in den 1960er Jahren 25 Gemeinden:[10]

Landkreis Grafenau, Gemeindegrenzenkarte von 1961

Eingemeindungen und Umbenennungen bis 1959

Letzter Landrat war Karl Bayer (SPD, ab 1972 CSU). Einer der Vorgänger war Anton Bogenstätter, im Amt von 1948 bis 1964. In das ehemalige Landratsamt in Grafenau in der Friedhofstraße zog nach der Kreisreform das Finanzamt Freyung-Grafenau ein.

Bis heute lebt dieser Altlandkreis in verschiedenen Aufteilungen weiter, so etwa bei der Wählergruppe der Freien Wähler. Im Grafenauer Land engagierte sich die „Freie Wähler Gemeinschaft – Grafenauer Land“, im ehemaligen Landkreis Wolfstein die „Christliche Wähler Gemeinschaft“. Dieses unterschiedliche Engagement in den einzelnen Landkreisteilen wirkt sich dann auch in den signifikant unterschiedlichen Wahlergebnissen aus. Ebenso wird die Lokalausgabe F der PNP mit zwei unterschiedlichen Titeln, Grafenauer Anzeiger und Passauer Neue Presse, herausgegeben. Auch die Grenze des römisch-katholischen Dekanats Grafenau stimmt mit den Landkreisgrenzen vor 1972 überein. Daneben findet sich auch in der Bankenwelt diese Aufteilung in Ansätzen wieder. Die Volksbanken-Raiffeisenbanken des Landkreises Freyung-Grafenaus trennen sich an der ehemaligen Landkreisgrenze. Diese sind jedoch mit dem jeweiligen Nachbarn, der VR-Bank in Regen für Grafenau und der VR-Bank Passau für Freyung, fusioniert.

Das Wappen des Landkreises Grafenau wurde am 24. Januar 1957 genehmigt. Es zeigt unter den bayerischen Rauten den roten Greifen mit dem Hasen der Grafen von Formbach, die zwischen 950 und 1158 das Gebiet beherrschten und der Stadt Grafenau auch ihren Namen gaben. Bis 1972 führte die Gemeinde Neuburg am Inn das gleiche Wappen, allerdings ohne die bayerischen Rauten.

Kfz-Kennzeichen

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Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen GRA zugewiesen. Es wurde bis zum 3. August 1974 ausgegeben. Seit dem 10. Juli 2013 ist es im Landkreis Freyung-Grafenau erhältlich.

  • Kreistag des Landkreises Grafenau (Hrsg.): Das Bild eines altbayerischen Kreises. Grafenau. Rachel, Lusen, Sonnenwald. Bayerischer Wald. Morsak, Grafenau 1972.

Einzelnachweise

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  1. Schuberl, Anton: Mittelalter. In: Anton Schuberl, Rudolf Himpsl (Hrsg.): Zenting. S. 20–27.
  2. Franziska Jungmann-Stadler: Historischer Atlas von Bayern Teil Altbayern. Reihe I / Grafenau: Landgericht Bärnstein, Pfleggerichte Diessenstein und Hals. Hrsg. von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, 1992.
  3. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 473.
  4. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 97.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 608 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 627 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. a b c d e f g h Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 50–51, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  8. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961
  9. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  10. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern 1964