Billendorfer Kultur
Die früh-eisenzeitliche Billendorfer Kultur (frühere Bezeichnung auch Billendorfer Gruppe) war im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. im Wesentlichen zwischen der mittleren Elbe und der Oder verbreitet. Sie war Spätphase oder Nachfolger der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (etwa 1300 – 500 v. Chr.). Namengebender Fundort ist Billendorf, das historisch zur Niederlausitz gehört und heute den Ortsteil Białowice der Stadt Nowogród Bobrzański (Naumburg am Bober) im Süden der Woiwodschaft Lebus bildet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Billendorf war seit Grabungen des Berliner Pathologen Rudolf Virchow (1821–1902) als Urnengräberfeld der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur bekannt. Virchow, der auch ein renommierter Archäologe war, definierte für das Gräberfeld einen neuen Typ der keramischen Urnen, den Billendorfer Typ. Den gleichen Typ fand er auch bei Grabungen auf Gräberfeldern in der Oberlausitz (Niethener Schanze), weitere Fundstücke waren an beiden Grabungsplätzen bronzene und eiserne Haarnadeln. Virchow stellte fest, dass in beiden Urnenfeldern verbrannte Leichen der frühen Eisenzeit beigesetzt wurden. 1938 wurde in Lebus eine Forschungsstelle des Museums für Vor- und Frühgeschichte zur Erforschung der mittleren Oderlandschaft gegründet, die archäologische Funde der Billendorfer Periode aus der Neumark archivierte und Grabungen durchführte.
Eine der größten und ältesten Fundstellen der Lausitzer Kultur liegt bei Bautzen mit mehr als 2000 entdeckten Urnengräbern des Billendorfer Typs. Die großen Urnengräberfelder, wie das bei Bautzen, lagen meist in der nahen Umgebung von Kultplätzen.
Im gesamten Siedlungsgebiet der Billendorfer Kultur wurden Burgwälle erbaut, stets an Gewässern und oft landschaftlich geschützt. Burgwälle aus dieser Zeit finden sich zwischen Elbe und Weichsel, vor allem in Niederschlesien, Spreewald sowie der Oberlausitz.[1]
Der Billendorfer früheisenzeitlichen Periode folgte um 500 v. Chr. in den Gebieten westlich der unteren Elbe die Jastorfer Kultur und ihr Ableger, der Nienburger Typ. In den Gebieten östlich der Elbe sind später suebische Semnonen belegt, von denen Tacitus im ersten Jahrhundert n. Chr. berichtet. Sie verbrannten ihre Toten, begruben die Asche aber nicht in Urnen, sondern in Gräbern.
Fundstätten
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Gräberfelder der Billendorfer Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Burgwälle der Billendorfer Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietmar-Wilfried Buck: Die Billendorfer Gruppe. 2 Bände. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977–1979;
- Werner Coblenz: Metallzeit. Grabfunde der Billendorfer Kultur aus Sachsen (= Inventaria archaeologica. Deutschland. Bd. 8, ZDB-ID 1163179-x). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1961.
- Werner Coblenz, Louis D. Nebelsick: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 24). Band 1. Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1232-5.
- Werner Coblenz, Louis D. Nebelsick: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 31). Band 5. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-910008-28-3.
- Rudolph Grenz: Billendorfer Gruppe. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 2, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1976, ISBN 3-11-006740-4, S. 606.
- Volker Heyd: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 26). Band 3. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1339-9.
- Volker Heyd: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 29). Band 4. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1445-X.
- Karin Peschel: Die Billendorfer Kultur westlich der Elbe (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Band 21). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, ISBN 978-3326005737.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Archäologisches Nachrichtenblatt 13-2/2008:202f