Bischheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bischheim
Bischheim (Frankreich)
Bischheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (67)
Arrondissement Strasbourg
Kanton Schiltigheim
Gemeindeverband Eurométropole de Strasbourg
Koordinaten 48° 37′ N, 7° 45′ OKoordinaten: 48° 37′ N, 7° 45′ O
Höhe 132–150 m
Fläche 4,41 km²
Einwohner 17.939 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 4.068 Einw./km²
Postleitzahl 67800
INSEE-Code
Website www.ville-bischheim.fr

Bischheim

Vorlage:Infobox Gemeinde in Frankreich/Wartung/abweichendes Wappen in Wikidata

Kirche St. Laurenz (Saint-Laurent)

Bischheim, früher Bischheim am Saum,[1] ist eine französische Stadt mit 17.939 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie liegt im Arrondissement Strasbourg und im Kanton Schiltigheim.

Die Stadt liegt im Unterelsass am Fluss Ill und am Rhein-Marne-Kanal. Bischheim ist ein nördlicher Vorort von Straßburg; bis zum Münster im Zentrum sind es vier Kilometer. Es besteht eine Nahverkehrsverbindung mit der Straßenbahnlinie B und Regionalzügen der Bahnstrecke Wörth–Strasbourg.

Die Nachbarkommunen von Bischheim sind (von Norden im Uhrzeigersinn): Hœnheim, Straßburg, Schiltigheim und Niederhausbergen.

Der Dorfname wird traditionell als ‚Heim/Ort des Bischofs‘ erklärt. Der Legende nach soll Bischoffsheim von Chlodwig an den Heiligen Remigius gegeben worden sein.

Ältere Ortsbezeichnungen sind Biscovesheim (1163) und Biscovisheim (1212).[2] In einem handgeschriebenen Zollbuch des 14. Jahrhunderts ist Byschovisheim unter den Dörfern aufgeführt, die an Straßburg keinen Zoll zu entrichten brauchen.[3] Weitere Ortsnamen sind Bischofsheim und Biscofesheim sowie Bischen am Saum.[4][5]

Die Ortschaft lag früher auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs und war ein vom Bistum Straßburg vergebenes Lehen.[4] Hier wurde 1620 von Robert Königsmann der erste Tabak im Elsass gepflanzt.[6]

Im Jahr 1680 wurde die Ortschaft zusammen mit dem weltlichen Besitz des Bistums Straßburg im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik Ludwigs XIV. durch Beschluss der Reunionskammern vom Königreich Frankreich annektiert.[7] Besitzer des Dorfs war um 1780 der Baron Böcklin von Böcklinsau.[8]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Landkreis Straßburg im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Bischheim eine Simultankirche, eine Synagoge, eine Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, eine Bierbrauerei, eine Mälzerei, Stärke-, Seiden- und Konservenfabrikation sowie Ziegel- und Kalkbrennerei.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt. Die jüdische Bevölkerung wurde 1940 nach Südfrankreich deportiert (Wagner-Bürckel-Aktion) und die Synagoge geplündert. Laut Yad Vashem wurden 38 Juden aus Bischheim Opfer des Holocaust.[10]

Bevölkerungsentwicklung bis 1919
Jahr Einwohner Anmerkungen
1784 einhundert jüdische Familien mit 570 Individuen,[11] die eine Synagoge haben[12]
1793 1423 [13]
1821 2088 davon 956 Evangelische, 432 Katholiken, sechs Reformierte, 682 Juden und 14 Täufer[1]
1846 3137 [14]
1866 3654 [15]
1872 3828 am 1. Dezember, in 424 Häusern[6]
1880 4931 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 428 ha, in 476 Wohnhäusern, davon 2032 Katholiken, 2382 Protestanten und 516 Juden[16]
1890 6045 [14]
1900 7764 [9][14]
1905 9012 [14]
1910 9865 [17][14]
Anzahl Einwohner ab 1962
1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2018 2021
12.355 14.383 14.985 16.215 16.308 16.763 17.827 17.137 17.939

Wappenbeschreibung: In Blau ein rotgezungter aufgerichteter silberner Ziegenbock.

Protestantische Kirche
Rathaus

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • „Englischer Hof“ oder „Engländerhof“ (Château (de la Cour) d’Angleterre), denkmalgeschütztes Schloss mit Gartenanlage der Familie De Dietrich (1751), nicht zu besichtigen[18]
  • Protestantische Kirche (Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert, Kirchenschiff aus dem 18. Jahrhundert; Ausstattung aus dem 18. Jahrhundert, darunter denkmalgeschützte Orgel; Glasfenster von Joseph Ehrismann)
  • Kirche St. Laurentius (Saint-Laurent; neugotisch, frühes 20. Jahrhundert)
  • Cour des Boecklin („Boeckelshof“) mit Mikwe aus dem 18. Jahrhundert (Monument historique)[19]
  • Jüdischer Friedhof, 1797 angelegt
  • Rathaus (hôtel de ville), ehemalige Prachtvilla eines Großunternehmers (1890)

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Adolf Riff (* 29. Juni 1850; † 15. Mai 1929 in Straßburg), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
  • René Louis Becker (* 7. November 1882; † 28. Januar 1956 in Dearborn, Michigan), Komponist, Organist und Pianist
  • Eduard Beck (* 29. April 1884; † 15. Dezember 1966), deutscher Heraldiker, Genealoge und Verwaltungsjurist
  • François Gangloff (* 11. Juli 1898; † 16. März 1979 in Straßburg), Turner
  • Marguerite Kuczynski (* 5. Dezember 1904; † 15. Januar 1998 in Berlin), Wirtschaftswissenschaftlerin und Übersetzerin
  • Jean Wendling (* 29. April 1934), Fußballnationalspieler
  • Roland Engel (* 15. Juni 1948), Liedermacher und Schauspieler

Personen, die vor Ort gewirkt haben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Cerf Beer (* um 1726 in Medelsheim; † 7. Dezember 1793 in Straßburg), Vorkämpfer für die jüdische Emanzipation, heiratete nach Bischheim und lebte hier
  • David Sinzheim (* 16. November 1745 in Trier; † 11. Februar 1812 in Paris), Rabbiner in Straßburg, wirkte ab 1785 in Bischheim
  • Maximilien de Ring (* 27. Mai 1799 in Bonn; † 5. März 1873 in Bischheim), Archäologe, Historiker, Landschaftsmaler und Zeichner, starb in Bischheim
  • Jakob Ignatius Simonis (* 12. März 1831 in Ammerschweier; † 11. Februar 1903 in Oberbronn), katholischer Pfarrer in Bischheim, Professor und Reichstagsabgeordneter
  • Adolf Ury (* 14. Juni 1849 in Niederbronn; † 24. August 1915 in Straßburg), Oberrabbiner und Landtagsabgeordneter, besuchte in Bischheim die Jüdische Gemeindeschule
  • Johann Adam Rüppel (* 13. Januar 1864 in Weibersbrunn; † 1. Januar 1930 in Stockstadt am Main), Baumeister und Architekt, baute 1909/10 die Pfarrkirche in Bischheim
  • Dionysius Will (* 8. September 1867 in Landersheim; † 23. Juli 1912 in Hœnheim), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags, war Vikar in Bischheim
  • Otto Bender (* 17. Dezember 1897 in Eichtersheim; † 27. Mai 1988), Politiker (NSDAP), ab 1940 Chef der Zivilverwaltung in Bischheim
  • Cédric Stoll (* 6. April 1982 in Schiltigheim), Fußballspieler, spielte bei FC Soleil Bischheim
  • Ana Maria De Sá Fernandes (* 14. März 1987 in Vila Chã, Esposende), Fußballspielerin, spielte für Mars Bischheim
  • Jonathan Schmid (* 22. Juni 1990 in Straßburg), Fußballspieler, spielte für CS Mars 1905 Bischheim

Zwischen Bischheim, Schiltigheim und Hönheim soll sich die Stelle befinden, wo 357 der römische Kaiser Julian die Alemannen schlug.[6]

  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 113–120.
Commons: Bischheim (France) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Band 2, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825,S. 372 (Google Books).
  2. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 30 (Google Books).
  3. Urkunden und Akten der Stadt Straßburg, herausgegeben mit Unterstützung der Landes- und der Stadtverwaltung. Verlag Karl J. Trübner, Strassburg 1879–1900. Teil I: Urkundenbuch der Stadt Straßburg; Band 4, 2. Hälfte (1888): Stadtrechte und Aufzeichnungen über bischöflich-städtische und bischöfliche Ämter, bearbeitet von Aloys Schulte und Georg Wolfram, S. 227, Ziffer [6] (Google Books).
  4. a b Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 100 (Google Books).
  5. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
  6. a b c C. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 34–35 (Google Books) und S. 78, Ziffer 32 (Google Books)
  7. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7, Ziffer II.1 (Google Books).
  8. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
  9. a b Lexikoneintrag zu Bischheim, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 903 (Zeno.org).
  10. Bischheim (Elsass). Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, aufgerufen am 20. Dezember 2024.
  11. Joseph Lemann: Eintritt der Israeliten in die bürgerliche Gesellschaft der christlichen Staaten. Sutter, Rixheim 1888, S. 80, Abschnitt III (Google Books).
  12. Allerneueste Mannigfaltigkeiten – Eine gemeinnützige Wochenschrift. Erster Jahrgang, Berlin 1782, S. 167 (Google Books).
  13. Bischheim – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich (EHESS).
  14. a b c d e Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  15. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 6 (Google Books).
  16. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 5, Ziffer 54 (Google Books).
  17. Bischheim, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Bischheim (meyersgaz.org).
  18. Histoire (Memento des Originals vom 19. Dezember 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bischheim.alsace
  19. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ville-bischheim.fr