Blieskastel

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Wappen Deutschlandkarte
Blieskastel
Deutschlandkarte, Position der Stadt Blieskastel hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 14′ N, 7° 15′ OKoordinaten: 49° 14′ N, 7° 15′ O
Bundesland: Saarland
Landkreis: Saarpfalz-Kreis
Höhe: 218 m ü. NHN
Fläche: 108,21 km2
Einwohner: 20.202 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 187 Einwohner je km2
Postleitzahl: 66440
Vorwahlen: 06842, 06844, 06803
Kfz-Kennzeichen: HOM
Gemeindeschlüssel: 10 0 45 112
Stadtgliederung: 15 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Paradeplatz 5
66440 Blieskastel
Website: www.blieskastel.de
Bürgermeister: Bernd Hertzler (SPD)
Lage der Stadt Blieskastel im Saarpfalz-Kreis
KarteBexbachHomburgKirkelSt. IngbertBlieskastelMandelbachtalGersheimFrankreichFrankreichRheinland-PfalzLandkreis NeunkirchenRegionalverband Saarbrücken
Karte
Blieskastel-Mitte vom Nachbarort Webenheim aus gesehen

Blieskastel ([bliːsˈkastl̩], anhören/?, im örtlichen Dialekt Kaschdel) ist eine Stadt im Saarpfalz-Kreis im Saarland, Deutschland. Sie liegt etwa 15 km südwestlich der Kreisstadt Homburg und 25 km östlich der Landeshauptstadt Saarbrücken. Blieskastel verfügt im Saarland über eine einmalige Stadtanlage und ist durch die barocke Architektur geprägt.[2]

Blieskastel ist der Hauptort des Bliesgaus und liegt im Zentrum des Biosphärenreservats Bliesgau. Die Stadt grenzt an die Städte Homburg, St. Ingbert, Zweibrücken und Hornbach, die Gemeinden Gersheim, Kirkel und Mandelbachtal sowie die französischen Gemeinden Ormersweiler, Lutzweiler und Schweyen im Département Moselle. Durch Blieskastel fließt die Blies. Die Ortsteile Niederwürzbach, Lautzkirchen und Alschbach liegen im Sankt Ingbert-Kirkeler Waldgebiet.

Niederschlagsdiagramm

Der Jahresniederschlag beträgt 835 mm und liegt damit im oberen Drittel der von den Messstellen des Deutschen Wetterdienstes erfassten Werte. 70 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der April; am meisten regnet es im Dezember. Im niederschlagreichsten Monat fällt etwa 1,5 mal mehr Regen als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagsschwankungen liegen im unteren Zehntel. In nur 3 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Der Paradeplatz in Blieskastel
Blick von der Agd auf den Blieskasteler Schlossberg

Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 108,27 Quadratkilometern.

Die Stadtfläche wird folgendermaßen genutzt:

  • 7,2 % Siedlungsfläche,
  • 4,2 % Verkehrsfläche,
  • 59,8 % landwirtschaftliche Flächen,
  • 26,6 % Waldfläche

Stadtgliederung

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Die Stadt Blieskastel besteht aus Blieskastel-Mitte und 14 Stadtteilen. Nach dem Alphabet sind das Altheim, Aßweiler, Ballweiler, Bierbach an der Blies, Biesingen, Blickweiler, Böckweiler, Breitfurt, Brenschelbach, Mimbach, Niederwürzbach, Pinningen, Webenheim und Wolfersheim.

Der Stadtteil Blieskastel-Mitte teilt sich in die Innenstadt von Blieskastel, Alschbach und Lautzkirchen. Der Stadtteil Brenschelbach teilt sich in Brenschelbach, Brenschelbach-Bahnhof und Riesweiler. Zum Stadtteil Ballweiler gehört der Ortsteil Wecklingen und zum Stadtteil Niederwürzbach der Ortsteil Seelbach.

Einwohnerzahlen Stand 31. Dezember 2019:[3]

Stadtteil gehört zu Einwohner
Alschbach Blieskastel-Mitte 591
Altheim Altheim 556
Aßweiler Aßweiler 898
Ballweiler Ballweiler 757
Bierbach an der Blies Bierbach 1696
Biesingen Biesingen 988
Blickweiler Blickweiler 1334
Blieskastel Blieskastel-Mitte 2686
Böckweiler Böckweiler 342
Breitfurt Breitfurt 1122
Brenschelbach Brenschelbach 518
Brenschelbach-Bahnhof Brenschelbach  
Lautzkirchen Blieskastel-Mitte 2664
Mimbach Mimbach 944
Niederwürzbach Niederwürzbach 3495
Pinningen Pinningen 231
Riesweiler Brenschelbach  
Seelbach Niederwürzbach 253
Webenheim Webenheim 1160
Wecklingen Ballweiler 194
Wolfersheim Wolfersheim 442
Gesamt   20871
Ansicht von Blieskastel, Zeichnung von J.P. Bayer, 1779
Gräfin Marianne von der Leyen

Der Gollenstein wurde vor 4000 Jahren errichtet. Er gilt als der größte Menhir Mitteleuropas und als eines der ältesten Kulturdenkmäler in Deutschland. Zwölf Grabhügel an der Straße von Böckweiler nach Mimbach stammen aus der Hallstattzeit. Auf dem Höhenrücken zwischen Wolfersheim und Rubenheim befindet sich eine Grabhügelgruppe mit insgesamt 33 Grabhügeln der Hallstattzeit. Hier wurde das Skelett eines 2 m großen Mannes gefunden, der als Keltischer Riese bezeichnet wird. In einem Steinbruch bei Breitfurt wurden zwei römische Reiterstandbilder gefunden. Die Stephanus-Kirche in Böckweiler im frühromanischen Stil wurde von Mönchen des Benediktinerordens um 850 errichtet und gilt als die älteste Kirche des Saarlandes.[4][5]

Die ehemalige Burg Blieskastel war Sitz der Grafen von Blieskastel, die 1237 ausstarben. Die Tochter des letzten Grafen, Elisabeth, stiftete 1234 das Kloster Gräfinthal. Burg und Herrschaft kamen an die Grafen von Salm, dann 1284 an Bischof Burkhard von Metz, der sie den von Finstingen versetzte. Seit 1337 gehörte Blieskastel zu Kurtrier. Unter den trierischen Amtmännern werden auch die Grafen von Veldenz genannt. 1440 übergab der Trierer Kurfürst Jakob I. die Hälfte der Grafschaft und das „Hungericht“ dem Ritter Friedrich von Loewenstein. 1522 wurde die Burg durch Franz von Sickingen in seiner Fehde mit dem Kurfürsten von Trier zerstört. 1553 wurde die Herrschaft von Blieskastel an die Grafen von Nassau-Saarbrücken verpfändet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Blieskastel entvölkert.[6]

Um 1660 erwarben die Reichsfreiherren von der Leyen, die seit 1456 in Blieskastel Besitzungen hatten, das kurtrierische Amt Blieskastel und erbauten 1661–1676 an der Stelle der alten Burg ein neues Schloss. Unter den Grafen von der Leyen erlebte Blieskastel im 18. Jahrhundert eine neue Blüte, als diese 1773 ihren Wohnsitz von Koblenz nach Blieskastel verlegten und den Flecken Blieskastel zur Residenzstadt ausbauten. Unter der Gräfin Marianne von der Leyen, einer geborenen Freifrau von Dalberg, entstand in Blieskastel ein kulturelles Zentrum. Eine rege Bautätigkeit entfaltete sich. Das Residenzschloss wurde weiter ausgebaut und auf dem Schlossberg entstand eine Reihe hervorragender Palais und Herrenhäuser für die Hofbeamten der kleinen Residenz, darunter das sogenannte „Schlößchen“, das dem Zweibrücker Baudirektor und Architekten Christian Ludwig Hautt zugeschrieben wird.[7] Daneben wirkten andere Baumeister, wie A. G. F. Guillemard, Matthias Weysser, Peter Reheis und der Zimmermeister Franz Schmitt. In dieser Zeit entstanden die ehemalige Franziskanerklosterkirche, das ehemalige Waisenhaus und das Regierungsgebäude.

Mit der Französischen Revolution wurden die von der Leyen 1793 vertrieben und ihr Residenzschloss geplündert und in der Folge zerstört. Die Reste wurden 1802 abgetragen. 1795 kam Blieskastel, wie das ganze linksrheinische Gebiet, unter französische Regierung und wurde 1798 Hauptort des Kantons Blieskastel im Saardepartement.[6]

Mit der Niederlage Frankreichs 1814 kam das zu Frankreich gehörende Gebiet links des Rheins zunächst zum Generalgouvernement Mittelrhein. Der Kanton Blieskastel stand seit 1814 unter der gemeinschaftlichen österreichisch-bayerischen Landes-Administrations-Kommission. Am 14. April 1816 schlossen Österreich und Bayern ein Kompensationsgeschäft, wonach dem Königreich Bayern der Rheinkreis, die spätere Pfalz (Bayern), zugeteilt wurde. Dadurch wurde der Kanton Blieskastel am 1. Mai 1816 der Kreisdirektion Zweibrücken unterstellt und kam 1818 zum Landkommissariat Zweibrücken, 1902 zum neu gebildeten Bezirksamt St. Ingbert.[6]

Von 1920 bis 1935 gehörte Blieskastel zum Saargebiet, das mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Blieskastel von Saarbrücken aus regiert, bis 1935 als Teil von Pfalz-Saar, bis 1940 als Teil der Saarpfalz und bis zum Kriegsende zusammen mit Lothringen als „Westmark“. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Stadt Blieskastel zunächst in der französischen Besatzungszone und von 1947 bis 1956 im (teil-)autonomen Saarland, das nach Ablehnung des zweiten Saarstatuts am 1. Januar 1957 als Bundesland Teil der Bundesrepublik Deutschland wurde.

Im Zuge einer Gebiets- und Verwaltungsreform mit Wirkung vom 1. Januar 1974 wurde Blieskastel, das bis dahin zum Landkreis Sankt Ingbert gehörte, Teil des neu geschaffenen Saar-Pfalz-Kreises (heute Saarpfalz-Kreis). Gleichzeitig wurde die Stadt Blieskastel um umliegende Gemeinden erweitert.

Seit 1978 ist Blieskastel staatlich anerkannter Kneippkurort.[8][9]

Die urkundliche Ersterwähnung im Jahre 1098 nennt Gottfried, comes de Castele.[6] Der alte Name Castel bzw. Kastel lebt noch im Volksmund. Das Bestimmungswort des Ortsnamens lieferte der Fluss Blies. In den neulateinischen Schriften des 18. Jahrhunderts wurde der Name Bliescastel als castellum ad Blesam (Kastell an der Blies) wiedergegeben.[10] Bis zum 24. Januar 1904 wurde Blieskastel unter der Schreibweise Bliescastel geführt. Mit Kasteler Krankheit necken die Bewohner des Umlandes den Müßiggang der Kasteler.

Eingemeindungen

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1937 wurden die Gemeinden Alschbach und Lautzkirchen eingemeindet. Am 1. Februar 1974 wurden die Gemeinden Altheim, Aßweiler, Ballweiler, Bierbach, Biesingen, Blickweiler, Böckweiler, Breitfurt, Brenschelbach, Mimbach, Neualtheim, Niederwürzbach, Webenheim und Wolfersheim eingegliedert.[11]

Kommunalwahl 2024
Wahlbeteiligung: 74,4 % (2014: 74,2 %)
 %
40
30
20
10
0
34,9
28,6
14,6
10,3
8,4
3,2
n. k.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
+5,3
−2,9
+5,7
−7,7
+3,3
−1,4
−2,3

Nach den Kommunalwahlen, zuletzt am 9. Juni 2024, ergab sich folgende Sitzverteilung:

Partei / Liste Wahl 2024[12] Wahl 2019[13] Wahl 2014 Wahl 2009
Anteil Sitze Anteil Sitze Anteil Sitze Anteil Sitze
CDU 34,9 % 14 29,6 % 12 41,6 % 17 42,6 % 18
SPD 28,6 % 11 31,4 % 13 34,9 % 14 30,6 % 12
AfD 14,6 % 6 8,9 % 3 5,1 % 2
Grüne 10,3 % 4 18,0 % 7 9,5 % 4 8,3 % 3
DU Blieskastel 8,4 % 3 5,1 % 2
Linke 3,2 % 1 4,6 % 1 5,6 % 2 8,9 % 3
FDP 2,3 % 1 1,4 % 0 4,6 % 1
FWG Blieskastel 2,0 % 0 5,0 % 2
Wahlbeteiligung 74,4 % 74,2 % 62,2 % 64,5 %
Das Blieskasteler Rathaus I, Sitz des Stadtrates
  • 1814–1842: Peter Hoffmann[14]
  • 1843–1867: Peter Knaps[15]
  • 1868–1874: Ludwig Wies[16][17][18]
  • 1874–? (mindestens 1897): Jakob Mayer[19][20]
  • 1922–1936: Georg Oberhauser[21]
  • 1936–1938: Peter Kolb (NSDAP)[22][23]
  • 1938–1945: Julius Groß (NSDAP)[24]
  • 1945: Bernhardt Hagenbucher (von den Amerikanern eingesetzt)[25]
  • 1945–1956: Alfons Dawo (CVP, CDU)
  • 1956–1963: Richard Buchheit (CDU)
  • 1964–1987: Hermann Gehring (CDU)
  • 1987–2005: Werner Moschel (SPD)
  • 2005–2019: Annelie Faber-Wegener (CDU)
  • seit 2019: Bernd Hertzler (SPD)

Bei der Direktwahl des Bürgermeisters am 10. April 2005 konnte sich Annelie Faber-Wegener (CDU) mit 51,8 % der abgegebenen Stimmen gegen Amtsinhaber Moschel (SPD), auf den 48,2 % entfielen, durchsetzen. Bei der Stichwahl der Bürgermeisterwahl am 16. September 2012 wurde Faber-Wegener mit 58,9 % wiedergewählt.[26] Die Bürgermeister-Stichwahl am 9. Juni 2019 konnte Bernd Hertzler (SPD) mit 68,7 % für sich entscheiden. Auf Amtsinhaberin Faber-Wegener (CDU) entfielen 31,3 %.

Beigeordnete
  • 2009–2019: Erster Beigeordneter Georg Wilhelm (CDU), Beigeordnete Brigitte Adamek-Rinderle (Grüne)
  • seit 2019: Erste Beigeordnete Lisa Becker (Grüne), Beigeordneter Guido Freidinger (SPD)

Das Wappen wird wie folgt beschrieben: In Silber auf grünem Boden stehend der an einen grünen Baum gebundene, mit einem goldenen Lendentuch bekleidete und von goldenen Pfeilen durchbohrte goldennimbierte heilige Sebastian in natürlichen Farben und mit goldenen Haaren. Es wurde am 3. Juni 1983 genehmigt.[27]

Gemeindepartnerschaften

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Blieskastel unterhält Gemeindepartnerschaften mit der französischen Gemeinde Le Creusot im Burgund (seit 1989) und mit der italienischen Gemeinde Castellabate in Kampanien (seit 2008).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Der Herkulesbrunnen
Der Lange Bau (Orangerie) in Blieskastel, Rest der Schlossanlage
Der Napoleonsbrunnen („Schlangenbrunnen“)
Der Gollenstein, ein Menhir bei Blieskastel
Die Schlosskirche
Die Heilig-Kreuz-Kapelle
Altarbild Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen in der Heilig-Kreuz-Kapelle

Sehenswürdigkeiten

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Der historische Stadtkern mit dem Blieskasteler Rathaus (im 18. Jahrhundert erbaut als Oberamts- und Waisenhaus), dem Herkulesbrunnen von 1691 und dem Napoleonsbrunnen („Schlangenbrunnen“) von 1804 ist geprägt durch das Zeitalter des Barock, aus dem auch die Hofratshäuser am Schlossberg stammen. Von diesen Hofratshäusern ist insbesondere das sogenannte „Schlößchen“ von 1776/77 sehenswert, das als Werk des Zweibrücker Baudirektors Christian Ludwig Hautt gilt. Insgesamt umfasst das Ensemble Alt-Blieskastel 133 Einzeldenkmale und weitere 65 unter Ensembleschutz stehende Gebäude. Die Stadt liegt an der Barockstraße SaarPfalz.

Oberhalb der Stadt stand einst das Schloss, das im Verlauf der Französischen Revolution zum größten Teil zerstört wurde. Erhalten blieb der im 17. Jahrhundert errichtete, ursprünglich zwölfachsige Lange Bau („Orangerie“).[28] Der Bau wurde 1982 bis 1986 restauriert und wird für Vorträge, Ausstellungen und Konzerte verwendet.

Westlich weiter oberhalb der einstigen Schlossanlage befindet sich die von 1776 bis 1778 erbaute ehemalige Klosterkirche der Franziskaner-Rekollekten und heutige katholische Pfarrkirche, die 1778 bis 1793 die Aufgabe einer „Schlosskirche“ übernahm und heute umgangssprachlich ebenso bezeichnet wird. Der Plan der Kirche ist von einem franziskanischen Baumeister namens Minder, die Bauausführung leitete der gräfliche Bauinspektor Peter Reheis.

Weiter nördlich auf dem „Han“ steht das seit 2005 von den Franziskaner-Minoriten betreute Wallfahrtskloster Blieskastel.[29]

In der Heilig-Kreuz-Kapelle beim Wallfahrtskloster befindet sich seit 1827 das Gnadenbild Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen, das 1786 von Gräfinthal nach Blieskastel überführt wurde. Bei diesem Gnadenbild handelt sich um eine einzigartige Pietà (Vesperbild) aus dem 14. Jahrhundert, in der fünf eiserne, mittelalterliche Pfeilspitzen stecken. Nach der legendenhaften Überlieferung wurden die Pfeile von Frevlern hineingeschossen. Die Kapelle, in der ursprünglich eine Kreuzreliquie verehrt wurde, stammt aus den Jahren 1682/83.

Auf einer südlichen Anhöhe steht eine neobarocke protestantische Kirche von 1912.

Das Wahrzeichen der Stadt ist der etwa 4.000 Jahre alte Gollenstein, der mit 6,5 m als der größte Menhir Mitteleuropas gilt. Er steht auf dem Höhenrücken bei Blieskastel.

Seit April 2012 ist Blieskastel Mitglied der Cittaslow, einer 1999 in Italien gegründeten weltweiten Vereinigung von Städten, die sich einem gesunden, genussvollem Essen aus heimischen Produkten, der nachhaltigen Stärkung der regionalen Kultur, der Gastfreundschaft, einer sanften und menschlichen Entwicklung der Infrastruktur, dem Erhalt der Landschaft und dem aktiven Umweltschutz verschrieben haben.[30]

Im Blieskasteler Uhrenmuseum „La Pendule“ werden vorwiegend Uhren aus der Barockzeit vom Ende des 17. bis ins 20. Jahrhundert ausgestellt.[31][32]

Blieskastel ist die Heimatstadt des ehemaligen Handball-Bundesligisten TV Niederwürzbach. Seine Heimspiele trug der Verein jedoch nicht in Niederwürzbach aus, sondern im Sportzentrum von Homburg-Erbach. Außerdem spielte die Faustballabteilung des TV Blickweiler in der Hallensaison 80/81 in der Faustball-Bundesliga. Der ortsansässige Fußballverein SC Blieskastel-Lautzkirchen wurde im Jahre 1893 gegründet und die erste Mannschaft des Vereins spielt derzeit in der saarländischen Verbandsliga Nord/Ost.

Regelmäßige Veranstaltungen

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  • Trofeo der Gemeinde Gersheim: die Stadt ist Partner dieses jährlich am Wochenende nach Fronleichnam stattfindenden Junioren Weltcup Radrennens.
  • Juni: bis 2017 und wieder seit 2022 Blieskasteler Altstadtfest
  • Juli: Webenheimer Bauernfest, eines der größten Volksfeste im Saarland
  • Juli: Saarpfälzische Sommerakademie, Kurse der Freien Kunstschule Saarpfalz in der Orangerie und ihrer Umgebung
  • August: ab 2018 Altstadtfest Franz[33]
  • September: Cittaslow-Markt
  • Oktober: Oktoberfest Blieskastel

Wirtschaft und Infrastruktur

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Der Hauptort Blieskastel besitzt seit dem Fahrplanwechsel vom 23. Mai 1991 keinen Personenverkehr der Eisenbahn mehr. Die Bliestalbahn von Homburg nach Zweibrücken über Bierbach, Blieskastel nach Reinheim wurde Ende der 1990er Jahre auf einer Länge von knapp 15 km in einen Fahrradweg umgewandelt, der sich mittlerweile auf französischer Seite bis Saargemünd erstreckt. Brenschelbach war außerdem von 1916 bis 1945 Endpunkt der in Zweibrücken beginnenden Hornbachbahn.

Die Bahnstrecke Landau–Rohrbach hat eine Station im Ortsteil Lautzkirchen, die etwa 1,5 km vom ehemaligen Bahnhof Blieskastel entfernt liegt, einen Bahnhof namens Würzbach (Saar) im Ortsteil Niederwürzbach und einen Bahnhaltepunkt im Ortsteil Bierbach.

Es bestehen auf der Straße vom Busbahnhof Blieskastel folgende Verbindungen:

Linie Linienverlauf Takt
501 Homburg/Erbach – Wörschweiler – Bierbach – Blieskastel – Mimbach/Blickweiler – Breitfurt/Wolfersheim – Bliesdalheim – Gersheim – Reinheim – Habkirchen – Bliesmengen-Bolchen – Bliesransbach – Kleinblittersdorf 60 min.
506 Saarbrücken – Schafbrücke – Scheidt – Rentrisch – St. Ingbert – Rohrbach – Niederwürzbach – Alschbach – Lautzkirchen – Blieskastel – Mimbach 60 min.
507 Homburg – Wörschweiler – Bierbach – Blieskastel – Biesingen – Aßweiler – Ormesheim – Wittersheim – Bebelsheim – Bliesmengen-Bolchen – Bliesransbach – Kleinblittersdorf 120 min.
531 Stadtverkehr Blieskastel (Kleinbus) 60 min.
532 Stadtverkehr Blieskastel (Kleinbus) 60 min.
533 Stadtverkehr Blieskastel (Kleinbus) unregelmäßig
547 St. Ingbert/Neunkirchen – Kirkel – Lautzkirchen – Blieskastel 60 min.
562 Blieskastel – Einöd – Zweibrücken/Niederauerbach unregelmäßig
577 Blieskastel – Böckweiler – Altheim – Pinningen – Medelsheim – Peppenkum – Utweiler – Riesweiler/Brenschelbach 60 min.
R10 Saarbrücken – Fechingen – Ensheim – Flughafen Saarbrücken – Heckendalheim – Ommersheim – Aßweiler – Ballweiler – Blickweiler – Blieskastel 60 min.
R14 Homburg – Wörschweiler – Bierbach – Blieskastel – Biesingen – Aßweiler – Ormesheim – Habkirchen – Wittersheim – Bebelsheim – Bliesmengen-Bolchen – Bliesransbach – Saarland Therme – Kleinblittersdorf 120 min.

Die Bundesstraße 423 verläuft durch das Stadtgebiet. Von Frankreich und Mandelbachtal kommend, durchquert sie Aßweiler und Biesingen, führt von der Hochebene hinab nach Blieskastel, überquert die Blies und führt durch den Ortsteil Webenheim weiter zur Bundesautobahn 8 und nach Einöd.

Weitere wichtige Straßen sind:

  • L 101: von Mittelbach-Hengstbach über Altheim nach Peppenkum
  • L 102: von der Grenze zu Lothringen an der Siedlung Brenschelbach-Bahnhof über Brenschelbach und Riesweiler nach Peppenkum
  • L 103: von der L 105 zwischen Mimbach und Breitfurt über Böckweiler und Altheim zur L 102 bei Brenschelbach
  • L 105: von der B 423 in Webenheim über Mimbach, Breitfurt nach Gersheim
  • L 111: von St. Ingbert und Hassel über Niederwürzbach, Lautzkirchen und Bierbach nach Wörschweiler und Schwarzenacker (dort Anschluss an die B 423)
  • L 113: von der B 423 im Zentrum Blieskastels über Lautzkirchen nach Kirkel (über die L 119 Anschluss an die Bundesautobahn 6)

Ortsansässige Unternehmen

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Das Reha-Klinikum Bliestal Kliniken mit 500 Betten ist der größte Arbeitgeber in Blieskastel. Der größte Industriebetrieb ist die Hager Group, die weltweit etwa 11.000 Beschäftigte hat.

In Blieskastel befand sich eine Zweigstelle des Amtsgerichts Homburg, das zum Landgerichts- und Oberlandesgerichtsbezirk Saarbrücken gehört. Die Zweigstelle wurde zum 30. September 2011 geschlossen.[34]

Blieskastel ist ein über die Region hinaus bedeutender Schulstandort. Neben neun Grundschulen gibt es das Von der Leyen-Gymnasium, eine Gemeinschaftsschule (Geschwister-Scholl-Schule) sowie eine Sonderschule (Franz-Carl-Schule) für lernbehinderte Schüler.

In Blieskastel wurde 2001 eine Vestas V47-Windkraftanlage mit 76 m Nabenhöhe und 660 kW Leistung errichtet (Standort: 49° 15′ 4″ N, 7° 17′ 27″ O).

Persönlichkeiten

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In Blieskastel geboren

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Mit Blieskastel verbunden

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  • Hans Dahlem, Fred Oberhauser: Blieskastel, Saarbrücken 1982, ISBN 3-921646-52-9
  • Blieskastel vormals: alte Photos. Saarbrücker Druckerei u. Verlag, Saarbrücken 1983, ISBN 3-921646-58-8, S. 104.
  • Michael Lamla, Gertraud Lamla: Das Franziskanerkloster Blieskastel: 1775–1802. Verlag Die Mitte, Saarbrücken 1994, ISBN 3-921236-71-1.
  • Wolfgang Laufer: Neue Forschungen zur frühen Baugeschichte des Blieskasteler Schlosses (17. Jh.), in: Saarpfalz – Blätter für Geschichte und Volkskunde 2002/2, S. 5–59.
  • Wolfgang Laufer: Munizipalisierung und Reunionsgesuch, Die von der Leyensche Residenz und Herrschaft Blieskastel in den ersten Jahren der Französischen Revolution, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 35 (2009), S. 325–374.
  • Karl Legrum: Die Grafen von der Leyen und das Amt Blieskastel, Ausstellungskatalog, Blieskastel 1991.
  • Annemarie Neumar: Blieskastel: Bilder der Stadt und ihrer Menschen. Hrsg.: Annemarie und Franz Neumar. Blieskastel.
  • Michael H. Schmitt: Die Blies: Gestalterin einer Landschaft. Gollenstein Verlag, Blieskastel 2005, ISBN 3-935731-79-5.
  • Vonhof-Habermayr, Margit: Das Schloß zu Blieskastel. Ein Werk der kapuzinischen Profanbaukunst im Dienste des Trierer Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen (1652–1676) (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland. Band 37). Saarbrücken 1996, ISBN 3-923877-37-4, S. 322.
  • Thomas Strauch: Der Mythos um das Vesperbild von Blieskastel, im Jahrbuch zum Bergmannskalender 2008, Seite 177–182. Herausgegeben von der Deutschen Steinkohle AG.
  • Friedrich Toepfer: Beilagen II. Die Grafen von Castel. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. I. Jacob Zeiser, Nürnberg 1866, S. 291–304 (Google-Books)
Commons: Blieskastel – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Blieskastel – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Saarland.de – Amtliche Einwohnerzahlen Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. netmedianer GmbH: Blieskastel | Saarpfalz-Kreis. Abgerufen am 18. Juni 2018.
  3. Blieskasteler Nachrichten, 17. Januar 2020 – Einwohnerstatistik
  4. Blieskastel: Geschichte.
  5. Wolfersheim.@1@2Vorlage:Toter Link/derbliesgau.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. a b c d Stadt Blieskastel: Zur Geschichte von Blieskastel. Abgerufen am 24. Dezember 2018.
  7. Das ehemalige „Schlößchen“
  8. Blieskastel. Website des Verbandes Deutscher Heilbäder und Kurorte. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  9. Blieskastel: anerkannter Kneippkurort im Saarland (Memento vom 20. September 2015 im Internet Archive). Website von Rheinland-Pfalz Tourismus. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  10. Bieskastel auf burgenlexikon.de, abgerufen am 20. Mai 2023
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 809 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  12. Gemeinderatswahl Blieskastel 2024 Auf: wahlergebnis.saarland.de, abgerufen am 19. Juni 2024
  13. Gemeinderatswahl Blieskastel 2019 Auf: wahlergebnis.saarland.de, abgerufen am 19. Juni 2024
  14. Fritz Dereser: Der Landrat der Pfalz im Vormärz, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität zu Mainz, Winnweiler 1954, S. 235
  15. Fritz Dereser: Der Landrat der Pfalz im Vormärz, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität zu Mainz, Winnweiler 1954, S. 237
  16. Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt der Pfalz, Jahrgang 1868, Spalte 1614
  17. Beamtenverzeichnis und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, Speyer, 1874, Seite 120
  18. Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt der Pfalz, Jahrgang 1875, Spalten 25, 26
  19. Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt der Pfalz, Jahrgang 1875, Spalten 25, 26
  20. Gilardone, Friedrich: Handbuch für den kgl. bayer. Regierungsbezirk der Pfalz, Speyer 1897, Seite 163
  21. Muskalla, Dieter: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel, Saarbrücken 1995, S. 286
  22. Muskalla, Dieter: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel, Saarbrücken 1995, S. 286
  23. Weinmann, Edwin und Legrum, Kurt: Blieskastel im Nationalsozialismus, Saarpfalz Sonderheft 1997, S. 37 und S. 169
  24. Weinmann, Edwin und Legrum, Kurt: Blieskastel im Nationalsozialismus, Saarpfalz Sonderheft 1997, S. 169
  25. Krämer, Wolfgang: Geschichte der Stadt St. Ingbert, 2. Band, St. Ingbert 1955, S. 374
  26. Ergebnis Stichwahl Bürgermeister/in 16. September 2012. Stadt Blieskastel, 16. September 2012, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  27. Amtsblatt des Saarlandes
  28. Hans Josef Böker: Baugeschichtliche Beobachtungen an der sogenannten Orangerie zu Blieskastel, in: 25./26. Bericht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland, 1977/78, S. 61–66.
  29. Franziskaner-Minoriten übernehmen Kloster Blieskastel. Auf: www.katholische-kirche.de
  30. Neues Mitglied in der Citta-Slow-Vereinigung Auf: www.blieskastel.de, abgerufen am 30. April 2012
  31. Uhrenmuseum La Pendule. In: blieskastel.de. Abgerufen am 9. März 2024.
  32. Uhrenmuseum „La Pendule“. In: Blieskastel-online.de. Abgerufen am 18. Juni 2023.
  33. Blieskastel: „Franz“ soll ein Fest der Vielfalt werden. In: saarbruecker-zeitung.de. 3. April 2018, abgerufen am 5. März 2024.
  34. Amtsgericht Homburg – Zweigstelle Blieskastel (Memento vom 20. April 2010 im Internet Archive) Informationsseite des Amtsgerichts Homburg, abgerufen am 14. Dezember 2011