Briefträger Müller

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Film
Titel Briefträger Müller
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1953
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Berolina-Film, Berlin
Stab
Regie John Reinhardt
Drehbuch
Produktion Kurt Ulrich
Musik
Kamera
Schnitt Erich Palme
Besetzung

Briefträger Müller ist ein Spielfilm der Filmstudios Berlin-Tempelhof unter der Regie von John Reinhardt aus dem Jahr 1953. Der Filmstoff beruht auf einer Novelle von Ernest Neubach. „Berolina zeigt in Form einer Komödie mit Heinz Rühmann als Titus Müller den Aufstieg und Fall eines Briefträgers, der erbt und über dem süßen Leben die Sorgen der einfachen Leute schnell vergisst, nach dem Abstieg aber wieder zu seiner Frau zurückfindet.“[1] Heli Finkenzeller ist als Titus Müllers Ehefrau Charlotte besetzt.

Die Uraufführung des Films fand am 1. Oktober 1953 im Universum Stuttgart statt.

Der Alltag des Briefträgers Titus Müller wird vor der Kulisse des im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen Bodensee-Städtchens Meersburg gezeigt. Nachdem der Briefträger sich selbst einen Brief seiner ihm unbekannten Tante Anna Hackbusch aus Italien zugestellt hat, macht er sich mit seiner Frau und seinen drei Kindern per Fahrrad nach Italien auf. Im Schloss der Anna Hackbusch muss er mit vielen anderen namens Müller das Defilee vor der Erbtante absolvieren. Weil er eine Wurst vom Buffet in seiner Jackentasche verborgen hält, begrüßt ihn Hackbuschs Hund Ambrosia freudig. Da die Erbtante nichts von der Wurst weiß, deutet sie das als spontane Zuneigung des Hundes zu Titus Müller. Damit hat dieser sich in der Runde der Müllers als Erbe qualifiziert.

Nach dem Tode der Anna Hackbusch erbt der Hund Ambrosia deren Vermögen, das nach dem Tod des Tieres auf den Welttierschutzverein übergehen soll. Titus Müller erhält gemäß Testament den Hund Ambrosia und damit den Zugriff auf das Vermögen. Schnell lebt er sich in die Welt der Wohlhabenden ein, verkracht sich mit seiner Frau „Kaninchen“ und nimmt die Tänzerin „Mira Belle“ als Mätresse. Ohne zu wissen, was das eigentlich bedeutet, schreibt er bei einem der rauschenden Feste einen Scheck für die Heilsarmee aus.

Als Ambrosias Herz den Strapazen einer Geburt nicht gewachsen ist und stehenbleibt, ist Titus Müller schlagartig wieder ein armer Mann. Er ist noch nicht einmal zur Hochzeit seiner Tochter eingeladen, die (nun wieder vor der Meersburger Kulisse am Marktplatz vor dem Obertor) in Meersburg gerade geheiratet hat. Einzig ein kleiner Welpe, den er Ambrosius nennt, ist ihm geblieben.

Der seinerzeit von Müller ausgestellte Scheck für die Heilsarmee ist in der Zwischenzeit als Grundkapital für die Titus-Müller-Stiftung eingesetzt worden. Müller wird als einfacher Mann von der Stiftung ausfindig gemacht, geehrt, findet zu seiner Frau zurück und wird wieder Briefträger. Unterwegs ist er nun mit Ambrosius, der unermüdlich an seiner Seite ist. Die Filmweise „Ja, wenn die gute alte Post nicht wär …“ besiegelt die Parabel über die Wechselfälle des Lebens.

Produktionsnotizen

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Derselbe Stoff wurde bereits 1935 von Regisseur Fred Sauer unter dem Titel Alles weg’n dem Hund verfilmt. Briefträger Müller wurde im Studio Berlin-Tempelhof produziert. Die Außenaufnahmen entstanden außer in Meersburg am Bodensee, in der Schweiz sowie im Hotel Gehrhus in Berlin-Grunewald.[2]

Im Film spielen Egon Kaiser und seine Solisten, Gesang: Ilse Hübner. Willi A. Herrmann und Heinrich Wiedemann waren für die Filmbauten verantwortlich, die Produktionsleitung lag bei Erich Holder und Karl Mitschke unter Mitarbeit von Oscar Martay. Die Kostüme stammten von Wolf Leder.

Mitten in den Dreharbeiten verstarb der österreichisch-amerikanische Regisseur John Reinhardt an einem Herzschlag. Heinz Rühmann übernahm die Regie und stellte den Film fertig.[3] Im Filmvorspann wird nur John Reinhardt als Regisseur genannt.

DVD-Veröffentlichung

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Der Film ist mehrfach auf DVD erschienen, so am 14. Oktober 2016 innerhalb der Reihe „Heimatkanal – Jubiläumsedition“ zusammen mit neun weiteren Filmen, herausgegeben von Filmjuwelen (Alive AG).[4] Die Alive AG gab den Film zudem innerhalb ihrer Reihe „Juwelen der Filmgeschichte“ am 29. September 2014 als Einzelfilm heraus.[5] Home Entertainment gab Briefträger Müller am 9. März 2007 in der „Heinz Rühmann Edition 2“ heraus, nachdem der Film von ihr bereits am 5. Mai 2006 veröffentlicht worden war.

„Man muß ihn lieben, diesen Briefträger Müller, der als kleiner Mann soviel Wärme um sich verbreitet und als großer die ungewohnten Situationen so köstlich-verwegen persifliert.“

zit. nach Franz Josef Görtz[6]

Auf der Seite Kino.de ist die Rede von einer Filmkomödie mit „konservativer Moral“. Nach Heinz Rühmanns „zum Teil wenig glorrreichen Auftritten im Kino des Dritten Reichs“, habe dieser Film „den Grundstein zur zweiten Karriere“ des Schauspielers gelegt. Er „überzeug[e] als ‚kleiner Mann von nebenan‘, der neben John Reinhardt auch als Co-Regisseur“ firmiert habe, in einer „trotz aller komödiantischen Elemente sehr moralischen Geschichte um die Bedeutung von Familie und immateriellen Werten“. Gelobt wurde auch die „opulente Ausstattung, die ansehnlich in Szene“ gesetzt worden sei.[7]

Curt Riess sah den Film als „nicht gerade besonders komisches Lustspiel.[8]

Auch Falk Schwarz konnte dem Film auf der Seite filmportal.de nichts abgewinnen und sprach von einer „aberwitzige[n] Handlung (‚Hund erbt Riesenvermögen‘), eine[r] banalen Moral (‚Geld macht auch nicht glücklich‘) und eine[r] persönlichen Tragödie“ im Hinblick auf den Tod von John Reinhardt. Wen wundere es da, dass „bei dieser Gemengenlage nichs weiter als (Film-)Konfektion entstanden“ sei. „Keine Logik der Handlung, flaue Dialoge (‚Ich bin ja kein Mensch, ich bin ein Briefträger‘), eine farblich und bildnerisch ehrgeizlose Fotografie, ein Hauptdarsteller, der viel mehr [könne] als ihm hier abverlangt“ werde. „Rühmanns Wandlungsfähigkeit brauch[e] eben einen Käutner!“ […] Rühmann kasper[e] sich entlang des Handlungsfadens und wenn Harald Paulsen als pokerfaciger Butler und guter Geist nicht wäre, einem würden Worte einfallen wie platt, flach und trivial. Bis dann endlich der Schlüsselsatz fällt: ‚Man muss immer auf das Gute sehen‘. Abschließend schrieb Schwarz: „Seien wir gerecht: der Beginn ist nett, Briefträger Müller bei seinen Runden durch Meersburg zuzuschauen. Der Film sei ‚betulich‘, so schrieb die Kritik. Vielleicht sollte man ‚vertan‘ hinzufügen.“[3]

Einzelnachweise

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  1. Zusammenfassung der Handlung des Films „Briefträger Müller“ von 1953, der am 20. Juli 2009 im Fernsehen des RBB zur Hauptsendezeit gezeigt wurde.
  2. Dr. Alfred Bauer: Deutscher Spielfilm Almanach. Band 2: 1946–1955, S. 314–315.
  3. a b Falk Schwarz: Briefträger Müller. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 12. Februar 2020.
  4. Heimat Kanal Jubiläumsbox Abb. DVD-Hülle Filmjuwelen (im Bild Kessler-Zwillinge, Heinz Rühmann, Waltraut Haas, Peter Alexander, Hans Moser, Peter Weck).
  5. Briefträger Müller Abb. DVD-Hülle Filmjuwelen (im Bild Heinz Rühmann).
  6. Franz Josef Görtz, Hans Sarkowicz: Heinz Rühmann, 1902–1994: der Schauspieler und sein Jahrhundert. 2001, S. 333
  7. Briefträger Müller siehe Seite kino.de (inklusive Trailer und Bilderstrecke). Abgerufen am 12. Februar 2020.
  8. Riess: Das gab’s nur einmal, Bd. 5, S. 177