Saretschje (Kaliningrad, Gurjewsk)

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Siedlung
Saretschje
Kaymen (Kaimen)

Заречье
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gurjewsk
Gegründet vor 1258
Frühere Namen Caymis (um 1258),
Caym (nach 1320),
Cayme (um 1404),
Keymen (nach 1540),
Caimen (nach 1692),
Caymen (um 1871),
Kaymen (nach 1905),
Kaimen (1938–1945)
Bevölkerung 352 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40151
Postleitzahl 238323
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 209 000 041
Geographische Lage
Koordinaten 54° 47′ N, 20° 53′ OKoordinaten: 54° 47′ 13″ N, 20° 53′ 4″ O
Saretschje (Kaliningrad, Gurjewsk) (Europäisches Russland)
Saretschje (Kaliningrad, Gurjewsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Saretschje (Kaliningrad, Gurjewsk) (Oblast Kaliningrad)
Saretschje (Kaliningrad, Gurjewsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Saretschje (russisch Заречье, deutsch Kaymen, 1938–1945 Kaimen) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk im Rajon Gurjewsk.

Geographische Lage

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Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 30 Kilometer ostnordöstlich der Stadt Kaliningrad (Königsberg) und 17 Kilometer westsüdwestlich der Stadt Polessk (Labiau).

Kaymen, ostnordöstlich von Königsberg und westsüdwestlich von Labiau, auf einer Landkarte von 1910

Die Gründung des früher Kaymen[2] genannten Dorfes reicht in die Zeit des beginnenden 13. Jahrhunderts zurück.[3] Damals lag zwischen dem Kurischen Haff (russisch: Kurschski Saliw) und dem Tal des Flusses Pregel (Pregolja) die prußische Landschaft Caym,[4] aus deren Zeit das noch heute vorhandene Gräberfeld von Kaymen stammt. Kaymen war bereits damals der Mittelpunkt einer stark besiedelten Landschaft.

Vom Deutschen Orden, der hier eine Kirche errichtete (heute als Ruine westlich des Ortes Trostniki (Bothenen) gelegen), wurde die prußische Wallburg Caym übernommen und ausgebaut, und fand später als Wasserburg, unter Herzog Albrecht auch als Jagdschloss, Verwendung. Im Jahre 1525 nahm hier der Bauernaufstand seinen Anfang,[5] veranlasst durch das rigide Verhalten des Amtsverwalters Andreas Rippe, Nachkomme eines Söldnerführers.

1668 wurde die Burg als Sitz einer Domäne hergerichtet, und 1783 wurde das Schloss durch Baumeister Blasius Berwart erweitert.

Am 9. April 1874 wurde das damalige Caymen Amtsdorf und damit namensgebend für den neu errichteten Amtsbezirk,[6] dem anfangs sieben Landgemeinden bzw. Gutsbezirke zugehörten. Er gehörte zum Landkreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 zählte die Landgemeinde Kaymen 207 und der Gutsbezirk Domäne Kaymen 260 Einwohner.[7]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Domäne Kaymen (ohne das Vorwerk Legehnen, russisch heute Barsukowka) in die Landgemeinde Kaymen eingegliedert. Die Einwohnerzahl der vereinigten Gemeinde betrug 1933 303 und 1939 363.[8]

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf zum Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen im Deutschen Reich.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das seit 1938 Kaimen genannte Dorf zusammen mit dem nördlichen Ostpreußen von der Sowjetunion unter eigene Verwaltung genommen. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Saretschje und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Dobrinski selski Sowet im Rajon Gurjewsk zugeordnet.[9] Von 2008 bis 2013 gehörte Saretschje zur Landgemeinde Dobrinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.

Amtsbezirk Kaymen (1874–1945)

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Zwischen 1874 und 1945 war Kaymen Verwaltungssitz eines Amtsbezirks, dem anfangs sieben, zuletzt noch drei Kommunen zugehörten:[6]

Name Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Bothenen Trostniki
Kaymen
1938–1946: Kaimen
Saretschje
Sielkeim Wessjolowka
Wilditten Anetschkino 1928 in die Landgemeinde Bothenen eingegliedert
Gutsbezirke:
Kaymen, Domäne Saretschje 1928 in die Landgemeinde Kaymen eingegliedert
Lautkeim Trostniki 1928 in die Landgemeinde Bothenen, teilweise
auch in die Landgemeinde Schulkeim eingegliedert
Michelau
(Enklave im Kreis Wehlau)
Wolkowo 1884 in den Gutsbezirk Pogirmen,
Amtsbezirk Pomedien (Pruschaly) eingegliedert

Die Burgstelle der mittelalterlichen Wallburg Kaymen[3] wurde in der Ordenszeit so verändert, dass sie – durch Stau des vorbeifließenden Baches und durch Aushebung eines Stichgrabens – zur Insel wurde. Auf der Insel wurde zur zusätzlichen Sicherung ein Blockhaus errichtet. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg in Stein aufgeführt und zu einer Wasserburg verändert. Dann als Jagdschloss verwendet, wurde die Burg 1668 Sitz der Domäne Kaymen, wobei aber die Gesamtanlage als ehemalige Wasserburg nie geändert wurde. Noch 1827 war die Substanz der Burg in gutem Zustand. Erst nach 1945 verfielen die Bauanlagen stetig oder wurden durch Anbauten verunstaltet. Heute sind nur noch teilweise vorhandene Außenmauern, unter Bewuchs stark verdeckt, zu erkennen.

Kirchengebäude

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Die aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts stammende Kirche Kaymen wurde nordwestlich des damaligen Ortes Kaymen 450 Meter westlich von Bothenen[10] (heute russisch: Trostniki) errichtet, wo es bis 1945 den „Kirche Kaymen“[11] genannten Ortsteil mit dem Gotteshaus gab. Es handelt sich um einen Feldstein- und Ziegelbau mit eingezogenem Chor. Der Turmabschluss wurde erst 1852 vollendet. Von der Kirche stehen heute nur noch Ruinenreste wie Mauern des Langhauses und auch noch der Turm ohne Spitze.

Kirchengemeinde

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Bereits in vorreformatorischer Zeit bestand das Kirchspiel Kaymen, in dem dann schon 1525 die Reformation Fuß fasste. Früher zur Inspektion Schaaken (russisch: Schemtschuschnoje) gehörig war Kaymen bis 1945 dem Kirchenkreis Labiau (Polessk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugehörig. Heute liegt Saretschje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Polessk (Labiau), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[12] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Kirchspielorte (bis 1945)

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Zum Kirchspiel Kaymen gehörten außer dem Ort Kaymen selbst insgesamt mehr als vierzig Ortschaften:[13]

Name Russischer Name Name Russischer Name Name Russischer Name
Annenau Karlshof Sowchosnoje Schulkeim Altaiskoje
Bendiesen Dalneje Klein Hermeninken Schwesternhof
Blöcken Ossokino Lautkeim Trostniki Sellwethen Jegorjewskoje
Bothenen Trostniki Legehnen Barsukowka Senseln Olegowo
Brandt Lethenen Uroschainoje Sergitten Mordowskoje
Duhnau Barsukowka Lichtenthal Sielkeim Wessjolowka
Eichenhorst Lindenberg Stenken Lipowka
Eulenhaus Louisenfelde Rasino Thiemsdorf Asowskoje
Gaue Mettkeim Nowgorodskoje Wachsnicken Kurgany
Greiben Michelau Wolkowo Wangen
Groß Hermeninken Nautzken Dobrino Wanghusen Gribojedowo
Groß Sittkeim Neu Sielkeim Ismailowskoje Wilditten Anetschkino
Haferhaus Perkappen Poltawskoje Wulfshöfen Zwetkowo
Hempelstube Poduhren Zandersdorf Dmitrijewka
Kadgiehnen Prudy Rentengut Lossewo Zatten

Pfarrer (1525–1945)

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Von der Reformation bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges amtierten an der Kirche Kaymen als evangelische Geistliche:[14][15]

  • Paul Sommer, 1525–1541
  • Rütger Textor, 1551
  • Johann Werner, bis 1573
  • Theobald Axt, 1573–1574
  • Johann Baumgart, 1572/1598
  • Heinrich Möller, 1598–1617
  • Anton Sartorius, 1617–1653
  • Johann Wisenerus, 1650–1675
  • Andreas Hamilton, 1675–1697
  • Salomo Jester, 1697–1733
  • Chr. Salomo Jester, 1733–1763
  • Johann Gottfried Keip, 1763–1767
  • Carl Friedrich Hoffmann, 1767–1802
  • Johann Matth. Boretius, 1803–1816
  • Johann Ernst Horn, 1816–1827
  • Johann Samuel Heinemann, 1827–1848
  • Heinrich Friedrich Wilhelm Hempel,
    1842–1844
  • Friedrich Eduard Michalik, 1844–1851
  • Ernst Albert F. Kalle, 1851–1869
  • Eduard Erdsiek, 1870–1896
  • Otto Alexander Besch, 1896–1905
  • Heinrich Otto Johannes Besch, 1899–1900
  • Theophil Besch, 1903
  • Hans Carl W. Gerlich, 1905–1920
  • Ferdinand Lubenau, 1920–1929
  • Reinhold Thulcke, 1929–1941
  • Arnulf Quandt, 1939–1945

Es gab in Kaymen ein Schulgebäude von 1886 und 1925 mit zwei Klassen. Hier wurden auch die Kinder aus Bothenen (heute russisch: Trostniki) und Wilditten (Anetschkino) unterrichtet. Letzter Schulhalter vor 1945 war Kantor Bruno Schmidt.

Das Schulgebäude brannte in den 1980er Jahren ab. An seinem Platz entstand ein Wohnhaus, dahinter die neue russische Schule.

Im Ort laufen zusammen die Kommunalstraßen 27K-070 aus Pribreschnoje (Palmburg) bzw. aus Dobrino (Nautzken), die 27K-071 aus Pridoroschnoje (Neu Droosden) und die 27K-072 aus Ossinowka (Strampelken).

Dobrino ist die nächste Bahnstation an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

  • Kaymen, Dorf und Domäne, Landkreis Labiau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kaymen (meyersgaz.org).
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. Königsberg 1898, S. 28–32 (Google Books).
  • Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreussischen Landschaft Samland. Königsberg 1844, S. 94–95 (Google Books).
  • Robet Albinus: Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung. Lizenzausgabe, Würzburg, 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  • Notiz über eine alte höchst curiose Kirchthurmsfahne und eine hübsche Jungfrau Maria zu Caymen. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 25, Königsberg 1841, S. 84–89 (Google Books).

Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Kaimen
  3. a b Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. Königsberg 1898, S. 28–32 (Google Books).
  4. Geschichte von Dorf und Burg Kaymen bei ostpreussen.net
  5. Bauernkrieg in Ostpreußen 1525 (Memento des Originals vom 4. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/journals.cambridge.org
  6. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Kaimen
  7. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
  8. Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  10. Trostniki - Bothenen bei ostpreussen.net
  11. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Kirche Kaimen
  12. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  13. Patrick Plew, Ortsfamilienbuch Kaimen, 1647–1763, Labiau, Ostpreußen
  14. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 27.
  15. Kaymen in der Deutschen Nationalbibliothek