Diskussion:Emissionsrechtehandel/Archiv/2023

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Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von 2A01:E0A:199:7990:5562:59A3:49CF:BB89 in Abschnitt policy-tradeoff
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Abgrenzung zur Ordnungspolitik

Mir erscheint die Abgrenzung zur Ordnungspolitik etwas konstruiert, lässt sich das so wirklich belegen? Grund: Der Zertifikatehandel kann ja nur dann existieren, wenn er ordnungspolitisch durch einen Zertifikatezwang auferlegt wird. Rein marktwirtschafltich würde es einen Emissionshandel gar nicht geben, weshalb die teilweise sogar redundante Betonung, dass es sich um ein marktwirtschaftliches Instrument handele, irreführend ist. Auf welche weise dieser Zwang zustandekommt und wer wie verpflichtet wird, daran teilzunehmen, steht nirgends im Artikel. Ein separates Kapitel dazu wäre schön. Also etwa ein Kapitel "Anwendungsbereich" Da lassen sich sicherlich verallgemeinerbare Aussagen treffen, die für die meisten Handelssysteme gelten. --Max schwalbe (Diskussion) 16:54, 5. Jan. 2023 (CET)

Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor: Rein Marktwirtschaftlich würde es nicht zu einem Emissionshandel kommen, das stimmt wohl. Aber das liegt daran, dass der Grund für die Einführung des Emissionshandels ein Marktversagen ist, genauer gesagt eine negative Externalität. Der Emissionshandel ist also per Definition eine staatliche Intervention im Rahmen der Umweltpolitik. Aber es gibt unterschiedliche umweltpolitische Instrumente : marktwirtschaftliche und ordnungspolitische. Denn mit dem Umstand dass die Marktpreise nicht die kompletten Kosten reflektieren kann man unterschiedlich umgehen: Man kann wie beim Emissionshandel oder der CO2-Steuer versuchen, die externen Kosten in den Marktpreis zu internalisieren oder mit den ordnungspolitischen Maßnahmen direkte Eingriffe in die Produktion der Unternehmen durchzuführen, ohne dass Marktpreise Anreize zur Reduktion setzen. --2A01:E0A:199:7990:AD4F:D6A4:F736:6334 20:56, 3. Feb. 2023 (CET)

policy-tradeoff

Hallo @Karsten11, ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor: Die Tatsache, dass er nach herrschender Meinung effizienter ist wenn es keine weiteren Instrumente gibt, ist nicht mein Punkt. Hier geht es darum, dass in realen politischen Kontexten Policy-Trade-off existieren- was dazu führt dass er in politischen Systemen (EU, Kanada etc.) neben anderen Instrumenten eingesetzt wird. Die Belege vom IPCC und UBA reflektieren dies. --2A01:E0A:199:7990:8046:2436:8419:BD53 15:43, 21. Jun. 2023 (CEST)

Das hatte ich verstanden und zunächst auch versucht entsprechend einzubauen. Du löschst aber immer den belegten (und wichtigen) Hinweis, dass es ein breiter wissenschaftlicher Konsens unter Ökonomen ist, dass der Emissionshandel ein effektives und effizientes Instrument zur Emissionsreduktion ist. Das muss auf jeden Fall drinnen bleiben. Das (entgegen dem Rat der Wissenschaft) in der Politik in der Praxis eine (effizienzmindernde) Kombination mit Ordnungsrecht und staatlichen Subventionen genutzt wird, ist so und kann auch dargestellt werden, es muss nur eben deutlich werden, dass dies eben effizienzmindernd ist.--Karsten11 (Diskussion) 15:50, 21. Jun. 2023 (CEST)
Das ist nicht richtig; wenn du die Textänderungen in der Versionsgeschichte durchgehst, wirst du sehen, dass ich nur den entsprechenden Abschnitt zum Einsatzgeändert habe. --2A01:E0A:199:7990:8046:2436:8419:BD53 15:55, 21. Jun. 2023 (CEST)
aber d'accord zur Ergänzung dass es effizienzmindert ist. --2A01:E0A:199:7990:8046:2436:8419:BD53 15:56, 21. Jun. 2023 (CEST)
Ein mehr als 30 Jahre altes Paper kann meiner Meinung keinen aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Konsens belegen. Als das Paper geschrieben wurde, stand das Konzept des Emissionshandels noch ganz am Anfang und wurde in der Praxis noch fast überhaupt nicht genutzt (für Klimaschutzzwecke imho noch überhaupt nicht). Inzwischen sind zu den theoretischen Erwägungen in dem Paper einige Praxiserfahrungen hinzugekommen, die die Theorie ergänzt und manche Annahmen auch widerlegt haben. Was jetzt die Ansicht angeht, dass es Konsens sei, dass eine Kombination von Ordnungsgrecht uns Subventionen immer schlecht sei: Das halte ich für ein Gerücht. Gerade was das Feld des Klimaschutzes angeht, so gibts zwar einen Konsens oder oder weitgehenden Konsens, dass eine Emmissionsbepreisung ein wichtiges Instrument ist, aber nicht, dass der Emissionshandel das einzige Instrument sein soll. Schon alleine aus sozialpolitischen Aspekten (ein sozial unflankierter Emissionshandel bewirkt bei denen, die ihre Emissionen am stärksten senken müssen am wenigsten, während er denen, die am wenigsten Emissionen produzieren, am meisten weh tut). Gleiches gilt für Technologiepolitik. Im aktuellen IPCC-Bericht wird z.B. schön beschrieben, dass ein Emissionshandel für gewöhnlich keine transformativen Effekte hat, sondern nur bestehende Optionen optimiert. Er bewirkt also vor allem inkrementelle Verbesserungen wie Effizienzsteigerungen (Beispiel bessere Kraftwerkswirkungsgrade), oder einen Fuel Switch (z.B. Umstieg von Kohle auf Gas). Er führt aber nicht dazu, dass komplett neue Technologien von sich aus entstehen, gerade da, wo es große finanzielle Aufwendungen braucht, um eine Technologie ganz neu zu entwickeln. Deswegen braucht es auch weitere Maßnahmen, damit auch solche Durchbrüche, die der Emissionshandel alleine nicht leisten kann, weiterhin entstehen. Dass der Emissionshandel also als einziges System existieren soll, ist zumindest in der Klimaforschung (inklusive Klimaökonomie) so definitiv nicht zutreffend. Ich muss noch mal nachschlagen, wo es genau stand. Ist schon ein paar Monate her, dass ich das gelesen habe (der Bericht ist von April 2022). War auf jedenfalls Arbeitsgruppe III des IPCC, und die ist bekanntlich sehr stark von Ökonomen dominiert. Andol (Diskussion) 21:27, 21. Jun. 2023 (CEST)
Ok, wenn ich das mal zusammenfasse (bitte ggf. korrigieren):
1. Der Emissionshandel ist ein effektives und effizientes Instrument zur Senkung von Emissionen, das ist Konsens unter Ökonomen.
2. Er ist daher ein wichtiges Leitinstrument im Kampf gegen den Klimawandel.
3. was aber nicht Konsens ist : dass der EMH an Effizienz verliert, wenn er Teil eines Policy-mix mit weiteren Maßnahmen wie ordnungsrecht oder Subventionen ist.
4. Vielmehr sollte er laut dem IPCC mit anderen Maßnahmen kombiniert werden.
Sofern korrekt würde ich einen Formulierungsvorschlag für den Absatz anbieten.
Der Emissionshandel ist eine marktbasierte Form der Umweltregulierung, die es ermöglicht, dezentral zu entscheiden, wie Emissionen am kosteneffektivsten eingespart werden können. Es besteht ein breiter wissenschaftlicher Konsens, dass der Emissionshandel ein effektives und effizientes Leitinstrument im Kampf gegen den globalen Klimawandel ist, der aber mit flankierenden Maßnahmen wie Ordnungsrecht oder Subventionen kombiniert werden sollte. --2A01:E0A:199:7990:4D9:DB82:D812:4DEC 21:41, 23. Jun. 2023 (CEST)
Die genauen Details könnte man dann ja weiter unten im Artikel einbauen. --2A01:E0A:199:7990:4D9:DB82:D812:4DEC 21:44, 23. Jun. 2023 (CEST)
Ähm, nein. Pareto-Effizienz ist definitionsgemäß nicht zu verbessern. Wer Emissionshandel mit anderen Instrumenten verbinden will, glaubt nicht daran, dass Emissionshandel effizient ist (oder es ist ihm egal).--Karsten11 (Diskussion) 12:44, 26. Jun. 2023 (CEST)
Ich glaube das ist etwas zu dogmatisch. Pareto-Effizienz hat ja selbst bestimmte Voraussetzungen unter anderem Vollständigen Wettbewerb. Dieser ist aber in der Realität nur selten gegeben- die reale Welt ist leider nicht so perfekt wie das Modell (paradigmatisch etwa die Arbeiten von Joe Stiglitz)... Andererseits heißt das aber nicht, dass der Emissionshandel im Vergleich zu anderen Leitinstrumenten nicht trotzdem im Vergleich effizienter wäre- sofern man sie entsprechend mit flankierenden Maßnahmen begleitet. (Theorie des Zweitbesten) --2A01:E0A:199:7990:BDAA:635E:B010:1216 13:46, 26. Jun. 2023 (CEST)
Von der Sachfrage mal abgesehen ist es unbenommen, dass die von Andol vorgetragene Ansicht so im aktuellen IPCC-Bericht belegt ist:
"Economic instruments have been effective in reducing emissions, complemented by regulatory instruments mainly at the national and also sub-national and regional level (high confidence). By 2020, over 20% of global GHG emissions were covered by carbon taxes or emissions trading systems, although coverage and prices have been insufficient to achieve deep reductions (medium confidence). Equity and distributional impacts of carbon pricing instruments can be addressed by using revenue from carbon taxes or emissions trading to support low-income households, among other approaches (high confidence). The mix of policy instruments which reduced costs and stimulated adoption of solar energy, wind energy and lithium-ion batteries includes public R&D, funding for demonstration and pilot projects, and demand pull instruments such as deployment subsidies to attain scale (high confidence)"[1] (Seite 21)
Und weiter auf Seite 79 heißt es:
"Where implemented, carbon pricing instruments have incentivized low-cost emissions reduction measures, but have been less effective, on their own and at prevailing prices during the assessment period, to promote higher-cost measures necessary for further reductions (medium confidence)."[2] --2A01:E0A:199:7990:BDAA:635E:B010:1216 14:02, 26. Jun. 2023 (CEST)
Und hier noch eine letzte Quelle diesmal von der Weltbank.
Zitat welches für Subventionen als komplementäre Maßnahme argumentiert (Seite 25):
Potential innovators do not account for the social benefit their innovations will achieve, leading to less innovation activity than is socially optimal. Just as pricing carbon can effectively internalize the negative externality and make emitters face the true cost of their actions, subsidizing innovation can internalize this positive externality. When, for example, governments support the research and development of low-carbon and energy efficiency technology, innovators face price signals that better reflect the true social value of their ideas and activities. Once the technology is deployed, the subsidies can decrease.
This process is known as “directed technical change.” By providing additional incentives for new technologies, through policies external to the ETS, and reducing those incentives as the learning-by-doing spillover takes hold, governments can help stimulate innovation within the market to a much greater extent than under an ETS alone.[3]
Daher kann man davon ausgehen, dass es sich hier wie oben dargestellt um einen internationalen Konsens handelt, der von den großen supranationalen Organisationen (IPCC, Weltbank...) geteilt wird. --2A01:E0A:199:7990:5562:59A3:49CF:BB89 12:05, 28. Jun. 2023 (CEST)