Diskussion:Kaspar Hauser/Archiv/3

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Letzter Kommentar: vor 10 Jahren von Tmajoor in Abschnitt Kaspar Hauser
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Die Zielangabe bei der automatischen Archivierung dieser Seite ist ungültig. Sie muss mit demselben Namen wie diese Seite beginnen. Wende dich bitte an meinen Besitzer, wenn das ein Problem darstellen sollte. ArchivBot 03:27, 27. Jan. 2012 (CET)Beantworten

erledigtErledigt Harry8 09:22, 27. Jan. 2012 (CET)Beantworten

Berichtigungen zu Hausers Zeichnungen und den J.F.C. Kreul-Porträts von Hauser

Ein paar Anmerkungen zu KH's Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen, alle weit verstreut. Ihr Niveau entspricht dem bildungsbürgerlichen Zeichenunterricht den Kaspar erhielt, nicht mehr und nicht weniger. Fleissige Hobbyarbeiten, meist Geschenke an Frauen der "höheren Stände". Gewiss, er konnte dem vierjährigen Anselm Feuerbach ein paar Kniffe zeigen, aber Kaspar Hauser und die Kunst? Der Beitrag [1] relativiert andeutugsweise und recht ordentlich die Fiktionalisierung des Faktischen. Auf seine Blümchen und Obststilleben will ich nicht eingehen, aber auf zwei Zeichnungen und auf das Kreul-Pastell.

Zum einen die "Wassermühle" von 1829, siehe englische Wiki. Mayer/Tradowsky haben sie 1984, S. 384f. abgebildet, mit dem Verweis "Rückseite Widmung Hausers an eine unbekannte Person"; Provenienz, S. 789: "Stadtarchiv Ansbach". Wir wissen aber aus einer nie zitierten Schrift, Brügels Onoldina. Heimatkundliche Abhandlungen für Ansbach und Umgebung, begründet von Julius Meyer, neu bearbeitet, ergänzt und vermehrt von Adolf Bayer, IV. Heft, Ansbach 1955 (zuerst 1923), S. 85, dass diese Zeichnung "Fräulein Mariette v. Hartmann in Stuttgart für ihr Album" verehrt wurde. Diese Angabe ist korrekt, denn es gab engste Beziehungen zu dieser Familie, die in der Linie Tucher, Daumer, Pies, Mayer/Tradowsky verschwiegen wurden. Die Zeichnung wurde offenbar nach einer Kupferstich-Vorlage gefertigt, man denke nur an den Verleger Campe in Nürnberg. Ob Ferdinand Kobell, Karl Wilhelm Kolbe, Johann Christian Reinhart oder deren Epigonen Johann Georg Laminit, August Dalbon etc., das Motiv lag "in Reichweite", eine einfache, naive Kopie. Allerdings stellt sich die Frage, wie kam die Zeichnung von Stuttgart zurück nach Ansbach? Und auf welchen Wegen verlor sich das Wissen um die Kontakte der Tuchers zum Hartmann-Reinbeckschen Haus in Stuttgart? Ich halte es jedenfalls für richtig, der "unbekannten Person" einen Namen zu geben. Ihre Lebensdaten sind bekannt, außerdem, so Nikolaus Lenau über Mariette, "malt höchstallerlieb", wie ihre Mutter. Mariette war mit der ganz jung verstorbenen ersten Frau Tuchers befreundet.

Eine weitere Zeichnung Kaspars, in Johannes Mayer: Philip Henry Lord Stanhope. Der Gegenspieler Kaspar Hausers, Stgt. 1988, S. 460, zeigt die thronende Königin Therese mit dem Perlendiadem des Hofjuweliers Rieländer. Was Mayer dazu ausführt, Anmerkung 332 (S. 459 und S. 623) ist irrelevant. Das Bild befand sich im "Archiv des Autors", S. 653 (dem von Pies ererbten?), der Rest ist Fiktion. Von Joseph Karl Stieler ist das Bildnis ganz und gar nicht, sondern von Johann Lorenz Kreul (1826), [ http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Thereseliebesknotentiara.JPG&filetimestamp=20080912183245]. Ein Vergleich mit dem Original zeigt, wie hölzern sich Hauser mit der Vorlage abmühte.

Damit aber ist der Bogen zu dem bekanntesten Hauser-Bildnis von Johann Friedrich Carl Kreul (Ansbach 2. 8. 1804 - Nürnberg 12. 3. 1867) gespannt. Aus unerfindlichen Gründen wird seitens der heutigen Firma Kreul auch ein Carl Johann Dietrich Kreul (Ansbach 6. 8. 1803 geb.) benamst, beide Namen sogar gleichzeitig in Presseverlautbarungen genannt, vertauscht, ohne jede Aufklärung. Hat nun also der Firmengründer KH porträtiert? Ich halte mich an die Dissertation von Thomas Kemper: Johann Lorenz Kreul (1764 - 1840) - Leben und Werk, München 1996. Kemper hat die beiden bekannten Doubletten des Pastells in das Werkverzeichnis von Lorenz Kreul (!) aufgenommen. S. 112 erklärt er: "Es wurde noch im jüngsten Bestandskatalog (Wagner Museum Würzburg) Carl Kreul zugeschrieben." Und so geistert es noch immer als Werk des J. F.C. Kreul durch die Hauser-Literatur, auch bei Wikipedia. Wir wissen von Stanhope, dass er im September 1831 "to Professor Creul of Ansbach for a pastille-portrait of Kaspar Hauser" 20 Gulden bezahlte. Da die Mitteilung von J. Mayer (1988) stammt (S. 359), ist mal wieder nicht sicher, ob Stanhope nur alte Fremdschulden beglich oder einen Auftrag erteilte, wie Mayer meint. Aber einerlei, der "Professor" ist natürlich der wegen seines Alters nicht mehr mobile Lorenz Kreul. Nach Radbruch, nebenbei, wurde das Feuerbach-Pastell-Porträt (auch in allen Wikis) des alten Kreul dem Appellationsgerichtspräsidenten am 29. August 1830 von Richterkollegen überreicht. Aber das Beste kommt noch, denn Stanhope vereinbarte einen Kontrakt im September 1831 in Ansbach, hernach er Kaspar zum Zeichenunterricht anmeldete, für 20 Gulden per Monat!! Wiederum nach Mayer (1988), der aber nicht klipp und klar erwähnt, wie denn der so hoch dotierte Lehrer hieß. Na wer denn wohl? Ein Blick zurück auf die Königin-Therese-Zeichnung Hausers: Wo soll der denn die Vorlage her gehabt haben? Das Original war nicht mehr greifbar, aber der seltene Steindruck nach Kreul, gedruckt von Joseph Lacroix und auf Stein gezeichnet von Johann Georg Schreiner (Kemper, S. 137), übrigens ein Mörike/Hölderlin-Bekannter, der existierte - vor allem bei Lorenz Kreul selbst!

Die Demystifikation eingefleischter, teilweise "vorsätzlicher" Hauser-Irrtümer, der reinste Irrsinn. --Imbarock 22:55, 27. Jan. 2012 (CET)Beantworten

Hallo Imbarock und OnkelX! Da der Januar noch nicht ganz herum ist, wird eure Tür noch einen Spalt offenstehen, um einen Neujahrsglückwunsch einzuwerfen, – in Form eines Zitats. Es geht darin um die Art, wie ein Enzyklopädist mit flächendeckenden, alt-ehrwürdigen, also gewissermaßen nationalen Vorurteilen umgehen soll:
«Toutes les fois, par exemple, qu'un préjugé national mériterait du respect, il faudrait à son article particulier l'exposer respectueusement et avec tout son cortège de vraisemblance et de séduction, mais renverser l'édifice de fange, dissiper un vain amas de poussière, en renvoyant aux articles où des principes solides servent de base aux vérités opposées.»
So Diderot im Artikel ENCYCLOPÉDIE der Encyclopédie, Bd.12, S. 388
Als ich das kürzlich las, dachte ich an den hiesigen Artikel und fand, dass er damit konform geht: Schlammgebäude umwerfen, Deutungsmief auslüften!
Zu dem, was Imbarock oben über Künstler und Bilder im Umkreis von KH herausgefunden hat, nur eine Meta-Anmerkung: Man sollte einmal über die Rolle des "original research" beim Verfassen enzyklopädischer Artikel diskutieren, und zwar grundsätzlich. Dazu ist hier nicht der Ort; aber kurz antippen kann man's vielleicht. In der kürzlich archivierten Artikeldiskussion tauchte nämlich mehrmals dieses Problem auf: Ist eine bestimmte Aussage noch Theoriedarstellung und darf in den Artikel rein? Oder ist sie schon das Ergebnis von OR, also Theoriefindung, und muß draußen bleiben? Wo es sich um die Interpretation von Texten handelt, finde ich, kann man das oft schwer entscheiden. In der Literaturwissenschaft kommen z.B. bestimmte eingefleischte Lesefehler vor: Etwas, das in einem Text gemeint ist, und einem aufmerksamen Leser auch erkennbar ist – sofern er seinen Weltverstand gebraucht – wird von einem halben Dutzend versierter Interpreten ständig übersehen, ja geleugnet. Der Verfasser eines enzyklopädischen Artikes über ein Gedicht oder eine Novelle, der die betreffende Stellen auslegt, und zwar so, wie sie gemeint ist, – kann er sich auf den Text berufen? Ist der Wortlaut eines Textes sein eigener Zeuge, oder braucht es andere Zeugen, eben Literaturwissenschaftler, die ausgewiesene Interpreten sind und ihre Deutung a.a.O. (peer-reviewed) veröffentlicht haben? Kompliziert wird die Antwort dadurch, dass manche literaturwissenschaftlich Schulen die Relativität der Interpretation zum Prinzip erheben. Gruß --Lesabendio 13:46, 28. Jan. 2012 (CET)Beantworten


Hallo Lesabendio,
den Neujahrswunsch zurück!
Was Du ansprichst ist grundlegend, zugleich aber kein wirkliches "Problem" von Wikipedia, da man hier ja die einmalige Möglichkeit hat, im Disk-Apparat gewissermaßen den Artikel zu ergänzen, abzurunden, zu problematisieren und weitere Wege aufzuzeigen. Jeder Tiefinteressierte wird daher die Diskussionen so wichtig nehmen, wie den Artikel selbst. OnkelX ist dabei in der Regel ein ganz päper, d. h. er argumentiert entlang der Richtlinien. Ich verlagere mich gerne auf die Disk, biete an und warte auf die Akzeptanz, ohne mir deswegen einen abzubrechen. Dabei gilt auch für mich, ohne höhere wissenschaftliche Weihen, in diesem Falle die Dissertation von Kemper, würde ich nicht im Artikel rumpfuschen. Ist nun mal so. Das Problem sind die Grenzfälle, die mit dem cultural turn und der interdisziplinären Öffnung eingesetzt haben. Ich meine das nicht negativ, partizipiere selbst davon, anders geht es gar nicht mehr. Aber konkret, es gibt im Falle Hausers einige, nicht zuletzt literaturwissenschaftliche Studien, die hier noch gar nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt sind und aus denen auch keine "Erkenntnisse" in den Artikel umgesetzt wurden. Warum? Zum einen, weil sie in ihrem historischen Teil höchst mangelhaft sind und daher auf Sand bauen. Leider hat hierbei die "epochale" Arbeit von Jochen Hörisch in vielerlei Hinsicht gefehlt. Es ist nun mal so, die historische Person Kaspar Hauser wird in diesen literaturwissenschaftlichen Studien entweder völlig aufgehoben (Hörisch), als widerständig betrachtet (Gmünden), als angepasst (Schmitz-Emans) oder distanziert (Sting). Unglaubliche Schnellschüsse, weil diese und andere Autoren, etwa auch ein scheinbar einleuchtender Aufsatz von Mark L. Louden zur "Morphosyntax" Hausers, das historische Material gar nicht hinreichend in Betracht gezogen haben. Und mit historischem Material meine ich nicht O-Research, sondern allein was von sogenannten Fachhistorikern in Jahrzehnten erarbeitet worden ist, also den Kontext, in dem die positivistischen Einzelfakten gesehen werden müssen. Näme man die O-Research hinzu, dann hätte der Artkel ein nochmals anderes Aussehen, obwohl er in seinem jetzigen Zustand das Beste bietet, was man enzyklopädisch über Hauser erfahren kann. Da fällt mir übrigens ein, ich dachte ganz vermessen, dass ich die Schuffenhauer-Ausgaben Ludwig Feuerbachs zum ersten Mal für KH herangezogen hätte, was aber gar nícht stimmt. Es war eine Dissertation über den "Grünen Heinrich", die Du sicher bestens kennst, aber ich krame jetzt nicht danach, die seitenweise Bezüge Kellers auf den Kaspar-Hauser-Fall zu ergründen suchte. Nur, für den historischen Aspekt per se ohne Gehalt, für Gottfried Keller ja. Das Belastende im Falle Hausers ist jedoch, dass vor allem unzählige Briefe unmittelbar Beteiligter und damit ein, sagen wir, Monopol über die Chronologie der Ereignisse, in interessegeleitete Hände fiel, die sie einem reaktanten Verhaltensmuster entsprechend seit vielen Jahrzehnten einseitig interpretieren, zurückhalten, teilveröffentlichen, je nach Gutdünken. Ein nach internationalen wissenschaftlichen und demokratischen Standards untragbarer Zustand. Um so schlimmer, weil sich damit radikale, überzeitliche, ahistorische und moralische Urteile verknüpft haben, die insbesondere aus Stanhope ein unerträgliches Zerrbild deutscher Einseitigkeit gemacht haben. In dem, was ich hier äußere, bin ich nicht immer vorsichtig, in der Diskussion, aber die Grenze zur Theoriefindung würde ich für den Artikel nicht überschreiten. Sogar das Badengerücht lässt sich in seiner Entstehung auf wenige Personen reduzieren. Was aber feststeht und sich einbinden lässt, etwa die Widmung an Mariette Hartmann, oder dass nach den langwierig erbrachten Erkenntnissen eines einschlägig versierten Kunsthistorikers das KH-Porträt von Lorenz Kreul stammt, das bringe ich hier auch zur Sprache. Was du oder ich oder sonstwer "evident" ermittelt, dafür bleibt nunmal nur der Außerraumwikipedia. Gruß, --Imbarock 00:52, 29. Jan. 2012 (CET)Beantworten
Hallo Imbarock! „Außerraumwikipedia“? Das steckt mir ein Licht auf: Der Stichwortartikel gleichsam als Planetesimal und die Diskussionsseite als zugehörige Akkretionsscheibe. Die Werkstatt- und Materiallagerumgebung einer „Schrift“ in statu nascendi öffentlich gemacht (und entsprechend Ziel für allerlei Sabotageangriffe, grobschlächtige und subtile, aber sei's drum) – so etwas gab’s zur Zeit der Enzyklopädisten noch nicht, nämlich nur auf der privaten Ebene des brieflichen Austauschs, wenn auch vielleicht einiges davon in Zeitschriften wie die Correspondence littéraire des Baron Grimm eingewandert ist. Sag einer, der medientechnische Fortschritt sei zu nichts nutze! Also versprochen: sobald ich Zeit habe, werde ich der Versuchung erliegen, den Hörisch wieder- und die andern oben genannten Sachen erstmals zu lesen (wozu ich noch ein paar bibliografische Angaben gebrauchen könnte) und dann so frei sein, unten einen neuen Abschnitt anzufügen.
Apropos Schnellschüsse. Ein lehrreiches Beispiel dafür liefert die Gottfried Keller-Philologie. Im Jahre 1977 kam ein Romancier, zugleich Germanist, auf die Idee, der Knabe Gottfried (1819 geboren und 1824 Halbwaise) habe durch die zweite unglückliche Ehe seiner Mutter (1826 geschlossen und 1834 geschieden) schweren psychischen Schaden erlitten und daraufhin sein körperliches Wachstum eingestellt. Diesen Unsinn, den die Fachwelt fast ohne Widerrede schluckte, machte 1980 ein zweiter Germanist zum Ausgangspunkt einer Gesamtdeutung des Kellerschen Lebenswerks. Da er es meisterhaft verstand, auf allen Klavieren, die der cultural turn aufs Podium gehievt hatte, zugleich zu phantasieren, wurde danach jahrelang zu Keller kaum noch etwas veröffentlicht, was nicht missbilligende Blicke auf die gefühlsarme, pflichtvergessene Dichtermutter schoß und in das Klagelied von der achtjährigen Seelenmarter des Knaben Gottfried Mazerath einstimmte. 1994 meldete sich dann ein dritter Germanist, der offenbar gepennt hatte, und verwies mit barschen Worten seinen Kollegen diese Töne. Hierzu machte er Scheidungsakten von Kellers Mutter publik, die man zuvor übersehen hatte und aus denen hervorging, dass der zweiter Ehemann Tisch und Haus der Witwe Keller schon ein paar Wochen nach der Eheschließung verlassen hatte. Seither schweigen die Vöglein im Walde, aber die betreffende Publikation findet man nur ausnahmsweise in Literaturverzeichnissen, z.B. hier (unter „Biografische Interpretationen des Gesamtwerks“), sowie eine Kurzfassung hier.
Nein, die Dissertation über den Grünen Heinrich, die „seitenweise Bezüge Kellers auf den Kaspar-Hauser-Fall zu ergründen sucht“ kenne ich nicht, oder ich erinnere mich nicht mehr an die betreffenden Passagen. Wenn du wieder mal in deinem Zettelkasten kramst, hilf mir bitte auf die Sprünge. Ich arbeite auf meiner Benutzer-Spielwiese an einer Neufassung des GH-Artikels. Gruß --Lesabendio 18:23, 29. Jan. 2012 (CET)Beantworten
Mit Planetesimal und Akkretion ist das sehr treffend umschrieben. Moderne Medienkultur braucht moderne Lösungen, nix mehr Elfenbeinturm oder handschriftliche Zirkulare, ist von jeder Minute an überholt. Radikale Transparenz raubt individuelle Autorenrechte, fürwahr, aber sie ist auch eine große Chance. Vielleicht auch, weil im Falle Hausers abschreckend wenig in diesem Sinne zu vermelden ist. Gibst du ein "Grüner Heinrich, Kaspar Hauser" = Ruth M. Kessel. Gruß, --Imbarock 00:51, 31. Jan. 2012 (CET)Beantworten
Ruth M. Kessel: Sprechen, Schreiben, Schweigen: Mutterbindung und Vaterimago des grünen Heinrich im Spiegel seines kommunikativen Verhaltens, Lang 1988. Bin gespannt. Danke! --Lesabendio 08:37, 1. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Zur literaturwissenschaftlichen Hauser-Rezeption

(1) Jochen Hörisch, Hrsg.: Ich möchte ein solcher werden wie … Materialien zur Sprachlosigkeit des Kaspar Hauser. Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-07883-6. Darin "VI Nachwort des Herausgebers", S. 263–308.

"Daß der sprachlose, besprochene, beschriebene, naturverfallene, gänzlich heteronome Findling zum Abschluß der subjektzentristischen Goethezeit nicht nur die 'Einheit von Naturbeherrschung und Naturverfallenheit' (Adorno), sondern auch den Zusammenhang von Subjektpathogenese und symbolischer Ordnung figuralisierte und damit das Humanismus-fixierte Selbstverständnis der Epochen unterlief, macht ihn zum geschichtsphilosophischen Faszinosum" (S. 272).

Leser, die es vor den subjektzentristischen und Humanismus-fixierten Geistern der Goethezeit nicht graut und die sich sogar von einem gewissen Kant zum selbständigen Gebrauch ihres Verstandes ermutigt fühlen, haben mit der vorliegenden Hauser-Schrift ein Problem: Einerseits sollen sie die Behauptungen, die darin aufgestellt sind, verstehen, auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen und, falls ein solcher vorhanden, sich diesen zu eigen machen – wozu wäre die Schrift sonst geschrieben und veröffentlicht? Andererseits sollen sie jede Hoffnung fahren lassen, dass es so etwas wie Wahrheit – Übereinstimmung einer Aussage mit einer Wirklichkeit – überhaupt gibt, außer vielleicht in der Einbildung prämoderner, subjektzentristischer Denker:

"Ein wie immer zu denkendes Adäquationsverhältnis von Sprache und Realität aber ist deshalb imaginär, weil die Sprache metaphorisch strukturiert ist. Entsteht nämlich jeder Begriff notwendig 'durch Gleichsetzung des Nichtgleichen' (Nietzsche), weil nicht jedem Sachverhalt, Gegenstand, Handlungsakt etc. ein nur ihm eigener Name reserviert ist, so stellt sprachliche Wahrheit als Illusion sich dar, die einzig dank der genealogischen 'Vergesslichkeit' (Nietzsche) der Sprechenden verbindlich funktioniert" (S. 280).

Wer dieser Behauptung zustimmt (sie als "wahr" akzeptiert), begibt sich in die verzwickte Lage des Russellschen Regimentsbarbiers, dem befohlen wird, nur diejenigen zu rasieren, die sich nicht selbst rasieren; egal ob er (der Barbier) sich nun selbst rasiert oder nicht, er handelt dem Befehl zuwider. Die Wirkung solcher – wie Psychiater es nennen – "paradoxen Befehle" ist wohlbekannt: sie setzen die Abwehrkräfte des Subjekts außer Gefecht, lähmen seinen Widerstand gegen Einflüsse von außen. Wer in einer paradoxen Befehlslage, einem double bind, wie in einer Falle gefangen ist, dem steht gewissermaßen der Verstand still.

Dass eine solche Fesselung der Leserverstandes zur Diskurs-Strategie des vorliegenden Textes gehört, scheint mir unabweisbar. Es spricht dafür die suggestive Rede vom Faszinosum Hauser, vor allem aber die Art, wie die Behauptung, Wahrheit sei in Wahrheit ein Hirngespinst, argumentativ vertreten wird. Zu ihrer Begründung werden mit "weil" rasch ein paar philosophische Brocken nachgeschoben, als gehe der Text von der Berechnung aus, der vom Wahrheits-Paradox hypnotisierte Leser werde auch diese ohne Widerrede schlucken. Mit anderen Worten: die vorliegende Schrift funktioniert wie ein Fangapparat, der darauf berechnet ist, Proselyten einzufangen. Geht die Berechnung auf, tappt ein Leser in die Falle, so hat das Wahrheits-Paradox eine weitere Person gefunden, die es vertritt, hegt, pflegt und fortpflanzt, ungefähr so – ich scheue mich nicht vor diesem unvorteilhaften Vergleich – wie ein Virenprogramm, das sich auf einem neuen Wirtscomputer installiert und von dort aus weiterverbreitet. Selbstverständlich ist das Wahrheits-Paradox nur eine von vielen, wimmelnden Behauptungen, die diese Hauser-Schrift aufstellt, aber doch die am weitesten vorgeschobene, ihre vegetative Spitze, die den übrigen den Weg sucht.

Damit sage ich etwas über Sinn, Zweck und Genre dieser Schrift. Es handelt sich bei ihr nach meinem Dafürhalten um eine Propagandaschrift, die seit vierzig Jahren im Dienste der Ausbreitung – man kann nicht sagen einer Weltanschauung, auch nicht einer Graswurzelbewegung, – am besten wohl: eines Stromes von Philosophemen steht, des Dekonstruktivismus. Um Kaspar Hauser geht es darin nur insofern, als seine Figur hervorragend geeignet ist, den Gang dieses Stromes als tief, seinen Glanz als sonnenhaft und seine Macht als unwiderstehlich erscheinen zu lassen.

"Die von den neueren Franzosen ausgewiesene Suprematie des Signifikanten über das Signifikat (Lacan), das seine Identität erst aus dem Umstand ableiten kann, Institut des Differenzialisierungsprozesses der Signifikantenkette zu sein, lässt sich mit der Geschichte Kaspar Hausers moritatenhaft bebildern. Nicht als alternativer Sonderfall, den Sphären von der normativen okzidentalen Logik der Subjektkonstitution trennen, sondern als ein – um ein weniges verrückter – Normalfall von Subjektivität hat der Findling seine Zeitgenossen aufgeschreckt und sehnsüchtig fasziniert" (S. 271).

Wenig später (S. 275) entsteht sogar der Eindruck, als sei Hausers Erscheinen zu Pfingsten 1828 in Nürnberg vom Weltgeist express veranstaltet, um die Humanitäts-fixierten Subjektzentralisten der Goethezeit für ihren Hochmut zu strafen und dem 150 Jahre späteren Philosophemen-Strom schon einmal das Bett zu bereiten. Dieser Gedanke klingt aber nur unterschwellig an, da Weltgeist, Vorsehung, List der Vernunft etc. als subjektzentrische Konstrukte anathema sind. Immerhin, Hausers Epiphanie scheint von langer Hand vorbereitet – auch an die aus dem Rhein gefischte Flaschenpost zu denken. Jedenfalls entspricht sie

"einem theoretischen Erwartungshorizont, der aus der Kritik subjektzentrischer Reflexionsphilosophie resultierte und mit sprachlogischen Mitteln gegen die Hypostase selbstreferentieller Subjektivität argumentiert" (275).

Von Nürnberg aus mischt der Moritatenmensch die selbstreferentiellen Subjekt-Hypostasen so gründlich auf, dass von seinem Tun und Leiden wie von dem eines Champions die Rede sein kann. Hauser als einer, der über die nächste Epoche hinwegstolpernd gleich in der übernächsten landet! Das Kind Europas als Vorläufer, Herold, Bahnbrecher, Winkelried der Après-Moderne:

"[A]n dem Sprachlosen zerschellt eine diskursive Ordnung, die um Prinzipien und Kategorien wie Identität, Grund, konstitutive Subjektivität, Autonomie und adaequation von Sachverhalten und Sätzen gruppiert ist" (267).

In diesem Schiffbruchsszenario kommen beiläufig auch die Verfassern des Hauser-Artikels für das Brockhaussche Conversationslexikon von 1833 vor. Ihre Hilferufe werden aufgefangen, sie selbst aber zu denen gestellt, die nicht mehr zu retten sind. Denn anstatt sich zu freuen, jammern sie über die "schauerliche Dunkelheit" im Falle Hauser, über das Durcheinander von Gerüchten, Vermutungen, Tatsachen, über die enorme Schwierigkeit unparteiischer und wahrheitsgetreuer Berichterstattung. Letzteres zeigt klar das skrupulös-pingelige Verhältnis dieser guten Leute zur Wahrheit und kennzeichnet sie daher als Vertreter der untergehenden Diskursordnung, welche sie unter Heulen und Zähneklappern "noch einmal" beschwören (S. 269). Besonders diese Stelle des Textes erteilt Lesern, welche die Behauptung vom illusionären Charakter der Wahrheit nicht unterschreiben, den zarten Wink, dass auch sie zu den unrettbar Versinkenden gehören.

Mein Rat an diese Leser wäre, nicht zu verzagen, sondern zu erkennen, dass derlei Winke und Winkelzüge in der Proselytenfischerei und der Abonnentenwerbung eben Brauch sind: Was, Sie wissen nicht was Logozentrismus ist? Was, Sie können Signifikant und Signifikat nicht auseinanderhalten? Was, Sie müssen "Psychopompos" und "kairologisch" nachschlagen? Es hagelt Philosopheme, sie fliegen dem Leser nur so um die Ohren. Ein letztes Beispiel:

"Jacques Derrida hat im Anschluss an Überlegungen Heideggers gezeigt, daß die Schrift der Name für zwei Abwesenheiten ist: die des Signatars und die des Referenten (Derrida, De la Grammatologie). Anders als die gegenwartsbezogene Rede funktioniert die Schrift auch dann oder gerade dann, wenn ihr Autor und ihre Referenz nicht präsent sind (Hörisch, Marginalien zu Derridas Ontosemiologie). Wie die Referenz des Flaschenpostbriefs, so ist der Signatar des Briefes an den Rittmeister nicht nur absent, sondern gar unrekonstruierbar. Beide treten so in ein Mutationsspiel um die zahlreichen unbesetzten Stellen der Rätselgeschichte ein, dessen Grundregel die Apriorität des Signifikanten vor dem Signifikat-Subjekt, dem sie sich einschreiben, namhaft macht. Als purer Effekt der Differenz zwischen den Signifikanten untereinander tritt das Signifikat Kaspar Hauser in eine Geschichte ein, die die seine nicht ist" (S. 271).

Unter Hegels Studenten soll einst folgende Rätselfrage von Mund zu Mund gegangen sein: Was ist die partielle Abwesenheit des Ansich- und Umsich-Seyns der passiven Kausalität des Unendlichen? Antwort: Das Loch im Rock der Mutter Gottes. Wahrheit gilt dem Text zwar als Loch im Weltbau, gleichwohl wird lustig weiter ausgewiesen, gezeigt, eingesehen, namhaft gemacht, alles mit dem ansonsten belächelten "objektivistischen Gestus wissenschaftlicher Diskurse" (S. 268). Soll ja vorkommen, dass Philosophen etwas anderes tun, als was sie predigen und, wo sie eigentlich schweigen müssten, die Tinte nicht halten können. Aber wird denn auch wirklich "gezeigt", nämlich dem Leserverstand klar und deutlich dargetan, dass eine Schrift auch dann oder gerade dann "funktioniert", wenn unbekannt ist, wer sie verfasst hat und wovon sie handelt? Ebensogut funktioniert ein Topf "auch dann oder gerade dann", wenn er ohne Deckel und Handgriff ist.

Kurz: Die vorliegende Hauser-Schrift sollte, nachdem die darin gestellte logische Falle erkannt ist, aufmerksam studiert werden. Sie gibt vor allem durch die Affinität zwischen dem Wesen Hausers und dem Wesen des Dekonstruktivismus, von der sie beredt Zeugnis ablegt, viel zu denken. Gruß --Lesabendio 19:09, 29. Feb. 2012 (CET)Beantworten

(2) Ruth M. Kessel: Sprechen, Schreiben, Schweigen: Mutterbindung und Vaterimago des grünen Heinrich im Spiegel seines kommunikativen Verhaltens. Lang 1988.

Die von Jochen Hörisch betreute Dissertation erhebt den Anspruch nachzuweisen, dass Keller sich eingehend mit dem Schicksal Kaspar Hausers befasst hat und dass dadurch die Gestaltung des Grünen Heinrich deutlich beeinflusst wurde (S. 43). Dazu werden mehrere hundert Textstellen aus Kellerschen Dichtungen und aus Feuerbachschen, Daumerschen u.a. Hauser-Schriften herbeigezogen und miteinander verglichen. Jedoch finde ich unter den als ähnlich gekennzeichneten Ausdrücken keinen einzigen, der sich durch eine charakteristische Wörter-, Bilder- oder Gedankenfolge als Anlehnung Kellers an die betreffende Hauser-Schrift zu erkennen gäbe, geschweige denn als Entlehnung aus einer solchen. Was an diffuser Ähnlichkeit von Wortschatz und Metaphorik vorhanden ist, geht ausnahmslos aufs Konto gleicher Thematik: Wenn in Texten, in denen über Kindheit, Jugend, seelisch-geistiges Wachstum, Entwicklung und Erziehung nachgedacht wird, sich die traditionellen Vegetationsmetaphern, Baum, Knospe, Blüte, Frucht etc. häufen, dann kann man daraus nicht schließen, dass der eine Text sich an den andern anlehne. Analoges gilt für psychologische Beobachtungen wie die, dass Kinder an glänzenden Dingen Freude haben, dass ein Kind, das fragt: "Was ist Gott, ist es ein Mann?" mit der Antwort "Gott ist ein Geist" nichts anfangen kann etc. (S. 86 f.) Kellers Kritik an einer verknöcherten Katechetik, die junge Köpfe mit theologischen Abstraktionen füttert, gehört so sehr zum erzieherischen "Diskurs" des 18. und 19. Jahrhunderts, dass man nicht anzunehmen braucht, er sei dazu durch Daumer angeregt worden, einmal ganz abgesehen von den tiefen Wurzeln dieser Kritik in Kellers Biographie.

Ich finde in der ganzen Arbeit auch keine Stelle, wo der entscheidende Unterschied zwischen dem Leben des "grünen" Heinrich Lee und dem des Kaspar Hauser klar und deutlich herausgearbeitet wird. Hauser und die Personen, die sich seiner annehmen, klagen über die nicht stattgefundene Kindheit, die verlorenen Zeit im Sinne einer niemals erfüllten, komplett übersprungenen Lebensphase. Dagegen klagt Heinrich Lee über die verlorenen Zeit im Sinne einer durch fremde und eigene Schuld vertanen Zeit: Der frühe Tod des Vaters, der Schulausschluss, die unzureichende bzw. verspätetet Künstlerlehre haben seinen Reifungsprozess verzögert und ihn um die bildsamesten Jahre seiner Jugend gebracht. Die entstandene Lücke kann er aber schließen, indem er sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit macht und sie durch intensive Erinnerungsarbeit, nämlich die Niederschrift seiner Jugendgeschichte, wiederfindet. Im Grunde ist es wohl die Verkennung dieses kapitalen Unterschieds, die bewirkt, dass mit Tusche semantische Parallelen ausgezogen werden, wo im Text nur schwache Bleistiftstriche ohne gemeinsame Richtung zu erkennen sind.

Aus der Tatsache, dass Keller Hauser in seinen Werken, Briefen und Tagebüchern nirgends erwähnt, schließt Kessel, – nach dem Muster Gerhard Kaisers –, dass er von dessen Schicksal zu tief betroffen gewesen sei, als dass er es anders als poetisch habe bewältigen können (S. 32). Kaspar Hauser kommt so zum Titel "Der verschwiegene Bruder des grünen Heinrich". Um zu erklären, wie Keller an Schriften Daumers gelangen konnte, die zur Zeit der Abfassung des Grünen Heinrich noch gar nicht veröffentlicht waren, weist sie auf Kellers Zugehörigkeit zum Heidelberger Kreis um Ludwig Feuerbach hin. Zwei komplizierte Hypothesen machen aber aus einem hinfälligen philologischen Befund keine vertretbare Theorie. Gruß -- Lesabendio (Diskussion) 00:00, 2. Mär. 2012 (CET)Beantworten


Ziemlich furioser Auftritt Lesabendio! Ich hatte das Buch von Kessel nach anfänglichem Interesse beiseite gelegt, eine Maus die einen Berg gebiert, mein Eindruck. Ich fand ebenfalls keine zwingenden Entlehnungen, "diffuse Ähnlichkeit" eben, "schwache Bleistiftstriche", letztlich ein "hinfälliger philologischer Befund," mehr nicht. Was die Häufigkeit der von dir genannten "traditionellen Metaphern" anbelangt, lassen wir "Vegetation" außen vor und nehmen sie alle zusammen, dann kann ich das nur ganz dick unterstreichen. Insbesondere muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Alltags- und Gebrauchsliteratur in Tageszeitungen und Zeitschriften schon damals einen gewaltigen Fundus darstellte, der zuhauf semantische Parallelen lieferte, wöchentlich! Gedichte wie "Meine Jugend", von in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsenen, späteren Literaten, Journalisten, Lehrern, Pfarrern, Landrichtern usw., aus einem erweckungsbewegten, lutherisch-evangelischen Umfeld, nicht zuletzt aus Franken, --> das sollte doch eigentlich die literaturwissenschaftliche Dekonstruktion leisten, Texte vom Rand ernst nehmen.
Dank deiner Beobachtungen habe ich Kessels Diss. auf den letzten Drücker nochmals genauer besehen und nun sogar erschrocken festgestellt, es ist alles noch viel schlimmer. Sie ist um sichere, gewisse und feststehende A-priori-Behauptungen nicht verlegen, allein, sie hat nicht das geschichtliche Wissen darum! Da ich mich um eine ernsthafte Auseinandersetzung gedrückt hatte, fiel mir das gar nicht alles auf. Der Inhalt ist vollkommen abwegig, widersprüchlich, paradox, ohne hinreichende Kenntnisse der Hauser-Rezeption in der Familie Feuerbach, des gesamten Schrifttums überhaupt. Eine neonarrative Meisterleistung ohne Netz und doppeltem Boden.
Sie hat ja noch nichtmal begriffen, dass Daumers Suada gegen Stanhope nicht Ludwig Feuerbach zu verdanken ist - der im übrigen im Gegensatz zu seiner anfänglich brausigen, niebelungentreuen "Verteidung" seines Vaters recht wenig Ahnung um die Vorkommnisse hatte und den Nachlass seines Vaters, der auch nicht komplett und nicht immer schon bei ihm verwahrt wurde, in keinster Weise hauserspezifisch aufdröselte, sich nur das Mémorie herauspickte - sondern jener Gräfin von Albersdorf, die eine unsäglich denunziatorische Rolle spielte, ihre beiden Bücher aber aus alten Zeitungsnachrichten zusammenstoppelte. Nein, ich mag mich einfach nicht weiter mit diesem Buch von Kessel auseinandersetzen, es ist vertane Zeit, jede zweite Zeile korrigieren zu müssen. Das Verhältnis der historischen Personen untereinander, die intertextuellen Bezüge, die chronologischen Abfolgen und die "reale" Gewichtung des Hauserstoffes, alles Kappes.
Verlässt man, nur im Zusammenhang mit Kaspar Hauser gesehen, die ganz hohe Ebene poststrukturalistischer und dekonstruktivistischer Denkweisen und begnügt sich mit ihrem antihermeneutischen Paradoxon, das bei aller Anstrengung selbst nicht konsequent aus hermeneutischen Grundbewegungen herauskommt, dann erhält der Virenvergleich Hand und Fuß. Bei Hörisch finden sich definitive Aussagen über Wirklichkeitselemente der Überlieferung um KH's-Geschichte, nennen wir sie Fakten oder Sachverhalte, die zudem weder historischen Narrativen, noch geschichtlichen Kontingenzen entsprechen und die nachweislich fiktiver Natur sind, aus Irrtum und/oder mangelnder Quellenkenntnis begangen. Darunter ein wunderbares Beispiel (es bezieht sich auf die 'Autobiografien' Hausers), das über G. Gemünden bis zu Schmitz-Emmans "weitererzählt" und per stille Post am Ende seinerseits ein richtig fettes Narrativum wurde, lost in space, im Paralleluniversum der "wimmelnden Behauptungen". Mit der generellen Polemik betreffs Dekonstruktion gehe ich nicht überein, aber der folgende Satz ist superb: "Um Kaspar Hauser geht es darin nur insofern, als seine Figur hervorragend geeignet ist, den Gang dieses [des dekonstruktivistischen] Stromes als tief, seinen Glanz als sonnenhaft und seine Macht als unwiderstehlich erscheinen zu lassen."
Und wo Hörisch ("tritt das Signifikat Kaspar Hauser in eine Geschichte ein, die die seine nicht ist") eine Tür aufmacht, macht er sie gleich wieder zu. Es kann ja auch nicht anders sein, denn alle (!!) literaturwissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahrzehnte haben für ihren historischen "Apparat" die Publikationen von etwa einem Dutzend Historiker ignoriert. Sie haben sich nie um Webers f...trockene "Scheuklappen" bemüht, sondern lieber gleich die Narrenkappe aufgezogen. Zur gleichen Zeit, als Ruth Kessel bei Hörisch ihre Doktorarbeit zimmerte, publizierte Johannes Mayer sein Machwerk "Lord Stanhope, der Gegenspieler Kaspar Hausers". Was machte Hörisch? Anstatt den unerträglichen Schmarrn als solchen zu benennen, seine gefährliche, ahistorische, zutiefst verschwörungsideologische und vorwissenschaftliche Tendenz bloßzulegen, begrüßte er in einer Rezension diese hundsfiese Schrift, obgleich er ein paar Kautelen hinterherschickte. Eine ganz einfache "Wahrheit" verbirgt sich hinter solchen Vorkommnissen, bei mir jedenfalls: Vertrauensverlust, dicke wissenschaftliche Fragezeichen, Misstrauen ohne Ende, Verlust der Seriosität! --Imbarock (Diskussion) 23:02, 8. Mär. 2012 (CET)Beantworten
Hallo Imbarock! Das Fragezeichen kann man gar nicht dick genug malen. Inzwischen sind auch schon wieder 15 Jahre ins Land gegangen, seit ein junger amerikanischer Physiker, Alan Sokal, sich eingehend mit den Dekonstruktivisten befasst hat, und zwar gewissermaßen experimentell. Im Artikel Sokal-Affäre steht das Nötigste, was man dazu wissen und stets im Sinn behalten sollte. Leider gibt es von philosophischer, sprach- und literaturwissenschaftlicher Seite her keine ebenso konzentrierte Antwort. Dafür waren die Programmierer fleißig und haben einen Generator für postmoderne Artikel entworfen. Grüße! –- Lesabendio (Diskussion) 00:39, 10. Mär. 2012 (CET)Beantworten
Hier ein paar Nach(t)gedanken. (1) Apropos "Gedichte wie 'Meine Jugend', von in ärmlichsten Verhältnissen Aufgewachsenen": Was mich gegen die o.g. Büchern so aufbringt, ist, dass intelligente und gut vorgebildete Leute, denen es weder an Mitteln noch an Muße zu vertieften Studien im Umkreis von KH gefehlt hätte, ein großes Thema verschenken, vergeuden, verschleudern. Nämlich das Thema Entdeckung der Kindheit. Liege ich falsch, wenn ich behaupte: der Fall KH mit seinem Drum und Dran spielt in dieser Entdeckungsgeschichte eine bedeutende Rolle? Nämlich die Rolle einer verunglückten Expeditionen, von der die Kundschafter nicht, oder als Wracks zurückkehrten, ohne Nachricht von Nilquellen und Südpol, dafür von Halluzinationen verfolgt, von Selbstzweifeln zerfressen und einander spinnefeind. Trotzdem verdienen sie einen Platz in der Entdeckungsgeschichte, können und sollen den Erfolgreicheren (zu denen ich Keller mit seinem Grünen Heinrich rechnen würde) an die Seite gestellt und mit ihnen verglichen werden, nicht als abschreckende Verlierer, sondern als tragische Gescheiterte, d.h. mit einiger Ehrfurcht, wie im Falle Nietzsche, oder im Falle Ötzi. All das hätte man, meine ich, studieren könne, aber es geschah nicht. Schade. – (2) Apropos Ludwig Feuerbach: Keller blickte zu ihm als einem Lehrer auf, saß auch mit ihm am Wirtshaustisch bei Bier und Wein. Aber zu einem vertrauten Verhältnis fehlte viel, die beiden wechselten nach der Trennung keinen einzigen Brief. Wenn ich richtig sehe, hat Ludwig F. als Sohn seines berühmten Vaters die KH-Affäre als schwere Belastung, ja als Qual erfahren. Wenn das so ist, kann man mit einiger Sicherheit annehmen, dass er sich in der Wirtshausrunde dazu nicht oder nur einsilbig äußerte. Ebenso kann man ausschließen, dass er einem jüngeren Verehrer vertrauliche Manuskripte zu KH überlassen hätte. Im Übrigen kannte und schätzte Keller Daumers Übersetzungen. Dessen Konversion quittierte er 1860 in einem Brief an Freiligrath mit Kopfschütteln; aber kein Wort zu KH. Gruß -- Lesabendio (Diskussion) 01:10, 14. Mär. 2012 (CET)Beantworten
Die Thematik ist nach meiner Einschätzung enorm vielschichtig. Natürlich, es geht auch um das Thema Entdeckung der Kindheit, warum sonst gruppierten sich und rissen sich Pädagogen wie Roth oder Daumer um Kaspar Hauser, obwohl sie einander spinnefeind waren, warum reiste der vormalige Reformpädagoge, das spätere "Genie" im Dienste des bayerischen Königs, F.W.B. Hermann von München an. Es war die anthropologische Verheißung, die Verquickung von Naturwissenschaften und Religion, der romantische Universalismus Schellingscher Richtung, der überholt geglaubte Brownianismus (Dr. Osterhausen), die Homöopathie (Dr.Preu und Daumer und faktisch fast alle Beteiligten), der erweckungsbewegte Neulutheraner von Tucher, der Radikalantisemit Giehrl, der schon mal gerne auch Hundt-Radowsky zitierte, der Rousseauist Feuerbach e tutti quanti die man noch aufzählen könnte, die sich um KH gruppierten. Der junge Ludwig Feuerbach, ja, auch, zulange war der durch Daumer beeinflusst, der ihm Eisenmenger für das Entdeckte Christentum zuschanzte, ehe er sich von solchen Einflüsterungen lösen konnte. Die ganze Gruppe - und es gehörten noch viel mehr dazu, etwa der Germanist Wurm und und - von ihr blieb am Ende nur Tucher und Daumer übrig, die, welche am meisten Reputation zu verlieren hatten. Zum idealen Sündenbock eignete sich bei der irrwitzigen Konstellation nur der verrückte Engländer, Lord Stanhope. Ganz unglaublich, dass Hörisch das nicht "gespürt" hat, aber er ist eben kein Historiker. Und ja, Ludwig Feuerbach quälte sich mit dieser väterlichen Verwicklung, die ganze Familie Feuerbach. Für das väterliche Porträt, das er zusammenstellte, hätte er auf dutzende Zeugnisse mehr zum Fall KH zurückgreifen können, aber er hat sie nie systematisch gesichtet. Nach seinem Tod wurden sie von Tucher abgegriffen, Feuerbachs Wittwe gab sie einfach so daher, Daumer durfte Einsicht nehmen und von Pies kamen sie auf Mayer und von dort?? Angeblich wieder zurück ins private Tucherarchiv. Es fuchst mich unglaublich (a propos, auch der Historiker Fuchs fiel durch eine Gefälligkeitsrezension auf) wie Quellen verschoben wurden, die zunächst einer wie auch immer zu nennenden "Wahrheit" dienlich gewesen wären. Dieses aufzudecken verlange ich von jedem Historiker, Literaturwissenschaftler oder Kulturhistoriker. Wer dafür kein Gespür hat, der möge schweigen. Über Strukturalismus, Dekonstruktion und Intertextualität kann man sich dann später unterhalten, aber erst muss die Butter an den Fisch! Im Falle KH's wurde das berühmte Pferd vom Schwanz her aufgezäumt. --Imbarock (Diskussion) 22:49, 14. Mär. 2012 (CET)Beantworten
Habt ihr's schon bemerkt? Ein umherschweifender Kosmetik-Roboter namens xqbot verweist auf ru:Хаузер, Каспар und schreibt dazu, das sei ein ausgezeichneter Artikel. – Ansonsten geht mir's wie Karl Kraus, mit fällt zu Hörisch nichts mehr ein. Grüße von --Lesabendio (Diskussion) 17:57, 1. Apr. 2012 (CEST) (Datum ohne Beziehung) Beantworten

200. "Geburtstag", knappe Blütenlese

Nichts Neues aus dem feuilletonistischen Kaspar-Land. Zum 200-Jährigen deutlich weniger Beiträge als zum 175.Todestag. Vielleicht zwei Aufsätze sind zu erwähnen. Nur als abschreckendes Beispiel sei als erster der von dem an sich bekannten Journalisten Wolf Scheller erwähnt, erschienen in einer kleineren Tageszeitung ("Kein Ende der Legende", Esslinger Zeitung; wollten andere Zeitungen diesen Aufsatz nicht?), für den eine Geldzurück-Garantie hätte ausgelobt werden sollen, weil jede Zeile zu korrigieren nicht zugemutet werden kann. Zweitens der von Roman Bucheli in der NZZ, "Die Erfindung des Menschen". Der ist lesenswert und so kann man über kleinere Fehler hinwegsehen, denn Bucheli hat sich näher informiert, literaturgeschichtlich insbesondere und entwickelt einige gescheite Gedanken, wie der ganze Beitrag auch sprachlich Freude bereitet. Der Rest im www ist Marketing, mediales Design und verquältes Aufrechterhalten der Großspannung Baden, wie der ungeklärten Herkunft generell. --Imbarock (Diskussion) 22:52, 29. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

Hinweis

Bei Johann Karl von Horlacher müsste mal etwas unternommen werden. - Erwähnt wird Hauser auch bei Fidel Hollinger.--Montresor (Diskussion) 00:01, 9. Mai 2012 (CEST)Beantworten

Sorry, erst heute diesen Hinweis entdeckt. "Müsste mal" (;-), durchaus, gelegentlich, KH ist bei mir in den Hintergrund gerückt, auch zeitlich bedingt. Hollinger muss mit Ferdinand Sebastian Seiler verquickt werden, darum geht's im Kern. Natürlich auch nicht "Billet", wie's dort steht, sondern "Libell", womit konkret Seilers Büchlein gemeint war, aber das ist das Wenigste. Ansonsten gehören diese Beiden zum "unmittelbaren" Vormärz und zur Rev. 1848/49 selbst. Während dieser Jahre nahmen sich explizit badische Autoren und Distributeure des Gerüchts an, selbst in Amerika erschien in den 1850ern ein Buch über KH, geschrieben von einem ehemaligen badischen Revolutionär. Diese "badische" Rezeption und zugleich radikaldemokratische, im Grunde spätere Instrumentaliserung des Erbprinzengerüchts, wäre überhaupt ein eigens zu untersuchender Gegenstand. Warum? Weil die ersten Gerüchte, die im Spätherbst 1829 aufkamen, eben nicht (!) in Baden ihren Ursprung hatten. Ein ganz interessanter Aspekt, der so bisher in der Literatur nicht diskutiert wurde. Vielen Dank für den Hinweis auf die Lemmata, die ich nicht kannte --Imbarock (Diskussion) 20:17, 27. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Horlacher gab's drei Brüder, der obige ist schlicht der falsche, hab's korrigiert. Zum von mir angegebenen Namen Ferdinand Seb. Seiler: Traugott Seb. Seiler ist richtig. Die Hollinger-Seite wird demnächst verbessert. Imbarock (Diskussion) 18:10, 29. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Norica 8, Juli 2012

Eine brandneue Veröffentlichung also, Dr. Horst-Dieter Beyerstedt über "Kaspar Hauser im Stadtarchiv" in Norica 8, Juli 2012. Endlich eine grundlegende Übersicht über die Bestände in Nürnberg, die nach dem Provenienzprinzip geordnet sind. Allerdings ist, wie Herr Beyerstedt einleitend anmerkt, die Literatur inzwischen unübersehbar, nur ist jedes überhaupt zugängliche Archivale keineswegs mehrfach erforscht oder gar ediert, wie er meint, nicht einmal die Archivalien im Nürnberger Stadtarchiv. Dass das so ist, dafür liefert der nachfolgende Beitrag Beyerstedts gleich unfreiwillige Belege. Zudem, die unübersehbare Literatur ist seit vielen Jahren nicht mehr abgeglichen und zusammengetragen worden, seitdem Hermann Pies zum Übervater der sogenannten Hauser-Forschung wurde. Doch seine "wissenschaftlichen" Verdienste halten sich in Grenzen, im Gegenteil, verhehrend wirkten sich vor allem seine "Urteile" aus, die er mit heißer Nadel strickte und die tatsächlich noch immer geglaubt werden - denn das ist das eigentlich Problematische, der Glaube und leider nicht der Nachweis, der Abgleich, die Plausibilität angesichts einer Überfülle nicht nur an Literatur, sondern auch an Informationen und Archivalien, denen in ihrem Ursprung genau nachgegangen werden muss. Eine handvoll Historiker und Archivare versuchten dies längst, nur führen ihre Aufsätze und Untersuchungen ein Schattendasein, auch und leider in der online zugänglichen Datenbank des Stadtlexikons Nürnberg. Herr Beyerstedt ist sich ja auch sicher, dass das Blut "auf der Unterhose [...] eindeutig falsch" und das Ergebnis "der ersten Untersuchung somit gegenstandslos" sei. Das ist starker Tobak, bedenkt man, wieviele Widersprüche mit der zweiten DNA-Analyse von 2002 verbunden sind. Dies ist übrigens keine Glaubensfrage, sondern lässt sich in den Tiefen der verästelten Informationen über diesen Coup, der mehrheitlich, aber nicht nur, von anthroposophisch orientierten Gegnern der ersten DNA-Untersuchung angestrengt wurde, nachweisen. Aber man muss sich in diese Niederungen begeben wollen und die alarmierenden Fragwürdigkeiten abklappern. Sie sind indes evident und die Analyse von 1996 kann nach wie vor als wissenschaftlich durchaus seriös bezeichnet werden.

Doch es ging mir um die keineswegs "mehrfach erforschten" Archivale. Falsch ist, dass Fleischmann nach Laminit zeichnete, falsch war der gute Alois Bucher und falsch ist die gleich doppelt aufgestellte Behauptung, dass sich in den Beständen privater Herkunft "ein eigenhändiger Brief an seinen Vormund" (Gottlieb von Tucher) befinde. Der ist zudem mit den Seiten 1 und 4 abgebildet und offenbart gleich mit der Titulatur, dass er niemals an Tucher gerichtet war, sondern höchstwahrscheinlich an Arnold von Mieg. Dieser Brief ist eine Archivalie, die von immenser Bedeutung ist, denn sie wurde noch nie in den Auseinandersetzungen um Hausers "falsche Behandlung" publiziert, die zwischen Anfang Oktober 1829 (Mieg an Feuerbach, 5. Oktober 1829: "...ohne Entfernung Hausers v. Nürnberg ... keine Rettung ... die falsche Richtung hat schon in den ersten Tagen ihren Anfang genommen ... die mir mitgeteilten physischen und moralischen Zustände des unglücklichen H's betreffend mit Dank zurück ... Was sie enthalten ist mir leider nicht neu...") und bis nach dem "Attentat" vom 17. Oktober 29 (Hauser am 19. Okt. im Verhör: "Du musst noch sterben, ehe du aus Nürnberg ...") anhielten, mit den bekannten Folgen. Mei oh mei, das muss man doch erkennen, weil man es lesen kann! Wenn dieser Brief Hausers an wohl Mieg früher falsch bezeichnet wurde, kann man das ja heute mit Kenntnis der "unübersehbaren Literatur" leicht korrigieren.

Eine weitere Anmerkung ist ob der "von ihm selbst verfassten" Lebensbeschreibung (E1/509 Nr.1) angebracht, denn sie sei möglicherweise eine "Abschrift von fremder Hand". Ich hoffe nicht, dass damit die bisher in der Handschriftenabteilung der Stadtbibliothek Nürnberg ruhende "Autobiographie" Hausers vom November 1828 gemeint ist, denn die ist authentisch. War die eigentlich auch ausgestellt? --Imbarock (Diskussion) 01:13, 11. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Das kann wirklich kein Schreiben K.H. an Tucher sein!

1828 war Christoph, Carl, Gottlieb, Siegmund von Tucher *20.5.1798 Nürnberg, +17.2.1877 München (deshalb so ausführlich, da auch hier eine Menge Verwechslungen unterwegs sind) als Accessist beim Kreis- und Stadtgericht in Nürnberg beschäftigt. 1829 konnte er noch nicht zum Rat befördert worden sein! Im Lauf des Jahres 1833 wurde Gottlieb von Tucher nach Schweinfurt versetzt und 1839 zum Rat des Kreis- und Stadtgerichts Scheinfurt befördert. Ich werde den Brief beim Stadtarchiv einsehen, wenn man nach Abbau der Ausstellung wieder an die Akten kommt. Ebenso muss in der Handschriften-Abteilung der Stadtbücherei nachgesehen werden, um das sog. Original der collorierten Federzeichung von Laminit unter die Lupe zu nehmen. Die Stadtbücherei wird nach dem Umzug in neue Räume erst wieder am 26.Okt eröffnet. Die Original "Autobiographie" K.H. (muss wohl November 1829 lauten), war nicht ausgestellt. Die kleine Ausstellung war ganz nett, aber ohne besondere Ernsthaftigkeit des Stadtarchivs (meine Meinung) Gruß! -- (Hatuda)17:15 11.Okt 21012 (CEST)

Selbst als späterer Appellationsrat, Tucher wurde nie zum Staatsrat ernannt. Selbst Mieg war es 1829 noch nicht, wurde erst Januar 1832 zum ordentlichen und 1833 zum außerordentlichen Staatsrat ernannt. Aber durch seine hohe staatliche Stellung in Ansbach war er das für die "gefühlte" Titulatur, die natürlich Daumer KH vorgab. Überhaupt, das Papier war fein liniert und ohne Linien, wo Kaspar nichts hinschreiben sollte. Daher auch das sagenhaft gleichmäßige Schriftbild. Schade, dass die von mir so genannte "Autobiografie" (die in Wirklichkeit anders beschriftet ist und 18 beschriebene Seiten umfasst, ebenfalls fein liniert, sauberes Schriftbild) nicht zu sehen war. Sie stammt tatsächlich von 1828, wurde längst mehrmals "ausgewertet", das ist ja die Crux. Übrigens, das "grüne Papier", das in dem Hauser-Brief erwähnt wird ("Ich schreibe daher, wie es mir beifällt auf grünes Papier schreibe ich, weil meine Augen noch sehr schwach sind..."). Das erinnert mich an Rudolf Biedermann, den "aggressiven" "Hauserianer", der 2001 (wohl aus Nachlass Daumer?) von "zwei dutzend Seiten von Kaspar Hauser auf grünes Papier selber geschrieben" berichtete. Jedenfalls dürfte der Meinung von Herrn Beyerstedt zuzustimmen sein, dass die ausgestellte Lebensbeschreibung eine Abschrift von fremder Hand sein kann, wohlgemerkt kann. Es ist bekannt, dass Daumer heftig korrigierende Eingriffe in die vielen "Selbstlebensbeschreibungen" KH's vornahm, mit Ausnahme jener vom Nov. 1828; das hat Daumer nämlich handschriftlich darauf notiert, es sei die Originalhandschrift Hausers. Übrigens begann KH eben in jenem September 1828 mit diesen Erinnerungen und bis Oktober 1829 (!) lag der Kreisregierung (Mieg!) keine abgeschlossene vor, weswegen sie zunehmend ungeduldiger wurde. Ich glaube im September 1829 wurde sie vertröstet, in drei Wochen - dann kam das "Attentat" dazwischen und die Karten wurden neu verteilt.
Ich war bei der Podiumsveranstaltung dabei, sie war freundlich moderiert, verlief ohne größere Auseinandersetzung und am meisten beeindruckt hatte mich Prof. Erbguth. Eine Veranstaltung für "Interessierte", aber Norica hat einen anderen Anspruch, daher meine Kritik.
Den Laminit unter die Lupe nehmen? Nun gut, warum nicht, aber angesichts der hier oben in der Disk. angeführten Gründe, Umstände, etc. eher müßig. Man muss sich langsam damit abfinden, dass KH wirklich dem Fleischmann-Bildnis, was sein Gesicht betrifft, so ganz fern nicht ausgesehen hat. Von Fleischmann ist auch bekannt, dass er aus dem Gedächtnis gut getroffene Porträts malen konnte und gesehen hatte gerade er, siehe wieder oben, KH ganz gewiss! Der blonde Jüngling mit gelocktem Haar, so ganz dem Idealbild entsprechend, kam später. Hickel berichtet, die Locken habe er sich gebrannt. Aber ich vergaß, die Hickel-Briefe sind ja "Fälschungen" (;-) --Imbarock (Diskussion) 20:29, 11. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
By the way: In der Stadtbibliothek N müssen drei Briefe von Maria von Tucher ruhen, die 1930/31 erworben wurden. Sie liegen mir in Auszügen vor und darin auch ein eigenhändig geschriebener Gruß KH's. Wie immer, wenn seine Briefe, Grüße etc. nicht zuvor korrigiert oder auf vorliniertes Papier zu Papier gebracht wurden, entschuldigte er sich für seinen mangelhaften Stil. Auch sonst, ganz possierlich, was die jung verstorbene erste Frau Gottlieb von Tuchers so zu berichten weiss, von November 1828 bis August 1829 und insbesondere ihre Rückschlüsse u. Begründungen, warum Hauser wohl "in höheren Verhältnissen" gelebt haben müsse. Nette, kleine, aber wichtige Ergänzungen, von dem in Nürnberg hinlänglich bekannten Friedrich Bock zwar 1931 veröffentlicht, aber seitdem in keinem Buch, Aufsatz etc. zu KH je benutzt! Und solche Mosaiksteine gibt es einige, man muss sie nur endlich zusammentragen! --Imbarock (Diskussion) 01:02, 17. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Kaspar Hauser als Enkel Napoleons

Ein Vergleich der Portraits Kaspar Hausers mit denjenigen Napoleons gibt interessante Aufschlüsse:

www.thomas-mann-neuforschung.de/#11.116

--Groth-Pfeifer (Diskussion) 21:07, 20. Okt. 2012 (CEST)Beantworten


Meinst du jetzt aber nícht in vollem Ernst, oder? Ich weiss, auch in Holland gibt es in 2012 eine inneranthroposophische Auseinandersetzung zwischen Stephan Vollenberg und Paul Heldens, bei der Napoleon eine randseitige Rolle spielt. Kenntnislosigkeit ist kein Verbrechen, aber komplett zu ignorieren. So geht das gar nicht. --Imbarock (Diskussion) 22:23, 20. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
P.S.: Wer ist eigentlich für so einen Scheiss verantwortlich, das ist ja unglaublich! Das ist mehr als nur bestürzend, das ist skandalös! Was interessiert eine dubiose Thomas-Mann-Neuforschung, was, was die Familie Mann glaubte sich anmaßen zu dürfen. Das ist Tinnef, ohne Wenn und Aber. --Imbarock (Diskussion) 00:10, 21. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Ivo Striedinger und Hermann Pies

In der anthroposophischen Zeitschrift "De Aardespiegel" (online) vom 23. Februar 2012 wurde ein Aufsatz von Stephan Vollenberg mit dem Titel "Kaspar Hauser (1812 - 1833) - kind van Europa?" veröffentlicht, der im Mai den Gegenaufsatz von Paul Heldens "Enekele aspecten van het Kaspar-Hauser-vraagstuk door Paul Heldens" hervorrief. Heldens geht in seinem Aufsatz u.a. auf Hermann Pies ein, der den Kritiker Ivo Striedinger widerlegt habe. Beide Aufsätze, sowohl der von Vollenberg, als auch jener von Heldens, rekurrieren auf je ihnen passende Literatur und glänzen durch Unkenntnis. Heldens kritisiert den englischen, niederländischen und deutschen WP-Eintrag und glaubt sich durch seinen Anmerkungsapparat, seine Literaturverweise, einen Nachweisvorsprung erarbeitet zu haben, der auf glatten Belegen beruhe. Könnte man ignorieren, inneranthroposophische Querelen, wie es sie zu KH dutzendfach gibt. Aber die Sache mit Ivo Striedinger gibt mir zu denken und bevor das hier auch einreisst, denn Pies wird immer noch geschätzt, auch außerhalb der Anthroposophie, einige Anmerkungen.

In "Kaspar Hauser. Die Wahrheit über sein Auftauchen und erste Nürnberger Zeit", (1956), 23 Jahre nach Ivo Striedingers fachlich-sachlicher Kritik an Hermann Pies und 12 Jahre nach Striedingers Tod erfolgte Pies' Reprise, in der er den "Vertreter der 'Wissenschaft'" heftig angriff.

Interessant ist, was Striedinger zu unsrem Thema zu sagen hat. Damit er nicht wieder meinen kann, man habe ihn totgeschwiegen, sei im folgenden [...] (S. 351 der durch Johannes Mayer erfolgten Neuausgabe von 1987)

Im Anschluss wird von Pies allein der III. Teil (von VI) der beiden gedruckten Versionen, die aus einem Vortrag Striedingers über Kaspar Hauser vom März 1925 hervorgangen sind, der eben auszugsweise in der Beilage "Die Einkehr" zur "Müchner Neueste Nachrichten", Nr. 24, 25. März 1925, auf fast 6 Seiten (!) veröffentlicht, dann aber nochmals von Striedinger überarbeitet wurde und in stark gekürzter Form in die "Lebensläufe aus Franken", Bd. 3, S. 199 - 215, Eingang fand, präsentiert. Wobei, wie die Länge der Seitenanzahl aus den "Lebensläufen" sofort zeigt, von Pies verschwiegen, nur der Inhalt des Vortrages (!) gekürzt wurde! In doppelte Klammer setzte Pies 1956 die Sequenzen, die aus der Zeitung vermeintlich nicht in die Lebensläufe fanden und 1987 platzierte der Herausgeber Johannes Mayer noch mehrfach seine Anmerkungen, natürlich gegen Striedinger gedacht, mitten in den Text. Ein gewolltes editionsphilologisches Tohuwabohu, denn man erfährt ja nichts über die Gesamtlänge der Striedinger-Aufsätze, über Umstellungen und Ergänzungen in anderen Abschnitten. Und, selbst der III. Teil ist nicht ungekürzt widergegeben, wie Pies explizit behauptet, es fehlt ein letzter, wichtiger Absatz! Womit Pies schlicht log. Stattdessen brach Pies ab und Johannes Mayer setzte 1987 eine Anmerkung gegen den "Pseudo-Hickelschen Unsinn" , den Striedinger sich da aufbinden ließ, hinzu, quasi als Schlusswort. Über Striedingers ausführlichen Aufsatz in der "Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte" erfährt der Leser von 1956 (und 1987) nur den Namen der Zeitschrift, ein paar Seiten später immerhin in Klammer gesetzt (1933,3), nicht aber Titel und Seitenumfang des Aufsatzes. Aber warum auch, denn Pies vollführt dann auf den Seiten 356 - 368 den großen Rundumschlag gegen Striedinger. Er hatte es nicht verwunden, dass Striedinger sein Vorgehen, seine Methode und seine vorgefasste Meinung kritisierte, ja Pies offenbar noch während der Archivarbeit riet, er solle mit seinen Ansichten nicht seinen wissenschaftlichen Ruf aufs Spiel setzen. Für Pies war Striedingers Kritik von 1933 ehrverletzend, er bezeichnete sie 1956 als "Mißbrauch der Rede- bzw. Schreibfreiheit", gegen die er schärfsten Protest einlegte, 1956 wohlgemerkt! Wohl greift Pies einige wenige Kritikpunkte Striedingers heraus und versucht sie zu entkräften, aber er kehrt den Spieß um. Aufbauend auf seinen vorgefassten Meinungen über die Quellenüberlieferungen zu KH, wobei er sich sicher war, die "Hauserfeinde" wie er glaubte, also Lehrer Meyer, Sohn Julius Meyer, Hickel, Stanhope, Merker, van der Linde usw. der Fälschung und der dunklen Machenschaften überführt zu haben, glaubte er das Recht zu haben, die "Wissenschaftlichkeit" Striedingers grundlegend anzuzweifeln. Pies rechtfertigte sich und ritt sich immer tiefer hinein. Dann, auf Seite 361 (der 1987er-Auflage): "Doch Spaß beiseite! Ich stelle an Striedinger folgende Fragen:" Erklärt aber gleich darauf, "auf diese Fragen hat Striedinger bereits Antwort gegeben. Keinen Augenzeugen hat er namhaft gemacht, den ich nicht gebracht hätte (Pseudo-Hickel ist kein Augenzeuge, wie das auch Striedinger hätte merken können!) [...]" Pure Augenwischerei, an methodischen Grundfragen vorbeijonglierend. Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass Pies 1956 wusste, dass er gegen einen Toten anschrieb und er eine Gegenantwort nicht mehr befürchten musste und dass Johannes Mayer dies 1987 erst recht hätte wissen müssen. Pies' Wissenschaftlichkeit, die seine Adepten nimmer müde betonen, ist gleich Null. Fritz Trautz hat das 1974 nur kurz angemerkt, er hielt sich sogar "vornehm" zurück. Heute aber und nach Kenntnis der Machenschaften um Pies' Nachlass, ist das so offensichtlich wie nie zuvor. Von Pies' Leben weiss man nur sehr wenig. Naturwissenschaftler war er jedenfalls nicht, wie oft kolportiert wurde, oder doch?, er schrieb in den frühen 1920ern über Kant, er war offenbar Gymnasiallehrer, er sammelte Briefmarken, unterhielt eine zeitlang Briefkontakt mit Gustav Radbruch und engagierte sich für den Anschluss des Saarlands an die Bundesrepublik. Auch das ist merkwürdig, denn sein ungeheures Ansehen in Ansbach oder bei den sogenannten "Hauserianern" hätte doch längst eine fundiertere Biografie zeitigen müssen. Doch man weiss über ihn nur wenig mehr, als z.B. über Fritz Klee, über den man eigentlich gar nichts weiss. --Imbarock (Diskussion) 00:52, 22. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Ein "frischer" Link, das Vorwort vom 28. September 2012: [2] Man erfährt daraus (S.31), dass Rudolf Biedermann und Johannes Mayer u.a. (Ulrike Leonhardt lässt sich anhand eines früheren Interviews noch ergänzen) 2001 die Initiative für jene zweite DNA - Untersuchung von 2001/2002 ergriffen hatten. Wie das dann im Einzelnen ablief, wie das ZDF dafür gewonnen, das Caligari-Filmstudio beauftragt, Prof. Brinkmann und Dr. Steven Paul Rand hinzugezogen wurden, der ganze Probenwirrwarr entstand und die eklatanten Widersprüche - ziemlich heftig, bedenkt man, dass ausgerechnet Biedermann die 1996er-Analyse (Spiegel, Spiegel-TV und Stadt Ansbach) extrem verschwörungstheoretisch behandelt hat, bis hin zu kriminellen Aspekten, die zu prüfen seien. Angesichts der "Flucht" aller Beteiligten der 2002-Analyse seit 2002, sich möglicherweise selbst einen Splitter aus dem Auge ziehen zu müssen, kommt man da schon ins Grübeln. Und jener niederländische Autor Paul Heldens, druckfrisch, hat natürlich auch das angebliche Verschwinden der "doodskisten von Pforzheim" thematisiert. In einer Ausführlichkeit, die nur vemuten lässt, dass er von deutschen, sogenannten "Hauserianern" gefüttert wird. Inzwischen scheint sich dieses Gerücht aber nicht bestätigt zu haben und wenn das so weitergeht, dann fliegt der ganze "Sargkomplex" kommentarlos aus dem Hauser-Lemma raus. --Imbarock (Diskussion) 22:12, 22. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Advokat Eugen Hofmann, nicht Andreas Hofmann

Seit Hermann Pies hatte der Advokat und Hofrat Hofmann, der nach dem Tode Feuerbachs eine wichtige und widersprüchliche Funktion innehatte - auf ihn geht auch der Satz in einem Brief an den Staatsrechtler Klüber vom 24. Dez. 1833 zurück: "Die Sache Hausers ist zur Sache Deutschlands geworden" - einen Vornamen bekommen: Andreas.

Der ist falsch, obgleich vielfach übernommen, jüngst in den niederländischen Publikationen. Es gab zwar einen Andreas Hofmann in Ansbach, aber der war zunächst Rat am Kreis- und Stadtgericht Ansbach, dann Appellationsgerichtsassessor ebd. Gleichzeitig war er im "Wechsel-Gericht II" 1825 tätig, für das auch ein Advokat Eugen Hofmann arbeitete. Eugen H. war bereits 1814 beim damaligen "Stadt- und Landgericht" in Ansbach als Advokat (und Notar) angestellt. Dieser wechselte 1838 auf die vakante Advokatenstelle am "Kreis- und Stadtgericht" in Nürnberg. Im "Fünfzehnten Bericht über die Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Knaben in Nürnberg", 1840, S. 3, wird er erwähnt: Hofmann, Hofrath und Advokat. Ebenso im 29. "Jahres-Bericht der Maximilians-Augenheilanstalt für Arme in Nürnberg", 1843, nämlich als im Jahre 1842 Verstorbener: "Herr Eugen Hofmann, K.B. Appellationsgerichts-Advocat und fürstlich Oettingischer-Hofrath." Außerdem war Eugen Hofmann 1840 bis 1842 für die Standesherrschaft Hohenlohe-Schillingsfürst als Advokat tätig; für das oettingen-wallersteinsche Haus seit mindestens 1812.

Ob dieser "Irrtum" Pies vorzuwerfen ist, möchte ich mich enthalten, aber wer seinen Angaben "Andreas Hofmann" nachgeht, der wird unnötig verwirrt. Hinzu kommt, wer weiss schon, ob nicht gar beide Hofmanns in die von Pies u.a. mitgeteilten Briefwechsel involviert waren, obwohl nach Lage der Quellen, wohl nur Eugen H. Die Vermengung von materiellen und ideellen Interessen wird somit aber spannender und transparenter!--Imbarock (Diskussion) 19:42, 28. Okt. 2012 (CET)Beantworten

Lebensdaten: Eugen Hofmann, geb. 1777, gest. 4. Dezember 1842 in Nürnberg, Appellationsgerichtsadvokat und fürstl. öttingen-wallersteinscher Hofrat. --Imbarock (Diskussion) 19:15, 29. Okt. 2012 (CET)Beantworten

Fr. Fleischmann schuf die erste bildhafte Darstellung Hausers, nicht der Kopist Laminit

Das Bildnis KH's von J.G.Laminit ist eine Kopie nach Friedrich Fleischmann (1791 - 1834), einem Nürnberger Zeichner, Porträtisten und Kupferstecher. In den Jahresmitteilungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg von 1979 ist zwar bereits von einem Stich die Rede, ausgeführt nach einer Zeichnung von Johann Georg Laminit, aber die bei Mayer/Tradowsky 1984, S. 306, Abb. 6, abgebildete und für WP übernommene, angeblich "getuschte Federzeichnung" Laminits aus der Stadtbibliothek Nürnberg ist tatsächlich nach Fleischmann entstanden.

Fleischmann inserierte Ende August 1828 in bayerischen Zeitungen, demnach so eben das Bildnis des [...] von mir gezeichnet und in Kupfer radirt in groß Folio erschienen ist. Er fügte hinzu: Die Unterschrift ist das Faksimile seiner Handschrift. Hauser sei dargestellt, in der Kleidung, in welcher er hierher gebracht wurde. Zeitgleich schrieb Gottlieb von Tucher an Feuerbach am 30. August 1828, zitiert nach Mayer/Tradowsky 1984, S. 334, Abb. 36 (Brief aus "Privatbesitz"): Auf Befehl der Regierung [d.i. die Rezat-Kreisregierung] ist er nun gestochen worden, aber so ganz schlecht, so durchaus mangelhaft, daß der Junge selbst das Bild vor sich hinhielt, sich vor den Spiegel stellte und nachdem er sich verglichen, ausrief: 'Wenn ich zeichnen könnt, ich das gemacht hätt, ich das gleich zerreißen tät.' Auch Daumer, ich beziehe mich auf van der Linde, Bd.2, S. 270, schrieb: An einem Bilde, das ihn darstellen sollte, wie er nach Nürnberg gekommen, tadelte er im Sommer 1828 die Stellung der Füße. Zu jener Zeit sagte er, sei er stets mit einwärts gekehrten Füßen gegangen und gestanden; hätte er stehen wollen, wie das Bild, so wäre er umgefallen.

Fleischmann (derselbe, der im Mai 1832 in die gewalttätigen Vorgänge vor und in seinem Haus wegen der Auseinandersetzungen mit dem liberalen Publizisten Viktor A. Coremans involviert war) war ein gesuchter Porträtist von gutem Ruf. Die Auflage der Folio-Radierung scheint nach zeitgenössischer Quelle 250 Ex. gewesen zu sein. Anders, als man es dem Augsburger Laminit immer vorwarf und noch immer vorwirft, er könne gar nicht gewusst haben, wie Hauser aussah, hatte Fleischmann KH gesehen und wurde mit Bedacht von der Kreisregierung als Porträtist Hausers auserkoren. Fleischmanns Darstellung ist in der Tat, sieht man von der fiktiven Haltung Hausers ab, nicht so schlecht, wie Tucher das aus dem Munde Hausers mitteilte: [3]

In der ansonsten akribischen Kopie durch Laminit (von 1829?, mit "fremdem" Schriftzug 'Kaspar Hauser') erhielt Kaspar bereits lieblichere Mundwinkel, vollends missglückt sind die Kopien von Hanfstängl (Hanfstengel) nach Fleischmann und nach 1829f. entstanden. Gegenwärtig sind die Medien bei der Darstellung des Hauser-Porträts verwirrt, hier z.B.: [4]. Das ist das Fleischmann-Blatt mit der Faksimile-Signatur Hausers, also nicht von Laminit. Um den Kreis zu schließen, das Laminit-Porträt muss gegen eine gute Fotografie des Fleischmann-Porträts ausgetauscht werden, ehe es für weitere Verwirrung sorgt. --Imbarock (Diskussion) 21:07, 25. Sep. 2012 (CEST)Beantworten

Die collagierte Titelseite der Spiegel-96er-Ausgabe zeigt einen Ausschnitt aus der Fleischmann-Radierung und eben nicht das Laminit-Bild, obwohl in der "Hausmitteilung" steht, den Titelgestaltern hätte "eine getuschte Federzeichnung" als Vorlage gedient. Sieht man aber auf den ersten Blick [5], die Titelgestalter hatten das Fleischmann - Blatt koloriert.
Der Erstausgabe von Feuerbachs Kaspar Hauser ist ein "in Stahl gestochenes" Bildnis nach Kreul beigegeben (siehe denselben Link, 5.Bild in der ersten Reihe), der Stecher war ... Fleischmann!
Es existieren Hinweise darauf, etwa von Andrew Lang, [6], dass P.J.A.von Feuerbach die Verbreitung des ersten von Fleischmann gefertigten Bildnisses samt Faksimile der Hauserschen Signatur unterbunden hatte. Nach der Insinuation durch G. von Tucher ist das möglich, zumal, alle vier Seiten des Briefes vom 30. August 1828 wurden nie veröffentlicht. Die Verbreitung des Bildnisses dürfte daher unmittelbar nach Fleischmans Anzeige zum Erliegen gekommen und nur noch unter der Hand vollzogen worden sein. So wäre es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein "Aktien - Plan zur Unterstützung der Fleischmann'schen Familie" aus dem Jahre 1835, [7], noch 275 Exemplare verzeichnete. Waren sie auf Vorrat neu gedruckt worden? Waren sie "übrig" geblieben?
Friedrich Fleischmann war kein Hauser - Skeptiker, im Gegenteil. Aber diese TF tut hier nichts zur Sache. Entscheidend bleibt, dass sich KH selbst von der Darstellung distanzierte, wie er das tat und dass von Tucher sich diesem "Urteil" anschloss. Man muss aber auch wissen, dass in dem besagten Brief an Feuerbach die Versprechungen über die Beobachtungen mit KH bereits immens waren, die Erwartungshaltung, noch mehr mit ihm experimentieren zu können ebenso und im Hintergrund schwoll das mediale Gerücht über Hausers wahrscheinlich hohen Stand an (ein eineinhalbmillionen Gulden schwere Erbschaft machte gerade die Runde). Keinesfalls aber entsprang das Fleischmann - Porträt der nackten Phantasie. Was Kurt Kramer darüber schrieb (d.h. über den "drittklassigen" Laminit, Fleischmann kennt er nicht), über das "Plumpsackbild" und über die Verdächigungen gegenüber dem "Spiegel" ist falsch und wird auch nicht dadurch besser, dass Ulrich Flechtner dies heute noch vertritt. --Imbarock (Diskussion) 23:30, 26. Sep. 2012 (CEST)Beantworten
Andrew Lang griff auf Philip Henry Stanhope zurück, "Tracts relating to Caspar Hauser", 1836, Seiten 81f.[8]
Durch die jahrzehntelange Verteufelung Stanhopes sind wichtige Aussagen desselben durch das Mythosraster gefallen und kaum je mehr berücksichtigt worden. Vor allem die Umstände der Entstehung der diversen Faksimiles (Begleitbrief, Portrait etc. ) werden hier angesprochen, so auch a very good likeness of Caspar Hauser was engraved, soon after his arrival, by an eminent artist in nuremberg, in which, however, the costume was in some respects inacurately represented, and it was accompanied by a fac-simile of his hand-writing, so that it was the best of all possible descriptions. Schmidt von Lübeck korrigiert er gleich mit, er sei einfach uninformiert gewesen, denn alle genannten Faksimiles wurden bei der Suche nach Kaspars Herkunft nicht verbreitet, Feuerbach habe das so angeordnet. Und wirklich, diese Anzeige Fleischmanns im Bayerischen Landboten vom 2. September 1828, [9], war zugleich die letzte. Fleischmanns Radierung von Kaspar Hauser hat meines Wissens nie Eingang gefunden in die verschwörungsideologisch grundierten Schriften, Laminit hingegen allüberall. Aber auch sonst "schlummerte" das Fleischmann-Blatt weitgehend in Archiven, nicht in gängigen Publikationen. --Imbarock (Diskussion) 21:15, 27. Sep. 2012 (CEST)Beantworten
Interessant die Geschichte der Kaspar Hauser Bildnisse!

Um die Verwirrung komplet zu machen: am 23.7.1828 tauchte das Werk Laminits bereits in der Ausburger Zeitung ohne weiteren Kommentar auf. Das Ansbacher-Gericht hatte in Nürnberg deswegen nachgefragt. (Staatsarchiv Nürnberg)Der Magistrat Nürnberg wurde am 24.7.1828 von der Kammer des Inneren, Ansbach aufgefordert ein Bild von Kaspar Hauser anfertigen zu lassen, weil dieser sich schnell verändere. Wer mit dem Auftrag betraut wurde ist nicht bekannt. --(Hatuda)(Diskussion19:18, 30.Sep.2012 (CEST) (19:21, 30. Sep. 2012 (CEST), Datum/Uhrzeit nachträglich eingefügt, siehe Hilfe:Signatur)

Ach, das ist ja bemerkenswert!? Aber es gibt Fragen: Soll es in Cottas Allgemeiner Zeitung gewesen sein, oder in welcher Augsburger Zeitung? Der Neuen Augsburger Zeitung, der Postzeitung? Ohne allen Kommentar? Das wäre höchst ungewöhnlich, denn üblicherweise war damit ein Bericht verknüpft. In der (Augsb.) Allgemeinen Ztg. (Cotta) findet sich 1828 nichts über KH, auch nicht in den angehängten Beilagen: [10]. Kann also das Datum stimmen, woher stammt die Quelle? Hat das Appellationsgericht in Ansbach "deswegen" nachgefragt, also wegen des Laminit-Bildnisses? Wie soll das chronologisch zusammengehen? Es ergibt einfach keinen Sinn. Der steife Künstler Laminit besorgte einem Augsburger Blatt ein Bildnis für KH, reist (vielleicht)deswegen nach Nürnberg - das Bildnis selbst müsste dann aber erst noch für die Publikation gestochen worden sein, wobei sich dieser Stich merkwürdigerweise nicht überliefert hat - während am 24. Juli 1828 die Aufforderung von der Kreisregierung / Kammer des Innern, die Aufforderung kam, der Nürnberger Magistrat möge doch bittesehr ein Porträt von KH anfertigen lassen. Der damit Betraute war Friedrich Fleischmann, daran gibt es doch keinen Zweifel. Und dieser Friedrich Fleischmann, der als Porträtist einen Laminit mehr als nur in den Schatten stellte, soll ... ? Ja was? Fleischmann unterhielt die besten Kontakte zum Nürnberger Magistrat, war selbst "Gemeindebevollmächtigter" (jedenfalls, ich glaube um 1830, Ersatzmann), befreundet mit den bürgerlichen Honoratioren. Demnach müsste er Laminits Darstellung als "nackte" Vorlage genommen haben - das ist völlig undenkbar. Der Punkt liegt ganz woanders, Feuerbach zog das "Kriminalverbrechen" von der städtischen Polizei Nürnbergs ab und damit von deren "Chef" (Binder). "Wer mit dem Auftrag betraut wurde ist nicht bekannt". Also bitte, das ist sonnenklar! --Imbarock (Diskussion) 20:43, 30. Sep. 2012 (CEST)Beantworten
Ivo Striedinger hat es vor vielen Jahrzehnten exakt formuliert, "der glatten Lügen gibt es wenige - sie hätten kurze Beine - , dafür aber desto mehr Verdrehungen, auf die der arglose Leser allzuleicht hereinfällt." Dies kann nur mit einem fetten Textmarker unterstrichen werden. Wobei zu bemerken ist, Striedinger konnte nicht in die Zukunft sehen, denn das Verhältnis zwischen glatten Lügen und Verdrehungen wurde zunehmend päp! Und damit gerierte sich das "Verhältnis" auch zunehmend aggressiver, wofür es zahllose Beispiele gibt. Doch damit ist bereits die Agonie des Hauser-Mythos gekennzeichnet, denn er führt nur noch ein Nischendasein, der mit der sentimentalen Hilfe medial häufig kritikloser Berichterstattungen künstlich am Leben erhalten wird. KH ist heute ein "Event", ein Ereignis von stadtgeschichtlicher Bedeutung, von Marketinginteressen, von einer breiten anthroposophischen Anhängerschaft unterstützt. Es gehört zum guten Ton, dass z.B. in den Städten Nürnberg und Ansbach niemand dem Anderen wirklich zu nahe tritt, sondern sich zurücknimmt. Aber man vergisst, dass der Hauser-Mythos ein "deutscher Mythos" war und ist und dass Wassermann in dieser Hinsicht gefehlt hat, weil er gar nicht wissen konnte, wie "deutsch" dieser Mythos war. Zwischen den Religionssuchern, Homöopathen, Naturphilosophen, Neulutheranern, Rousseauisten, Vertretern von medizinischen Erregungslehren hat sich nie jemand "umgeschaut", aber dennoch, sie haben das Verhalten der Leute mitbestimmt. Keine Aussage von Tucher, etwa über die Ehefrau des liberalen Magistratsabgeordneten Biberbach, die ob ihrer misogynen Denunziation problematisiert worden wäre. Nein, man nahm ihn wörtlich, grad so, als spräche er heute zu uns. Oder der Lehrer Meyer, der furchtbare, ohne dass je berücksichtigt wurde, dass er über eine große Erfahrung und auch über eine idealistische Neigung verfügte, die ihn an die Seite eines radkalliberalen Ansbacher Landtagsabgeordneten namens Scheuing brachte, der quasi als einziger Abgeordneter 1831 bedingunglos für die staaatsbürgerliche und bürgerliche Gleichstellung der Juden in Bayern eintrat. Die Einführung einer Kleinkinderschule in Ansbach unterstützten beide Seite an Seite. Außerdem, der protestantische Lehrer Meyer unterrichtete jahrelang an der israelitischen Schule in Ansbach und mit der Zufriedenheit der jüdischen Eltern. Hingegen gibt es keinerlei Hinweise, dass Rudolf Giehrl, der den preussischen Polizeirat Merker heftig und auch "jiddelnd" ob seiner Hauser-skeptischen Schriften kritisierte, ein waschechter Frühantismit war. Kein Wort darüber!! Von seinen Kontakten zu dem in Ansbach ein- und ausgehenden "Itzig Feitel Stern" (Pseudonym) ganz zu schweigen. Und warum sollte man den hirnverbrannten Ideen eines Daumer vertrauen, der jedem Gerücht vertraute, auch dem der sogenannten Gräfin von Albersdorf, der hinwiederum selbst die abstrusesten Gedanken verbreitete, an jüdische Ritualmordlegenden glaubte und im Verbund mit der kriminellen Albersdorf die Vorlage für die Verteufelung Stanhopes gab? Nein, dieser Krummbiegung historisch zu greifender Hintergründe, die, wenn man sich darauf einlässt, mit Händen greifbar wird, dieser Beschönigungen im Sinne des Hauser-Mythos kann nur Adieu gesagt werden. Es ist unsäglich. --Imbarock (Diskussion) 23:04, 30. Sep. 2012 (CEST)Beantworten
Also, wir halten fest: Das Ansbacher-Gericht hatte in Nürnberg "deswegen" nachgefragt; Quelle? Rekapitulieren wir:
Das Appellationsgericht für den Rezatkreis an die Kammer des Innern [innerhalb der Kreisregierung] am 15. Juli 1828: die zu leitende "Kriminaluntersuchung" wurde durch die vorzeitige Bekanntmachung "sehr erschwert". Der "Miß- und Eingriff" des Nürnberger Magistrats müsse gerügt werden. Die Polizeiakten mögen der Kreisregierung vorgelegt, dann an das Appellationsgericht weitergeleitet werden, damit dieses entscheide, ob das königliche Kreis- und Stadtgericht Nürnberg die Führung der Generaluntersuchung "wegen der oben bemerkten Verbrechen" übernehmen solle.
Antwort vom 16. Juli: Kreisregierung sistierte zwar die Bekanntmachung, war allerdings schon raus [wird beschwichtigt, denn tatsächlich druckten die bayerischen Zeitungen reihenweise nach]. Eine Vernehmung des Unbekannten [KH] sei zu früh, denn seine "psychologische Ausbildung" sei noch nicht so weit gediehen, als dass sie zum Ziele führen könnten.
Gleichzeitig (16. Juli) Bericht der Kreisregierung an das königliche Innenministerium: Der Bürgermeister habe "nicht ganz den rechten Weg eingeschlagen", so lobenswert seine Teilnahme gewesen sei. Die Bekanntmachung errege nun leider Aufsehen.
Armansperg leitet diesen Bericht erst unter dem 23. Juli an König Ludwig I. weiter. Der Regierungsbericht [des Rezatkreises] nebst dessen Beilagen [welche?] erbittet er zurück, weil sie für die weitere Untersuchung unentbehrlich seien.
Inzwischen, am 21. Juli , zwei Tage zuvor, schickt die Kreisregierung den "soeben eingetroffenen Bericht des Stadtmagistrats" [wohl vom 19. Juli] samt den Magistratsakten dem Appellationsgericht zu, mit der Bitte um Ansichten und Anordnungen, der "Polizeibehörde" schleunigst Anweisungen zu geben, die freilich die Akten für diesen Zweck wieder zurückbenötigt.
Am 22. Juli antwortet das Appellationsgericht [diesmal nur signiert von Appellationsrat von Gruner und dem Sekretär Tischel, nicht von Feuerbach]: Quittiert und schickt Akten zurück. Die Widersprüche seien groß. Kritik an der Arbeit der Nürnberger Polizei. Ihre Schlussfolgerungen seien nicht überzeugend, dass ein von ihr so "bezeichnetes Verbrechen" überhaupt vorläge. Vermisst wird die Aufklärung über fünf fragwürdige Punkte. Deren Aufklärung müsste nachgeholt werden.
Am 24. Juli schickt die Kreisregierung die Magistratsakten an den königlichen Kommissair (=Faber?) in Nürnberg zurück, mit der Bitte sie dem 2. Bürgermeister Scharrer zuzustellen [Binder war verreist]. 8 Bemerkungen inklusive. Es werden die Versäumnisse aufgelistet, die hätten erledigt werden müssen, um die Widersprüche nicht derart wuchern zu lassen. Skepsis, ob das "Anhängige" je diese Versäumnisse wieder ins rechte Lot rücken können [was übrigens fehlt, ist der Magistratsbericht, er ist nicht überliefert]. Die Bekanntmachung vom 7. Juli, "wie sie gefaßt ist", solle überarbeitet werden, damit die "dem allenfallsigen Verbrecher selbst dienliche Warnung" vermieden werde. Gegen eine "Beilegung des Faksimile des Briefs an den Rittmeister" habe man nichts einzuwenden, denn von Nutzen für die Polizeibehörden könne auch "die Abbildung des Bienenstandes" [...] sein, sowie "ein wohlgetroffenes, skizziertes Bildnis von Kaspar Hauser." Usf., dabei auch: "[...] daß der angebliche Kaspar Hauser durchaus nicht immer den gleichen Grad von Unwissenheit und Kindlichkeit verrate, was wenigstens den Verdacht erregt, er möge durch irgendeine tief eingeprägte Furcht zur Verhehlung manches ihm bekannten Verhältnisses bestimmt werden."
Danach herrscht Stillschweigen und es muss davon ausgegangen werden, dass weitere behördliche Briefwechsel zwar stattfanden, aber nicht mehr überliefert sind. Die Monate August bis September bewirkten das Umschwenken Feuerbachs auf die Linie Daumer und Tucher, das kann man immerhin anhand der bruchstückhaft überlieferten Briefwechsel, zumeist aus "Privatbesitz", schließen.
Am 23.7.1828 tauchte das Werk Laminits bereits in der Ausburger Zeitung ohne weiteren Kommentar auf. Das Ansbacher-Gericht hatte in Nürnberg deswegen nachgefragt. Dafür gibt es keinerlei Beleg und warum die IP hier keinen Nachweis erbringt ist erheblich, denn es wäre ja mitnichten eine Bagatelle. Stammt dieser "Beleg" aus Beständen des Nürnberger Stadtarchivs, dann bräuchte man darum auch kein Versteckspiel zu betreiben. Ich bin für alles offen und gestehe jeden Irrtum ein, aber derlei kryptische Verlautbarungen müssten schon etwas konkreter werden. Ich gehe also davon aus, dass die Verlautbarung nicht aus dem Umfeld von Archivaren stammt, denn die wären konkreter. --Imbarock (Diskussion) 23:21, 1. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Nochmals: Friedrich Fleischmann im Bayerischen Landboten, Nr. 106 vom 2. September 1828, O-Ton:
Dem hiesigen, so wie dem auswärtigen, Publikum wird es angenehm seyn, zu erfahren, daß so eben das Bildniß des bereits in mehreren Blättern erwähnten, seit Jahren in widerrechtlicher Haft gehaltenen Kaspar Hauser von mir gezeichnet und in Kupfer radirt, in groß Folio erschienen ist. Dieser unglückliche Jüngling ist auf diesem Blatte in ganzer Figur abgebildet und zwar in der Kleidung, in welcher er hieher gebracht wurde. Die Unterschrift ist das Facsimile seiner Handschrift. Das Exemplar kostet 12 kr. rhein. oder 3 ggr. sächs., für welchen Preis es von mir selbst, oder durch den Buchhändler G. Eichhorn (...) in Nürnberg, bezogen werden kann. Auswärtige Besteller wollen Briefe und Gelder gefälligst franko einsenden. Nürnberg, den 27. Aug. 1828. Fr. Fleischmann, Maler und Kupferstecher; Adler-Straße L.191.
Groß-Folio war ein Format zwischen 50-55 und 35-40cm, daher auch der relativ hohe Preis. Die Zeichnung Johann Georg Laminits misst ca. 16 x 25cm, sign. mit J.G. Laminit fec. Von Laminit ist bekannt, dass er für die Verleger Zanna in Augsburg, Campe in Nürnberg und Lecompte in Paris die Trachtenbilder aus Tirol, von Josef Anton Kapeller (1761 - 1806), ..... nachzeichnete (siehe NDB, Eintrag Kapeller).
Leider ist mir keine Abbildung des beschriebenen Bildnisses gemäß dieser Anzeige in der Augsburger Ordinari - Postzeitung, Nr. 84 vom 8. April 1829 bekannt. In Augsburg, Laminits Heimatstadt!
Das Bildniß nebst einem Klaglied des Findlings Kaspar Hauser in Nürnberg [...] ist um den Preiß a 1 kr. bey dem Buchbinder [Johann Gustav] Bissinger, und in der Kraußischen Kunsthandlung neben der Metzg oder vom Unternehmer Kaspar Schwarzenbäck [...] zu haben.
Die dutzendfach im 19. Jahrhundert kopierte Vorlage nahm Ende 1829 ihren Lauf mit der sogenannten "Kemptener Skizze", die in der Schweiz 1830 "erweitert" und nachgedruckt wurde, beide mit der Hanfstängl - Kopie. In einer zeitgenössischen Anzeige zu Feuerbachs "Kaspar Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen", verlegt von Dollfuß in Ansbach, wurde u.a. wie folgt geworben: Mit dem von Kreul gemalten und von Fleischmann in Stahl gestochenen, sprechend-ähnlichen Bildnisse Kaspar Hausers. Ob Fleischmann oder Laminit das "Urheberrecht" an der stehenden KH-Figur zusteht, kann doch keine Frage mehr sein. --Imbarock (Diskussion) 21:01, 2. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
"Die Unterschrift ist das Facsimile seiner Handschrift".
Fleischmanns Radierung (mit seinem sichtbaren Künstler-Kürzel "Fr.Fl.") ist nach dem 24. Juli 1828 und vor Ende August 1828 entstanden. KH lebte zu dieser Zeit bereits bei Daumer, war jedoch wochenlang "erkrankt", so dass Daumer den Unterricht aussetzte. Erst im September 1828, so Daumer, habe KH begonnen sich auch schriftlich auszudrücken. Tatsächlich stammen die in der Literatur überlieferten und auch abgebildeten Beispiele frühestens aus diesem Monat. Von welcher Unterschrift Kaspar Hausers fertigte also Fleischmann das Faksimile? Oder andersherum, "in festen und leserlichen Zügen" hatte KH auf der Wache seinen Namen geschrieben.
Die Signatur "Kaspar Hauser" im Folder der Nürnberger Ausstellung [11] ist ein um einiges jüngeres Zeugnis aus der Hand KH's und ist nicht der Fleischmann-Darstellung entnommen. Das Faksimile kann in dem obigen Link Nr. 2 betrachtet werden, der auf Klick das ganze Blatt zeigt. Ein Faksimile kann zwar nie die Originalvorlage ersetzen, aber die technischen Fertigkeiten um eine Schriftkopie vorzunehmen waren um 1830 hoch entwickelt. Fleischmann hatte die Erfahrung, das know-how und die Beziehungen in Nürnberg.
Offen bleibt indes, wer die Faksimiles des Begleitbriefes und des Legezettels gefertigt hat. Gewiss, die Vermutung drängt sich nun auch in dieser Beziehung auf, aber darüber sind keine Verlautbarungen seitens Fleischmann oder aus anderen "Quellen" bekannt. P.S.: Das "Klaglied Kaspar Hausers", von dem im April 1829 in der Augsburger Ordinari - Postzeitung die Rede war, stammt von der Bremerin Hedwig Hülle und wurde zuerst im Januar 1829 in Müllners Mitternachtsblatt für gebildete Stände veröffentlicht. Nach wie vor, das in Augsburg kursierende "Bildniß" dazu fehlt. --Imbarock (Diskussion) 21:48, 3. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
"Ob Fleischmann oder Laminit das "Urheberrecht an der stehenden K.H-Figur zusteht, kann doch keine Frage mehr sein"
Das ist sehr wohl die Frage!
Der Stahlstich von Friedrich Fleischmann, der zur Zeit bei einer kleinen
K.H.-Ausstellung des Stadtarchivs in Nürnberg gezeigt wird, ist
bezeichnet mit "Stahlstich von Friedrich Fleischmann,
nach einer Zeichnung von J.G.Laminit, 1828"!
Die Faklsimile des Auftauchbriefes und des Mägdleinzettels wurden von Alois Bucher
1828 gefertigt (Stadtarchiv Nürnberg). Das Appellationsgericht Ansbach bezeichnet
sie im Schreiben vom 24.7.1828 als gut gelungen.
Die früheste erhaltene Unterschrift K.H. stand in einem Brief an Helene von
Dobeneck (Tochter Feuerbachs) vom 8.9.1828. Natürlich bin ich kein Archivar,
aber Unterstellungen verbitte ich mir. Als ich mir das Datum 23.7.1828
als Erscheinungstag der Augsburger Zeitung notierte (aus den Akten
des Staatsarchivs) ergab sich für mich noch nicht die Frage nach der
Henne und dem Ei. Da das Bild von Laminit rauf und runter in der Literatur
verwendet wurde, sah ich keine besonderen Zweifel.
Aber wie schon richtig bemerkt, es sind sehr viele Fehler in den Texten
unterwegs. Ich werde kommende Woche nochmal die Daten in den Akten überprüfen.--(Benutzer:Hatuda) 14:50, 7. Okt. 2012 (CEST)

Die bislang frühest dokumentierten, originalen Unterschriften KH's, wie ich schon sagte, eben vom September 1828: Mayer/Tradowsky, S. 338, Abb. 40. Abgebildet ist leider nur die erste Seite des Briefes an Helene v. D., d.h. die Signatur ist nicht fotoreproduziert.

"Im Schreiben vom 24.7.1828". Diese Formulierung ist verwirrend, denn bezogen auf die bei Pies, Linde, Jul. Meyer, Mistler etc. veröffentlichten Dokumente und die einem "festen Kanon" gleichen, wenn z.b. "im Schreiben vom..." die Rede ist, scheint das jetzt ein bisher ungedrucktes Schreiben zu sein, nämlich ein Schreiben des Appellationsgerichts (!) am gleichen Tag verfasst, wie das sattsam bekannte der Kreisregierung/Kammer des Innern an den kgl. Kommissar in Nürnberg. Ruht das Appellgerichtsschreiben also im Stadtarchiv oder wo sonst in der Hauser-Literatur ist es begraben und wurde noch nicht in die bekannte Chronologie integriert? Ansonsten sagt es nichts weiter aus, als dass die Faksimiles "als gut gelungen" bezeichnet werden, was auf Grund der damals gegeben Kopiermöglichkeiten nichts weniger als verwunderlich ist. Dass ein gewisser Alois Bucher sie angefertigt habe und dieser Hinweis dem Stadtarchiv entnommen wurde, daran soll nicht gezweifelt werden. Was weiss man mehr über diesen Mann, war er selbständig, oder arbeitete er für Campe, für Fleischmann ...?

Ändert aber nichts daran, dass man schon früher den qualitativen Unterschied zwischen Laminit und Fleischmann hätte erkennen können. Die Fleischmann-Radierung wurde in den letzten Jahren auch antiquarisch veräußert. Widersprüche gab es und gerade Autoren, die sich um Abbildungen in allen möglichen Archiven umsahen nahmen Abstand davon, diese Widersprüche zu klären. Wenn man bedenkt, wie häufig Kopien von Kopien von Kopien des stehenden KH-Bildnisses publiziert wurden, von 1829 über das ganze 19. Jahrhundert hinweg und dieselben in ihrer ganzen, meist miserablen Vielfalt übernommen wurden in die Publikationen der letzten Jahrzehnte, ist es doch auffällig, dass man um die Fleischmann-Radierung einen großen Bogen machte. Dabei, das gebe ich gerne zu, selbst ein Antonius van der Linde, der schürfte wo und wie er nur schürfen konnte, besaß keine Kenntnis darum. Was wiederum die Aussage des verlästerten Stanhope ins Bewusstsein rückt, was war da geschehen, weswegen Fleischmanns Bildnis mit der Faksimile-Unterschrift Hausers nicht (!) zu der Ikone wurde, wie eben die zahllosen Nachdrucke? Ich bin gespannt, was Hatuda nochmals in den Akten zutage fördern wird und dies nun wirklich ohne Vorbehalt. Bitte dann aber die Provenienz exakter angeben. Ich möchte nicht von Nebelkerzen sprechen, aber es dürfte schon etwas mehr Transparenz angesagt sein. Damit bleibt vorerst bestehen, was sich durch Fleischmanns bisher unbekannt gebliebene Äußerungen, die chronologisch, kunsthistorisch und kulturgeschichtlich gesehen mit der Ereignisgeschichte kompatibel sind, nachweisen lässt: Fleischmann schuf das erste Bildnis KH's. Das gibt es in der ganzen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts nicht, dass ein solider und überregional bekannter Grafiker vor Ort des zu dokumentierenden Geschehens und mit den entsprechenden, direkten personalen Kontakten versehen auf eine gezeichnete Vorlage zurückgreift, die schwächer ist, die von einem Auswärtigen stammt und von dem sonst nichts bekannt ist, als dass er selbst gerne Nachzeichnungen von älteren Vorlagen vornahm, um sie für gerissene Nachdrucker zur Verfügung zu stellen - und das Ergebnis dann auch noch gelungener ist. Das ist absurd. --Imbarock (Diskussion) 19:51, 7. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Alois Bucher? Lautet der Nachname nicht vielmehr Buchner? Bedeutende Nürnberger Steindruckerfamilie (Georg Paul Buchner z.B.), arbeitete mit Campe und Fleischmann. --Imbarock (Diskussion) 10:18, 8. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Der Hersteller der Faksimiles heißt lt. Stadtarchiv Nürnberg Alois Bucher (Heft Norica Nr. 8 Juli 2012 Seite 31 : "...gefertigt 1828 Alois Bucher" (E 1/509 Nr. 2)).
Das Schreiben vom 24.7. habe ich verwechselt, es ist natürlich von der Regierung an den Magistrat Nürnberg. Entschuldigung! Ich habe es auch nur wegen zeitlicher Einordnung der Herstellung der Faksimiles angegeben, es sollte sonst keine Diskusion auslösen. Ich habe aber noch ein Schreiben vom 12.7. vom 2. Bürgermeister Scharrer an die Regierung in dem ein Druck der Bekanntmachung, die beiden Faksimiles und das Signalement K.H. und die Liste der mitgebrachten Gegenstände vorgelegt werden. Die Faksimiles wurden also Anfang Juli gefertigt. Morgen habe ich einen Termin im Staatsarchiv. --(Benutzer:Hatuda)18:40, 8.Okt. 2012 (CEST)
Vielen Dank! So entwickelt sich das positiv. Kein Problem mit der Verwechslung, allerdings steht das "so" auch nicht in dem Schreiben vom 24. Juli 1828 drin. Aber anyway, auch ich weiss schon heute nicht mehr, was ich vor Jahren über diesen "Fall" recherchiert habe und ich bin immer wieder aufs neue erstaunt, was mir bekannt war und was ich wieder total vergessen hatte - das Ganze ist eine Krake, zum Verwalten ist geradezu eine Hilfe notwendig. Norica 8 vom Juli ist mir entgangen, Horst-Dieter Beyerstedt über "Kaspar Hauser im Stadtarchiv." Beyerstedt schrieb ja zusammen mit Maritta Hein-Kremer 1999 den KH-Artikel im Stadtlexikon Nürnberg. Aber dies soll kein Maßstab sein, denn diese Kurzbiografie war derart knapp, dass gar keine differenzierten Informationen rüberkommen konnten. Herr Beyerstedt kann anders und ich bin gespannt ... In der MVGN 71 (1984), Band 71, schrieb seinerzeit der 1999 verstorbene Gerhard Hirschmann, langjähriger Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, eine Buchbesprechung bezüglich Mayer/Tradowsky, "Kaspar Hauser. Das Kind von Europa." Zwischen den Zeilen deutliche Kritik, aber insgesamt lobend. Auch Walther Peter Fuchs rezensierte das Werk eher gütlich. Heinz Demisch war da schon deutlicher, ausführlicher und bis heute sind die Vorgänge um den Nachlass von Hermann Pies nicht geklärt. Ich erwarte von Beyerstedt natürlich Hinweise, wo die Dokumente verblieben sind, die die 1993 verstorbene Cölestine von Tucher wie folgt schriftlich in Mayer/Tradowsky "beschrieben" hat: "...möchte ich Herrn Johannes Mayer für die Initiative danken, die zur Rückführung der anläßlich der Nachforschungen zu diesem Band wiederaufgetauchten Kaspar-Hauser-Akten in unser Familien-Archiv geführt hat." Ist das jetzt das "Tucher-Archiv" oder ein Privatarchiv? Der Enkel des erweckungsbewegten Gottlieb von Tucher, der 1974 verstorbene Christoph von Tucher, Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft und Anhänger des biodynamischen Landbaus seit den 1920er-Jahren, ermöglichte erstmals Fritz Klee Einsicht in den "Nachlass" seines Großvaters. Dann kam Pies, später dessen Nachlasserbe Johannes Mayer und die oben beschriebene "Rückführung". Wir reden hier nicht über marginale Dokumente, sondern über einen wichtigen Nachlass u.a. mit vielen Briefen, aus dessen Bestand sich Mayer und Tradowsky "bedienten", dabei sie nur das veröffentlichten, was ihnen "passte" und der Rest ist Schweigen! Wo befinden sich diese von Gottlieb von Tucher gesammelten Dokumente, Briefe, teils aus dem Feuerbach-Bestand in den 1870er-Jahren entrissenen "Quellen"? Und wie kann man sie endlich einer wissenschaftlich grundierten Forschung zuführen. Vielleicht ist es ganz einfach und sie sind wirklich dem "Tucher-Archiv" adhibiert worden, dann aber mal los!
Davon abgesehen, Alois Bucher, E1/509 Nr. 2 sollte überprüft werden. Ich tippe immer noch auf Buchner, ein "n" ist leicht zu übersehen und dann auch noch, wenn Buchners einfach "die" Lithografen um 1828 in Nürnberg waren. Über das Schreiben des 2. Bürgermeisters Scharrers vom 12.7. an die Kreisregierung weiss ich nichts, aber gut möglich, Binder war "in Urlaub" und die Faksimiles mögen durchaus schon relativ frühzeitig angefertigt worden sein, dagegen spricht nichts. --Imbarock (Diskussion) 20:49, 8. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Der "Spürhund" hat recht gehabt! Am 7.7.1828 schrieb der Magistrat, bzw. Bürgermeister Binder an die Regierung, Kammer des Inneren, Ansbach. Er teilte alle bisher unternommenen Ermittlungen,Maßnahmen und seine Bekanntmachung mit und erwähnt,dass der Lithograph Buchner mit Genauigkeit die Faksimiles gemacht hat. Also Alois Buchner - ich habe gleich Dr. Beyerstedt informiert.

Jetzt zu Fleischmann/Laminit: In den Akten des Staatsarchivs Nürnberg (Rep 270 II Reg.K.d.I. Abg.1932 Tit II Nr. 1154(1-3)) ist unter Folio 60 ein Abdruck eines Stiches in fast quadratischer Form ca. 25 x 20 cm ohne Kommentar abgeheftet. Der Gesichtsausdruck entspricht dem Stahlstich von Fleischmann, in der linken unteren Ecke trägt er ein Monogramm : FFr, also Fleischmann Friedrich. Der Stich trägt aber keinen Schriftzug Kaspar Hausers. Das folgende Schreiben (Folio 61) stammt aus Augsburg vom 23.7.1828 und ist von der königl. bayer. Regierung des Ober-Donau-Kreises, Kammer des Inneren an die königl. Regierung des Rezatkreises Kammer des Inneren. Es geht darum, dass trotz der Verfügung der Kammer des Inneren, Ansbach vom 16.7./18.7. das Cirkularschreiben des Magistrats in Nürnberg den Weg in die Blätter der neuen Augsburger Zeitung gefunden hat und eine Verhinderung der Veröffentlichung durch die Regierung nicht mehr möglich ist. Unter Folio 68 ist ein erneutes Schreiben der Regierung Ober-Donaukreis an die Regierung von Ansbach vom 16.8.1828 mit der Mitteilung, dass der Correspondent am 7. August einen Artikel über den in Nürnberg aufgefundenen Hauser enthält. --(Benutzer Hatuda) 17:30 9.Okt2012 (CEST)

Das sind erhebliche Infos! Ist denn wirklich auch der Vorname "Alois" aufgeführt, oder nur "Lithograph Buchner"? Letzteres wäre nämlich üblicher, insofern es sich um regional bekannte Bürger resp. Handwerker handelte. Alois Buchner ist zumindest mir unbekannt, es sei denn, er war ein lithographisch debütierender Sohn und Buchner-Söhne gab es, mindestens einer wanderte nach Stuttgart ab, hieß aber anders.
Der 1932 abgegebene "Stich" im Format 20/25cm ist also von Fleischmann, aber ein viel kleineres Format, als das Groß-Folio, dass er selbst und mit der Signatur Hausers versehen Ende August 28 vertreiben wollte. Sehr interessant.
Folgendes Folio 61 hat mit Folio 60 nichts zu tun. Eine kgl. Kreisregierung (Ober-Donau) hatte reagiert, denn die Bekanntmachung / Cirkularschreiben war längst raus und wurde tatsächlich von zahlreichen Zeitungen nachgedruckt, in Bayern und darüber hinaus. Dafür gibt es viele Beispiele, die Verbreitung hatte ihren Selbstlauf genommen und die eine Zeitung druckte es von der anderen ab. Die "Neue Augsburger Zeitung" hat selbst nur nachgedruckt. Dass der "Correspondent" ("...von und für Deutschland", Nürnberg), am 7. August 28 einen Artikel über KH veröffentlicht habe, na klar, den habe ich wohl irgendwo abgeheftet oder gestapelt. Ein Bildnis Hausers gab es zu diesem Zeitpunkt nirgendwo, auch und gerade nicht in der Neuen Augsburger Zeitung.
Dass auf der Disk. auch OR stattfindet ist absolut OK, wo sonst zu KH? Wo sonst, da doch fast wöchentlich mehr oder weniger abstruse Texte zum Thema publiziert werden. Der Artikel selbst wird davon nicht berührt. Aber der Ersatz des Laminit-Bildes durch Fleischmann, das sollte schon möglich sein. Gruß, --Imbarock (Diskussion) 19:30, 9. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Es darf wohl festgehalten werden, dass der Magistrat, vorneweg Binder und Scharrer, nicht nur im Dürerjahr 1828 enge Verbindungen zu im weiteren Sinne künstlerisch tätigen Leuten wie Jacob Daniel Burgschmiet, Carl Alexander Heideloff, Friedrich Fleischmann und Georg Paul Buchner unterhielt, die untereinander zu den verschiedensten Projekten über Kreuz arbeiteten. Für die grafischen Arbeiten im Zusammenhang mit Kaspar Hauser 1828 wurden daher gezielt Buchner und Fleischmann beigezogen, beide Koryphäen auf ihrem Gebiet in Nürnberg. Georg Paul Buchner hatte mindestens drei Söhne: Johann Georg (Nürnb. 1815 - Stgt. 1857); Christoph Michael (Nürnb. 1817, er übernahm die Litographische Anstalt) und Carl (Nürn. 1821 - ? Stgt.). Von einem Alois Buchner ist nichts bekannt und wenn, dann müsste er erheblich älter gewesen sein, denn die bekannten Söhne Georg Paul Buchners waren 1828 noch im Kindesalter. Ich gehe davon aus, dass der erfahrene Georg Paul Buchner das Kopieren der von Hauser mitgebrachten Texte nicht aus der Hand gab. Diese Arbeit war zu wichtig. --Imbarock (Diskussion) 11:22, 10. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Norica 8, S. 33: Eigenhändiges Schreiben KH's an seinen Vormund G.v.Tucher vom 25. November 1829. Das kann nicht sein: "Verehrungswürdigster Herr Staatsrath!" ... "daß ich noch nicht weiß, wie man schicklich an einen Mann schreibt, wie Sie sind" ..."Ihr unterthäniger Kaspar Hauser." Und auch der Inhalt legt nahe, der, an den er hier schrieb, war entweder Staatsrat A.v.Mieg oder Feuerbach. Tucher? Das war für ihn der Herr Baron und den kannte er schon lange. --Imbarock (Diskussion) 17:46, 10. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Zu den ersten veröffentlichten KH-Bildnissen möchte ich anmerken, dass das Fleischmann-Bildnis als "Beylage" dem "Inland" vom 27. November 1829 hinzugefügt war, ein für diese Zeitschrift ganz ungewöhnlicher abbildhafter Aufwand: [12]. Bitte eine Seite zurückscrollen. Augenscheinlich eine Litho, keine Radierung, am Sockel beschnitten und "Kaspar Hauser" in Drucklettern gesetzt. Ein Vergleich zeigt, Vorlage war Fleischmann, nicht Laminit. Als nächste Darstellung folgte die Hanfstengel-Litho in der "Skizze der bis jetzt bekannten Lebensmomente des merkwürdigen Findlings Caspar Hauser in Nürnberg. Mit der naturgetreuen Abbildung desselben auf Stein gezeichnet von Fr. Hanfstengel, Zeichnungslehrer in München." Diese Skizze erschien bei Dannheimer in Kempten, 1830, wurde aber schon im Dezember 1829 abgefasst. Die Litho von Hanstengel zeigt wieder den stehenden Archetypus, aber was die Gesichtszüge anbelangt, abweichend von der Vorlage. Hat weder mit Fleischmann noch Laminit etwas gemein, sehr "eigenständige" Interpretation. In Hitzigs "Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechts-Pflege", Band 9, 1831, S. 437 notiert der "Einsender" (= Feuerbach) diverser Berichte und Gutachten aus Nürnberg, die gegen Friedrich Karl Merker gerichtet sind, in einer längeren Anmerkung:
"Ich möchte vielmehr, nach meiner öfteren Beobachtung, sagen: Sein Gesicht zeige das auffallende Gemisch von der Physiognomie eines Kindes und eines schon bejahrten Mannes. Kindische Unbefangenheit und melancholischer Ernst, wundersam in einander verschmolzen, bilden den Ausdruck seines nicht gerade schönen, gleichwohl lieblichen, anziehenden, dabei aber auch etwas befremdenden Gesichts. Ich besitze ein vortreffliches Pastellgemälde des ausgezeichneten Porträtmalers Herrn Greil zu Markt-Erlbach von Hauser, welches den unglücklichen zu sprechender Aehnlichkeit darstellt. Alle in Kupferstich oder Steindruck erschienenen Bilder sind entweder Caricaturen, oder gleichen eher jedem Andern, als Caspar Hauser."
Sehr "gewöhnlich" sehe Hauser aus, das schrieb auch schon G.v.Tuchers junge Frau, während auf Tucher, siehe oben, die Insinuation, an Feuerbach gerichtet, zurückgeht. Aber das sind adlige Überheblichkeiten, die eben selbst entschieden, wer "gewöhnlich" und wer von "hoher Abkunft" war, ein "Naturkind" miteingeschlossen. Überhaupt sollten Hitzigs "Annalen" bezüglich KH mal richtig, also auch in ihrer chronologischen Entwicklung und ihrer Kontextname ausgewertet werden, denn verlässt man sich auf Hermann Pies, ist man angeschmiert. Völlig unbekannt ist beispielsweise die Behauptung von Pirchs [13] geblieben, dass in der Frühzeit Hausers in Nürnberg, als Kaspar von Besuchen überhäuft wurde, ein "Lieblingsgedanke des Publikums" gewesen sei, "der auch dem Gegenstande oft ausgesprochen wurde" , Kaspar Hauser "sei der Sohn Napoleons." Das schrieb Pirch im Juni 1830.--Imbarock (Diskussion) 22:47, 26. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Besonders "scharf" auf ein Konterfei Hausers war Christian Carl Andrè, der Herausgeber des "Hesperus" und des "National-Kalenders", seit 1821 in Stuttgart lebend und publizierend. Im "Hesperus" Nr. 11 vom 13. Januar 1829 , reklamierte er in einer Anmerkung, dass von Hauser ein Kupferstich erschienen sei. Es gelingt ihm, diese Darstellung zu erhalten, nämlich als Lithografie und er veröffentlicht sie hier:
[14], also noch 1829! Von hier fand sie Eingang in das Karlsruher Unterhaltungsblatt, Nr. 1f, 1830, das sich in Text und Bild explizit auf Andrés National-Kalender bezieht. Die Zeitschrift "Das Inland" habe ich bereits erwähnt. Bei allen war die Vorlage Fleischmann und dies offensichtlich, nicht Laminit! --Imbarock (Diskussion) 23:57, 29. Okt. 2012 (CET)Beantworten
Hallo Hatuda (Hauser-Tucher-Daumer?), was machen deine Vorortforschungen, oder bin ich als Ketzer ein Unruhestifter, den man besser übergeht? Was ist eigentlich mit dem Archivar Georg Lommel, hat er nun oder hat er nicht, nämlich König Ludwig I. in der Hausersache "gedient"? Und hat er Archivalien gemopst oder nicht? --Imbarock (Diskussion) 22:55, 8. Nov. 2012 (CET)Beantworten



(== Defekte Weblinks ==

GiftBot (Diskussion) 01:05, 19. Sep. 2012 (CEST)Beantworten

Beide Links wurden ersetzt, d.h. erneuert. Kann die Chose jetzt raus und wie, einfach nur löschen? --Imbarock (Diskussion) 21:13, 4. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Baustein habe ich gelöscht, defekte Links lass ich stehen, falls jemand recherchiren will, wohin die Sachen sich verkrochen haben. Gruß! --Lesabendio (Diskussion) 19:40, 7. Okt. 2012 (CEST)Beantworten
Danke! Gruß, --Imbarock (Diskussion) 20:12, 7. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Pilsach

Warum werden die Theorie um Schloss Pilsach hier nicht mehr aufgeführt? Selbst wenn sie falsch ist, wäre es dennoch interessant, davon zu erfahren.--Oudeís (Diskussion) 19:37, 1. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Ich hoffe nicht, dass die seit 10 Jahren in unzähligen Wiederholungen ausgestrahlte "Doku" über den "Mordfall Kaspar Hauser", zur besten Sendezeit vor wenigen Tagen erneut auf 3SAT, hier Stichwortgeber war. In den Tiefen der WP-Diskussionsseiten über KH habe ich mich darüber schon vor Jahren ausgelassen. Wer hat wann, wie und warum dieses Märchen veranlasst, produziert usw. Vor zwei Tagen unterhielt ich mich mit einer Lehrerin über genau dieses Filmchen, über Jugendliche, die derlei spannenden, aber suggestiven "Dokus" ausgesetzt sind und solch neu erworbenes "Wissen" - 3SAT und Arte sind ja "seriöse" Sender - auch als geschichtlich wahr betrachten. Dabei ist die "Doku" ein Paradebeispiel für Geschichtsklitterung, an der Schüler lernen könnten, wie wichtig es ist, zwischen den Zeilen dessen zu lesen, was als Botschaft "bezwingen" möchte.
Bezüglich deiner konkreten Frage ist festzuhalten, dass Historiker das Theorem, die Pilsach-Hypothese - in den 1920er-Jahren von Anhängern der Erbprinzentheorie entwickelt - schon deswegen ablehnen, weil die vorhergehenden "Schritte" (Schloss Beuggen, Säuglingsaustausch, Blochmann-Kind etc.), die zwar innerhalb (!) der Verschwörungstheorie für logische Kettenschlüsse sorgen sollen, gegen alle bekannten geschichtlichen, "positiven" Fakten verstoßen. Diese sind, soweit in der bisherigen und reputablen Literatur nachweisbar, bereits in den Artikel eingearbeitet. Nebenbei hat der Kurator der 900-Jahre-Ausstellung zur Geschichte Badens, ein Historiker/Kulturwissensschaftler, erneut und nachdrücklich auf die Unhaltbarkeit der Erbprinzenlegende hingewiesen. Eine "Pilsach-Theorie" ohne diese Legende geht aber gar nicht. Sie lebt also von "narrativen", fiktionalen und darauf beruhenden Analogieschlüssen, die größtenteils innerhalb der in der Causa Hauser besonders "rührigen" anthroposophischen Bewegung gepflegt wurden und werden. Sie aber unterliegt im Umgang mit Geschichte, Historizität und Bedeutung des Falles ihren ureigenen Denkweisen und einer vorweggenommenen, "weltanschaulichen" Überzeugung, die keine Zugeständnisse machen kann. Es ist also völlig müßig auf die Pilsach-Theorie einzugehen, weil aus einer grundfalschen Ableitung alles weitere resultiert, also Beuggen, schließlich Pilsach. Schon das Zugeständnis, so ausführlich auf die absurde Flaschenpoststory einzugehen, findet im Grunde meine Zustimmung nicht. Heute muss nach den im weitesten Sinne kulturhistorisch relevanten "Umständen" des "Falles" KH gefahndet werden und das beinhaltet mindestens zweierlei, penible Rekonstruktion der Faktenlage(n) und der "Manipulationen", sowie die Verabschiedung von liebgewonnenen "Heroen" (oder Finstermännern) um die Affäre endlich auf tragfähige methodische und theoretische Grundlagen zu stellen. Der vermeintliche Aufenthalt KH's in Pilsach hat mit dieser Rekonstruktion überhaupt nichts zu tun - und mögen im Schloss hunderte Holzpferdchen gefunden worden sein, oder in Beuggen eine "sensationelle" Pferdchenzeichnung. Gewiss ist denkbar, dass vom eigentlichen Artikel KH ein Subthema geschieden wird, das sich nur mit der Genese der Erbprinzentheorie und mit den Voreingenommenheiten anthroposophischer "Forschungen" zu der Frage beschäftigt. Aber dazu fehlt es in dieser nicht unwichtigen Frage noch an der entsprechenden wissenschaftlichen Literatur, zumal die Unübersichtlichkeit grandios ist und vor allem literaturwissenschaftliche Arbeiten nach wie vor die historischen Grundlagen nicht beherrschen. Die aber sind ohne Bezug auf akademische und beiseite geschobenene Historiker nicht in den Griff zu bekommen. Gruß, --Imbarock (Diskussion) 19:57, 2. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Bitte um Einstellung der Fleischmann-Radierung in Commons

Eine Bitte an WP-Commons-Erfahrene: Wäre es möglich von der Fleischmann-Radierung, z.B. hier: [15], eine Abbildung in Commons einzustellen? Allerdings nur jenes Ganzbild, auf dem die offenbar von KH stammende Signatur zu sehen ist. So abgebildet auch unlängst in der FAZ, oder in der Nürtinger Zeitung (NZ) usw. Quelle ist die dpa. Eine der beiden Kupferstichversionen Fleischmanns ruht definitiv im Stadtarchiv Nürnberg, auch jene mit der Signatur? Erneut, O-Ton Friedrich Fleischmann, belegt im Bayerischen Landboten, Nr. 106 vom 2. Sept. 1828: "[...] daß so eben das Bildniß [...] von mir gezeichnet und in Kupfer radirt, in groß Folio erschienen ist. [...] Die Unterschrift ist das Facsimile seiner Handschrift [...]." Dieses Bildnis ist, nach allem was oben auf der Disk. lang und breit ausgeführt wurde, definitiv das erste angefertigte "Porträt" von Kaspar Hauser und dahinter steht keine Theoriefindung. Vielmehr verliert sich die ominöse Laminit-Zeichnung im geschichtlichen Nirvana, geht auf Fleischmann zurück und ist als Illustration für den Artikel ungeeignet. Als Quelle für die Entstehungszeit für das Fleischmann-Bild (wohl August 1828) muss daher auf die Ausgabe des Landboten verwiesen werden. Vielleicht könnte sich auch jemand vom Nürnberger Stadtarchiv mit entsprechenden Commons-Kenntnissen dafür erwärmen. --Imbarock (Diskussion) 21:58, 28. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Oberlechners "Der Kaspar-Hauser-Mythos"

Herwig Oberlechner - sowohl in seinem hier an falscher Stelle einsortierten Buch von 1999, als auch in einem von der Zeitung des Salzburger Arbeitskreises für Psychoanalyse (Nr. 10, Februar 2005) veröffentlichten Vortrag - bezieht sich für seine psychoanalytischen Assoziationen und Skizzen auf Ulrike Leonhardt und Peter Tradowsky. Er beteuert zwar, sich intensiv in die Literatur und in den Mythos eingearbeitet zu haben, doch gerade an diesen Voraussetzungen ermangelt es ihm nachhaltig. Wenn er davon spricht, den "historische(n) KH und seine Umwelt" genau "dem aktuellen Stand der Geschichtsforschung entsprechend" darzustellen, dann stimmt das einfach nicht. Sein Modell der Gegenübertragung krankt an den Voraussetzungen, an der Unkenntnis darüber, was denn nun "Geschichtsforschung" im Falle Hausers bedeutet und wie weit denn die historisch-wissenschaftliche Forschungslage denn insgesamt bereits war, als er seine Assoziationen an Tradowsky und Leonhardt anknüpfte. Oberlechners Hypothese, "Kaspar Hauser konnte diese langen Jahre im Kerker nur überleben, weil er emotional in die Illusion regredierte, er hätte eine Mutter bei sich im Kerker", ist von daher nur durch die Akzeptanz einer höchst spekulativen und interessegeleiteten, vorwissenschaftlichen Literatur zu erklären, deren emotionale Sympathie aber Oberlechner offenbar gehört. Abegg einzuführen ist ja ok, aber den wissenschaftlichen Sachbüchern und Abhandlungen Oberlechners "Der Kaspar Hauser Mythos" einzuverleiben, das geht gar nicht. So wird auf Umwegen der komplett verschwörungstheoretische Ansatz höchst fragwürdiger Autoren aufgewertet. Ich bitte den nur hier auftretenden Account "Herwig Oberlechner" dies zu überdenken und appelliere an die Selbstkritik des users. Mit der "interaktionellen Gegenübertragung" liegt er so falsch nicht, aber er müsste sie vollkommen neu aufarbeiten, ich meine vollkommen! --Imbarock (Diskussion) 19:23, 27. Jan. 2013 (CET)Beantworten

Geistige Entwicklung und Neigung zur Kunst und Wissenschaft

Diese "Nachricht" kursierte bereits im "Bayerischen Volksfreund", Nr. 55, 6. April 1830, sodann nach dem "Tagblatt für die Kreishauptstadt Augsburg" vom 16. Februar 1831 erneut im Bayerischen Volksfreund, Nr. 101 vom 27. Juni 1831, möglicherweise auch in der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" und wahrscheinlich in vielen Zeitungen mehr. Liest man diese täuschend ähnlich klingenden Kurznachrichten zusammen, so stehen sie wiederum im Zusammenhang mit den damals mehrfach (u.a. im "Inland") angemahnten Aufforderungen, endlich Hausers Lebensgeschichte und die Beobachtungen, die an ihm gemacht wurden, zu veröffentlichen. Dabei geht es auch um Rivalitäten, unter anderem zwischen Georg Friedrich Daumer und Dr.Preu. Der erste Kurzbericht vom April 1830 stellt jedenfalls nicht nur die von Hauser (nämlich bei Daumer) geschriebenen Lebensgeschichten in den Mittelpunkt seiner Spekulationen, sondern ebenso die psychologischen und anthropologischen "Erkenntnisse" aus dem Bereich des Somnambulismus und Magnetismus etc. Man kann vermuten, aus welcher Ecke diese Infos stammen, tut aber hier nichts zur Sache und ist TF. Würde man alle zeitgenössischen Zeitungsnotizen zu KH verlinken, dann geht das in die hunderte. Ich entferne also den Link. --Imbarock (Diskussion) 23:50, 16. Feb. 2013 (CET)Beantworten

Wer war Fritz Klee?

Wahlweise als Dr. oder als Prof. in der Hauser-Literatur seit den 1920er-Jahren bezeichnet. Da Klee bei den "Hauserianern" und Prinzentheoretikern ungeachtet seiner der Unrichtigkeit überführten Spekulationen (Austauschkind Blochmann, Schloss Pilsach) nach wie vor als "Forscher" herangezogen wird, wäre es nicht unwichtig dieser Phantomgestalt ein Gesicht zu geben. Gewiss ist er nicht der Drucktechniker Friedrich Klee, von dem Pläne und Zeichnungen im Deutschen Museum München ruhen. Ebenso kann er nicht der Arzt (?) Fritz Klee sein, dessen einziges "Werk" eine achtseitige Abhandlung über Zungenbelag bei Allgemeinerkrankungen (Berlin 1934) war. Wohl auch nicht der Porzellan-Designer und Architekt Prof. Fritz Klee, es sei denn, er besaß noch mehr Zeit, um sich zwischen seiner Beschäftigung mit Handpuppen ausgiebig dem KH-Problem zu widmen. Er starb 1976 in Sillenbuch bei Stuttgart. Vieles deutet aber darauf hin, dass Fritz Klee mit (Georg) Friedrich Klee (geb. 1882) identisch ist, der 1908 in Erlangen bei dem Physiker Eilhard Wiedemann (Physiker) zum Dr. phil. promovierte und zwar mit der Arbeit "Die Geschichte der Physik an der Universität Altdorf bis zum Jahre 1650". Welche Karriere dieser Fritz Klee allerdings einschlug ist unbekannt - wurde er Lehrer, ging er in die Industrie, überlebte er den Weltkrieg? --Imbarock (Diskussion) 19:51, 2. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Briefe

Gibt es die (kaum lesbaren) Briefe (1. Abschnitt d. Artikels) in lesbarer Abschrift irgendwo zum download?--77.0.84.111 16:50, 26. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Ich steh' grad auf dem Schlauch, welche Briefe meinst du? Würde ja gerne weiterhelfen, komme aber nicht klar. Download, soviel vorweg, ist bei Kaspar meist gar nichts. Gruß, --Imbarock (Diskussion) 00:34, 27. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Hausers Angaben und die moderne Medizin

„Bei buchstäblichem Verständnis sind Hausers Angaben mit den Kenntnissen der modernen Medizin nicht zu vereinbaren.“ (Permalink) – Wie ist dieser Satz zu verstehen? Worin besteht der Widerspruch? – Cherryx sprich! 18:27, 1. Jun. 2013 (CEST)Beantworten

Siehe Abschnitt „Zweifel an der Kerkertheorie.“ Im Nov. 2007 stand anstelle des obigen Satzes noch „Hausers Erzählung kann nach den Erkenntnissen der modernen Medizin jedoch nicht der Wahrheit entsprechen.“ Am 1. Mai 2008 nahm Benutzer Kafeuda den Satz ersatzlos heraus und Benutzer Montresor setzte die angesprochene Formulierung ein. Das "buchstäbliche Verständnis" bezieht sich auf Hausers Angaben, die auf die "Bekanntmachung" des Bürgermeisters Jakob Friedrich Binder zurückgehen, auf die Befragung Hausers durch Friedrich von Hermann, auf die von Daumer gesammelten Unterlagen eben jenes Kreises um ihn, der sich - meist junge Nürnberger Gelehrte (Lochner, L.Feuerbach, Hermann, Wurm, etc.) - mit Hauser beschäftigt hatte und nicht zuletzt auf Hausers ab dem September 1828 aufgenommene und über viele Monate hinweg aus- und verbesserte, autobiografischen Versuche, die eigentlich keine wirklichen Ego-Dokumente sind, sondern nur die Grundaussagen der Binderschen Bekanntmachung wiederholten, verfeinerten, korrigierten an Stellen, wo es allzu widersprüchlich wurde. Benutzer Montresor hatte mit dem Begriff "buchstäbliches Verständnis" gewissermaßen eine kluge Sicherung eingebaut, denn man könnte es auch anders formulieren: Ganz gleich, was Hauser über seinen Kerkeraufenthalt äußerte oder was in ihn von Binder, Daumer, Tucher oder Hermann hineingefragt oder hermeneutisch überschrieben wurde, es ist alles als unsinnig zu bewerten. Nach 2008 wurde in der Tat weitere historische und medizingeschichtliche, wiss. Lit. eingefügt, die davon ausgeht, dass Hauser weitaus mehr über seine Vergangenheit wissen musste, als er selbst je zugab. Wegen mir kann aber der Satz gerne verändert werden, obwohl ich ihn nach wie vor für geschickt formuliert halte. --Imbarock (Diskussion) 18:51, 2. Jun. 2013 (CEST)Beantworten

Ottmar Hörl, Installation Kaspar Hauser in Ansbach

Sollte später im Artikel Erwähnung finden. Eine bemerkenswerte Aktion. Nicht hinein wird gehören, was ich hier nachfolgend ausführe, doch der Reihe nach.

Hörl: "Das sind fast schon kleine Meisterwerke. Hauser hat so was wie einen eigenen Stil entwickelt." - "Seine Arbeiten sind das Tatsächliche, im Gegensatz zum Spekulativen, das sein Leben umrankt."

Hausers Gouachen, Aquarelle und Zeichungen sind zwar "wirklich", tatsächlich, unterliegen aber ebenso einem großen Vorbehalt, was ihre Entstehungsumstände, ihre Inhomogenität betrifft. Daraus eine "Entwicklung" zu einem "eigenen Stil" abzuleiten ist viel zu kühn. Hierzu muss bemerkt werden, dass Hauser nicht nur ein, zwei Lehrer hatte, sondern eine ganze Reihe. In Nürnberg wurde er von dem nahezu unbekannten Johann Jakob Kirchner (1796-1837) unterrichtet, der mit Daumer und Tucher befreundet war und sich als Zeichenlehrer der pädagogischen Vermittlung (früher bereits in der Erziehungsanstalt von Dittmar in Nürnberg) verschrieben hatte. Kirchner hat ein schmales Werk hinterlassen, aber doch groß genug, um erahnen zu können, dass einige Zeichungen Hausers, etwa die klappernde Mühle von 1829, ohne Vermittlung / Vorlage Kirchners so nie entstanden wären. Und neben relativ unbeholfenen Zeichnungen und Aquarellen stehen diese samtig-weichen Blumen, Obstsorten und Schmetterlinge in Mischtechniken aus der Ansbacher Zeit. Obwohl wir wissen, dass Stanhope Hauser die "orientalische Malerei" nahelegte, scheint diesem Hinweis niemand nachgegangen zu sein. Damit war nämlich etwas völlig anderes, als Orientmalerei oder Orientalismus gemeint - sondern genau das, was Hausers spätere Bilder prägte.

Der (technisch-kunsthandwerkliche) Unterricht in der sogenannten "orientalischen oder chinesischen Art" wurde nach 1830 im deutschsprachigen Raum von reisenden, in der Kunstgeschichte komplett vergessenen "Doktoren" und "Professoren" und ihren Schülern und Nachfolgern besorgt. Deren Ratschläge und Tipps in wenigen Stunden ganz brauchbare Darstellungen von "alle Sorten Blumen, Obst, Thiere, Schmetterlinge u.s.w." selbst anfertigen zu können, waren en vogue und ihre Unterrichtseinheiten von Stadt zu Stadt gut besucht. Es gab Kritiker, die die hohe Kunst herabgewürdigt sahen und begeisterte Anhänger in Adel und Bürgertum, die sich dankbar zeigten. Die "Schnellmalerei", auch "Geschwindmalerei" genannt (reisende Vertreter allen voran Dr. Jägermann aus Wien und Prof. Pochobraczky aus Pest) brachte auch ein Lehrbuch hervor: P. Kobalsky, "Das Ganze der orientalisch - chinesischen Malerei (...), Leipzig, 1834. Es gab sogar Warenhandlungen, die sich für den Bedarf dieser "Technik" mit dem entsprechenden Material, etwa Vorlageblätter (!), versorgten.

Die Ironie: Einen eigenen Stil entwickelte Hauser nicht, er begann quasi "seriell" zu arbeiten, nette Harmlosigkeiten, meist zum Verschenken angefertigt. So gesehen ist Hauser und was sich von ihm an Zeichnungen, Malerei erhalten hat, ein einmaliges Zeugnis für einen beginnenden, sich schließlich immer weiter ausbreitenden Markt, der das Bedürfnis nach Zeichenkunst und Malerei für Jedermann und Jedefrau erkannt hatte. --Imbarock (Diskussion) 20:49, 20. Jun. 2013 (CEST)Beantworten

Habe mir das alles noch mal überlegt. Im Grunde eine antiaufklärerische Gschäftlhuberei, die sich wichtig tut, daraus Nutzen zieht und gleich mal Staffelpreise verlautbaren lässt. Der arme Kaspar wird zum Kunstheros erklärt, um das eigene Profil zu stärken. Hauser wäre in der Aka angenommen worden? Geht's noch? Event ohne Horizont, ohne historisches Bewusstsein. Heftig enttäuschend. --Imbarock (Diskussion) 23:45, 20. Jun. 2013 (CEST)Beantworten
Eigentlich wissen wir es doch recht genau und zwar durch den üblen Hund, den pedantischen Lehrer Meyer aus Ansbach, "Kaspar Hauser wie er wirklich ist und was aus ihm werden kann", Juli 1833. Man fragt sich nur, wie dieser angebliche Pedant dazu kam mit einem der liberalsten bayerischen Abgeordneten (aus Ansbach, anno 1832) sich für die Einrichtung einer Kleinkinderschule in Ansbach zu engagieren und freiwillig als geschätzter Lehrer interimsmäßig für die Kinder der israelitischen Gemeinde Ansbach tätig zu sein. War er vielleicht gar kein schwarzpädagogisches Monster? Jedenfalls ein Auszug aus seiner Denkschrift (s.o.):
So mußte man mit ihm schon im vorigen Sommer den Zeichenunterricht aufgeben, weil man sah, daß er durchaus keine Lust mehr zum Zeichnen hatte und gar keine Fortschritte mehr darin machte. Um von dem Zeichenunterricht und dem Zeichnen selbst loszukommen, wußte er den Herren seiner Oberaufsicht einleuchtend zu machen, daß er es mit dem Zeichnen aus freier Hand doch nie weit bringen könne, daß ihm dies nie etwas nütze und der Zeichnungslehrer Weber [= Andreas Weber, geb. 1794 in Nürnberg] in der orientalischen Malerei, die er lernen solle und wolle, keinen Unterricht erteilen könne. Bemerkungen von meiner Seite, wie die, daß das Zeichnen zur allgemeinen Bildung gehöre, daß man zeichnen müsse, um sein Auge zu üben, seinen Geschmack zu bilden usw., wenn man auch davon keinen Gebrauch zu machen gedenke, daß es sein Pflegevater wünsche usw., fanden bei ihm keinen Eingang. Auch dem orientalischen Malen hatte er im vorigen Sommer – trotz verschiedener Gegenvorstellungen – schon längere Zeit Valet gesagt, als er im Hause des Herrn Generalkommissärs v. Stichaner Veranlassung erhielt, seine Kunst wieder hervorzusuchen und mehreren Damen Obst- und Blumenkörbe als Andenken zu malen. Damals war ihm seine Eitelkeit ein mächtiger Sporn zu besonderem Fleiße; er malte mehrere Wochen lang mehr, als mir lieb sein konnte, brachte es auch zu einer ziemlichen Fertigkeit. Was war's: als seine verehrten Bekannten mit Andenken versehen waren, legte er es wieder unter dem Vorwande beiseite, daß ihn darin niemand unterrichten, er für sich es nicht mehr weiter bringen und auch damit sich weiter keinen Vorteil verschaffen könne.
Aber gewiss, Lehrer Meyer war ein "Antihauserianer" - meine Güte, wie simpel doch Geschichtsklitterung funktioniert. --Imbarock (Diskussion) 22:14, 23. Jun. 2013 (CEST)Beantworten
Gerd Scherms Eröffnungsrede gilt es hier festzuhalten: [16]. Sie war - ohne jeden Satz, jede Erläuterung oder die künstlerischen Theorien mit der Goldwaage wiegen zu wollen - gut, einfach so. Ich nehme denn auch mein harsches Urteil im Abschnitt über dem letzten zurück; noch aus der Stimmung geboren, dass eben auch KH's Zeichnungen keine "subjektiven" Äußerungen des "wirklichen" Hausers, sondern ebenso den Strukturen des gesellschaftlichen und sozialen Umfelds geschuldet waren. Für sich, ganz für sich, hat er nichts hinterlassen. Immer waren es kleine Präsente, Aufmerksamkeiten, Gefälligkeitsarbeiten. Das ist aber in der Literatur nur über Umwege herauszufinden. Wird 10x eine Zeichnung von ihm reproduziert, findet sich erst beim 11. Mal und ganz wo anders die Erklärung, z.B., rückseitig mit Widmung an Frau XY in Stuttgart. Von daher, erst hätte man den verstreuten malerischen Hinterlassenschaften Hausers genauer auf den Zahn fühlen sollen und dann ... Gut, Scherm holt das ja in seiner Rede vor allem am Ende "irgendwie" wieder ein. Als bekennender Freimaurer ist er ohnehin nicht Liebkind der anthroposophischen Hauser-Fraktion. Änderungen am Artikel werde ich aber nicht vornehmen, halte mich in dieser Hinsicht für befangen.--Imbarock (Diskussion) 20:03, 2. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Literatur

Wie verhält es sich hier mit Literatur? Ich habe ein Buch in diesen Artikel gestellt:

Ulrike Leonhardt : Prinz von Baden genannt Kaspar Hauser. Eine Biographie. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1987. 1490-ISBN 3 49913039 4.

Ein Benutzer namens Imbarock hat den Hinweis zum zweiten mal entfernt mit der Anmerkung, das er es nicht wissenschaftlich findet. Es sei doch bitte dem Leser überlassen, wie er später ein Buch beurteilt. mtl 77.188.71.1 19:34, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Liebe IP, das Buch erfüllt nicht WP:Q. An "Sachbüchern zum Thema Kaspar Hauser" gab Leonhardt "in erster Linie die Bücher (an), die mir bei meiner Arbeit geholfen haben." Eine Auseinandersetzung mit den zahlreich vorhandenen geschichtswissenschaftlichen Aufsätzen fand (1987) nicht statt. Im Falle des immerhin erwähnten Jean Mistler schrieb die Lehrerin u.a. für Französisch, "weil das Buch in Frankreich vergriffen und es nie deutsch erschienen ist, ich es also nicht lesen konnte." Sagenhafte Erklärung! Leonhardt hat später unter dem Kürzel "Leo" eine Gefälligkeitsrezension für Johannes Mayer: Lord Stanhope. Der Gegenspieler Kaspar Hausers ([17])geschrieben. Sie gehörte auch zum Kreis jener Leute, die die zweite DNA-Analyse anleiherten. Wir haben es hier also mit einer Verschwörungstheoretikerin zu tun, die sich einen Teufel um reputable, wissenschaftliche Aufsätze und Bücher scherte. Enzyklopädisch hat das Buch von Leonhardt hier nichts zu suchen, es sei denn man eröffnet einen Literaturabschnitt betitelt "Verschwörungstheoretische Literatur zu KH", oder so ähnlich. Gerade der von Dir bemühte Leser sollte wenigstens "ahnen" dürfen, dass die Informationen, die er der Enzyklopädie entnimmt, auch halbwegs seriös recherchiert wurden. Das ist das Buch von Leonhardt mitnichten und ich (er)finde nichts, sondern halte mich an bewährte, überprüfbare, transparente und anerkannte Methoden. Und um es persönlich zu ergänzen - ist ja manchmal ganz interessant - erst sah ich 1992 den Sehr-Film, dann besorgte ich mir Literatur, nämlich Leonhardt (Rowohlt, klang seriös), darauf folgte die Enttäuschung, ob der jeder Wissenschaftlichkeit spottenden, narrativen Auslegung. --Imbarock (Diskussion) 21:06, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Alles ok. Sie haben Ihre Erfahrung damit - aber der Leser darf die Erfahrungen ja auch machen dürfen. Der Leser kann in einem Buch ganz andere, auch neue Anregungen finden, als die, die Sie darin gefunden haben. Man kann dem Leser das nicht vorhenthalten. 77.188.71.1 21:30, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Leonhardts Buch wurde von Ihnen in die Rubrik "Wissenschaftliche Sachbücher und Abhandlungen" eingefügt, da gehört das Buch nicht hin und Sie wissen das auch. --Imbarock (Diskussion) 21:50, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten
Wo könnte man es hinstellen? Unter Belletristik oder vlt. eine neue Kategorie "Sonstige" ? 77.188.71.1 22:16, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten
Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, weil das Buch einfach unterirdisch ist. Mit dem wachsweichen Argument, dem Leser nichts vorenthalten zu wollen, damit er sich selbst ein Bild machen, selbst "Anregungen" abholen kann, kann alles, jeder geschriebene Pups gerechtfertigt werden. Von den Protokollen der Weisen von Zion, über die Holocaustleugner bis hin zu den Verschwörungstheorien um 9/11 wäre jeder kruden "Literatur" Tür und Tor geöffnet. Der Hauser-Mythos ist dagegen harmlos, aber er unterliegt denselben überprüfbaren Regeln und damit einher gehenden Erkenntnissen. Sie abstreiten zu wollen, bzw. sich erst gar nicht mit denselben auseinandersetzen zu wollen, ist schlicht skandalös - und dafür stand u.a. Leonhardt! Wie gesagt, unter einer Rubrik "Verschwörungstheoretiker-Literatur" meinetwegen, maßgeblich ist aber diese meine Ansicht nicht und propagieren würde ich diesen Abschnitt ohnehin nicht. Obwohl, befüllbar wäre er schon, es gibt noch immer dutzende "Hauserianer", die von einer wissenschaftlichen Kritik einfach keine Kenntnis nehmen und business as usual betreiben. Aber das haben Verschwörungstheorien ja so an sich. Sie sind in sich konsistent, teilweise sogar rational aufgebaut, aber schmoren im eigenen Saft. Ich kann und will Dir nicht helfen, denn wenn überhaupt, würde ich einer Rocky-Horror-Picture-Show zustimmen, die spätestens bei der Gräfin Albersdorf beginnt und bei Leonhardt (nebst einigen anderen Namen)endet. Das aber ist nicht in deinem Sinne, denn du willst das Machwerk von Leonhardt hier unbedingt unterbringen. Gönne Dir eine Auszeit, recherchiere die wissenschaftliche Literatur, auch die neueste, komme dann wieder, bitte! --Imbarock (Diskussion) 23:04, 23. Jul. 2013 (CEST)Beantworten
Welche Bedeutung hat Kaspar Hauser für Sie eigentlich persönlich? Für Ihr Leben. Ich meine, ich habe mich gar nicht so intensiv damit beschäftigt. Das wird hier schnell so ein wikipedia Nahkampf um Kleinigkeiten, die die Welt weder in den Abgrund stürzen, noch das Paradies herbeiführen. Wir können das hier aber auch beenden. 77.188.71.1 00:51, 24. Jul. 2013 (CEST)Beantworten
Man muss sich nicht "intensiv" mit KH beschäftigen, um in Erfahrung zu bringen, dass Leonhardt keine zitierfähige Literatur ist. Und "Muster" verschwörungsideologischer Theoreme sind im Falle KH's von Beginn an vorhanden, namentlich von Daumer, Tucher, Feuerbach und jener Gräfin Albersdorf, die wiederum stark Daumer beeinflusste, vertreten. Das macht ja diesen "Fall" so bemerkenswert, gerade auch, wenn sich Leute wie Rudolf Giehrl darum gruppierten. Und viele andere mehr ... Weder Abgrund noch Paradies, aber dicke Fragezeichen um Verdrängtes und Verschwiegenes. --Imbarock (Diskussion) 23:19, 3. Aug. 2013 (CEST)Beantworten
Der NDB-Eintrag von Hanns Hubert Hofmann (1922-1978) hat unter wiss.Lit. Eingang gefunden. OK, aber er beweist, dass die NDB-Artikel nur so gut sind, wie ihre Autoren Kompetenz besitzen. Hofmann in Ehren, aber bzgl. KH besaß er keine Kompetenz. Immerhin, er war ein anerkannter Historiker und daher kann sein NDB-Artikel von 1969 mit viel Gutwillen drin bleiben. Verräterisch allerdings seine Wortwahl (z.B. "abartig", "spleenig"), dünn, ungenügend und mit schneller Feder zusammengesucht seine Literaturhinweise, aber nun gut. Letztlich dient der NDB-Artikel der Selbstdemontage des Autors, hat auch was ... --Imbarock (Diskussion) 23:38, 3. Aug. 2013 (CEST)Beantworten

Wanghausen-Theorie

Zur seit kurzem vertretenen, so genannten "Wanghausen-Theorie" : [18]. Ich enthalte mich vorerst jeden Kommentars. Sympathisch ist, dass der Autor nicht verbiestert schreibt und seine Spekulationen auch offen einräumt. Dennoch, eine weitere Verschwörungstheorie eines Hobbyforschers, der aber immerhin versucht hat, möglichst "breit" und kritisch auf die Thematik einzugehen. Hielt ihn aber nicht davor zurück, fleißig zu spekulieren und vorschnell zu interpretieren. --Imbarock (Diskussion) 21:20, 26. Aug. 2013 (CEST)Beantworten

Und was nun rechtfertigt die Übernahme der zwei Aufsätze in 6.1."Wissenschaftliche Sachbücher und Abhandlungen"? Die Wanghausen-Theorie: Fassbar in einem Briefwechsel, den ein Burghausener Zahnarzt und Eigentümer von Schloss Wanghausen seit den 1960ern bis zu seinem Tode 1986 meistenteils mit Ärzten unterhielt. Unter den sog. „Hauser-Forschern“ waren darunter Dr. Julius Trumpp, der Arzt Dr. G. Hesse und Ulrich Struwe, letzterer aber ein Literaturwissenschaftler. Besonderes Gewicht scheint dabei jenem „gewissen“ Dr. phil. Julius Trumpp zu zukommen, der noch 1953 in einer kleineren Publikation die Auffassung vertrat, Hauser sei der Sohn Napoleons und Stéphanie de Beauharnais’ gewesen. Auch Trumpp war kein Historiker, vielmehr Journalist, Redakteur und Pamphletist, der mit dem nationalsozialistischen Alpinfunktionär Paul Bauer verbandelt war und für den Völkischen Beobachter geschrieben hatte. Obiger Link verweist auf eine private Seite, eine wissenschaftliche Reputation ist damit nicht gegeben. --Imbarock (Diskussion) 23:18, 27. Aug. 2013 (CEST)Beantworten
Ach, da fällt mir ein, auch das alte Oberamtsgebäude in Gerabronn [19] wird "gehandelt". Dies recherchierte der schriftstellernde, 2003 verstorbene, damalige Eigentümer des Gebäudes Richard Hohbaum. Also auch hinein unter die wissenschaftliche Abhandlungen, oder, mangels greifbarem Manuskript, auch nur Erwähnung im Artikel? Nein, eben sowenig! Darauf warten nur dutzende Aufsätze, die in den letzten Jahren ins Netz gestellt wurden, doch noch gilt WP:Q. Nebenbei, ausgerechnet Gerabronn, dort wurde 1953 Trumpps Buch verlegt. --Imbarock (Diskussion) 19:34, 28. Aug. 2013 (CEST)Beantworten
Für den Arzt Dr. Robl sind (überhistorisch) "all diese Hauser-Invektiven [...] Auftragsarbeiten des Süddeutschen Hochadels", auch ist von "gewissen politischen Kreisen" die Rede, von "Nebelkerzen-Taktik" usw. Dagegen hält er "treue Hauser-Apologeten" wie die Gräfin v. Albersdorf, Daumer oder Pfarrer Fuhrmann. Letztlich ein Rückfall in überkommene Dichotomien, die gemäß Robl er eigentlich überwinden wollte, aber weit gefehlt. Sein Beharren auf die Aussagekraft von "Primärquellen" und seine oberflächliche Kritik an "Sekundärliteratur" sollen überspielen, dass er keinen historisch-differenzierten Zugang zu einem hochkomplexen Thema suchte. Im übrigen ist es heftig feststellen zu müssen, dass Zitate, die von mir dem von Schuffenhauer herausgegebenen Ludwig-Feuerbach-Briefwechsel erstmals entnommen und in die WP-Disk. eingebracht wurden (nämlich in 2008), von Robl (S.71) - ohne Hinweis darauf, dass er dies nur über die WP-Diskussionsseite erfahren haben konnte ("...fand eigenartiger Weise in der bisherigen Hauser-Forschung nur wenig Beachtung...") - für seine VT "missbraucht" werden. Anstatt zu überprüfen, wie sehr die sog. Gräfin von Albersdorf (die übrigens am 12. April 1841 in München verstarb) Georg Friedrich Daumer beeinflusste und beeindruckte und warum, übernimmt er Visionen, Denunziationen und Irritationen, nur um die Wanghausen-Theorie besser ins Licht zu rücken. Er gibt dies ja selbst zu, aber je tiefer man sich in diesen Aufsatz einliest, desto fadenscheiniger werden die vermeintlichen Kautelen. Es gibt nur ein Fazit: Robls Aufsatz, wenn auch noch in statu nascendi, ist nicht reputabel, erfüllt keinen halbwegs wissenschaftlichen Anspruch und ist daher aus der Literaturliste zu entfernen, wo er u.a. neben Historikern wie Striedinger, Trautz, Schreibmüller, Heydenreuter, Schwarzmaier, Mistler und Fuchs steht. Da hinein gehört er nun wirklich nicht. --Imbarock (Diskussion) 21:54, 29. Aug. 2013 (CEST)Beantworten
Kurz noch: Im oben verlinkten Text zur Wanghausen-Theorie steht auf S. 49, in Fettdruck vom Autor hervorgehoben: "Die Dalbonne hatte demnach Erfahrung mit dem Verräumen eines Kindes!" Das ist falsch und beruht auf einer Fehlinterpretation der Vorlage, Hans Sittenberger: Kaspar Hauser.Der Findling von Nürnberg, Berlin 1925, hier S. 243 und S. 257. Es geht nicht etwa um vermeintliche Widersprüche bezüglich des mit 7 Jahren verstorbenen Kindes jener Anna Dalbonne, sondern um die angebliche Beseitigung eines anderen Kindes, dessen die Frau in ersten Gerüchten beschuldigt wurde. Dem gingen die Behörden nach und heraus kam, dass jenes fremde Kind nach dem Tode seiner Eltern von der Gouvernante Dalbonne im Auftrag eines Vormunds zu väterlichen Verwandten des Kindes gewissenhaft überführt wurde. Der unvoreingenommene Leser gewinnt aber durch die irrige Präsentation des Autors der Wanghausen-Theorie den Eindruck, als ob jene Gouvernante eben doch zurecht in Sachen Kaspar Hauser bezichtigt wurde. Ein Beispiel, dem ich nachgegangen bin, auf andere verzichte ich hier. --Imbarock (Diskussion) 21:12, 30. Aug. 2013 (CEST)Beantworten

Mordtheorie?

Zur damaligen Zeit war Mord nach 20 Jahren verjährt Nach genau dieser Zeit stellte sich der Mörder Kaspar Hausers der Polizei. Zu entnehmen den Gerichtsprotokollen im Staatsarchiv Nürnberg. Somit wäre doch nur seine Herkunft zu klären.--188.195.157.202 13:04, 4. Nov. 2013 (CET)Beantworten

So so, Ferdinand Dorfinger hielt Kaspar fest, während der Diener eines badischen Revierförsters zustach. Es "Müllert" dann erheblich in der Überlieferung von Daumer über Tucher über Andlaw und jenen Fischer von Karlsruhe und letztlich soll der wahre Mörder KH's Johann Jakob Friedrich Müller gewesen sein, der den Fuchshof bei Hohenstaufen gekauft und noch um 1872 in Schwäbisch Gmünd gelebt habe. Die Spatzen pfiffen es allerdings von den Dächern, bis nach Winnental gelangte die "Information", wo der bereits geistig umnachtete Nikolaus Lenau immerhin mehr wusste (Kaspar Hauser, Major, der Näselnde, Mystifikation), als sein behandelnder Arzt Albert Zeller, der die Fuchshofgeschichte (1868 bereits Kolb bekannt) um 1872 brühwarm Gottlieb von Tucher erzählte. Die Herkunft dieses Gerüchtes ist interessant und was daraus bis zum heutigen Tag gemacht wird. Nix Ersprießliches jedenfalls, nur eine Aufblähung eh schon gewaltig wabernder Verschwörungstheoreme. Besonders unangenehm, nebenbei, wie Moritz Gottlieb Saphir neuerdings in dieser Sache als "Pamphletist" und Metternich-Agent gesehen wird, etwa so: "Es spricht jedoch vieles dafür, dass dieser Auftraggeber aus der Riege der Großbanken Österreich-Ungarns kam und wahrscheinlich wie Saphir mosaischer Religion war." Oder der angebliche "Titelklau" von Saphirs Zeitschrift "Der Bazar", weil er es Klenzes Kaufhausbau Bazar in München entlehnt habe - dabei gab es auch in anderen deutschen Städten klassizistische Kaufhäuser mit dem Namen Bazar. Mag das alles nicht mehr ausführen, unsäglich.--Imbarock (Diskussion) 22:58, 4. Nov. 2013 (CET)Beantworten
Nochmals wegen Saphir, der in der KH-Affäre vom März bis Sommer 1830 sowohl als Herausgeber des "Bazar" als auch vor Ort in Nürnberg direkten Kontakt mit KH hatte und weil meine obigen Zeilen sonst zu rätselhaft erscheinen: Saphir hatte freilich ab September/Oktober 1831 gegen ein jährliches Salär gewisse Spitzeldienste übernommen. Als "Probant" für bis zu drei Jahre, versuchsweise. Wie lange dieses "Verhältnis" tatsächlich anhielt, ist unbekannt, außerdem war Saphir bei aller Liebedienerei über diesen Zeitraum immer noch auch ein "selbständiger" Kopf. Dabei darf nicht vergessen werden, dass er in München (seit Ende 1829 dort) über Jahre hinweg heftigen antijüdischen um nicht zu sagen frühantisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war, bis hin zu physischen Angriffen. Sinngemäß äußerte er sich, dass selbst unter "Radikalen" (Republikanern, Liberalen) ein kleiner Hep-Hep-Teufel in der Brust tobe. Und da hatte er sehr genau hingesehen, was sich aber erst erschließt, wenn man die damaligen Bekanntschaften Saphirs in München aufdröselt. Bis heute fehlt eine kritische, umfassende Biografie dieser eigenwilligen Persönlichkeit, die viel mehr "zu sagen" hatte, als es die ewige, abgenudelte Stereotype vom "Humoristen Saphir" zum Ausdruck bringt. Ganz persönlich und theoriefinderisch zum Ausdruck gebracht, Saphir war zumindest in den 1830er-Jahren äußerst sensibel im Aufzeigen von xenophoben und judenfeindlichen Ressentiments. Politisch mag er wie der an die Wand zu nagelnde Pudding gewesen sein, aber er hatte persönliche Überzeugungen, die er weder ob seiner vorübergehenden Tätigkeit als Herausgeber einer von einem überzeugten Republikaner finanzierten Zeitschrift preisgab, noch als er "im Dienste Metternichs" sich kritisch über die liberale "Deutsche Tribüne" eines Wirth äußerte. Ein "Rest" des authentischen Saphir blieb stets gewahrt. Dies ist es, die Komplexität seiner Persönlichkeit, die nimmermehr in ausschweifenden, vage konstruierten Verschwörungstheorien zu Kaspar Hauser zum Verschwinden gebracht werden kann, als ob er nur ein Spielball einer vermeintlichen "Hochfinanz" gewesen wäre. Letzteres ist eine konstruierte Hypothese ohne Netz und doppelten Boden und knüpft auf fatale Weise an die antijüdischen Ressentiments gegenüber Saphir an, die ihn gerade in München auf Schritt und Tritt verfolgt hatten und die ihn auch, aber gewiss nicht alleine, vorübergehend in die Arme Metternichs trieben. --Imbarock (Diskussion) 01:04, 6. Nov. 2013 (CET)Beantworten

Falsche Fragen

Was mich doch ziemlich erstaunt ist die Verbissenheit, mit der hier immer noch um die Frage gestritten wird: War er´s? War er´s nicht? Und vor allem: Warum er es auf gar keinen Fall gewesen sein kann!!! Lieber @Imbarock, was auch immer: Ein Prinz, ein Seepferdchen, ein Betrüger, ein Psychopath... Ich will gerne alles zugestehen, was Sie über Jahre hinweg mit einer solchen Emsigkeit zusammengesammelt haben und nun mit solchem Nachdruck verteidigen - nicht weil ich davon überzeugt bin (ich bin freilich auch nicht vom Gegenteil überzeugt), sondern weil es ein Streit um "des Kaisers Bart" ist. Bitte werten Sie das nun nicht als persönlichen Angriff oder als Madigmachen Ihrer Fleißarbeit, aber es sind historisch letztlich irrelevante Fragen, da sie keinen wirklichen Erkenntnisgewinn bringen (das jemand kein Prinz ist wird man von den allermeisten Menschen aller Zeiten und Länder sagen können - und Kaspar Hauser hat sich nicht einmal selbst als einen Prinzen ausgegeben). Er mag ein Hochstapler gewesen sein. Die gab es im 19. Jahrhundert nicht weniger häufig als in anderen Zeiten und Zuständen. Geschichtlich wirklich wichtig ist dagegen die Frage, warum eine solche abseitige Findelkind-Geschichte in der fränkischen Provinz den badischen Thron ernsthaft in Schwierigkeiten bringen konnte und große Teile der europäischen Hocharistokratie des 19. Jahrhunderts von der Prinzentheorie überzeugt waren - bis hin zu den Angehörigen des Hauses Baden selbst. Warum - mit anderen Worten - dieses Schicksal eines Findelkindes eine solche politische Brisanz entfalten konnte. Der Artikel von Wikipedia täte deshalb gut daran, neben der ganzen Kasuistik bezüglich der Frage: Warum er es auf gar keinen Fall gewesen sein kann (aber vielleicht war er es ja doch, allem, was Sie an Gegenbeweisen gesammelt haben, zum Trotz - letztlich WISSEN kann das heute nur noch Gott, nicht einmal ein Gentest-Labor - und deshalb habe ich nebenbei gesagt auch Verständnis dafür, dass das Landesfinanzministerium von Baden-Württemberg die sterblichen Überreste der Angehörigen des Hauses Baden dort lassen möchte, wo sie hingehören) etwas mehr Aufmerksamkeit der Frage zuzuwenden: Was hat es mit der politischen Dimension dieses Falles im Kontext des 19. Jahrhunderts auf sich? (nicht signierter Beitrag von 134.102.29.117 (Diskussion) 15:05, 4. Dez. 2013 (CET))Beantworten

Keineswegs werte ich Ihren Beitrag als persönlichen Angriff. Sie sollten allerdings bei Ihrem Anliegen den Artikel, die Einzelnachweise und die langen Diskussionsbeiträge seit 2008 auch lesen. Heuristische Fragestellungen für kulturwissenschaftliche Untersuchungen ergeben sich in Hülle und Fülle. Diesbezüglich fällt Ihre einseitige Behauptung auf, die geschichtlich einzig wirklich wichtige Frage sei die, warum der Fall im 19. Jahrhundert "eine solche politische Brisanz" gehabt habe. Wenn Sie bisher übersehene, reputable Literatur beibringen können, dann bitte. So aber bieten die verschwörungsideologischen Ansätze für Ihre Frage den Universalschlüssel, nicht die Fachwissenschaft(en). Vielleicht halten Sie es daher auch mit Indifferenz, Trotz und mit Gott. Mit diesem Trio lässt sich nämlich trefflich weiterspekulieren und die tatsächlich gegebene "politische Dimension" beliebig aufblähen, oder gegebenenfalls auch wieder einholen. Sie sprechen vom "Kontext des 19. Jahrhunderts", aber das war bekanntlich lang und voller Widersprüchlichkeiten. Mit der Erbprinzentheorie, oder Napoleons Sohn oder oder kokettierten und kokettieren noch immer viele, weil sie geschichtsspekulativ die Ecken und Kanten einfach rund polieren. Der Streit um die Zulässigkeit sterbliche Überreste neuerlich untersuchen zu können erheischt nicht mein Interesse. Schon die DNA-Untersuchungen eins und zwei waren im Grunde unnötig, zudem beide (!) ein negatives Ergebnis zeitigten und die jüngere von ganz ungewöhnlich widersprüchlichen Interna begleitet war. Wissen kann man heute sehr viel mehr, es sei denn, dieses "Wissen" wird als irrelevant denunziert. Da halte ich es mit Camus, seinem glücklichen Sisyphus und mit der bislang vorhandenen, wissenschaftlichen Sekundärliteratur. Die Aufmerksamkeit ob der politischen Hintergründe ist wichtig, ihr galt sogar mein Hauptaugenmerk, aber was dabei gesammelt wurde gehört auch nur zum Teil in die Diskussion, kaum jedoch in den Artikel. MfG, --Imbarock (Diskussion) 17:37, 5. Dez. 2013 (CET)Beantworten
P.S.: Als Blütenlese, aber nicht zu weit vom Thema weg: Nicht nur in Weimar liegt in allen Buchhandlungen die neueste (2013) Biografie zu Johannes Daniel Falk von Gerhart Heufert aus. Im Personenregister findet sich "Hauser, Kaspar" und auf S. 166 erfährt der Leser, dass Kaspar Hauser "vom Herbst 1815 bis zum Herbst 1816" als "dreijähriger badischer Kronprinz" im Malteserritterschloss Beuggen versteckt worden war. Einfach so, mal kurz auf einer halben Seite erklärt, als Tatsache, ganz unglaublich. Hingegen sucht man den Namen Martin Luther im Personenverzeichnis vergeblich und das in Bezug auf Falk!? "Dimensionen", die so unfassbar falsch, verfälscht sind, dass selbst das Gegenteil nicht richtig ist. --Imbarock (Diskussion) 00:45, 6. Dez. 2013 (CET)Beantworten

Festspiele in Ansbach

Das neue Programmheft für 2014 liegt vor. Die Veranstaltungen werden zu 100 Prozent von "orthodoxen" Steineranhängern getragen: Terry Boardman, Markus Osterrieder, Peter Selg, Marcus Schneider, Richard Steel und Eckart Boehmer. Habe ich deren Anliegen als "geschichtsmetaphysisch" bezeichnet, war ich vorsichtig. Selbst liberale, kritische Anthroposophen, äußern sich oftmals energischer. Von der (geschichts-)wissenschaftlichen Welt außerhalb der Anthroposophie ganz abgesehen. Es ist wichtig, dass dies zur Sprache kommt, denn immerhin wird die Veranstaltung von der Stadt Ansbach mitgetragen. Gewiss, es gibt ein "Pauschalangebot" zum "Mythos Kaspar Hauser", 2 Übernachtungen mit Frühstück etc. Aber das kann es doch nicht sein, dass Stadtmarketing angebrachte Kritik in den Hintergrund drängt. Drei Stadtführungen "Auf den Spuren Kaspar Hausers" sind vorgesehen, unter "fachkundiger Leitung". Wer das macht, ist allerdings nicht bekannt. Dafür "Stanhopea occulta", ein Solo für den Lord. Die Lichtgestalt des P.J.A.von Feuerbach versus den "ominösen Lord Stanhope". Gerade jene "orthodoxen" Anthroposophen verklausulieren ja rhetorisch mehr oder weniger geschickt, dass letztlich Engländer und Amerikaner die Hauptschuld am Ersten und Zweiten Weltkrieg tragen. Wäre auch mal interessant zu eruieren, auf welch abseitigen Wegen sich die Festspielveranstalter bezüglich 9/11 bewegen. Und das alles trägt die Stadt Ansbach und der Stadtrat mit? --Imbarock (Diskussion) 01:26, 1. Mär. 2014 (CET)Beantworten

Das hier [20] ist übrigens die offizielle Hauser-Seite der Stadt Ansbach. Presse hört 2002 auf, die nachgeschluderte Literaturangabe zu Anna Schiener nennt nicht einmal das Jahr der Erscheinung, die Literaturangaben insgesamt sind sehr einseitig und gelinde gesagt "überschaubar". Eine seit vielen Jahren ungepflegte Seite, good for nothing. Es ist ein Jammer, denn Ansbach besaß nach 1996 die einmalige Chance das kulturgeschichtlich so spannende und ausgreifende "Kapitel" Kaspar Hauser in beide Hände zu nehmen und regelmäßige Symposien mit geschichtswissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen, künstlerischen und musischen Themen zu veranstalten. Heute stellt sich die Situation so dar, dass die KH-Festspiele derart "verkauft" werden, demnach sie mit einer zukunftsweisenden Arbeit (...) beginnen, die nun nicht mehr in den möglichst ultimativen Beweis einer der Forschungsseiten investieren will, sondern den Quantensprung schafft, die vorhandenen Stellungsnahmen [sic] aus über 180 Jahren als Tatsache anzuerkennen und daraus das Phänomen Kaspar Hauser in seiner Weite zu verstehen. Davon abgesehen, dass die "Forschungsseiten" ja eben gar nicht in Ansbach aufgearbeitet wurden, sondern nur der pseudowissenschaftliche Strang goutiert wurde und wird, gibt das Zitat nicht mehr her, als dass die beschworene "Weite" offenbar in einer weltanschaulichen Sackgasse endet. Schade. --Imbarock (Diskussion) 01:34, 2. Mär. 2014 (CET)Beantworten

Ziehe mich zurück

Ich stelle meine Diskussionsbeiträge ein. In erster Linie sollten sie dazu dienen überlieferte, aber nachweislich falsche historische Angaben zu korrigieren, neomythologischen Vereinnahmungen vorzubeugen und verschwörungsideologische Absichten darzustellen. Da es sich bei meinen Diskussionsbeiträgen, sofern sie nicht auf Sekundärliteratur zurückgriffen, um OR handelte - wiewohl belegt und überprüfbar - habe ich sie seit längerer Zeit nicht mehr in den Artikel eingebracht. Inzwischen stellt sich aber heraus, dass Teile der Diskussionsbeiträge in einem minder schweren Fall ohne Angabe ihrer Herkunft übernommen wurden; in einem besonderen Fall aber, der mich ärgerlich stimmt, gleich mehrfach und intensiv. Sie stehen dort im Umfeld einer dubiosen, online abrufbaren Verschwörungstheorie von insgesamt über 250 Druckseiten, die zwar vorgibt keinen antisemitischen Ideologien Vorschub leisten zu wollen, welche aber tatsächlich massiv und extensiv unter Benutzung (nur beispielsweise) des Terminus von der jüdischen Hochfinanz, [...] nur um der Korrektheit der historischen Darstellung willen (O-Ton), mehr als durchsichtige Schuldzuweisung betreibt: Seien wir uns dessen sicher: Geld spielte im Fall 'Kaspar Hauser' die alles entscheidende Rolle - und damit auch die dahinter stehenden Banken! Die Finanzierung der fabulierten Intrigen um die angebliche Verfolgung und Ermordung KH's stammten demnach in erster Linie aus dem Hause Rothschild und in zweiter Linie - ebenfalls von "jüdischen" Bankhäusern!? Um diesen obsessiven, obszönen und historisch vollkommen abseitigen, ausufernden und durch die seriöse wissenschaftliche Literatur durch nichts belegten Verschwörungstheoremen scheinbar tiefe Gewichtung zu verleihen, bedient sich das Pamphlet aller nur erdenklichen Zusatzinformationen, die ein eingeweihtes Wissen vorspiegeln sollen, obwohl sie teils plagiiert, im Kontext manipuliert und verfälscht eingefügt, aus unseriösen Quellen stammen und historisch-wissenschaftlich ohnehin dilettieren. In diesem Sinne erkenne ich die Sinnlosigkeit hier in Wikipedia selbst auf den Diskussionsseiten "Aufklärung" betreiben zu wollen. So aber werden aufwändige Recherchen und kognitive Mühen skrupellos für durchsichtige Interessen benutzt und ausgebeutet. Jeder Anstand geht flöten, wenn die wissenschaftliche Quellenpflege, die Achtung unterschiedlicher heuristischer Ansätze und das Prinzip der Transparenz egomanischen oder gruppenbezogenen, selbstsüchtigen, ahistorischen und unwissenschaftlichen Interessen untergeordnet wird. Ich füttere hier niemanden mehr, der nicht weiß und nicht kritisch einordnen kann, was er da eigentlich zu lesen bekommt. --Imbarock (Diskussion) 01:23, 22. Mär. 2014 (CET)Beantworten

Siehe auch

Bitte Bezug herstellen. Kaspar Hauser zählt nicht zu den Wolfskindern. --Siehe-auch-Löscher (Diskussion) 08:35, 10. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Erledigt, Danke! --Imbarock (Diskussion) 21:00, 10. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Mutter Kaspar Hausers

Damals gab es schon Gerüchte ..., ist ja witzig. Denn nichts anderes deckte Linde auf, übrigens auf mehrere Seiten in seinen Bänden verteilt. Wann denn sonst, als "damals"? Was soll die Majthènyi, was die Hochstaplerin Albersdorf? Sie, die Mutter KH's? Die "reiche Engländerin"? Vorsicht ist geboten, ehe weitere Absurditäten eingerückt werden. Und Mayer, Lambert und Öttinger = M.L.Ö. - ja geht's noch? Warum nicht drei der vier Daltons-Brüder? Hat hier überhaupt jemand eine Ahnung davon, wie bayerische Gerichte in den 1830ern gearbeitet haben, was das für Leute waren, wo sie ihre Ausbildung her hatten und dass sie keineswegs alle tumbe Ludwig-Verehrer, sondern voller Widersprüche waren? Diese vereinfachende, imaginär-geschichtsspekulative, einem geschichtsrevisionistischen Flügel der Anthroposophie verbundene Doktrin des eingeweihten Besserwissens ohne Netz und doppelten Boden hat in Wikipedia keinen Platz! Und wenn im Einzelfall ernsthafte Quellenverweise etwas hergeben sollten, dann bitte angeben!! Andernfalls könnten alle Namen, die in den Untersuchungen der Jahre 1829 bis 1834 gefallen sind, mit gleichem Recht angeführt werden. Warum nicht Plüsch und Plum? Jetzt fehlt nur noch Terry Boardman als Literaturangabe, aber sein schräger Geschichtsrevisionismus mag bitte bleiben wo er hingehört - nach Ansbach nämlich, wo er ein gerngesehener Dauergast der Festspiele ist. Gibt es dort eigentlich keine Parteien, keine Meinungsvielfalt, keine kritischen Medien, nur Schweigen vor dem Unsäglichen? --Imbarock (Diskussion) 01:20, 10. Sep. 2014 (CEST)Beantworten

Es sind nicht gerade meine Spekulationen. Linde (1, 211) nahm Bezug auf eine schriftliche Aussage Johann Samuel Müllers (dem bayerischen Gerichte gegenüber) über „eine reiche Engländerin“. Auch ursprünglich Müller erwähnte 1829/1830 (s. Linde 1, 196 f.) die Namen Mayer, Lampert und Öttinger (zitiert bei Robl). War Caroline von Albersdorf wirklich eine englische Lady, geb. Graham (so Linde, Meyer, Daumer, Albersdorf 1829 eidlich)? War sie identisch mit Caroline Maria Montagu (1770-1847) die 1847, und nicht 1841, in England gestorben ist? Die Bücher der alten Närrin, Betrügerin, Hochstaplerin, Intrigantin und Kriminelle Caroline Albersdorf erscheinen als Schlüsselliteratur, wenn man die englische Autorin selbst als allwissende Mutter Hausers auffasst. Kaspar Hauser stellt bei ihr ein Modell einer dritten Herkunftstheorie, die Adeliger-Theorie dar. Albersdorf konnte nur nicht Enthüllen, dass die Mutter Hausers Engländerin sei und möglich schon 7 Kinder entbunden hatte (der Letzte 1807). Sie verneinte explizit Gerüchte über ihre Mutterschaft (Albersdorf 2, S.115). Sie sei nach von der Linde die Tochter des (3.) Herzogs von Montrose und die Schwester des (4.) Herzogs von Montrose (Linde 1, 386 und 387). Caroline Maria Montagu hatte in der Tat eine zweite, unverheiratete Tochter Caroline (geb. Graham 1792), aber sie war selbst mit dem 3. Herzog verheiratet (genealogics.org). --Tmajoor (Diskussion) 10:17, 24. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Schön und gut, aber entscheidend ist, dass die gute Albersdorf, egal wer sie (genealogisch) nun wirklich war, ihre KH-Stückchen mit zeitgenössischen Zeitungsfunden fütterte und deren Herkunft verschwieg. Allein diesen Kontext aufzudröseln ist wichtig. Irgendwo habe ich auch das Todesdatum der "Lady" in Süddeutschland abgeheftet - mit irgendwelchen Montagus nicht kompatibel. Und was von Frau Albersdorf eidlich zu halten war, darüber gaben versch. Landgerichte Auskunft. Der Rest ist nackte Spekulation und ein gewaltiger Aufwand an verschwörungstheoretischer Binnenlogik. --Imbarock (Diskussion) 00:16, 27. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Alles richtig, es sei denn die Albersdorf hatte die Intention zu verschweigen, dass sie selbst die englische Mutter des Adelskindes sei. Ihr dramatisches Verhalten ist dann eben vernünftig, weil verhüllend, zu nennen. Die „Gräfin“ wäre als Mutter Augenzeuge seiner Geburt, stand Nähe zum Geschehen, und besaß detailliertes Täterwissen. Man lese in diesem Sinne ihren Bericht (siehe de.wikisource), ab Teil 1, S.1, die Geburt. Für diese englische Adelskind-Theorie (Müller, Daumer) ist ihr Buch ein „Schlüsselroman“ („die richtige Enthüllung der Geheimnisse“) mit Abkürzungen für die dramatis personae, ausgenommen für die adelige Mutter. Siehe mein Blogbericht, mit Bild von Lady Graham. Nach Lady Cleveland (p. 66) war sie „a countrywoman, the English widow of a German officer – Countess Albersdorf“. Ihr Ehemann „von Albersdorf“ hat möglich nie existiert. Ihr Todesdatum war den 12. April 1841 (nach Robl, siehe Archiv 3, vgl. Der bayerische Volksfreund, Vol. 18, No. 86, 15. April 1841, UrxDAAAAcAAJ). Albersdorf nannte jedoch auch der angebliche Geburtstag Kaspar Hausers (dem 30. April) einen April-Scherzen (Albersdorf 1, 38).--Tmajoor (Diskussion) 12:32, 27. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
1. Todesdatum des sog. Gräfin Albersdorfs war den 12. April 1841 (nach Robl, siehe Archiv 3, vgl. Der bayerische Volksfreund, Vol. 18, No. 86, 15. April 1841, UrxDAAAAcAAJ). Sie nannte jedoch der angebliche Geburtstag Kaspar Hausers (dem 30. April) einen April-Scherzen (Albersdorf 1, 38). 2. In einer Adeliger-Theorie (Müller, Albersdorf, Daumer, Kolb) - aber nicht in einer Erbprinzen-Theorie - ist ihr Buch möglich ein Schlüssel („die richtige Enthüllung der Geheimnisse“) mit Abkürzungen für die dramatis personae (ausgenommen für die ungenannte adlige Mutter Caroline "Albersdorf" selbst). --Tmajoor (Diskussion) 22:02, 27. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Na und von wem hat denn Robl das Todesdatum und den Hinweis auf den "Bayerischen Volksfreund"?! Das war mit ein Grund mich hier auszuklinken, denn man sollte seine "Quellen" auch pflegen. Und: Albersdorfs Bücher sind in der Tat ein Schlüssel, zum Auffinden ihrer abgeschriebenen Funde nämlich.--Imbarock (Diskussion) 01:16, 28. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Konnte man damals nicht nur Gerüchte publizieren, sondern auch Todesanzeigen verfälschen? Die „Gräfin“ wäre als Mutter Augenzeuge seiner Geburt (s. Teil 1, S.1) oder wie sie sich apodiktisch ausdrückte: „Daß Kaspar Hauser im Jahrgange 1812 geboren wurde, ist richtig, aber nicht im Monate April. “ (1, S.37) und „… da Hauser erst spät im Herbste 1812 geboren ist, und zwar in Ungarn, nicht aber in Deutschland.“ ( 2, S.7). Sie selbst verneint diese Mutterschaft mit dem zirkulären Argument, sie sei „eine geborene Engländerin, und kann also mit ihm in keiner Verwandtschaft stehen.“ (2, S.115).--Tmajoor (Diskussion) 06:21, 28. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
1. Lady Caroline Maria Montagu war verheiratet mit einen schottischen Duke Graham und durch ihr Großmutter mütterlicherseits, Elizabeth Spencer, verwandt mit William Douglas-Hamilton, Sohn von Marie Amalie. Marie Amalie von Baden (1817-1888), jüngste Tochter von Stéphanie de Beauharnais, war durch Heirat (1843) eine schottische Duchess of Hamilton. 2. Caroline Albersdorf beanspruchte implizit eine authentische Quelle zu sein, ein Perspektivwechsel gegenüber der geheimen Prinzentheorie: “Der Vater wußte anfangs wohl, daß es in ein unterirdisches [oder ebeniridisches] Behältniß eingesperrt worden war, die Mutter wußte aber nichts davon! ...“ (Albersdorf 1, S.82). Der angebliche Vater, Rittmeister v. Wessenig, lebte ab 1825 in Neumarkt, später in Nürnberg (Albersdorf 2, S.31). Caroline Albersdorf wohnte ab 1826 in Nürnberg (Linde 1, 386). Es lag in ihrem Interesse sich als eine alte Frau zu präsentieren: in 1811 war sie aber vielleicht noch fruchtbar 41 J. alt (Linde), in 1829 60 J. (Linde) alt oder in 1833 73 J. alt (Albersdorf 2, 121; zit. von Meyer und Daumer).--Tmajoor (Diskussion) 20:29, 28. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Also was Albersdorf "implizit" beanspruchte und was nicht, spielt keine Rolle. Albersdorf "saw visions, dreamed dreams, and published nonsense" (Andrew Lang). Ihre beiden Bücher sind kompiliert, plagiiert und um Fiktionen bereichert - wirklich ein "Schlüsseltext"?! Was bezweckt Tmajoor hier eigentlich? Bei Lichte besehen und unter Einbeziehung der historisch-wissenschaftlichen Literatur, ein "Rückfall" in eine vorwissenschaftliche, rein auf Spekulation, Mutmaßung und Missachtung bedachte "Glaubenssache", die von ihren ideologisch bedingten Scheuklappen auf Biegen und Brechen nicht ablassen möchte. Verheiratet, verwandt, verschwägert, mittelbar, über drei Ecken - man kann diese genealogischen Spielchen noch weiter treiben und landet dann irgendwann bei P.J.A. von Feuerbach, oder bei seiner Frau, vielleicht sogar bei Arnold von Mieg oder Joseph von Stichaner usw. usf. Am Ende ein Nullsummenspiel, weil es um den geschichtlichen Kontext geht und nicht um Abstammungsorgien. Fehlen nur noch die jüdischen Bankiers, die nach Robl das ganze Hauser-Getriebe richtig gut schmierten, damit die Sache auch am Laufen blieb. Den Anfang für diese Wahnvorstellungen legten Albersdorf und der völlig kritiklose Daumer. Die "adeligen Theorien"? Schwirrten seit Juli 1828 durch Magazine, Gazetten, Zeitschriften und Zeitungen, mehr, als die Fronde der selbsternannten "Hauser-Forscher" je auszuwerten im Stande war. "Man" wir doch nicht unter den regelmäßig und nur in den Münchner Regionalzeitungen wie Landbötin und Bayer. Volksfreund von den Pfarrkirchen gemeldeten Todesfälle einen unscheinbaren Eintrag unter zig anderen "gefälscht" haben, nur damit ich diesen Ende 2012 zufällig wiederentdecken konnte? Ahhhh, da war doch noch dieser ominöse "Lord Daniel Alban Durteal", dessen Denunziation vom 11.10.1835 aus Ansbach damals "von unbekannter Hand" Daumer zugesteckt worden war, der sie dann, ganz frisch, 1873 veröffentlichte. Na, wer wird denn der olle und so berühmte Lord Durteal gewesen sein? Richtig, die wegen mehrfacher Betrügereien über Jahrzehnte hinweg einschlägig bekannte Albersdorf, die angebliche Kinderbuchautorin, oder die zumindest vorgab, in Nürnberg an Kindergeschichten zu arbeiten. Da kam Kaspar gerade zur rechten Zeit. Und wenn sich die Albersdorf nicht vielleicht gar zu sehr mit der edlen Retterin "Lady Graham" in der (anonymen) Erzählung "Die kleine Italienerin" (in: Bohemia oder Unterhaltungsblätter für gebildete Stände, Nr. 125 - 129, Jg. 1834) identifiziert hatte, dann könnte sie auch eine jüngere Schwester des schottischen Quacksalbers James Graham gewesen sein ... (;-) Warum eigentlich nicht? Für mich ist hier EOD. War ja recht amusant, aber sonst? --Imbarock (Diskussion) 23:31, 28. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Zusammenfassend, erwähne ich zwei „Kronzeugen“ für eine Adliger-Herkunftstheorie und biete eine Lösung für M.L.Ö. und für die Mutter Hausers: 1829/30 gab es in Pressburg (Bratislava) einen Ohrenzeuge, Domprediger Johann Samuel Müller (bei Linde 1, 196f., Meyer S. 551f., siehe auch wiki/Schloss_Beugen), mit einer gerichtlichen Anzeige (“Es ist mir nur wie ein Traum, als wenn im Jahre [1]813 beim Pfarrer Wirth wäre gesagt worden, daß des Kindes Mutter eine reiche Engländerin … gewesen sei.“) und 1826 war in Nürnberg „die Engländerin“ bekannt (W.C.Gr.v.A., vgl. Kolb), einen Augenzeuge die sich „von Albersdorf“ nannte (née Graham) , vgl. wikisource Kaspar Hauser. Wenn ich die „reiche Engländerin“ in Müllers Modell der Adligertheorie interpretiere als „die Engländerin“, die ab 1826 in Nürnberg bekannt war, dann ist eine empirische Prüfung des Modells möglich. Die Konsequenz ist, daß Müllers „Mutter“ und die Autorin „Witwe Caroline Gräfin von Albersdorf“ identisch wären, und besonders, daß die Mutter Hausers in ihren Pamphlete – und das ist entscheidend – die berüchtigte Autorin selbst wäre. Problematisch ist ob sie wirklich Albersdorf hieß, ob sie 1770 oder 1760 geboren war, und - unabhängig davon - ob sie wirklich Engländerin oder Schottin war, ob sie eine verheiratete oder geborene Graham war, ob sie Herzogin von Montrose war (nur bei Linde), ob sie aus Dower oder Dowager (Witwe) war, und ob sie reich oder angeblich arm war. Für eine Prüfung der Identitäten gibt es die Peerage-Bücher, und weiter Historiker wie Linde und Meyer, und Todes-Akten. Der schottische Historiker Andrew Lang hat 1905 eine durch Geburt schottische Lady Graham beschrieben: “After Kaspar's death, the question of 'murder or suicide?' agitated Germany, and gave birth to a long succession of pamphlets. A wild woman, Countess Albersdorf ('née Lady Graham,' says Miss Evans, who later calls her 'Lady Caroline Albersdorf'), saw visions, dreamed dreams, and published nonsense.”. “Lord Daniel Alban Durteal“ wird auch zitiert bei Cleveland p. 83-86. Mindestens gibt es im historischen Kontext eine ursprünglich dritte, Adligertheorie (Adelskind, Engländer, Ungar, illegitimer Napoleonide) neben einer manichäischen Erbprinzentheorie (Par.2) und einer basalen Betrügertheorie (Par.3).--Tmajoor (Diskussion) 11:08, 29. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
„Obgleich ich aus authentischen Quellen von der ganzen Sache die genaueste Kenntniß hatte, schwieg ich doch über Alles, um keine Familie unglücklich zu machen.“ (2, S. 120). Verwendete Lady Graham quasi eine selbstreferierende, nicht-misogyne Binnenlogik? ‘Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rümpelstilzchen heiß!‘.--Tmajoor (Diskussion) 17:49, 29. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Und ich wollt' nicht mehr, ok: Der Satz zuvor lautet: "Die Untersuchungskommission wurde eingesetzt". Der nächste Satz nach dem obigen lautet: "Einige Zeit darauf, als ich fast nicht mehr an die traurige Geschichte dachte, hatte ich eine Vision, worin mir Hauser erschien". Eine zweite Vision folgt später.Die "authentischen Quellen" der Albersdorf sind, vorsichtig gesagt, eine Wichtigtuerei. Vor und nach Albersdorf sind in 180 Jahren viel Dokumente jedweder Provenienz aufgetaucht und ein Dutzend Fachhistoriker haben Albersdorf nun wirklich nicht als Kennerin "authentischer Quellen" gewürdigt, im Gegenteil. Gut, ist man überzeugt davon, dass ihre enigmatischen und teils maßlosen Auslassungen ein eingeweihtes Hintergrundwissen voraussetzen, dann mag die Leidenschaft sich in ihre Schreibwelt hineinzuversetzen verständlich sein. Und schreiben konnte sie ja, relativ gesehen, gar nicht so schlecht. Was die Frage aufwirft: Warum musste sich so eine Frau als schnöde Betrügerin durchs Leben schlagen? Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Autorin, ein Autor im 19. Jahrhundert nur zwei Büchlein hinterlassen hat und sonst, vor allem in einem so langen Leben, sich überhaupt nicht weiter literarisch betätigt haben soll. Also entweder hatte sie einen "Ghostwriter", oder sie hatte irgendwo und irgendwann unter Pseudonym kleine Erzählungen usw. veröffentlicht. In der sprachlichen Vermengung von scheinbaren Fakten, literarischen Fiktionen und moralischen Werturteilen ging sie raffiniert vor, auch wenn sie sich immer wieder widersprach. Im 2. Bändchen ihrer 1839er-Schrift (übrigens bei Ernst August Fleischmann in München erschienen, einem eher dubiosen Verleger!) behauptet sie S. 29 wacker: "Die Wahrheit ist bisher noch gänzlich verhüllt geblieben. Hier folgt die Aufklärung in so weit sie möglich, ohne den Gerichten vorzugreifen und den betheiligten Personen zu nahe zutreten". Die "Aufklärung" folgt auf den Seiten 29 bis 33, ehe dann Lord Stanhope mit eingeflochten und als Satansbraten abgekocht wird. Das ist wirklich großes Kino. Tiefer und immer tiefer zieht sich die Mutter Kaspar Hausers nach Ungarn zurück und man fragt sich, warum eigentlich bis heute niemand gemerkt hat, dass dieses "Rätsel" von Albersdorf zusammengestückelt wurde, nämlich teilweise aus dem "Rätsel des Lebens. Novelle nach den Begebenheiten unserer Zeit", von ihr plagiiert und um einige Namen verändert von einem (einer) Autor(in) namens Isidor, hinter dem bzw. der angeblich eine Frau von Mauritius gestanden habe - was sicher ebenso ein Pseudonym war. Wie das "Repertorium der gesammten deutschen Literatur" 1837 befand, gehöre "die Erfindung der Vfin. nur teilweise, da die Schicksale Kaspar Hausers zu Grunde liegen". Diese seien "nur durch einige Ueberzeige wohl oder übel ausstaffirt". Die "Zuthat der Vfin. besteht aus ganz ordinären, viel gebrauchten Gemeinplätzen". Die "Blätter für literarische Unterhaltung" vom 28.4.1838 rezensierten: "Am meisten hat uns noch der Inhalt des vierten Bandes [in: Gesammelte Schriften von Isidor, Leipzig 1837] angezogen, der Kaspar Hauser's Schicksale zu einer Novelle verarbeitet, die größtenteils in Ungarn spielt". Es gibt noch mehr Besprechungen und freilich die Novelle selbst, an der Albersdorf redlich geknabbert hat, für ihre "Aufklärung". Entscheidend aber bleibt, dass Albersdorf für die historisch-wissenschaftliche Literatur nichts hergibt, allerdings für die literaturwissenschaftliche und kulturgeschichtliche durchaus von einem spezifischen Interesse ist. --Imbarock (Diskussion) 01:10, 30. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Tut mir leid, ich wollte nur noch meine Engländerin-Idee (stammt vom 25.Aug) zusammenfassen und einen Par.4 Adligertheorie anbefehlen. Mit „authentischen Quellen“ deutet die Engländerin m.M. auf sich selbst hin („die Mutter“, Selbstreferenz, Rumpelstilzchen). Ich meinte daher nicht ‘Schlüsseltext‘, wie Sie oben sagen, sondern ‘Schlüsselroman‘ (Roman de clef, Skandalroman, Novelle). Das ist auch meine Erklärung dafür warum sie diesen Aufruhr verursachte und nur diese Pamphlete geschrieben hat: sie war ja nur an ihren illegitimen Sohn interessiert. Daher tauchte sie schon 1826 in Nürnberg auf in der Nähe des Vaters. Schuld war (S. 32) nicht Stanhope, aber ihren „älteste Sohn, welcher eben majoren geworden“, d.h. Pace von der Linde: James Graham, 4. Herzog von Montrose war Generalmajor Royal Company of Archers, die zeremonielle Leibwache des britischen Monarchen in Schotland. Die verschwörerische, anthroposophische Hauser-Texten seien übrigens teilweise eine Fälschung (steffen-stiftung.ch/pdf/ludwig_polzer.pdf). --Tmajoor (Diskussion) 09:29, 30. Sep. 2014 (CEST)Beantworten
Tut mir leid, Ton, aber Sie werden verstehen, dass seitdem der geschichtliche Teil des Artikels von Montresor wesentlich auf den Stand der wiss. Forschung gebracht und von mir um einige Nuancen ergänzt wurde, nach Wiki-Regularien derzeit nicht sehr viel mehr aus seriöser Literatur zu ergänzen ist. Wer die Diskussionsseiten gelesen hat weiss, dass ich auch auf sehr viel mehr "Quellen" sitze, sie beigebracht habe; aber da ich nie über den Gesamtaspekt "Kaspar Hauser" publiziert habe und es voraussichtlich auch nicht tun werde, habe ich sie teilweise in die Disk. eingebracht, nicht aber in den Artikel selbst. Bei einigen davon könnte ich es durchaus versuchen, weil sie eindeutig auf transparent nachvollziehbaren Tatsachen beruhen, etwa die Sache mit den ersten Hauser-Bildnissen oder diverse Zitate aus ganz unmittelbar mit der Hauser-Affäre verknüpften Briefen. Ein Novum allerdings wäre eine neuer Abschnitt, der sich der Rezeption seitens der Anthroposophie widmen würde. In dieser Hinsicht zitierbare, vor allem wiss. Sekundärliteratur gibt es, aber verhältnismäßig wenig (ein paar Doktorarbeiten) und der Rest wäre Aufarbeitung der anthroposophischen Medien-Szene samt ihren Flügeln - und damit wiederum Theoriefindung. Ich kann ihnen versichern, dass ich die bloggenden Anthropotanten, einige Foren und natürlich auch Herrn Martins auf dem Radar habe und über die Polzer-Holditz-Geschichte durchaus informiert bin. Aber letztlich sind das inneranthroposophische Auseinandersetzungen, die nur deswegen so wichtig sind sie zu beobachten und zu rezipieren, weil die Geschichte um Kaspar Hauser eine noch immer höchst sinnstiftende, grundlegende und spezifische Anverwandlung in der Anthroposophie gefunden hat. Zahlreiche bedeutende, der Öffentlichkeit vorenthaltene Originalquellen, befinden sich noch immer in Privatbesitz von Familien, die mehr oder weniger eng mit der Überlieferungsschiene Daumer und Tucher verknüpft sind. Da ist es vergleichsweise lächerlich, welch Aufsehen vor Monaten die Mitteilung regionaler Medien erregte, Kaspar Hauser habe zeitweise bei der Mutter von Gottlieb von Tucher gewohnt. Was nur in Faksimile, rudimentär und manipulativ verzerrt zitiert in den 1980ern als Häppchen und für teures Geld publiziert worden ist, das war nach dreißig Jahren schon wieder vergessen. Ich habe alle (!) in Faksimile abgebildeten Briefausschnitte in Johannes Mayers und Peter Tradowskys "Kaspar Hauser" von 1984 transkribiert und auch Mayers "Stanhope" von 1989 abgeglichen - man kommt aus dem Staunen nicht heraus, was diese Herren aus den bis heute in Privatbesitz befindlichen Briefen etc. gedeichselt haben! Ja, ich bin aufgebracht, denn es ist einfach skandalös. Mayer zitiert in "Stanhope" auf S. 124 einen aus seinen "Quellen" für so wichtig gehaltenes Satzfragment, das da lautet: "[...] und beschäftigte als Diener und Koch Mr. Norton, 'den häßlichen judengesichtigen Kerl'". Dafür gibt er keinen Nachweis an, aber soviel ist klar, es kann sich nur aus einem Brief von Feuerbach oder Tucher handeln. Da Feuerbach zwar kein Befürworter der vollkommenen gesetzlichen Gleichstellung der Juden war, aber eine sehr moderate, abwägende und um Gerechtigkeit bemühte Sprache pflegte, bleibt nur Gottlieb von Tucher übrig, der Neulutheraner. Aber wo sind all diese Briefe geblieben, die das Autorenduo Mayer/Tradowsky einsehen durften? Gut, ein Enkel von Gottlieb von Tucher stand der biodynamischen Landbauweise Steiners schon in den 1920ern nahe, publizierte im Goetheanum und korrespondierte mit der Frau von Rudolf Hess - also liegt die "Tradition" auf dieser Linie. Man aber nicht mehr darauf warten, dass irgendwann all diese Briefe etwa dem Nürnberger Archiv per good will ausgehändigt werden. Heute ist der Zeitpunkt längst überschritten, wo man massiv an die Verantwortung dieser Leute appellieren müsste. Bleiben Sie, Ton Majoor, nicht der "Geisteswissenschaft" verhaftet, sondern öffnen Sie sich dem außeranthroposophisch gepflegten Wissenschaftsverständnis. Sie werden ansonsten abgehängt und Ihre Überzeugungen bezüglich Albersdorf verschwinden in der Mottenkiste. Sie werden aber verstehen, dass Sie nicht schreiben können: "Daher tauchte sie schon 1826 in Nürnberg auf in der Nähe des Vaters" , ohne dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, denn Sie bauen Ihre Tatsachenbehauptungen auf Treibsand auf und argumentieren dann auch noch damit. Damit werden Sie nie über anthroposophische Blogs hinweg ernst genommen werden und für Wikipedia reichen Ihre Vermutungen ohnehin nicht. Ist es nicht viel spannender offenen Fragen nachzuspüren, als von vornherein eine bestimmte Richtung zu favorisieren? --Imbarock (Diskussion) 01:00, 1. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Ich verstehe Ihre Frustration über die Zugänglichkeit der Quellen und über antijudaistische Aüsserungen. Ich selbst kenne nur Internet-Quellen, wie z.B. Von der Linde, Matille/Meister und Robl. Der Letztere gibt Details über M.L.Ö. (Karl Mayr, Christian Lampert und Eduard Öttinger) von oberösterreichischen Lokalforschern. 1. Die anthroposophische Fälschung (von P.Michaelis) betreffe gerade die verschwörerische, Feuerbachsche Erbprinz von Baden-Theorie (Par.2) und scheint mir für diese Theorie schon geschichtlich relevant . 2. Die Hysterikertheorie (Par.3) kennt ebenfalls eine eigene Binnenlogik und verschiedene empirische Modelle. Innerhalb dieser Theorie gibt es keine Verschwörungen und sind Domprediger Müller und Caroline Albersdorf oder Lady Graham nur histrionische Persönlichkeiten. 3. Die Adligertheorie (Müller, Albersdorf, Daumer) war auch Feuerbach und den damaligen Zeitungen bekannt. Was Caroline Albersdorf/Montagu anbetrifft, Antonius von der Linde (1, S. 386-387) zitiert ausführlich die Überzeugungen des österreichischen Kreisamts Elbogen [Ellbögen bei Innsbruck?] in 1830 über Lady Graham „in England geboren“ als “Tochter [soll sein: Ehefrau] des [3.] Herzogs von Montrose [also Schottin], Oberstallmeisters des Königs [Master of the Horse]“, und mit “ihrem Bruder [soll sein Sohn] dem [4.] Herzog von Montrose aus England [soll sein Schottland]“ Bei Meyer (S. 18 und 323) gibt es: „geb. Lady Graham“ und „Engländerin“. Sie selbst sagt: „eine geborene Engländerin“ (Albersdorf 2, S.115). Ich versuche ihr Eindringen in Nürnberg aus ihrer möglichen Mutterschaft und Identitätswechsel zu erklären (auch Lazarus nannte sich im Johannes-Evangelium ab Kap.13 den geliebten Jünger und Schreiber). Es gab damals natürlich auch englische Lehrerinnen und Übersetzerinnen (und eine berühmte Vorgängerin: Lady Mary Wortley Montagu). Über Rittmeister von Wessenig („M.v.W“) weiß sie in ihrer „Schlüsselnovelle“ (2, S.31) auch auffallend historisch Bescheid. Domprediger Müller (Linde 1,193f. in archive.org) sprach übrigens ebenfalls 1830 in Zusammenhang mit der Engländerin „von dem Vermögen des armen Hauser, das, wie mir scheint in der englischen Bank niedergelegt ist“ (Linde 1, 200, 203 und 211). --Tmajoor (Diskussion) 11:46, 1. Okt. 2014 (CEST)Beantworten

"Par.1 bis 3" - mit vielen Subkategorien! Außerdem kommen die zu Lebzeiten Hausers öffentlich gehandelte "Wettetheorie" hinzu (zwei Engländer -schon wieder! - hätten eine große Summe Geld hinterlegt, wessen Sohn wird schneller berühmt); die "Gelehrtentheorie" ( à la Jean Pauls unsichtbare Loge); die "Pfaffentheorie" (ob adelig oder nicht, ein Pfarrer/Priester war's); die Kunstreiter-, Schausteller- oder Vom-Rettungshaus-Durchgebrannt-Theorie; schließlich die "Armutstheorie", die etwas für sich hat. KH konnte durchaus lesen u. schreiben und eignete sich über die verbreiteten sogen. "Briefsteller" und die aufkommenden "Schreibbüros" (etwa in München) den Stil für ein Empfehlungsschreiben an und versuchte dem Leben auf der Straße zu entkommen, indem er sich eine Eingliederung in die vor allem bei jungen Männern beliebte Leichte Reiterei zu erzwingen suchte. Nicht wirklich ein Betrüger also, sondern vielmehr: Not kennt kein Gebot! Die Details über Rittmeister W's Vorleben standen alle in den damaligen Zeitungen der 1820er-Jahre, z.B. dass er bei der Schweren Reiterei in Landshut war und was er dort für eine Tätigkeit verrichtete, sogar die Geburt seiner Tochter. Dass KH einen lebenslang immer wieder durchschlagenden altbayerischen Dialekt besaß, ist um 1830 auf die abenteuerlichste Weise zu erklären versucht worden. Heutige Linguisten und Philologen denken sich da aber ihren Teil. Zuletzt: Ich wünsche Ihnen Erfolg bei der von Ihnen vertretenen Theorie, nur ... sie ist haltlos. --Imbarock (Diskussion) 19:25, 1. Okt. 2014 (CEST) P.S.: Fällt mir auf, doch nicht "österreichisch" und daher bei Innsbruck, nein k.u.k., daher Kreisamt Elbogen in der Nähe Prags: [21]. Das passt ja auch zu Albersdorfs Biografie, denn sie hielt sich jahrelang in Böhmen auf. --Imbarock (Diskussion) 22:43, 1. Okt. 2014 (CEST)Beantworten

Danke für k.u.k. Elbogen-Verweis, die einzige Montrose-Quelle! Die Adligertheorie (1829/1830) mit ihren verschiedenen theoretischen Modellen (Engländer, Ungar, Napoleonide) wird im Artikel beiläufig erwähnt (hohe Abkunft, mögliche Herkunft aus dem Hochadel). Es gab damals aber tatsächlich illegitime Kinder von hohem Adel und nicht nur Adelskindgerüchte und Prinzenfabeln. Die Adligertheorie ist, wie gesagt, nicht meine Erfindung. Ich untersuche nur ein sehr spezifisches Engländer-Modell davon: die sog. Lady Caroline Maria Albersdorf sei die Mutter Kaspar Hausers (vergleiche z.B. die Brochuren von 1837 und 1839, S.1). Die englische Lady Caroline Maria Montagu (verh. Lady Graham, Herzogin von Montrose, 7 Kinder, statt: “geb. Lady Graham“ bei Linde) verstecke sich hinter eine alte, adlige, kinderlose Witwe von Albersdorf und einen adligen, schottischen Vater (statt: Gatte) Graham. James Graham war durch eine Urgrossmutter verwandt mit Lord Stanhope (genealogics.org). Übrigens scheint mir die Psychiatrisierung (hysterisch, paranoide, epileptisch) in der Betrügertheorie (Striedinger, Rahner, Leonhard) gleich potentiell totalitär wie die politische Verschwörungsideen in der Erbprinzentheorie. Die blosse Armuttheorie ist dann eben basaler. Über den potentiellen Vater, von Wessenig: “Sein Vater, ein unbemittelter Edelmann und Lieutnant in einem Cavallerieregiment, welcher von etwas leichtsinnigem Charakter war und gern Aufsehen machte, wurde zufällig mit einer hohen Dame bekannt …“ (Albersdorf 2, S.29) und “Von München reiste der Lord nach Augsburg, besuchte dort den gewesenen Herrn Rittmeister, jetzt Major V.W., der ihm sollte den 27sten Februar 1854 Folgendes erzählt haben …“ (2, S. 68). Der altbayerische Dialekt wird auch erwähnt von Lord Stanhope (1839, preface by Hodson, p.vi: “Burghausen, on the Austrian side of the River Salzach”) und bei ‘Baptist‘ (Christian Friedrich Lampert?,vgl. Robl,Teil 2). Ist Friedrich Christoph Oettingers Urgroßnichte (zweimal) wichtiger als Eduard Oettinger? --Tmajoor (Diskussion) 10:51, 2. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Das Kreisamt Elbogen [Loket, Tschechien] schrieb den 26. März 1830 an das Kreisgericht in Nürnberg:„Anna Maria Karoline Gräfin v. Albersdorf kam im August 1811 von Prag nach Wien; ihrer Angabe nach war sie 41 Jahre alt, zu Dower in England geboren, war Tochter des Herzogs von Montrose, Oberstallmeisters des Königs; … bald erwartete sie eine Erbschaft von ihrem Bruder, dem Herzog von Montrose aus England …“ (Linde 1, 386f.). Gab es in England um 1770 tatsächlich eine Lady Graham, wie sie sich nannte? Ja, selbst eine Lady Graham mit den Vornamen Caroline Maria. Diese war eine Engländerin, eine Montagu, Duchess of Manchester (Godmanchester). Aber sie war nicht geboren Graham, sondern verheiratet mit James Graham, dem 3. Herzog von Montrose; und sie war nicht kinderlos, sondern hat bis 1807 sieben Kinder entbunden, u.a. ein jung Verstorbenes, eine Tochter Caroline Graham und einen ältesten Sohn (nicht Bruder) James Graham, 4. Herzog von Montrose (thepeerage.com). Bilder von James Graham und von Vater und Tochter Montagu sind im Internet.--Tmajoor (Diskussion) 08:53, 3. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Unabhängig von dieser Identifizierung ist die Frage nach der anonymen Mutter, Ehemann und ältesten Sohn in der Schlüsselnovelle „Kaspar Hauser“ (1837/1839) von W.Gr.C.v.A. Wenn Witwe Gräfin Caroline von Albersdorf sich hinter diesem Akronym verbirgt und sie selbst die Mutter Hausers sei, dann sind aber nach ihrer obigen Angabe die Grahams (Herzoge von Montrose) mütterlicherseits als Familie von Kaspar Hauser zu vermuten, wenn auch nicht gerichtlich zu identifizieren. --Tmajoor (Diskussion) 12:51, 3. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Der angeblich biologische Vater, Friedrich v. Wessenig, lebte 1811 und 1812 als Offizier in Bayreuth (Linde 1, S.7-8), unweit von Böhmen. Die Engländerin Anna Maria Karoline von Albersdorf kam, laut dem Kreisamt Elbogen, im August 1811 von Prag nach Wien und lebte dort bis zum Dezember 1812 (Linde 1, S. 386-7). Es ist bei Albersdorf die Rede von “… Briefen … die zwischen der Mutter und dem Vater des jungen Menschen gewechselt wurden“ (Albersdorf 1, 38, cf. Linde 1, S. 394), und von „ein Offizier … er [v. Wessenig selbst?] kenne den Vater… so daß mir endlich über die beiden Eltern kein Zweifel mehr übrig blieb.“ (Albersdorf 2, 118, cf. Linde 1, S. 389). Ist die Engländerin „Anna Maria Karoline von Albersdorf“ identifizierbar mit der Engländerin Caroline Maria Montagu, dann ist diese ihre Mutterschaft Kaspar Hausers möglich.--Tmajoor (Diskussion) 15:49, 4. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Zwischenzeitlich dachte ich, Sie versuchen mangels Kenntnis oder Ignorierung der wissenschaftlichen Literatur über die KH-Sache Ihre "Modelle" in spielerischer Weise zu erproben und pochte auf Ihre (scheinbaren) Kautelen. Aber Sie glauben tatsächlich im Ernst, was Sie hier kundtun!
Wenn man die vom Kreisamt Elbogen nach Nürnberg übermittelten, aktenmäßigen Aussagen Albersdorfs so montiert wie sie das machen, dann íst das sinnverfälschend. Das Kreisamt äußerte sich dahingehend, dass Albersdorf über "alle diese Familienverhältnisse" keine vollständigen Nachweise beibringen konnte. Auch in Wien konnten ihren verschiedenen, finanziellen Ansprüchen (Hofkommission, Militär-Arar) mangels Belege nicht entsprochen werden. Wegen "Bestimmungslosigkeit" sollte sie darum Wien verlassen, suchte aber nach Vorwänden, um zu bleiben: Sie wolle einen Baron Lichtenstern ehelichen, sie erwarte noch Gelder von dem Fürsten v. Hildburghausen, sowie vom Grafen Morawitzky und Laroche, oder eine Erbschaft von ihrem Bruder, dem Herzog von Montrose, sie warte auf eine annehmbare Reisegesellschaft und dergleichen. Da aber inzwischen ruchbar geworden war, dass sie früher in Prag Schulden gemacht und eine Person um sehr viel Geld betrogen hatte (also in der Zeit vor dem August 1811) wurde sie polizeilich am 20. Dezember 1812 nach Prag verbracht, floh unterwegs, wurde eingeholt und in Prag der Stadthauptmannschaft übergeben. "Seitdem", so das Kreisamt, "ist über sie nichts mehr bekannt geworden". Die umrissene Spanne umfasst also eine unbestimmte Zeit vor August 1811 bis etwa Anfang 1813 oder auch danach. Mitte der 1820er tauchte sie in Nürnberg auf und machte dort mit Betrügereien und Übervorteilungen genau da weiter, wo sie in Prag und Wien aufgehört hatte. Mit dem Erscheinen von KH beginnen dann ihre zahlreichen Denunziationen, wovon sie in ihren beiden späteren Machwerken nichts mehr wissen wollte. Ob sie überhaupt eine geborene Engländerin war, ob sie vielleicht auch nur eine Zeitlang auf der Insel gelebt hatte, tatsächlich aber zwischen Eger, Karlsbad und Wien geboren wurde, gar aus der Gegend von Hildburghausen stammte - völlig ungeklärt. Doch ihr jahrzehntelanges Leben als Betrügerin und Hochstaplerin ist überliefert, ausgeübt gegenüber den "Oberen" der ständischen Gesellschaft wie gegenüber den "Unteren", die sie beide ohne Unterschied schröpfte und hinterging. Skrupellos, lügenhaft, krokodilstränenhaft und bigott - wenn's dem Eigennutz diente. Die "Modelle", Mutmaßungen und "Identifizierungen" die Tmajoor und Werner Robl präsentieren, sind kontrafaktische Geschichtsschreibung, die mit einer gehörigen Portion Geschichtsmetaphysik und ständigen "Verdrehungen" der Tatsachen abgerundet werden. Eine systematische Literaturübersicht, ein intensiver Literaturvergleich und eine kritische Quellenforschung wirken da offenbar nur störend und ablenkend. Man nimmt, was man für den Moment bekommen kann. In Zeiten der politischen, religiösen und auch nur privaten Verdächtigungen ging Albersdorf voran und ebenso der von religiösem Wahn und persönlicher Rachsucht heimgesuchte Müller, dem buchstäblich die ganze Welt voller intriganter Protestanten, Freimaurer, Illuminaten und (konvertierter) Juden war. Der arme Eduard Maria Oettinger und seine schwarzen Lackschuhe (Rudolf Genée 1897), ja um Himmels willen?! Von Müller denunziert, das will was bedeuten. Wo soll dieser Blödsinn außer bei Robl denn noch hinführen? Die Vermarktung des zweiten Buches von Albersdorf begann bereits vor seiner Drucklegung, nämlich im März 1839 in der "Allgemeinen Zeitung von und für Bayern", die in Nürnberg von Joh. Wolfg. Gläsel herausgegen wurde und interessanterweise durch die "Bohemia, ein Unterhaltungsblatt" aus Prag. Diese Blätter wussten bereits, dass "der Findling" der Sohn einer ungarischen Magnatentochter und eines bayerischen Militärs sei.
Der altbayerische Dialekt sei "auch erwähnt von Lord Stanhope [...]" - was heißt "erwähnt", was "auch"? Die gesamte Hauser-Literatur nebst Quellen ist zu dieser dialektalen Angelegenheit gespickt mit Hinweisen und Fakten. Die Um- oder Neuerziehung Hausers hat nie bewirkt, dass er in mündlichen und schriftlichen Äußerungen seinen ihm ureigenen Dialekt gänzlich verlor.
Friedrich von Wessenig: Glauben Sie eigentlich, dass in 2014 der Kenntnisstand um ihn und seine Familienverhältnisse auf dem Stand der 1830er-Jahre eingefroren ist?
Nebenbei: Die Quelle für den von mir benannten Todestag (12. April 1841) ist wieder in dem längst abgelegten Stapel aufgetaucht: "Königlich Bayerischer Polizey-Anzeiger von München", Nr. 30 v. 18. April 1841: "Im protestantischen Pfarramte. Gestorben sind (...) Den 12.: Karolina v. Albersdorf , k. Hauptmannswittwe, 70 J. alt". Robl hatte den Todestag zwar übernommen, aber die "falsche" Zeitung dazu ausgesucht, denn weder in der B.Volksz., noch im Eilboten der Landbötin steht der exakte Todestag, dafür aber der Zusatz "81 Jahre alt". Der Polizey-Anzeiger bezog sich jedoch auf die beeidigte Aussage Albersdorfs vom 11. Dez. 1829 in Ansbach (jenes jüngere Alter, das auch durch den Verweis auf die älteren Akten in dem Schreiben des Kreisamts Elbogen vom 26. März 1830 an das Kreisgericht Nürnberg bestätigt wird). Das Alter von 81 Jahren ergibt sich nur durch das 2. Bändchen von Albersdorf aus dem Jahre 1839, S. 121 (bezogen auf die Zeit kurz nach Hausers Tod), "ich, eine 73jährige" - da mag der Setzer mitgewirkt haben.
Ich bin es echt leid, nehmen Sie sich doch bitte eine Auszeit, greifen Sie zur Fernleihe, ackern Sie sich durch die Literatur, vergleichen und vergleichen Sie und in einem Jahr sehen wir uns wieder! --Imbarock (Diskussion) 01:22, 5. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
In 1829 gab “Maria Carolina v. Albersdorf“ vor sie wäre um 1770 geboren (60 Jahre alt) und Witwe von Albersdorf seit 1812; in 1830 um 1770 geboren (in 1811 41 Jahre alt) und Witwe von Albersdorf seit 1797; in 1839 um 1770 geboren (Druckfehler: 73 J. alt?, cf. Meyer S.18, oder wie Linde 2, S. 382 es sarkastisch ausdrückte: sie ist demnach erst 1769, dann aber noch einmal 1762 geboren) und W.C.Gr.A. (1937) oder W.C.Gr.v.A. (1839); in 1841 um 1770 geboren (Fälschung des Setzers: 81 J. alt?). Die Engländerin (Meyer, Linde, Cleveland, Lang) suggerierte, sie sei eine arme, alte, adlige, in England geborene, allerdings schottische, kinderlose Caroline Graham (Montrose, Verwandte von Lord Stanhope). Warum hat sie aber diese kontrafaktische Lady Caroline geb. Graham-Identität übernehmen wollen? (Interessant in dieser Kontext ist ihre schreibende und zeichnende, reisende schottische Namens- und Zeitgenossin Maria Graham, Lady Calcott, 1785-1842). Ihr Ziel könnte m.M. gewesen sein um: A. abzuleiten von Fragen nach ihren eventuellen Kinder, B. ihre Mutterschaft Kaspar Hausers expressis verbis zu verspotten („ich bin eine geborne Engländerin“) und zugleich in ihren Broschuren verschlüsselt zu offenbaren (“in der Stunde seiner Geburt … in seiner allerersten Jugend“). Als Nebelwand schuldigte sie 1829 – skrupullos, lügenhaft und bigott – Frau Major von Redwitz (Linde 1, S.386) und 1835 Kurfürstin Leopoldine, Gräfin von Arco (Linde 1, S.391, vgl. Robl) als Mutter an (“Die Sache mit der Gouvernante [Dalbon] hatte seine Richtigkeit, aber die ungarische Gräfin St. M. war Hausers Mutter nicht.“, Albersdorf 2, S. 3). Ihre gerichtliche Anzeigen (“äusserst geschwätzig, unverständlich und verworren“) fanden laut Linde (1887) und Meyer (1872) statt in: Nürnberg beeidigt 11. Dez. 1829, Ansbach unbeeidigt 22. Okt. 1835, Ansbach eidlich 28. Nov. 1835, München unbeeidigt 18. Febr. 1837 und Regensburg 18. Sept. 1837 (den 11. Juli 1837 Audienz beim König Ludwig).
Die Hysteriker/ Betrüger/ Betrugs/ Armut/ Tirol/ Altbayerntheorie bleibt natürlich Nullhypothese und eine Adliger/ Engländer/ Ungarn/ Napoleonidetheorie zu beweisen. Nur “Kaspar Hauser oder die richtige Enthüllung“ als Schlüsselnovelle – damals populär – mit Albersdorf als Hausers Mutter ist faktisch meine eigenste Hypothese (suggeriert von Domprediger M–r und von Akronyme wie M.L.Ö. und W.C.Gr.A.). Unterschied von theoretischen und empirischen Modellen bei v. Fraassen.
Gemälde von Caroline Montagu, Duchess of Montrose, cf. Charles Grignion 1787, Powts Castle (Montgomeryshire), Courtauld List 1990 no.51 as attrib., 9XNe0mLSJQAC, p.381 (http://www.ntprints.com/image/385198/the-hon-charlotte-clive-1787-by-charles-grignion-1754-1804). Beschreibung von James Graham, 4.Herzog (‘Rather a practical man of business than an orator’, he died at Cannes, where he had gone ‘for the benefit of his health’, 30 Dec. 1874, 38 years to the day after his father.’) in: http://www.historyofparliamentonline.org/volume/1820-1832/member/graham-james-1799-1874 --Tmajoor (Diskussion) 13:16, 5. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Nette Gemälde! Für Ihre "faktisch eigenste Hypothese" wünsche ich Ihnen viel Erfolg und vielleicht gelangt sie ja auch in eine historische Fachzeitschrift. Ansonsten: Nutzen Sie die Zeit und erweitern Sie Ihre historischen Fühler. In einem Jahr, an gleicher Stelle, versprochen! --Imbarock (Diskussion) 00:43, 7. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Leider ist Schreibmüllers Übersicht nicht online. Bei Striedinger S. 454 n.19 lese ich: Wer war K.H.‘s Vater? (E. Schmidt-Falk, 1933). Wahrscheinlich “Soldat“ Kaspar Schönberger in Neumarkt. Die “echte Mutter“, die angeblich selbsternannte Kronzeuge Maria Carolina v. Albersdorf, erwähnte als den “natürlichen Vater“ den Edelmann Rittmeister v. Wessenig in Bayreuth (vgl. wiki KH), als Gouvernante bis 1816 Dalbon nahe Nürnberg (Albersdorf 2, S.7, vgl. wiki Schloss Beuggen), als Pflegevater ab 1816 einen 26-jährigen, anonymen ‘Reitknecht‘ des Rittmeisters in Bayern (o.c. 1, S.33; 2, S.30) und als angeheiratete Familie zwei ‘fremden Kavaliere‘, ihren Gemahl und ihren ältesten Sohn (o.c. 1, S.97; 2, S.2 und 32, vgl. wiki Buchanan Castle). Es soll auch noch geben: “a beautiful drawing in crayons by Lady Caroline Montagu ….The subject is a Spirit in Bless … Morning Post, 1789. It seems likely that the reference is to Lady Caroline Maria Montagu, daughter of the 4th Duke of Manchester [George Montagu].. “ http://www.pastellists.com/Articles/Montrose.pdf.--Tmajoor (Diskussion) 10:47, 7. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Zahlreiche Hauser-Literatur ist nicht online, daher Fernleihe! Ulrike Leonhardt schoss in den 1980ern den Vogel ab, als sie sinngemäß meinte: Leider ist Jean Mistlers Buch nur auf Französisch erschienen, nicht im Buchhandel erhältlich und daher konnte ich es nicht lesen?! Kaspar Schönberger war aus Vohenstrauß und so unschuldig wie ein Maiglöckchen im April. Wessenig, dessen Familienverhältnisse heute recht gut nachvollziehbar sind, wäre ein Narr gewesen, vor allem nachdem er den "Empfehlungsbrief" gelesen hatte, Hauser nicht (!) in seine Esquadron aufzunehmen - und alles wäre gut geworden. Stattdessen aber händigte er ihn der Stadtpolizei aus, auf die Gefahr hin, dass bei den Verhören hätte ruchbar werden können, dass er, Wessenig, der Vater ist. Tssss! Tja und dann soll es noch dies und das gegeben haben, sogar die Morning Post von 1789 wird zitiert. Ne, ne, see you next year, same time! --Imbarock (Diskussion) 00:53, 8. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Walther Schreibmüller (1988) besprach KH’s Tod und Selbstverletzung in http://www.digitale-sammlungen.de/. Die raffinierte, argumentierte Schlüsselnovelle der Engländerin Albersdorf – keine Anhängerin der Erbprinzentheorie – scheint für sich genommen eine glaubwürdige Quelle. Sie enthält allerdings eine entgegengesetzte Einschätzung von Major v. Wessenig (2, 31-2): “Hätte ihn dieser behalten und auf gute Art, entweder in das Waisenhaus, ober in das Institut für verwahrloste Knaben untergebracht, so hätte diese ganze Begebenheit kein Aufsehen erregt; der Junge würde unter dem Namen „Kaspar Hauser" als unbekannt erzogen und versorgt worden sein, und dann ohne alle andere Ahnung in seinem Beruf glücklich gelebt haben. Keinen Argwohn, keine Muthmaßung hätte man gegen den Rittmeister gehabt, keine weitere Untersuchung wäre erfolgt und die ganze traurige Begebenheit hatte kein so tragisches Ende genommen. Keine Familie würde beunruhigt worden, und der, in ganz Europa so viel besprochene Kaspar Hauser, unbekannt geblieben seyn.“.--Tmajoor (Diskussion) 13:26, 8. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Wenn man es jemandem zumuten könnte ihren eigenen Tod anzuzeigen (12. April 1841, 70 J. alt, exxFAAAAcAAJ, S.290), nach England zu entweichen (vgl. das Elbogen-Bericht bei v.d. Linde 1, S.387) und “das ganze Publikum zum Aprilnarren zu machen“ (Albersdorf 1, 38), dann wäre es eben „die alte Engländerin“, die sog. Gräfin v. Albersdorf (angeblich um 1833 bereits 73 J. alt). Hat den 10. August 1770 geborene Lady Caroline Maria Montagu (wiki James Graham) – die heimliche Mutter Hausers – das alles inszenieren können? Dann seien die rechtliche Eltern Hausers möglich britische Adlige (Adligertheorie) und keine Kärrnersleute (Betrügertheorie, so Striedingers 3. Punkt, wiki KH). Schon Lord Stanhope (Verwandte der Familie Graham) suggerierte 1831 in Briefen Hauser sei [mütterlicherseits] "rechtmäßige Erbe vermutlich einer hohen Familie und gewiß eines sehr großen Vermögens" und "Erbe eines glänzenden Vermögens" [zit. bei Robl, nach Mayer 1988]. --Tmajoor (Diskussion) 12:18, 9. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Nein, Tmajoor, Sie sitzen "Ihr" Thema/Modell hier nur aus. Die Chronologie der Ereignisse, ihre Prozesshaftigkeit wird von Ihnen nicht berücksichtigt. Sie klopfen vereinzelte "Narrative" darauf ab, ob sie passend eingefügt werden können, lassen aber das zeitliche Umfeld ihrer Entstehung unberücksichtigt. Einmal Stanhope 1831 muss immer Stanhope 1831 bleiben. Albersdorf und Montagu / Graham - ein müßiges Thema, warum wollen Sie das nicht erkennen? Selbst "für sich genommen" ist Albersdorf alles andere als eine glaubwürdige Quelle. Das hatten wir schon. Ohne die Jahre vorhergehenden Theorien eines Schmidt von Lübeck, ohne von Pirch, ohne die zahllosen Zeitungsartikel, ohne Rudolf Giehrl, der gleich zwei Ungarn-Theorien ausnovellierte, ohne Isidor (die von Giehrl profitierte), hätte Albersdorf nicht viel zustande gebracht. Den fadenscheinigen Giehrl dürfte sie von Nürnberg her übrigens gut gekannt haben. Er versprach sich nachweislich von seinem Hauser-Buch nichts weniger als einen Karrieresprung, nur war Feuerbach nicht der Typ, sich einschleimen zu lassen - galt es nun gegen Merker oder nicht. Albersdorf war eine "Sammlerin" und Erzählerin, die zwar manche Namen, etwa Schmidt von Lübeck, durchaus angab, aber im Textverlauf ihre Herkunftsquellen bewusst miteinander verschmierte. Sie klaute 1837, sie klaute 1839 und nur eine umfangreiche Kontrolle der möglichen Kontexte offenbart das ganze Ausmaß. Der Autor ist tot, oder in diesem Falle, die Autorin ist tot, der textliche Diskurs aber ist entscheidend. Das zeigen Sie oben in dem Wessenig-Zitat Albersdorfs. Wiederum geht dem Zitat bei Albersdorf tatsächlich voran: "Nach der Aeußerung des Pfarrers W., welche sich gegen den Magister M--r aussprach: "wenn die Sache weiter bekannt würde, so würden drei Menschen unglücklich, meinte er vielleicht den Vater, den Burschen und die Dalbon, oder etwa die beiden letzten und sich selbst. Denn auch er war strafbar, da er von der Sache wußte, und sie nicht zur Anzeige gebracht hat. Lange Jahre vergingen [...]". Das Anführungszeichen nach 'aussprach' hängt in der Luft, aber das ist nicht so wichtig. Eine Zuträgerin von Robl, eine Frau Kemming, hat ganz ordentlich gearbeitet und die Lebenseckdaten des Pfarrers W. = Joh. Chr. Sigm. Friedr. Ludwig Würth zusammengetragen. Eine Sache aber entging ihr: [22]. Nicht einmal der bestens informierte Josef Hickel, der sich 1832 alleine auf den Weg machte, um die Ungarn-Theorie zu überprüfen, wusste also, wo jener "Pfarrer Wirth", oder Würth oder Winter geblieben war! Ludwig Würth selbst aber war es, der öffentlich kundtat, wo er zu finden sei! Und Würth hatte wahrlich nichts zu verbergen! Wie dilettantisch aber ein Robl Historie betreibt, geht daraus hervor, dass er trotz der guten Unterlagen zu Ludwig Würth aus einer Passage aus dem Buch des Schmidt von Lübeck (Ueber Kaspar Hauser, 1832, II.Teil) ein Verschwörungssüppchen kocht. Es lohnt sich, hierzu Robl direkt zu hören: "Aus dem hohen Norden Deutschlands gingen weitere Hinweise zur Affäre 'Dalbonne' ein [...] Der dänische Justizrat Georg Philipp Schmidt von Lbeck schaltete sich in die Angelegenheit ein, nachdem ihm entsprechende Informationen zugespielt worden waren - wir denken von preussischer Seite [...] Nach Aussage des Stadtpfarrers von Pest soll ein Pfarrer Winter aus Augsburg über die Affäre 'Dalbonne' bestens informiert gewesen sein! (Schmidt 2, S. 33f.)". Auf das, was Robl dann verschwörungstheoretisch daraus macht, will ich nicht eingehen, es entbehrt jeder Grundlage. Robl hat jedenfalls unterschlagen, dass bei Schmidt von Lübeck die entsprechende Passage gekennzeichnet war: "Hamb. Corresp. 1830, No. 77". Hier wurde also gar nichts an Schmidt "zugespielt". aber damit nicht genug, denn der Hamburgische Correspondent hatte den Wortlaut vom "Deutschen Merkur" Friedrich Gottlob Franckhs aus München übernommen (vom 20.5.1830) und der hatte denselben Wortlaut von der ... "Dorfzeitung". Na super! Ein Einzelfall? Keineswegs, so ging das ab 1830, zuhauf, ständig und die gute Albersdorf durfte sich 1837 und 1839 zurücklehnen und plagiieren, kompilieren was ihr Herz begehrte und, natürlich, auch selbst etwas dazu erdichten! --Imbarock (Diskussion) 01:08, 10. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Ich überprüfe drei Konsequenzen der ‘Ungarn-Theorie‘: 1. aus die Anzeigen des Pressburger Dompredigers 1829/1830 in v.d. Linde (eine Engländerin sei Hausers Mutter: W.C.G.A./Caroline Albersdorf?); 2. aus dem Anspruch der Engländerin 1830 in v.d.Linde (sie sei eine ‘Tochter‘ James Graham/Montrose: Caroline Maria Montagu, den 1. April 1847 in Petersham oder in Auchterarder begraben?); 3. aus die Anzeigen des Dompredigers 1829/1830 in v.d. Linde (Würth/Mayr, Leydel/Lambert und Öttinger, und nur diese, seien die mehrfache Mittäter: W/M. L. Ö. im Spiegelschriftzettel?). Die ganze Pfarrer Winter/W./Wirth/Würth-Geschichte wird bei Karoline Albersdorf schon in 2, S. 5-8 erzählt, inklusiv Augsburg und das Jahr 1811 oder 1812 (‘Es ist schon erwähnt, daß die Spuren der Abkunft des Kaspar Hauser nach Ungarn weisen, und wirklich soll die Sache dort spielen. Man erzählt so: „Auf das Ausschreiben des hiesigen Magistrates in den Zeitungen, daß denen , die über Hausers Herkunft Nachricht geben könnten, eine Belohnung ausbezahlt werden solle, kam von dem Stadtpfarrer aus Pesth [Müller] ein Schreiben an das hiesige Stadtgericht, er habe im Jahre 1811 oder 1812 auf seiner Reise durch Deutschland in Augsburg einen gewissen Pfarrer Winter [Würth] kennen gelernt,…‘). Nach v.d. Linde hat Domprediger Müller jedoch die Angabe: Herbst 1813 in Vöcklabruck gemacht. Ab 1813 lebte Ludwig Würth in Vöcklabruck, sondern ab 1830 in Leipheim nahe Ulm und 60 km von Augsburg entfernt (‘ein Pfarrer Winter aus Augsburg‘). Die Zeitungsangabe sei also nicht richtig was betrifft Ort, Zeit und Name (was Albersdorf auch hervorhebt). Für Stanhopes Chronologie: 1831 (Briefe, Ungarn-Theorie), 1839 (Buch, Betrüger-Theorie) und 1893 Tochter Lady Cleveland (Buch) s. oben.--Tmajoor (Diskussion) 15:02, 10. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Tertium non datur. Das Stadtarchiv Nürnberg (Direktor: Dr. Michael Diefenbacher) hat über Kaspar Hauser, Stadtlexikon online, den Text: „Andere Zeitgenossen und heutige Forscher hielten ihn dagegen fürein uneheliches Kind einfacher Herkunft oder für einen Betrüger. … historische Indizien deuten auf H. Herkunft als uneheliches Kind eines bayerischen Besatzungssoldaten im Tiroler Unterinntal hin.” --Tmajoor (Diskussion) 16:27, 12. Okt. 2014 (CEST)Beantworten

Ludwig Würth und Samuel Müller

Ist die Manfred-Hesse-Theorie, steht im Artikel. Der Eintrag im Nürnberger Stadtlexikon wurde seit 1999 nicht bearbeitet, ist für's breite Publikum gedacht, enttäuschte schon damals und F. Mehle in der mageren Literaturliste anzuführen geht gar nicht!

Gewiss, Albersdorf zitierte den Wortlaut der "Dorfzeitung" aus Hildburghausen vom 8. Mai 1830 (verlegt von Ludwig Nonne, der gute Beziehungen zu Nürnberg besaß), der zum Zeitpunkt seines Erscheinens von zahlreichen Zeitungen bis Hamburg hinauf abgedruckt und bis 1835 (also noch vor Albersdorfs "Werken") auch in versch. Broschüren Eingang fand. Nach dem "Attentat" vom Oktober 1829 drangen ab November immer wieder verdrehte und verballhornte Informationen vom Stadt- und Kreisgericht Nürnberg an die Öffentlichkeit. Dafür gibt es mehrere Beispiele. Untersuchungsrichter von Röder bat Tucher mehrmals um Rat, der dies wiederum an Feuerbach in Ansbach weitergab. Nicht nur Tucher und damit auch Daumer - Binder als Bürgermeister sowieso - waren in 1830 halbwegs informiert, wer oder was am Nürnberger Gericht verhört oder befragt wurde, was für Anzeigen, Briefe einliefen etc. - und verschwiegen waren sie alle nicht. Nicht zu vergessen Giehrl und eine ganze Reihe weiterer interessierter Nürnberger Honoratioren die sich ihre "Infos" besorgten. Von Albersdorf ist bekannt, dass sie sich an Daumer klammerte. Erst spät, 1837 u. 1839, versuchte sie ihre, wiegesagt, kompilierte und variierte Ungarn-Variante zu vermarkten. Sie war überzeugt davon, dass KH seine ersten Lebensjahre in Ungarn verbracht habe, dies lasse sich nicht bezweifeln, "denn Alles, was in dem Jahre 1830 über diesen Gegenstand geschrieben wurde ... bestätigte sich durch viele merkwürdige Begebenheiten". Doch exakt diese "merkwürdigen Begebenheiten" sind längs nicht mehr merkwürdig, seit den "Authentischen Mitteillungen", seit den von van der Linde und noch später von Sittenberger veröffentlichten Dokumenten. Sieht man von den medial mit großer Sensation verfolgten "Sprachversuchen" mit Kaspar ab - ein in Ungarn geborener Literaturwissenschaftler bezeichnete sie vor wenigen Jahren als dilettantisch, gerade so wie anno 1830 der ungarische Hofkanzler - dann war Mitte 1830 offiziell und nach Hickels Nachforschungen von 1832 auch der Nachklapp um Müller, Würth, Dalbon und Ungarn "erledigt". Nur, die "Öffentlichkeit", noch immer für Nachrichten um KH und Ungarn sehr empfänglich, kannte keine Details.

Der "Urheber" der angeblichen Ungarn-Affäre und dem daraus folgenden "Rattenschwanz" an Denunziationen, Sprachversuchen, Ungarnbesuchen und ungarischen Besuchern, war der vom protestantischen zum katholischen Glauben konvertierte Johann Samuel Müller. Man muss die beigebrachten Quellen der "Authentischen Mitteilungen", von Linde und Hans Sittenberger nebeneinander ausbreiten, um die Tragweite dieses Irrsinns zu verstehen. Da kann keine Entlarvungsliteratur von Hobbyhistorikern gegen halten und auch kein Robl, der neugewonnene, biografische Angaben nur nutzt, um sie letztlich in das Prokrustesbett seiner Verschwörungstheorien einzufügen. Immerhin, einige Lebenseckdaten des Ludwig Würth wurden von einer "Hauser-Forscherin" besser als zuvor erarbeitet, aber sonst? Würth hatte, wie er selbst 1825 (!) in "Die protestantische Pfarrey Voecklabruck" (...nun Pfarrer zu Martinsheim im Rezatkreis) schrieb, von 1813 bis 1816 in Vöcklabruck fast täglichen Kontakt mit seinem protestantisch-lutherischen Kollegen und "Freund" auf benachbarter österreichischer Seite - zu Samuel Müller nämlich. Aber Würth unterließ es 1825 nicht, auch kurz über dessen persönliche Fehler, seine Konversion und seine Tätigkeit als "Hausvogt" in Ungarn zu schreiben. Ein faux pas, der ihm von Müller nicht verziehen wurde. Dass Pfarrer Würth aber Müller Ende 1825 oder Anfang 1826 in Ungarn besucht haben soll, wie Müller angab, und ihn sogar bedrohte, das konnten die grenznahen Unterbehörden nicht bestätigen, ebenso wenig die direkt von Müller benannten Pesonen. Nebenbei, nach Würth (1825) war Müllers noch fast minderjährige Frau bereits gestorben, nach Sittenberger aber erst 1827 (in S.'s Buch gibt es allerdings Druckfehler). Warum sollte Würth 1825 eine solche Tragik erfunden haben oder hatte Müller ihm vom Ableben seiner Frau berichtet. Samuel Müllers Lebensspuren versanden nach seinem großen Rundumschlag von 1830. Auch hatte er Würth fälschlicherweise als Autor einer antikatholischen Schrift bezichtigt, die Würth nie geschrieben hatte. Würth hingegen war ein trotz seines großen Engagements für die österreichischen, von 1812 bis 1816 bayerischen Protestanten um Attersee und Vöcklabruck durchaus toleranter Geistlicher. Obwohl Lutheraner, bekundete er sein Verständnis für die Spenersche Tradition des Pietismus, bot der katholischen Seite stets die Hand und trat in der bayerischen Kammer der Abgeordneten - was keineswegs selbstverständlich war - als gemäßigter Liberaler für die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden in Bayern ein, mochte er auch theologisch bedingte Vorurteile haben. In seinem Reisetagebuch gibt es eine beiläufige Passage, in der er schildert, wie er Seite an Seite "mit einem Juden" durch das Fürstentum Hechingen wanderte. Würth, auch ein Sammler von altertümlichen Artefakten, war gewiss alles Andere, als jenes unmoralische Monster, als der er (und seine "Mittäter") von Samuel Müller 1830 denunziert wurde. Da langt man sich doch an den Kopf, wie der Müllersche Unsinn heute noch im Internet verbreitet, ernstgenommen und hofiert wird, bis hin zu "Lösungen" was die Spiegelschrift "M.L.Ö." betrifft. Müller hatte sich über die Grenzen hinweg übereinstimmend der Verleumdung schuldig gemacht, aber ein Prozess scheint nicht gegen ihn angestrengt worden zu sein. Es ist anzunehmen, dass zwischen Wien, Pressburg und der Erzdiözese Gran ein "Ausgleich" gefunden wurde. Domprediger war er jedenfalls nicht mehr, sein weiterer Lebensweg ist unbekannt. --Imbarock (Diskussion) 00:52, 13. Okt. 2014 (CEST)Beantworten

Die historisch relevante, dritte Theorie (Ungarn- oder Adliger-Theorie, Albersdorf 2, S. 1-34) wird im Artikel leider kaum erwähnt. Auch im Nürnberger Stadtlexikon 1999 (Online-Recherche) gibt es nur den Gegensatz zwischen zwei Theorien (‘Tertium non datur‘). Für Binder, Daumer, lokaler Pietismus, Erweckungsbewegung, Freimaurerei und Juden in Nürnberg vgl. Stadtlexikon Nürnberg.
Caroline Albersdorf wusste nicht Bescheid über “Vöcklabruck (in Oberösterreich)“ oder “(Spät)herbst 1813“ in Samuel Müllers Denunziation (1829/1830, s. v.d.Linde 1, 196f., wikisource), aber sie ‘korrigierte‘ dennoch (2, S.7) die Zeitungsnachrichten (Augsburg 1811 oder 1812), weil sie in Widerspruch mit einer ungarischen Geburt des Kindes im Herbst 1812 wären. Entscheidend scheint zu sein: Müllers geheime Angabe 1829/30 sei unabhängig von Albersdorfs Kenntnisse 1839. Müller hat 1830 weiter als einen Konfliktgrund genannt “daß er [Ludwig Würth] sich als der Verfasser der verbotenen Schrift: Ferdinand Friedrichs vertraute Briefe über die äußere Lage der Evangelischen in Ungarn durch mich bei der Polizei in Wien angegeben und verraten glaubte, was doch gar nicht der Fall war.” Würth 1825 in: eMVWAAAAcAAJ, und „Vertrauten Briefen über die äußere Lage der Evangelischen in Ungarn“ 1825 in: VhdBAAAAcAAJ. Albersdorf (als Mutter?) kritisch dazu: „Die Vermuthung, daß die Anzeige des Geistlichen [Zeuge Müller] eine Privatrache sey, kann nicht möglich seyn, denn daß der Stadtpfarrer aus Pesth [Müller] dieses schon im Jahre 1811 oder 1812 gehört haben will, ist lacherlich, da derselbe sich doch sicher noch zu erinnern wissen wird, in welchem Jahre er in Augsburg war; außerdem kann in diesen beiden Jahren nichts davon gesprochen worden seyn, da Hauser erst spät im Herbste 1812 geboren ist, und zwar in Ungarn, nicht aber in Deutschland. Daher kann das der Stadtpfarrer weder in diesen Jahren, noch an dem Ort, welchen er angibt, gehört haben.“ (Albersdorf 2, S.7). Ludwig Würths (geb. 1786) Erlanger und Vöcklabrucker Freunde Aktuar Mayer (geb. um 1785), Advokat Lampert (geb. um 1785) und Journalist Öttinger (geb. 1808) aus Zeuge Müllers Nürnberger Anzeigen werden ebenfalls von ‘Mutter‘ Caroline Albersdorf (geb.1770) nicht berücksichtigt, nur einen in 1816 26 Jahre alten Rittmeisterknecht und Kerkermeister.--Tmajoor (Diskussion) 13:13, 13. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Sie ist nicht "relevant"! Den Rest habe ich doch erklärt, steht hier direkt darüber, und die Zitate kenne ich nebst Kontext, der viel wichtiger ist. Mutter Beimer Albersdorf? Ludwig Würths Freund Oettinger? Albersdorf hingegen als unabhängige Wissende, Eingeweihte, Mutter, Lady Graham ...? Gut jetzt, wie Rio Reiser sang, "es ist wahr dass ... aber sonst"; es ist sinnlos.--Imbarock (Diskussion) 00:57, 14. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Hat die Ungarn-Theorie nicht, wie die Erbprinzen-Theorie (s. Artikel), eine erhebliche historische Wirkung ausgeübt? Und wenn Caroline Albersdorfs Sitz im Leben den Schlüsselroman unter bayerischen Zensur war, dann könnte sie auch selbst die ‘hohe Dame‘ sein die sie beschreibt, brauchte sie keinen Ghostwriter, verwendete aber selbst das Pseudonym Lord Durteal", und könnte sie als 42-jährige Mutter über besonderes Wissen um Hausers Geburt verfügt haben. Dann kann Pfarrer Würth 1812 “Noten an die Londoner Bank“ von ihr bekommen haben (v.d. Linde 1887, Sittenberger 1925, zit. bei Werner Robl), und dann kann sie 1839 als reformierte, sog. arme Engländerin dem katholischen Samuel Müller gegenüber kritisch geblieben sein. Wie Ludwig Würth 1832 formulierte: “Als bestes Gegengewicht aber gegen Obskurantismus lassen Sie uns besonders den Wissenschaften leben, die das sicherste Palladium unseres Standes, zur Bewahrung seiner Wirksamkeit und Achtung sind...". Für die Aufklärer Eduard Maria Oettinger und Ludwig Würth, siehe Zitate in Robl 2014, Teil 3.--Tmajoor (Diskussion) 09:54, 14. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
In einer individualisierenden, ‘historistischen‘ Herkunfts- und Identitätsdeutung (wie im Artikel: Erbprinz, Hochadlige, Kärrner, Soldat, Reiter) war Samuel Müller ein orthodox-katholischer Konvertit. Alle andere, moralische Qualifikationen kommen dazu. Ludwig Würth war liberal-evangelischer Reisebuchautor nebst anderen Adjektiven. Anna Frisacco (Dalbon) war adlige Gouvernante und darüber hinaus angebliche ‘Kindsmagd‘ Hausers. Ebenso könnte Autorin Caroline Albersdorf historisch die adlige Mutter Kaspar Hausers (Elbogen-Loket 1830 notierte, dass “… von ihr eine Täuschung versucht sei und durch selbe …von der wahren Spur der Familienverhältnisse des Kaspar Hauser abzuleiten …“) neben additionalen psychiatrischen Persönlichkeitsdeutungen, wie bei Kolb, Meyer, Daumer und v.d.Linde. --Tmajoor (Diskussion) 11:32, 15. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Das hat sie nicht, denn beide Theorien waren miteinander verbunden - bis zu Robl und Ihnen, die sie beide Samuel Müller und Albersdorf für wichtig halten. Was wissen Sie von "der" bayerischen Zensur? Was meinte Würth mit "unseres Standes"? Das, was Sie zu suggerieren vorgeben? Was soll der Begriff "Aufklärer" im Zusammenhang mit Würth und Oettinger für die 1820er-Jahre? "Zitate" in Robl zu Oettinger und Würth sind in der Weise, wie sie collagiert und vereinzelt präsentiert werden ohne jeden wissenschaftlichen Wert. Diese Vereinfachung hätte sich auch nicht der Historizimus des 19. Jahrhunderts zu eigen gemacht, denn er entwickelte, immerhin, eine bis heute im wesentlichen gültige Quellenkritik. Insofern "individualisieren" Sie weitaus mehr als die Historiker des 19. Jahrhunderts, indem Sie alle kritischen Abgleiche und Divergenzen einebnen. Ganz witzig finde ich Ihre Bemerkung, dass Würth ein "liberal-evangelischer Reisebuchautor nebst anderen Adjektiven" war. Diese Formulierung hätte von Antonius van der Linde stammen können. Nur, Linde war eben mehr noch als seine polemischen Äußerungen vermuten lassen, ein penibler Quellenkritiker. Er hat, an anderer Stelle, einen Originaltext Hausers kritisch ediert und nach Wiederauffindung desselben war es möglich zu vergleichen, wie Linde vorgegangen war. Das Ergebnis ist verblüffend. Linde hatte, obwohl es zu seiner Zeit nicht überprüfbar war, nicht das Geringste manipuliert oder aus-, bzw. weggelassen! Überlegen Sie bitte, wie hingegen Sie oder Robl vorgehen, wie sie zitieren, was sie zitieren, aus welchem Kontext Sie das herausgelöst haben und wie Sie das "Ergebnis" dann verwerten. Und, ja, die "Noten an die Londoner Bank" - aber wer hat's wann, wo und wie abgewandelt gesagt und vielleicht mehrmals? Wenn alles möglich, relativierbar, weil es vermeintlich ohnehin "bloß rekonstruiert" wird, dann kann in der Tat auch Albersdorf die adlige Mutter Hausers gewesen sein. Oder, um bei den "giftigeren" Spekulationen zu bleiben, dann stehen Hausers "Ermordung", die 1848er-Revolution, der Erste und sogar der Zweite Weltkrieg in einem Konnex. Da ist ihre Albersdorf-Variante, das muss ich zugeben, vergleichsweise ein verschwörungstheoretischer Zwerg. Nur klammern Sie sich nicht zu sehr an Robl und an dessen offenbar rechtspopulistisch beeinflusstes Geschichtsverständnis. --Imbarock (Diskussion) 01:28, 16. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Wenn beide Theorien zusammengehören, dann scheint der Begriff ‘(Erb)prinz‘ im Artikel zu eng gefasst. Dann eher: (Hoch)adliger. Ein theoretisches Modell (Feuerbachs Mémoire, Hohe Familie) und ein empirisches Modell (reiche Engländer bei Müller, höherer Stand bei Albersdorf) müssen miteinander kongruent sein, und nicht das theoretische Modell mit willkürlichen empirischen Daten übereinstimmen. Nicht die Autor(in), sondern den textliche Diskurs bei Theologe Müller und bei der fast inexistenten Albersdorf sei dabei wichtig. Allerdings ist m.M. “die Mutter“ in der Text der Schlüsselnovelle mit der Autorin ‘W.C.Gr.v.A.‘ verknüpft. Trautz redete noch 1974 S. 725 „von einer Gräfin Albersdorf, einer geborenen Lady Graham“, aber bezieht sich nicht für sie, sondern nur für den Herkunft des “Grafen Stanhope“ (S.719) auf die Peerage-Bücher.
In Beziehung zu Hausers angeblichen Vermögen verwendete Müller 1829/30 den Ausdruck “in der englischen Bank niedergelegt“ (v.d. Linde 1, S. 200, 203 und 211). Ein Geheimbericht des Wiener Staatsarchivs, stammend aus Pest vom 28. Februar 1831 (zit. bei Sittenberger S.241) besagte, dass Pfarrer Würth „bedeutende Noten einer Londoner Bank“ habe gefunden und beheben lassen. In den damaligen Zeitungen gab es möglich eine Rückprojektion vom reelen Pfarrer Würth in der Nähe von Augsburg 1830 auf dem sog. ‘Pfarrer Winter aus Augsburg‘ 1811/1812, aber 1813 faktisch in Vöcklabruck lebend.
Unter bayerischen Zensur (vgl. im Artikel) stehen noch im napoleonischen Zeitalter den “1806 in Braunau hingerichtete Verleger Johann Philipp Palm im Jahr 1800 wegen Veröffentlichung der Novelle "Leonardo und Blanchine", einer verdeckten Spottschrift gegen eine Erzherzogin von Österreich, von Minister Graf Montgelas persönlich unter Zensur gestellt und vom Rat der Reichsstadt Nürnberg öffentlich gerügt ….“ (Robl Teil 2); weiter Öttingers 1831 verbotene Münchener Zeitschrift Das schwarze Gespenst, und Albersdorfs Schlüsselnovelle (1837/1839). Laut Würths ‘Spaziergang am Mittelmeer‘ 1829 sollte “Erleuchtung unter dem Volke aufgehen [vgl. Deutero-Jesaja/Lukas]… Doch dies will überhaupt der Geist der Finsternis und des Obskurantismus nicht …“. --Tmajoor (Diskussion) 20:45, 16. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Ich möchte mich nicht mehr zu den Versuchen Tmajoors äußern, eine separate Ungarn-Theorie basierend auf Müller und Albersdorf zu installieren. Aber ich gebe ihm und auch interessierten Mitlesern der Disk.-Seite hier einen Tipp. Nur, bitte Vorsicht, nun wirklich reinste Theoriefindung.
Albersdorf war mit Sicherheit weder eine verheiratete "Gräfin von Albersdorf" noch eine geborene "Lady Graham". In diesem Punkt hatten schon die Behörden u. Gerichte vor 200 Jahren vergeblich recherchiert. Die österreichischen Freiherrn von Albersdorf waren damals an drei Fingern abzuzählen und auch eine "Lady Graham" war trotz der scheinbar exakten Angaben "Albersdorfs" nicht zu ermitteln. Freilich gab es eine Freiin von Albersdorf, aber eben keine "Gräfin". Dieses hochtrabende Titel-Styling nebst englischem Hintergrund erinnert aber an eine andere zeitgenössische (Skandal-) Geschichte. Das "Scots Magazine" von 1789, Bd. 51, S. 619 berichtete über Todesfälle und für den 17. November wurde der Tod der Duchess of Albany verkündet. Daraus geht hervor, dass die Mutter der Duchess "resides at Paris, being a Countess of the Empire, by the style of Countess of Albersdorf". Nun ist es ein Leichtes, auch über englisch- und französischsprachige Wiki-Einträge, sowie über die längst angeschwollene, einschlägige Literatur, sich zu jener "Countess of Albersdorf" (auch Alberstroff, Albertsdorf, Albestroff, Albesdorf = gemeint war ein lothringisches Dorf) die komplexen, spannenden und sensationsheischenden Geschichten um Charlotte Stuart, Duchess of Albany; ihre Mutter Clementina Walkinshaw; den Jakobiten Prince Charles Edward Stuart; Ferdinand de Rohan und viele andere historische Personen hochzuangeln. Halb Kontinentaleuropa war der Schauplatz dieser auch schon frühzeitig literarisch verarbeiteten Angelegenheit, insbesondere auch Böhmen, wo sich Mitglieder der Familie Rohan nach 1789 niederließen. Nicht schwer ist sich vorzustellen, wieviele Bedienstete im Sold dieser Damen und Herren standen und wie viele von ihnen wiederum ihre Anstellung verloren und sich anschließend durchs Leben schlagen mussten. Titelanmaßungen waren nach den jakobitischen und französisch-revolutionären Ereignissen keine Seltenheit, wer vermochte da überhaupt noch welche "Stylings" zu überprüfen. Damit soll nicht gesagt werden, dass "unsere" Albersdorf in Wahrheit eine "echte" Adlige oder die illegitime Tochter einer oder eines Adligen war, aber es ist zu offensichtlich, wie sie in eine Rolle schlüpfte, die sie offenbar schon viel länger für ihre Zwecke variierte. Wie bei Kaspar Hauser ist es unmöglich, ihre wahren Familienverhältnisse je zu eruieren, denn diese werden sich lange vor 1800 verlaufen haben. Aber Kaspar Hauser, das war das gefundene Fressen für diese mit allen Wassern gewaschene Albersdorf und so gesehen ist es wiederum enttäuschend, wie wenig eigen Erlebtes wenigstens als literarische Fiktion Albersdorf zu verarbeiten imstande war. Stattdessen griff sie stur auf alte Zeitungsberichte und Gerüchte aller Art zurück.
Die "Gräfin", Duchess, Comtesse von Albersdorf, wäre ohne die Geschichte um Clementina Walkinshaw nie in Erscheinung getreten. Aber das ist nur Theoriefindung und wird mich auch nicht weiter interessieren, aber vielleicht Tmajoor, da geht noch was! --Imbarock (Diskussion) 00:06, 18. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Nach der Artikel-Einteilung gäbe es nur zwei Herkunftstheorien. Handelt es sich dann bei der vielbesprochenen Ungarn-Theorie um Theoriefindung oder höchstens um Namensfindung? Müllers Variante der Ungarn-Theorie enthielt “eine reiche Engländerin“ als Mutter, die gerade in Albersdorfs Modell fehlt. Aber die sog. Caroline Albersdorf war selbst in Bayern bekannt als ‘die Engländerin‘ (Landsmännin des Grafen Stanhope, wie sie selbt und Lady Cleveland sagten). In den Adelsbüchern (z.B. Burke, siehe Trautz, S.719, Fn.7) hätte man auch damals einfach nachsehen können, dass die alte kluge Engländerin als eine Graham (siehe v.d.Linde 1, 386) keine schottische Montrose, Tochter des ‘Master of the Horse‘ sein konnte, aber als Engländerin mit ihm verheiratet (verh. Graham) und 1791-1807 sieben Kinder bekommen haben müsste, und ab 1836 Dowager Duchess of Montrose geworden wäre. Ein anderer James Graham, 2nd Baronet (1792-1861), figurierte in den damaligen bayerischen Zeitungen. --Tmajoor (Diskussion) 12:32, 18. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Angenommen es gibt, wie im Artikel, nur zwei Herkunftstheorien (‘Betrüger‘ oder ‘Prinz‘) mit ihren Varianten – und keine eigenständige Ungarntheorie – dann basiert die alternative Herkunftstheorie auf ungarische Gerüchte, hochadlige Herkunft, politische Komplotte, langjährige Einkerkerungen, mehrfache Attentate, englische Vermögen und gerechtliche Anzeigen. Durch diese empirische Substrukturen sind die historische Fakten zugänglich für die ‘(Erb)prinzentheorie‘ und sind ihre verschiedene Modelle (Feuerbach, Müller, Albersdorf, Daumer) im Prinzip beweisbar. Bei der Prinzentheorie ist für Kaspar Hauser das Motto der englischen Herzoge von Manchester passend: Disponendo me, non mutando me (Man kann mich beseitigen, aber nicht ändern). --Tmajoor (Diskussion) 09:07, 21. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Die von Samuel Müller in seiner Prinzentheorie genannten Juristen Karl Mayer und Christian Lampert werden nur bei v.d. Linde und Sittenberger erwähnt (v.d. Linde 1, S. 196, 203, 204; Sittenberger S. 237). Werner Robl (Teil 2) gibt überdies noch Angaben zu Landgerichts-Advokat Christian Lampert die ‘stammen aus diversen amtlichen und nicht-amtlichen Zeitschriften des Königreichs Bayern‘: „Um das Jahr 1785 dürfte er dort [Lipprichhausen] geboren worden sein. Er stammte aus einer evangelischen Pastorenfamilie, die sich über mehrere Generationen zurückverfolgen lässt… erstmals am 4. Juni 1812 als akkreditierter Landgerichts-Advokat nachweisbar. … Im Jahr 1823 betätigte er sich nebenberuflich als Immobilienmakler, seine Kinder beschäftigte er … als Maulbeerbaum- und Seidenraupenzüchter.“. Lampert war um 1812 26 Jahre alt (vgl. der Bursche bei Albersdorf, s. oben). Man könnte – jedoch nur innerhalb einer Prinzentheorie – Hauser dann mit dem in Bayern von König Ludwig 1 beförderten Seidenbau in Verbindung bringen: Bärenfütterung (Müller), sehr reinlich gehalten Gemach (Feuerbach, Mémoire), ‘schröcklicher Geruch‘ von toten Raupen (Hauser), schwarzes Seidentuch und Maulbeerbaum-Hackmesser beim ‘1. Attentat‘ (Hauser). Die Beteiligung (nach der Prinzentheorie) des Vöcklabrucker Landgerichts-Aktuars Karl Mayer war auch Metternich bekannt (s. Sittenberger S.259).--Tmajoor (Diskussion) 20:41, 24. Okt. 2014 (CEST)Beantworten
Am 27. Mai 1830 berichtete der österreichische Polizeiminister Graf Ugarte dem Staatskanzler von Metternich „… dass der vormalige königlich-bayerische Landgerichts-Aktuar zu Vöcklabrück, nunmehrige Justiz-Assessor in München, Mayer, auf welchem nach den Angaben des Dompredigers Müller die schwerste Inzicht einer Schuld in der befragten Angelegenheit lastete, mit der Gattin des damaligen Schärdinger Postmeisters Gangel einen unehelichen Sohn erzeugt und dieses Kind späterhin aus den Händen der Pflegerinn desselben zu Vöcklabrück in eigene Obsorge übernommen habe..“. 1833 bis 1839 gab es weiter in Burgau (bei Augsburg) ein Landgerichtsassessor namens Karl Mayer (s. Robl 2014).--Tmajoor (Diskussion) 13:02, 2. Nov. 2014 (CET)Beantworten
Alles bekannt, gestern wie heute, heute wie morgen. Haben Sie sich schon mal als Profiler versucht? Maulbeerbäume, Seidenraupenzucht, Tabakanbau waren Steckenpferde von Pfarrern und müßigen Landrichtern etc., sowie Makler und Sensale, skandalös! Alles überaus zwingende Verdachtsmomente, keine Frage. Ihre Argumentationsweise ist grob verfälschend. Sie pressen nur beliebige Funde längs- und seitwärts in einen ahistorischen Mixer und werfen ihn dann an. Maulbeerbaum-Hackmesser - geht's noch? Nun ist wirklich Schluss. --Imbarock (Diskussion) 18:05, 2. Nov. 2014 (CET)Beantworten
Heissen die Mixer nicht Anselm von Feuerbach, Samuel Müller und Gräfin Albersdorf mit ihren zwingenden Prinzenmodellen? Und sind die historische Data für die Betrugstheorie nicht genau so nur durch ihre verschiedene Mixer und Erklärungsmodelle (Betrüger, Hysterie, Armut) zugänglich?--Tmajoor (Diskussion) 22:37, 2. Nov. 2014 (CET)Beantworten

Kaspar Hauser

Ich halte den Artikel für einseitig. Nicht einmal die Vermutung, Hauser entstamme einem Herrscherhausm konnte bisher widerlegt werden, da sich die DNA-Analyse als nutzlos erwies (man hatte Hausers angebliche Unterhose mit dem Blut Fremder nachbearbeitet). Dass er ein Betrüger war, ist nicht auszuschließen, aber keineswegs erwiesen. Der Artikel bezieht sich ausschließlich auf wissenschaftliche Arbeiten, die diese These vertreten. (nicht signierter Beitrag von 212.186.126.28 (Diskussion) 16:37, 2. Nov. 2014 (CET))Beantworten

Tja, auf was soll er sich denn sonst beziehen? Auf das Gewäsch, die Unterhose sei "nachbearbeitet" worden? Artikel, Anmerkungen und Links lesen! --Imbarock (Diskussion) 18:09, 2. Nov. 2014 (CET)Beantworten
Nachgereicht: Mir fällt auf, dass in Schreiben wie dem obigen immer wieder vom "Betrüger" Kaspar H. gesprochen wird, oder von der "Betrügertheorie". So, als ob das Subjekt, das Individuum namens KH allein verantwortlich für die äußerst komplexen Ent- und Verwicklungen gewesen wäre. Gerade das lehnt(e) die Mehrheit der Wissenschaftler (Historiker, Archivare, Linguisten, Philologen, etc.) entschieden ab, wird aber von dubiosen "Hauserfreunden" in dualistischer Abgrenzung ständig als Negativpol angeführt. --Imbarock (Diskussion) 18:52, 2. Nov. 2014 (CET)Beantworten
Nicht der gründliche Artikel ist m.M. einseitig, sondern die exklusive Darstellung der Prinzentheorie als badische Erbprinzentheorie (Prinzenlegende, Prinzenvertauschung, Prinzentum, fürstliche Abkunft). Eine vieldiskutierte, ungarische (Feuerbach, Müller), englische (Daumer, Kolb) oder österreichische (Albersdorf, Vehse) hochadlige Herkunft verschwindet durch diese Betonung unbemerkt im Hintergrund. Siehe v.d. Linde (1887) Kap. 8, 9 und 14; Meyer (1872) 11. Abschnitt.--Tmajoor (Diskussion) 18:58, 4. Nov. 2014 (CET)Beantworten