Diskussion:Kaspar Hauser

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Letzter Kommentar: vor 13 Tagen von Imbarock in Abschnitt Trivia: J. Hitz und die Zeichnung von Kaspar Hauser
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Max Schütte, 1892

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Kaum je beachtet wurde Schüttes Schrift „Kaspar Hauser. Das Rätsel ist nicht gelöst! Eine Erwiderung auf die Schrift des Herrn v. Artin“, Hagen 1892 (Digitalisat). Dabei war das nicht nur eine Erwiderung, sondern Schütte widmete sich auch den Widersprüchlichkeiten der ersten Nürnberger Zeit KH's und um dessen verkannte, doch vorhandene Fähigkeiten, mit denen KH auf die ihm gegenüber geäußerten und projizierten Vorstellungen vorsichtig, dann intensiver reagieren konnte.

Wenn auch ohne Anmerkungapparat sind die 62 Seiten der Schrift sehr abwägend, selten pauschalierend und oft verurteilte Schütte auch das Gegenteilige seiner Meinung(en) nicht grundsätzlich. Der Text wirkt geradezu 'modern', ganz ohne DNA-Analysen.

Deutlich spürt man dabei die Erfahrungen, die Max Schütte (1857 - nach 1925) sowohl durch sein Studium, als Verfasser vieler Schriften und auch als als Lehrer und Vortragender gemacht hatte (während der Sozialistengesetze wurde er wegen seines sozialdemokratischen Engagements mehrfach gemaßregelt und der Lehrtätigkeit enthoben), zudem sein Vater bereits Prof. an einer Stralsunder oberen Realschule gewesen war.

Seine Biografie (er blieb unverheiratet) und seine Veröffentlichungen können nur höchst bruchstückhaft eruiert werden. Durch die Inflation verarmt, musste er seine Wohnung aufgeben und wurde in einer „Stiftung“ im Norden Berlins aufgenommen. Seine Spur verliert sich nach 1925. Seine historisch-kritischen Abwägungen zum Mythos Kaspar Hauser sind jedenfalls lesenswert. Die bis dahin vorhandene Literatur kannte er genau. --Imbarock (Diskussion) 18:49, 10. Aug. 2024 (CEST)Beantworten

Zur Rezeption: Bänkellied

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Offenbar ist es nicht von 1834, was in der gesamten wiss. Literatur zu Kaspar Hauser der letzten Jahrzehnte nie bemerkt oder gegenrecherchiert wurde.

Erstmals findet sich das neunstrophige Gedicht mit der Behauptung es sei von 1834 in Elsbeth Janda u. Fritz Nötzoldt: Die Moritat vom Bänkelsang (1959 und später in ihrem Teilband Warum weinst du holde Gärtnersfrau von 1965); übernommen bereits von Hans Scholz (1964), der behauptete, es wäre auf einem Flugblatt von 1834 gestanden.

Häufig findet sich in der Literatur oder auf Webseiten das Gedicht begleitend eine szenische Darstellung, betitelt „Volksfest bei Cannstadt im Herbst 1835“. Siehe Abbildung beispielsweise hier: [1].

In der Zeitschrift „Europa. Chronik der gebildeten Welt“ von August Lewald wurde der Holzstich erstmals veröffentlicht: [2], etwas runterscrollen, dann kommt das 2. Blatt mit KH. Dann etwas nach oben, vor (!) die Nr. 2.der Beilage vom 13. Januar 1836, da findet sich auf S. 96 eine humoristische, im schwäbischen Dialekt gehaltene Schilderung der auf dem Bild von rechts nach links dargestellten Figurengruppen. Zum Orgelspieler in der Mitte vor dem KH-“Poster“ und der neben ihm stehenden Frau steht da: Orgelmann (in der Mitte): Seht Kaschper Hauser hier als Kind // Oh heret, welche arge Sind! // Er liegt in einem Kellernescht, // Sein Vater war wohl nicht der bescht! Dann folgt die Frau mit ihren Sätzen.

Im 2. Band von „Europa“ aus 1835, S. 89 (hier unter der Überschrift Feuilleton), folgende Angabe zu den dann erst im Januar 1836 folgenden Abbildungen: [3]. Diese wurden (werden) von dem auf dem Volksfest anwesenden ausgezeichneten Künstler, Herrn Meyer aus Nürnberg angefertigt. Dabei handelt es sich zweifelsohne um Carl Mayer (Verleger), auch „Meyer“, zumal er der erfolgreichste Schüler von Friedrich Fleischmann war, der ja das erste Bildnis von KH fertigte.

Von dem „berühmten“ Bänkellied findet sich vor Janda/Nötzoldt nirgends ein Hinweis, nicht in Archiven oder Zeitungen. --Imbarock (Diskussion) 17:06, 5. Sep. 2024 (CEST)Beantworten

Anm.: Der "Orgelmann" singt übrigens nicht (Mundhaltung) und die Frau an seiner Seite weist mit einem Zeigestock auf die Abbildungen hinter sich und scheint zu erklären. Muss also hier auf dem Volksfest vom Sept.1835 gar kein Bänkellied geträllert worden sein. --Imbarock (Diskussion) 17:53, 5. Sep. 2024 (CEST)Beantworten

Ich sehe gerade, dass in Berthold Weckmanns Dissertation von 1992 (gedruckt 1993, habe ich) nicht nur auf drei Seiten das Bänkellied bloß erwähnt wird, sondern auf S. 174 zum Materialienband Hörischs folgt: […] im Spektrum der bekannten Gedichte, das sie [die Zusammenstellung] abdeckt, lediglich ein anonymes Bänkellied der 1830er Jahre, das einer entsprechenden Anthologie entnommen ist und keineswegs als repräsentativ gelten kann. Weckmanns Buch ist in der Übersicht nicht einfach zu lesen, obwohl er gründlich recherchierte. Das 'Bänkellied' aber sah er zurecht mehr als skeptisch, was auch immer sein keineswegs als repräsentativ ausdrücken sollte. --Imbarock (Diskussion) 18:25, 6. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Das Bänkellied weist Besonderheiten auf. „Schwolisché“ endet mit Accent aigue. Der fehlt in KH's Begleitbrief u. Zettel und in den nachfolgend publizierten Textsorten, quasi für immer. Weiterhin fehlt ein damals durchaus übliches „th“, etwa bei Rätsel, Untat, Gemüte … Besonders aber fällt in der vierten Strophe der Vers auf: Wenn er auch durchaus nicht stumpf und dumm war. Das ist aus Daumers „Enthüllungen über KH“ von 1859 übernommen, auch wenn es dort andersherum war, nämlich dumm und stumpf, denn das sei er, so Daumer, nicht gewesen. --Imbarock (Diskussion) 17:56, 9. Sep. 2024 (CEST)Beantworten

Trivia: J. Hitz und die Zeichnung von Kaspar Hauser

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Die jüngste Einfügung von Benutzer Phrontis (Nachlass Dora Hitz und die Zeichnung von Kaspar Hauser plus Link) öffnet ein interessantes „Fenster“. Der in dem Artikel der Oedenburger Zeitung vom 8. März 1934 erwähnte Ur-Text aus der Frankfurter Illustrierten erschien dort tatsächlich am selben Tag. Das ist ungewöhnlich. Geht man also dem Ursprung mittels Umweg über die Oedenburger Ztg nach, landet man hier: Das illustrierte Blatt, Frankfurt, Jg. 22, Nr.9 (8.März 1934), S 198. Der Titel lautet dort: „Das ist einer der schlechtesten Menschen, den ich je kennengelernt habe“. Zur Entdeckung eines unbekannten Bildes von Caspar Hauser, dem berühmten Findling.

Dieser ganzseitige, anonyme Aufsatz wurde erneut abgedruckt in Rudolf Heilbrunn: “Zwischen Main und Lauter“. Festgabe zum 90. Geburtstag, Kaiserslautern 1991, S. 164–167 und auf S. 323 die Quellenangabe. Der (lange) Artikel von 1934 stammt demnach von Rudolf Heilbrunn!

Bereits 1988 findet sich ein Abdruck der präzisen Zeichnung samt Signatur „Johannes Hitz“ in Johannes Mayer: Philip Henry Lord Stanhope. Der Gegenspieler Kaspar Hausers, S. 457. Auf S. 622 in der Anm. 324 „erklärt“ Mayer, was es mit der Zeichnung auf sich hat, jedoch ohne jede Quellenangabe. Zur Bildquelle selbst schreibt er auf S. 653 lediglich „Archiv des Autors“, also von Mayer selbst. Der Abdruck der Zeichnung bei Mayer offenbart, dass das Blatt womöglich nachsigniert wurde. Kaum zu erkennen sind links von der Signatur auch zwei, drei Buchstaben in Kurrentschrift. Ob hier einst ein anderer, dann verwischter und nicht mehr zu lesender Kurztext stand oder dieser sich auf andere Weise auf das Blatt durchpauste – ungeklärt.

Fragen ergeben sich auch zu jenem „Nachlass“ von Dora Hitz, die ja vereinsamt in ihrer Wohnung in Berlin verstarb und woher kannte Heilbrunn die wenigen Schriftstücke und die Zeichnung? Der eigentliche „Bericht“ von Vater Hitz an Elisabeth zu Wied fehlt bekanntlich. Auch ist nicht bekannt, wo sich Lorenz Johann(es) Hitz (1802–1885) in jüngeren Jahren aufhielt. Im Nov. 1848 kam er, „Privat-Zeichnungslehrer“ aus Nürnberg, als Zeichenlehrer an das Schullehrer-Seminar nach Altdorf, erst ca. 1861 nach Ansbach. --Imbarock (Diskussion) 18:15, 28. Nov. 2024 (CET)Beantworten

OK, ohne viele Links: Hitz wurde 1828 in den Dürer-Verein als „Maler aus Ansbach“ aufgenommen und lebte bis Anfang der 1840er-Jahre in Ansbach (z.B. bemalte er Pfeifenköpfe) und war dort ab etwa 1841 auch als privater Zeichenlehrer tätig. Kurz danach verzog er nach Nürnberg. Im Nov. 1848 wurde er als Zeichnungslehrer an das protestantische Schullehrer-Seminar nach Altdorf berufen. An die Landwirtschafts- und Gewerbeschule Ansbach kam er dann im Juli 1861.
Nicht zu verwechseln ist er mit seinem jüngsten von vier Brüdern, Johann Martin Hitz, Lithograf, gest. im Juli 1866 mit angeblich 48 Jahren in Nürnberg.
Wenn es sich um ein authentisches Porträt von KH handelt, dann dürfte es Hitz 1832/33 in Ansbach gezeichnet haben. Dazu aber müsste man wissen, wo sich die Autographen aus dem „Nachlass“ von Dora Hitz heute befinden, die R. Heilbrunn 1934 samt Zeichnung vorlagen. Auch, warum Hitz KH „... einen der schlechtesten Menschen ...“ nannte und wo er diese „Unterschrift“ platzierte (auf der Zeichnung, separat …). Das war's jetzt. --Imbarock (Diskussion) 18:47, 11. Dez. 2024 (CET)Beantworten