Distrikt Heiligenstadt
Der Distrikt Heiligenstadt war eine Verwaltungseinheit des Harzdepartements im Königreich Westphalen, die zwischen 1807 und 1813/14 bestand.
Territorium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Distrikt wurde gebildet aus dem ehemaligen preußischen Landkreis Obereichsfeld, den die Eichsfeld-Erfurtische Kriegs- und Domänenkammer 1803 im neu errichteten Fürstentum Eichsfeld eingerichtet hatte, und dem Gebiet der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen. Der Distrikt besaß 69.494 Einwohner und war bevölkerungsmäßig der größte im Departement. Die Distriktshauptstadt Heiligenstadt hatte mit ca. 40 km einen der kürzesten Wege zur Residenzstadt Kassel.
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Distrikt stand ein Unterpräfekt vor. Der Unterpräfekt des Distrikts Heiligenstadt war zugleich der Oberpräfekt des Departements.
Der Distriktsrat zur Kontrolle der Steuerlisten setzte sich zusammen aus dem Unternehmer Carl Fromm, dem ehemaligen Landrat Anton von Bodungen, den Maires Friedrich von Linsingen, Karl Friedrich von Steinmetz[en] zu Beuern und Philipp Strecker, einem Herrn Bötticher zu Oberdorla, Friedrich von Hanstein auf Rothenbach, dem ehemaligen Heiligenstädter Stadtrichter Karl Schuchhardt, den Bürgern Heinrich Montag und Johann Bernhard Koch sowie dem Mühlhäuser Sekretär Lauprecht.
Von der Generalverwaltung der Domänen war im Jahr 1811 im Distrikt Heiligenstadt der Domänen-Direktor Reiche eingesetzt.[1]
Kantonaleinteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Streit um den Departementshauptort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Städte Mühlhausen und Heiligenstadt stritten sich um das informelle wirtschaftliche Privileg der Departementshauptstadt. Der Absatzmarkt und der Wohnungsbedarf, den Regionalbeamte mit ihrer Ansiedlung in die Stadt brachten, förderte das lokale Gewerbe. Mühlhausen stellte bis 1810 fortwährend Anträge auf Umernennung an die Präfektur, und der Kantonmaire Stephan sah seine Stadt benachteiligt, die bevölkerungsmäßig und ökonomisch in keinem Verhältnis zum viel kleineren Heiligenstadt stand. Der Präfekt von Bülow lehnte schließlich einen Umzug ab, da die Kosten dafür anscheinend zu hoch waren.[2] Stephans Bemühungen können im Kontext von Modernisierungsbestrebungen Mühlhausens gesehen werden. Unter dem drohenden wirtschaftlichen Ruin und der Steuerlast versuchte Mühlhausen durch möglichst sorgfältige Eingliederung in das Königreich so viel wie möglich zu profitieren.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bäsecke Hermann, Die Einrichtung der preußischen Herrschaft auf dem Eichsfelde 1802–1806, Göttingen 1905.
- Wolf Johann, Geschichte der Stadt Heiligenstadt, Heiligenstadt 1800.
- Bühner Peter, Mühlhausen und die Große Revolution der Franzosen. Teil II, in: Mühlhäuser Beiträge, Bd. 13 (1990), S. 73–84.
- Hussong Ulrich, Die Einteilung des Eichsfelds in Landekreise zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mit einem Ausblick über die Kreiseinteilung in der Gegenwart, in: Eichsfeld Jahrbuch, Bd. 7 (1999), S. 185–222.
- Hassel Georg, Hof= und Staatshandbuch des Königreichs Westphalen, Hannover 1811.
- Friedrich Thimme, Die inneren Zustände des Kurfürstentums Hannover unter der Französisch-Westphälischen Herrschaft 1806–1813, Bd. II, Leipzig/Hannover 1895.