Tunnelbau

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Tunnelbau

Der Tunnelbau ist der Teilbereich des Tiefbaus, der sich mit der Herstellung unterirdischer Hohlräume (Tunnel, Stollen, Schächte, Kavernen u. Ä.) beschäftigt.

Es können zwei grundlegende Bauweisen unterschieden werden. Bei geringer Überdeckung kann die offene Bauweise angewandt werden. Bei großer Überdeckung erfolgt die Ausführung im Untertagebau in geschlossener Bauweise, der teils auf Arbeitsweisen des Bergbaus beruht. Die heutigen modernen Formen des geschlossenen Tunnelbaus sind die Spritzbeton­bauweise gemäß NÖT oder der Einsatz von offenen bzw. Schildvortriebs-Tunnelbohrmaschinen. Es werden aber auch noch Stollen vorgetrieben, die mit Stempeln und Verbau gesichert und dann ausgezimmert/-gemauert werden. Dabei sind Erfahrungen aus dem Bau von Tonnengewölben hilfreich.

Der Tunnelbau zählt zu den faszinierendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben im Baubereich. Zwischen dem dauerhaften Tunnelbauwerk, dem Ausbruch des erforderlichen Tunnelhohlraums und dem zu durchquerenden Gebirge bestehen direkte Abhängigkeiten. Das umgebende Gebirge wird für die Tragwirkung mit genutzt, wird also zum Baustoff. Der Ausbruch des Tunnelhohlraums vollzieht sich meist in Gebirgsformationen, die auf Grund ihrer Entstehung unterschiedlich geschichtet, zudem gefaltet und in verschiedener Weise der Verwitterung und dem Wasserzutritt ausgesetzt sind. Der Bauuntergrund weist mit seinen Materialeigenschaften und deren Kennwerten große Streubreiten auf, denen die Bauverfahren und vor allem ihre Sicherungsmaßnahmen Rechnung tragen müssen.[1]

„Der Tunnelbau vereinigt Theorie und Praxis zu einer eigenen Ingenieurbaukunst. Bei Wichtung der vielen Einflüsse steht je nach dem Stand der eigenen Kenntnisse einmal die Praxis, das andere Mal mehr die Theorie im Vordergrund. Der Ingenieurtunnelbau wird heute weitgehend von Bauingenieuren betrieben, doch sollte sich jeder bewusst sein, dass Statik- und Massivbaukenntnisse allein nicht ausreichen. Geologie, Geomechanik, Maschinentechnik und insbesondere Bauverfahrenstechnik gehören gleichwertig dazu.“

Bernhard Maidl[2]

Voraussetzung eines Tunnelbauvorhabens ist die genaue Kenntnis der geologischen Beschaffenheit und Festigkeit des Gebirges, der Gesteinsschichtung und -zusammensetzung und ihres Verlaufs sowie der Wasserführung der Gesteinsschichten, der auftretenden Drücke und die bodenmechanische Analyse. Umgrenzung des lichten Raumes, Stärke der Auskleidung, Abdichtung, Wasserführung und Belüftung werden im „Entwurfsquerschnitt“ beschrieben.

Im modernen Tunnelbau werden Brandschutzthemen in Form von Fluchtwegen, Notausstiegen, Brandmelde- und Sprinkleranlagen frühzeitig in die Planung mit einbezogen.

Begriffsklärungen

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Begriffe im Tunnelquerschnitt

Im Tunnelbau werden Begriffe verwendet, die aus dem Bergbau stammen und daher nicht allgemeinverständlich sind. Die nebenstehende Grafik verdeutlicht die Bezeichnungen für den Tunnelquerschnitt.

  • Kalotte – oberes Drittel des Tunnelquerschnitts
  • Strosse – untere zwei Drittel des Tunnelquerschnitts
  • Firste – Decke des Tunnels
  • Ulme – Seitenwand des Tunnels
  • Sohle – Boden des Tunnels

Beim Ausbruch des Tunnelhohlraums, also dem „Rohbau des Tunnels“, sind gebräuchlich:

  • Ortsbrust – Ausbruchquerschnitt im Gebirge
  • Abschlagstiefe – mögliche Ausbruchtiefe (in Tunnellängsrichtung) ohne Sicherung

Die Untertagebauten werden eingeteilt in:

  • Tunnel – langgestreckte, horizontal oder nur wenig geneigt verlaufende unterirdische Hohlräume mit mehr als 25 m² Querschnitt, vorwiegend als Straßen- oder Eisenbahntunnel,
  • Stollen – langgestreckte, horizontal oder bis 20 % geneigt verlaufende unterirdische Hohlräume mit weniger als 25 m² Querschnitt, vorwiegend als Wasser- und Luftleitung, zur Aufnahme von Leitungen oder als Zugang für andere Untertagebauwerke genutzt,
  • Schächte – langgestreckte, schräg verlaufende (mehr als 20 % geneigte) oder senkrechte Hohlräume zur Überwindung von Höhenunterschieden, Aufgaben ähnlich wie Stollen,
  • Kavernen – Felshohlräume mit großen Querschnitten bei relativ kurzer Länge, vorwiegend als Lager, Speicher oder zur Aufnahme von Maschinen, z. B. für Wasserkraftwerke, genutzt.
Längsschnitt des Gotthard-Basistunnels mit englischer Beschriftung – Zwischenangriffe bei Amsteg, Sedrun und Faido
  • Zwischenangriff – bei längeren Tunnels wird häufig an mehr als zwei Stellen gleichzeitig mit dem Ausbruch begonnen. In den meisten Fällen erfordert das zusätzliche Schächte zur Erreichung dieser Punkte. Teilweise wird an dieser Stelle (dauerhaft oder nur für den Zeit der Bauarbeiten) auch eine Kaverne angelegt.

Tunnelbaugeräte

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Bohrwagen mit zwei Lafetten für Sprengvortrieb

Im Tunnelbau werden unter anderem folgende Maschinen verwendet:

Bauweisen und Vortrieb

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Grundsätzlich wird zwischen offener Bauweise, auch cut and cover-Verfahren genannt, bei der der Tunnel von oben her gebaut wird, und geschlossener oder auch bergmännischer Bauweise, bei der der Tunnel von einem oder beiden Endpunkten her vorangetrieben wird, unterschieden. Gerade bei längeren Tunneln gibt es oft auch „Zwischenangriffe“, wobei zwischen den beiden Enden des Tunnels ein Schacht auf die Höhe der Tunnelsohle gebracht wird und von dort aus der Tunnel in eine oder beide Richtungen gegraben wird.

Des Weiteren wird in zyklischen (NÖT – Neue Österreichische Tunnelbaumethode bzw. Spritzbeton­methode) und kontinuierlichen Vortrieb mit Tunnelbohrmaschinen (ggf. im Schildvortrieb) unterschieden.

Der Durchschlag, bei dem sich die beiden Vortriebsenden treffen, wird mit einer Feier begangen.

Tunnelbau in festem Gestein

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Bohrarbeiten beim Bau der Tunnel der Jungfraubahn in den Schweizer Alpen (um 1900)

Der Ausbruch beim zyklischen Vortrieb erfolgt durch Schießen (Sprengvortrieb), durch Baggern (Baggervortrieb) oder als Hybridvortrieb (Mischverfahren aus Bagger- und Sprengvortrieb); das gelöste Gestein wird anschließend mit Lademaschinen auf Fördermittel geladen und abtransportiert. Die allgemeinen Ausbrucharbeiten umfassen Bohr- und Sprengarbeiten, das Gesteinaufladen, den Abtransport des Abraums, die Durchführung von Sicherungsmaßnahmen (Stollen- oder Tunnelzimmerung) und die Auskleidung.

Vortrieb ist dabei die Bezeichnung für die Bauweise, aber auch die gewonnene Strecke, die in Meter pro Tag angegeben wird.

  • Bei der traditionellen Bauweise wird ein Richtstollen als First- oder Sohlstollen ins Gebirge vorgetrieben. Anschließend erfolgt der Gesteinsausbruch abschnittsweise bis zur Erstreckung des Gesamtquerschnitts. Danach schließen sich Sicherung gegen Nachbrechen und Vollausbau als weitere Arbeitsschritte an. Die traditionelle Bauweise erfordert zur Sicherung einen großen Aufwand Holz.
  • Beim modernen Vollausbau werden freigelegte Flächen durch Spritzbeton, Felsanker, Stahlbögen und andere Bauelemente gesichert. Durch Einsatz von vollautomatischen Großmaschinen kann die Auszimmerung entfallen. Diese Methode nennt man auch Neue Österreichische Tunnelbaumethode.

Tunnelbau in nicht standfestem Gestein

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Bei nicht standfestem Gestein[ANM 1] wird der Ausbruch teilweise noch nach traditioneller, aber modifizierter Bauweise vorgenommen. Die Ursachen für nicht standfestes Gestein sind fast ausnahmslos sogenannte Störzonen.

Kernbau

Bei der Kernbauweise oder deutschen Bauweise werden zuerst zwei seitliche Sohlstollen als Raum für die Widerlager und ein Firststollen ausgebrochen, bevor man sich durch die Firste zu den Sohlstollen vorarbeitet. Erst nach Fertigstellung der Tunnelwandung wird der Massivkern herausgebrochen.

Belgische Bauweise

Bei der Unterfangbauweise oder belgischen Bauweise beginnt man mit dem Ausbau und der Abstützung der Firste (= Kalotte). Daran schließt sich die Ausführung des Widerlagers abschnittsweise durch seitliches Einschlitzen von einem Richtstollen aus an (= Strossenbau).

Alte österreichische Bauweise

Bei der Alten österreichischen Bauweise wird ein Sohlstollen vorangetrieben, der vergrößert wird. Daran schließt sich das Aufschlitzen bis zum First an. Von dort aus erfolgt der Vollausbruch.

Vortrieb

Bei der Vortriebsbauweise oder englischen Bauweise erfolgt der Vollausbruch nacheinander, an den sich das Einziehen des Gewölbes unmittelbar anschließt.

Versatz

Bei der Versatzbauweise oder italienischen Bauweise beginnt man mit dem Ausbruch des unteren Drittels und dem sofortigen Einziehen des unteren Widerlagerteils und Sohlengewölbes.

Ringbau

Zu den modernen Bauverfahren gehört die Ringbauweise, die mit dem Ausbruch und Ausräumen der Kalotte beginnt. Daran schließt sich das Verlegen mehrteiliger Ringschwellen an, wobei der Ring von Sohl- oder Ringschwelle, Lehrbogen, Reiter und Ausbruchbogen gebildet wird. Nach dem Aufbringen von Spritzbeton kann die Strosse ausgeräumt und das Sohlgewölbe hergestellt werden.

Messerbauweise

Die Messerbauweise bedient sich die Firste sichernder, stählerner, zugespitzter Kanaldielen, die am Rand des Gewölbes als Vortriebsmesser bei gleichzeitigem Vortrieb der Tunnelbrust ins Gebirge vorgetrieben werden. Das Gewölbe wird abschnittsweise produziert.

Vortrieb in heterogenem Gestein mit Tunnelbohrmaschine am A5 Ostast in Biel; Schilddurchmesser 12,6 m
Schildvortrieb

Bei der Schildvortriebsweise, die im Lockergestein ihre Anwendung findet, wird ein als Deckschild bezeichneter Stahlzylinder im Querschnitt des späteren Tunnelprofils mit hydraulischen Pressen vorangetrieben, die sich ihrerseits gegen das fertige Gewölbe abstützen. In seinem Schutz kann durch eine rotierende Bodenfräse im Vortriebsverfahren die Tunnelröhre ausgeräumt und durch Felsanker und Spritzbeton befestigt werden. Im nächsten Arbeitsgang wird das Gewölbe nach Einziehen der Pressen mit Beton- oder Stahltübbings ausgekleidet. Bei wasserführenden Gesteinsschichten kann der Arbeitsraum durch eine Rückwand abgeschlossen und so unter Überdruck gesetzt werden, dass kein Wasser einbricht.

Gefrierverfahren

Beim Gefrierverfahren werden in einem Ring um den künftigen Tunnel Bohrungen gestoßen, in denen ein Kälteträger zirkuliert und den Wassergehalt des umliegenden Gesteins gefriert. Danach kann der Tunnel vorgetrieben werden, ohne dass das umliegende Gebirge hereinbricht.

Rohrschirme

Zur Unterfahrung schwerer Bauwerke werden Rohrschirmdecken eingesetzt, wobei dicke Stahlrohre unter die Fundamente vorgetrieben und mit Stahlbeton ausgegossen werden. Vereinzelt wird wassergesättigter, schwimmender Beton vor dem Ausbruch vereist oder versteinert.

Offene Bauweise

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Querschnitt des Warnowtunnels

Als „offene Bauweise“ (im Englischen auch „Cut and Cover“ genannt) bezeichnet man im Weiteren Sinne alle Tunnelbauversionen, bei denen während des Baus Kontakt zwischen Tunnelboden und Tageslicht in direkter vertikaler Linie besteht, der Tunnel also „nach oben offen“ ist. Klassischerweise wird dabei – wie der englische Name andeutet – ein Einschnitt vorgenommen und dieser nach Vollendung des Baus mit einem „Deckel“ wieder abgedeckt. Es haben sich jedoch viele Varianten entwickelt (siehe unten).

Vor- und Nachteile

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Die offene Bauweise wird bei geringer Überdeckung verwendet. Hauptgrund für die Verwendung der offenen Bauweise sind geringere Baukosten und die Möglichkeit auf Technologien und Geräte des „klassischen“ Tunnelbaus ganz oder teilweise verzichten zu können. Ein typisches Einsatzgebiet sind Unterpflasterbahnen in eng bebauten Altstädten oder im Gegenteil in noch zu entwickelnden neuen Stadtvierteln (in denen aber bereits der Platz über der Bahn „verplant“ ist). Allerdings werden unterirdische Bahnen zunehmend auch bergmännisch gebaut, um Verkehrsbehinderungen und Belästigung der Anwohner zu vermeiden und um sich das Umlegen von Versorgungsleitungen zu ersparen. Bergmännische Bauweise ermöglicht auch freiere Trassierung – solange die Fundamente intakt bleiben, können Gebäude „unterfahren“ werden, bei offener Bauweise müssten diese abgerissen oder versetzt werden. In einigen Fällen wurde in offener Bauweise „um Gebäude herum“ gebaut und diverse temporäre Stützkonstruktionen verwendet, um Gebäude trotz offener Bauweise erhalten zu können. Die – zum Beispiel bei der U-Bahn Nürnberg angewandte – „fahrdynamische Trassierung“, bei der der tiefste Punkt der Strecke regelmäßig zwischen zwei Bahnhöfen liegt, das Gelände also „mitbremst“ bzw. „mit beschleunigt“ ist zwar bei offener Bauweise denkbar, jedoch ist dann eine größere Menge Material zu bewegen, um an den tiefsten Punkten anzugelangen.

Historisch erforderte bergmännische Bauweise oft eng bemessene Tunnel wie hier bei der London Underground

Die offene Bauweise von Tunnelbahnen wird im Neubau auch durch die Renaissance der Straßenbahn zunehmend durch „klassische“ Straßenbahnen mit wenn überhaupt geringen Tunnelabschnitten (die dann oft bergmännisch angefahren werden) verdrängt. Bei nicht standfestem Untergrund kann es einfacher sein, mittels offener Bauweise „Seitenwände“ und anschließend einen „Deckel“ zu bauen als die oben erwähnten Methoden der bergmännischen Bauweise. Historisch erlaubte die offene Bauweise größere Querschnitte, was bei der London Underground eindrucksvoll durch die engen (bergmännisch angefahrenen) „Tube“-Linien im Vergleich zu den breiteren in offener Bauweise entstandenen Linien derselben Ära erkennbar ist.

  • Bei der herkömmlichen offenen Bauweise bleibt die Baugrube während der gesamten Bauzeit offen. Die seitlichen Verbauwände werden vor oder beim Bodenaushub niedergetrieben.
  • Bei der Deckelbauweise werden Bohrpfahlwände oder Schlitzwände aus Stahlbeton errichtet, zwischen denen die Baugrube ausgehoben wird. Sobald die Höhe erreicht ist, in der Bagger und Radlader arbeiten können, wird die Grube zur Aufrechterhaltung des darüber fließenden Straßenverkehrs abgedeckelt. Allerdings ist es auch möglich, den Deckel direkt auf den Baugrund herzustellen, ohne davor eine Baugrube auszuheben. Danach muss jedoch der komplette Tunnelquerschnitt von den Portalen aus ausgehoben werden. Die Deckelbauweise findet beim Bau von Unterpflasterbahnen Anwendung.
  • Zur Querung von Gewässern wird die Einschwimm- und Absenktechnik in Deutschland selten angewandt. Bei ihr werden an Land vorgefertigte Senkkästen (Caissonverfahren) oder Tunnelstücke eingeschwommen und im ausgespülten Flussbett versenkt. Beispiel: Warnowtunnel. Auch der Fehmarnbelttunnel zwischen Deutschland und Dänemark soll auf diese Weise gebaut werden.

Beurteilung des Gebirges für den Tunnelbau

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Grundlagen für die Auslegung und Berechnung der Tunnelbauwerke, für die Wahl der Ausbruchmethode und für die Auswahl der zwischenzeitlichen Ausbruchsicherungen während des Baus bilden:

Gebirgs-
klassen
Stehzeit Repräsentative
Gebirgsarten
Standzeit
bei ungesicherter
Spannweite
Dauer|Länge(m)
Gebirgsverhalten
und Sicherung
Spritzbeton
A Standfest 20
Jahre
4 nicht
erforderlich
B Nachbrüchig Quarzphyllite
Chloritschiefer
Kalkglimmer-
schiefer
0,5
Jahre
4 Leichte
Nachbrüche
2 bis 3 cm im
Kopfbereich
C Leicht
gebräch
Dolomit in
Störungs-
streifen
7
Tage
3 Anfängliche
Standfestigkeit,
Nachbrüche nach
Monaten
3 bis 5 cm im
Kopfbereich
D Gebräch Tonmergel
mürbe
Sandsteine
5
Std.
1,5 Beim Ausbruch
standfest, später
kräftige Nach-
brüche
5 bis 7 cm, im
Kopfbereich mit
Baustahlgewebe
E Sehr
gebräch
Mergelige
Sandsteine
Tonglimmerschiefer
Hartmergel
Kalkblätterschiefer
20
Min.
0,8 Beim Ausbruch
starke
Auflockerung,
örtlich begrenzte
Firstbrüche
7 bis 15 cm mit
Baustahlgewebe
F Druckhaft Schiefer
Mergelschiefer
Mergel
bergfeuchter Ton
2
Min.
0,4 Sehr dichte und
schwere
Sicherung
erforderlich
15 bis 20 cm mit
Baustahlgewebe
ergänzt mit
Stahlbögen
G Sehr
druckhaft
Schiefertone,
mürbe Mergel
10
Sek.
0,15 Vorauseilende
Sicherung
ausgesteifte
Stahlbögen,
nachträglich
Spritzbeton
  • Die Ergebnisse der Vorerkundungen mit Aufschlussbohrungen,
  • Die hierauf aufbauende qualitativen und quantitativen Beschreibung des Gebirges mit Materialkennwerten,
  • Gefährdungsbilder und Risikoanalysen.

Zur Beurteilung des Gebirges sind drei Klassifizierungssysteme gebräuchlich, die diese Zuordnung mit der Fragestellung wie, wann, was erreichen:

  • Wie das Gebirge auf den Ausbruch reagiert, beschreibt das Gebirgsverhalten mit Gefährdungsbildern wie Steinfall, Niederbrüche, Bergschlag, Sohlhebung, Querschnittsverengung und Wasser- oder Gasaustritt.
  • Wann das Gebirge mit abbrechendem Gestein (Nachbruch) reagiert, gibt die Stehzeit nach dem Ausbrechen des Hohlraums an.
  • Was an Sicherungs- und Ausbaumaßnahmen erforderlich ist, beschreibt die Einordnung des Gebirges nach erforderlichen Sicherungsmaßnahmen.[1]

Die ersten beiden Gruppen ordnen die auftretenden Eigenschaften zu und grenzen die Maßnahmen ein, die in der dritten Gruppe zur Auswahl kommen, wie die Tabelle im Überblick zeigt. Siehe auch [3]

Ausführung von Untertagebauwerken

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Organisationsformen

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Zur Erstellung von Untertagebauwerken kommen drei Organisationsformen der Bauwirtschaft in Frage: [1]

  • Bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers sucht der Bauherr im Rahmen einer Ausschreibung mit einem detailliert ausgearbeiteten Leistungsverzeichnis und Vorgabe der Ausbruch- und Vortriebsklassen nach einem geeigneten Bauunternehmen. Dies ist die im Untertagebau am häufigsten genutzte Organisationsform.
  • Die zweite Form stellt das Generalunternehmermodell dar, bei der die Gesamtleistung in einer funktionalen Ausschreibung mit einem Leistungsprogramm mit generellen Vorgaben u. a. zu Ausbruchklassen und Abrechnungssystemen vorgegeben wird.
  • Die dritte Form besteht in der Vergabe an einen Totalunternehmer mit funktionaler Ausschreibung. Der Totalunternehmer zieht geeignete Bauunternehmen für die Bauaufgabe zusammen, ist meist nicht oder nur mit einem geringen Anteil selbst in der Bauausführung tätig. Diese Form wurde im Untertagebau bisher nur in wenigen Fällen gewählt.

Planungs- und Ausführungsphasen

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Die Leistungen bei einer Projektdurchführung mit einem Einzelleistungsträger laufen in den Planungs- und Ausführungsphasen in folgender Weise mit klar abgegrenzten Aufgabenzuordnungen ab: In der Konzeptphase werden vom Bauherrn zunächst Vorstudien erstellt, die mit dem Vorentwurf genauer bearbeitet werden und in einer Konzept- und Machbarkeitsstudie als abschließender Entscheidungsgrundlage für diese Planungsphase münden. Im nächsten Schritt folgen geologische Studien und eine erste Zusammenstellung der Kosten als Kostenschätzung mit einem üblichen Genauigkeitsbereich von ± 30 bis 50 %.

Es schließt sich die Bauprojektphase an, in der weitergehende Baugrunduntersuchungen durchgeführt werden, geologische und ökologische Gutachten erstellt und eine grobe Einteilung in Ausbruchklassen vorgenommen werden.

Anschließend folgt das Genehmigungsverfahren, meist als Planfeststellungsverfahren. Im Planfeststellungsbeschluss werden die wesentlichen Genehmigungsauflagen für die weitere Planung und Ausführung festgelegt. Hierin enthalten sind insbesondere die Gewährleistung der Umweltverträglichkeit und des Schutzes der Interessen Dritter. Die Genehmigungsauflagen ergänzen die Leistungsbeschreibung der nachfolgenden Ausschreibung.

In der Bauprojektphase wird die Ausführungsplanung auf Basis der bisher arbeitende Unterlagen erstellt und verfeinert. Meist werden in dieser Phase ergänzende Baugrunduntersuchungen nötig, um offene Fragen für das Aufstellen des Leistungsverzeichnisses zu klären. Im Leistungsverzeichnis werden Vortriebsverfahren und die zugehörigen Sicherungen sowie die Einteilung des Bauwerks in Ausbruchklassen festgeschrieben. Damit gibt der Bauherr bei dieser Organisationsform des Einzelleistungsträgers weitestgehend das Bauverfahren, die Konstruktion des Bauwerks und den Bauablauf vor. Er gewährt einen gewissen Spielraum für Vorschläge von alternativen Bauabläufen oder Ausbauweisen, die von den Anbietern als Sondervorschläge im Rahmen der Angebote unterbreitet werden können.

Nach der Ausschreibung, dem damit verbundenen Preiswettbewerb und der Auftragsvergabe führt der Bauunternehmer die einzelnen Bauabschnitte aus. Sofern Sondervorschläge beauftragt wurden, kann eine Anpassung der vorliegenden Genehmigung mit einem Planänderungsverfahren erforderlich werden. Der Bauunternehmer ist für die richtige Wahl der Geräte und Abläufe verantwortlich, die sich aus den vorgegebenen Bauverfahren und der richtigen Behandlung des Baugrunds ergeben. Veränderte geologische Verhältnisse zeigt der Bauunternehmer dem Bauherrn an, der über Änderungen der Ausbruch- bzw. Sicherungsklassen entscheidet.

Vor- und Nachteile der Ausführung mit einem Einzelleistungsträger

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Als Vorteil dieser Organisationsform kann der Bauherr individuell Planung und Ausführung beeinflussen, insbesondere Qualität und damit auch den Preis. Bei Planänderungen steht mit dem vereinbarten Leistungsverzeichnis eine gute Grundlage zur beidseitigen Abwicklung bereit. Dies spielt besonders eine Rolle, wenn sich aus der Geologie oder aus den Genehmigungsauflagen Unwägbarkeiten ergeben. Vorteilhaft ist bei diesem Verfahren ferner, dass mit der Ausschreibung der Preiswettbewerb zwischen den anbietenden Firmen genutzt werden kann.

Als Nachteil bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers besteht für den Bauherrn weiterhin das finanzielle und terminliche Risiko. Das grundlegende Risiko des Baugrundes verbleibt unabhängig von der Organisationsform beim Bauherrn, da er den Baugrund „zur Verfügung“ stellt und somit für die Beschaffenheit verantwortlich ist – Grundsatz: „Baugrund ist Bauherren-Risiko“. Im Tunnelbau ist dies besonders bedeutsam, da das umgebende Gebirge Teil des Bauwerks wird. Ergeben sich Unterschiede zwischen dem tatsächlich vorgefundenen Zustand und dem vereinbarten Leistungsverzeichnis, so gehen die daraus entstehenden Aufwendungen zu Lasten des Bauherrn.

Der Bauherr ist bei dieser Organisationsform außerdem für die Schnittstellenkoordination zu den anderen Leistungsträgern verantwortlich. Die stufenweise Bearbeitung der Planungsphase vor der Ausführung lässt keine beschleunigende Projektabwicklung zu, hieraus entsteht meist eine lange Projektdauer. Durch die Vorgabe der Tunnelausbaumethoden können besondere Kenntnisse und Methoden des Unternehmers nur begrenzt im Rahmen der genannten Sondervorschläge genutzt werden, die keine grundlegenden Änderungen zulassen. Aufgrund des reinen Preiswettbewerbs ist der Unternehmer meist daran interessiert, über Nachtragsforderungen seine oft enge Gewinnspanne zu vergrößern und die wirtschaftliche Auskömmlichkeit des Vorhabens zu verbessern.[1]

Bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers ist für den Unternehmer vorteilhaft, dass er kein Risiko aus Abweichungen der Leistungsbeschreibung tragen muss und im Falle eines Einheitspreisvertrages alle ausgeführten Leistungen vergütet bekommt, auch die vorgenannten geänderten oder zusätzlichen Leistungen.

  • W. Schubert, A. Fasching, A. Gaich, R. Fuchs: Neue Methoden in der Datenerfassung und -darstellung im Tunnelbau. In: Unterirdisches Bauen 2000. Herausforderungen und Entwicklungspotentiale. STUVA Tagung ́1999. STUVA, Köln 1999 (3-g.at [PDF; abgerufen am 18. Mai 2014] Kurzfassung).
Commons: Tunnels in Bau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Gerhard Girmscheid: Baubetrieb und Bauverfahren im Tunnelbau. 2. Auflage. Berlin 2008.
  2. Bernhard Maidl: Handbuch des Tunnel- und Stollenbaus, Band I und II. 3. Auflage. Essen 2004.
  3. Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.: Empfehlungen des Arbeitskreises „Tunnelbau“ – ETB. Ernst & Sohn, Berlin 1995.
  1. Mit dem Begriff Standfestigkeit wird die Fähigkeit von Gesteinsschichten beschrieben, einen bestimmten Zeitraum um einen nicht unterstützten unterirdischen Hohlraum ohne Zerstörung stehen zubleiben. (Quelle: Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon.)