Evangelische Kirche (Wingershausen)

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Evangelische Kirche in Wingershausen

Die Evangelische Kirche Wingershausen ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude, das in Wingershausen steht, einem Ortsteil der Stadt Schotten im Vogelsbergkreis in Hessen. Die Kirchengemeinde gehört zum Dekanat Büdinger Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Der Mainzer Erzbischof Erkanbald ließ im Jahre 1016 in Wingershausen eine Kirche weihen und versah sie mit einem großen Sendegebiet. Die Markbeschreibung der Kirche zu Wingershausen ist in zwei Fassungen überliefert. Der Einfall von Anhänger König Ludwig des Bayern 1327 in das Fuldaer Stiftsgebiet und die Niederwerfung eines Aufstandes Fuldaer Bürger 1331 hatten das Fuldaer Stift in große Finanznöte gebracht. Deshalb wurden Besitzungen verkauft oder verpfändet. Dem Kloster Blankenau wurde deshalb 1331, um die Not der Nonnen zu lindern, die Pfarrei Wingershausen inkorporiert.[1] Johann Hores Pfarrer in Wingershausen musste dem Kloster versprechen, sein Amt auch selbst auszuüben. Viele Pfarrer hielten sich nämlich nicht an ihre Residenzpflicht.[2] Waren Kirchen einem Kloster inkorporiert, wurden sie von einem Weltpriester seelsorgerisch versorgt. Während das Kloster die Pfründe einstrich, musste sich der sogenannte „vicarius perpetuus“ der Weltgeistliche beim Dienstantritt versprechen, mit dem Zehnten zufrieden zu sein. Dies versprach Johann Hores, vicarius perpetuus, im Jahr 1508 dem Kloster Blankenau, dem seine Kirche in Wingershausen inkorporiert war. Dieser Kirche waren fünf Orte eingegliedert, die jährlich zehn fl. an das Kloster abgeben mussten. Die Zehnten hatten einen jährlichen Wert von 63 fl. Damit blieb dem Wingershäuser Pfarrer ein gutes Einkommen, das aber durch Naturkatastrophen beträchtlich gemindert werden konnte.[3]

Die neugotische Saalkirche wurde auf den Grundmauern des Vorgängerbaus über T-förmigen Grundriss 1903–1904 nach einem Entwurf von Architekt Ludwig Hofmann aus Herborn mit Basalt-Bruchsteinen gebaut. Im nördlichen Winkel steht der mit einem spitzen achtseitigen Helm bedeckte Kirchturm, im südlichen ein kleiner Anbau für das Vestibül. Ein weiteres Portal befindet sich im Westen. Die Buntglasfenster, bei denen man sich am Jugendstil orientierte, wurden 1903 in der Werkstatt für Glasmalerei Hans Müller-Hickler in Darmstadt geschaffen. Auch beim Innenausbau orientierte man sich am Jugendstil.

Der Altar und die Kanzel stehen im Norden des östlichen Kirchenschiffs. Von der Kirchenausstattung der alten Kirche wurde das spätgotische Kruzifix übernommen, während sich das gotische Taufbecken aus Sandstein erst seit 1966 in der Kirche befindet. Es stammt aus Reichensachsen bei Eschwege und diente dort zuletzt als Blumenkübel. Die einmanualige Orgel mit zehn Registern wurde um 1960 gebaut.

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen 1, Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 973.
Commons: Evangelische Kirche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Josef Leinweber: Das Hochstift Fulda vor der Reformation. Diss. Fulda 1972, S. 270.
  2. Josef Leinweber: Hochstift Fulda, S. 147.
  3. Josef Leinweber: Das Hochstift Fulda vor der Reformation. Diss. Fulda 1972, S. 146 f, Anm. 74.

Koordinaten: 50° 28′ 3,5″ N, 9° 8′ 0″ O