Evangelischer Kirchhof Nikolassee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Evangelische Friedhof Nikolassee,[1] auch Ev. Kirchhof Nikolassee,[2][3] ist der Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee. Er befindet sich östlich des Kirchweges im Berliner Ortsteil Nikolassee. Der Friedhof ist im Zusammenhang mit der Villenkolonie in Nikolassee 1906–1907 entstanden. Er weist heute eine Fläche von 17.523 Quadratmeter auf[1] und steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Zusätzlich sind die Friedhofskapelle, die Einfriedungsmauer und 19 Gräber als einzelne Baudenkmäler geschützt.[3] Auf dem Friedhof befinden sich fünf Ehrengräber des Landes Berlin.[4] Das Land Berlin kategorisiert den Friedhof als Waldfriedhof.[1]

Im Jahre 1906, fünf Jahre nach Gründung der Villenkolonie Nikolassee (die 1910 selbstständige preußische Landgemeinde wurde), stellte die Heimstätten-AG, die Gründungsträgerin von Nikolassee, ein 11.490 Quadratmeter großes Areal als Kirch- und Pfarrgrundstück zur Verfügung. Hiervon wurden 5.312 Quadratmeter als Begräbnisstätte angelegt und im Oktober 1907 kirchlich geweiht. Direkt gegenüber, auf der westlichen Seite des Kirchweges, entstand 1909–1910 die Kirche Nikolassee. 1909 erfolgte die Auspfarrung aus der Muttergemeinde Zehlendorf und die Einrichtung einer Pfarrstelle, 1910 die Übernahme des Friedhofs in das Eigentum der neuen Gemeinde.

Die Gestaltung des Friedhofs erfolgte durch den Architekten Johannes Bartschat. Mauer und Tor am Kirchweg entstammen noch dem ursprünglichen Entwurf Bartschats aus dem Jahr 1906.

Friedhofskapelle

In den Jahren 1912–1913 wurde auf dem Friedhofsgelände eine T-förmige Kapelle angelegt. Die Entwürfe lieferte wiederum Johannes Bartschat. Einfriedung mit Mauer und Tor sowie die Kapelle werden der beginnenden Moderne zugerechnet.[5]

Das ursprüngliche Friedhofsareal wurde 1913 durch Zukauf um 3600 Quadratmeter und 1918 um weitere 6800 Quadratmeter erweitert. Die bisher letzte Erweiterung, mit der auch eine Umgestaltung des Friedhofs nach Plänen von Richard Köhler einher ging, erfolgte 1939/40.

Im Juli 1940 ließ die Gemeinde auf dem neuen Kirchhofsteil ein hohes steinernes als Eisernes Kreuz geformtes Kreuz von dem Architekten Wilfried Wendland errichten. Mit diesem schlichten Mahnmal für die Gefallenen der Gemeinde in den Kriegen zuvor konnte der damaligen Praxis, Hakenkreuze auf Grabstätten anzulegen, entgegengetreten werden. Dieses Kreuz symbolisiert dagegen das Kreuz Jesu Christi als Erlösungs- und Friedenszeichen. 1957 erhielt dieses Denkmal eine eiserne Dornenranke des Künstlers Gerhart Schreiter, mit der an die Opfer des Zweiten Weltkrieges mahnend erinnert wird.

1951 wurde die Ausmalung der Kapelle erneuert und am Giebel über dem Eingang aus dem Römerbrief der folgende Spruch (5,2 LUT) aufgebracht: „Wir rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit.“ Im Laufe der Zeit hat das Gebäude weitere Umbauten und Modernisierungen erfahren, so wurde die Inschrift „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“ (Römer 12,12 EU) am Kapellengiebel aufgebracht.

Die Kapelle, die Friedhofsmauer sowie zahlreiche Gräber wie die von Walther Epstein, Erich Koehler oder Theo von Brockhusen sind denkmalgeschützt.[6]

Beigesetzte Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Name Geburtsjahr Sterbejahr Beruf/Wirken Ehrengrab Grablage Foto des Grabes Bemerkungen
Fedja Anzelewski 1919 2010 Kunsthistoriker
Herbert Ballmann 1924 2009 Filmproduzent, Regisseur CII59/60
Arnulf Baring 1932 2019 Historiker
Gerdt von Bassewitz 1878 1923 Dichter Grab nicht erhalten
Friedrich W. Bauschulte 1923 2003 Schauspieler C
Wilhelm von Blume 1835 1919 General der Infanterie E
Max Bodenstein 1871 1942 Physikochemiker Feld E
Helmut de Boor 1891 1976 Mediävist, Professor G-23
Theo von Brockhusen 1882 1919 Maler 1987–2009 A-46/47
Friedrich Buschtöns 1895 1962 deutscher Theologe und Oberkirchenrat
Walter Conrad 1892 1970 Politiker (FDP)
Helmut Coper 1925 2013 Mediziner, Professor
Oskar Cordel 1843 1913 Schachmeister und -autor
Carl Dahlhaus 1928 1989 Musikwissenschaftler PI-35/36
Dietmar von Dippel 1943 2009 deutscher Jurist
Friedrich Ernst 1889 1960 deutscher Jurist, Verwaltungsbeamter, Bankmanager und Politiker
Ferdinand Friedensburg 1886 1972 Oberbürgermeister Berlins, Ehrenbürger seit 1972 A-10/11
Richard Friedenthal 1896 1979 Schriftsteller seit 1984 CII-49/50
Hugo Gressmann 1877 1927 Theologe, Professor D
Adolf Groth 1855 1934 Schriftsteller, Übersetzer
Fritz Heise 1866 1950 Bergbauingenieur, Professor M
Rudolf Henneberg 1845 1909 Kommerzienrat, Firmeninhaber
Ernst Hinrichs 1937 2009 Historiker, Professor
Bernd Juds 1939 2004 Publizist und Schriftsteller
Jochen Klepper 1903 1942 Schriftsteller, Dichter J-1–4
Max Kloss 1873 1961 Maschinenbauer, Professor A
Kurt Kluge 1886 1940 Bildhauer, Schriftsteller A-64
Werner Kniehahn 1895 1967 Maschinenbauer, Hochschullehrer
Hans Koch 1893 1945 Jurist, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Eduard Kohlrausch 1874 1948 Jurist, Professor PI-11/12
Hermann Kretzschmar 1848 1924 Musikwissenschaftler, Dirigent, Komponist 1992–2014 AI-19/20
Martin Kruse 1929 2022 Evangelischer Theologe und Pfarrer, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Ratsvorsitzdender der EKD
Erich Loos 1913 2006 Literaturwissenschaftler, Professor
Friedrich von Lorentz 1902 1968 deutscher Klassischer Archäologe und Kunsthistoriker
Peter Lorenz 1922 1987 Jurist, Politiker seit 1997 PI-1/2
Hans Rainer Maurer 1937 2014 Pharmazeut, Professor
Eduard Mosler 1873 1939 Bankier
Eckart Muthesius 1904 1989 Architekt, Innenarchitekt BI-82/83
Hermann Muthesius 1861 1927 Architekt seit 1984 BI-82
Julius Petersen 1878 1941 Literaturwissenschaftler
Gisela Pukaß-Fritsch 1936 2013 Schauspielerin, Synchronsprecherin
Wolfgang Rademann 1934 2016 Fernsehproduzent H-11/12
Willy Ramme 1887 1953 Entomologe
Josef Rufer 1893 1985 Musikwissenschaftler
Karl Scharfenberg 1874 1938 Ingenieur, Erfinder (Scharfenbergkupplung) CII-3/4
Peter Schiff 1923 2014 Schauspieler, Synchronsprecher FIV-2
Erich Schmidt 1897 1952 Verleger (Erich Schmidt Verlag) Q
Max C. P. Schmidt 1853 1918 Professor für lateinische Stilistik
Gerhard Schmitt 1909 2000 Theologe, Superintendent UIII
Werner Schumacher 1920 2000 Radiologe, Hochschullehrer
Walter Schunack 1935 2011 Mediziner, Professor
Alexander Schwan 1931 1989 Politikwissenschaftler, Professor P
Axel Springer 1912 1985 Zeitungsverleger (Axel Springer Verlag) seit 2016 E-96
Eduard Sthamer 1883 1938 Historiker, Professor Grab nicht erhalten
Adolf Strube 1894 1973 Kantor, Hochschullehrer
Werner Thärichen 1921 2008 Komponist, Musiker
George Henry de Thierry 1862 1942 Ingenieurwissenschaftler, Professor Grab nicht erhalten
Robert Tillmanns 1896 1955 Politiker, Bundesminister PII-75–78
Rüdiger Trantow 1926 2019 Komponist, Dirigent, Musikpädagoge
Friedrich Trendelenburg 1844 1924 Mediziner, Chirurg 1990–2014 A-45
Friedrich Trendelenburg 1878 1962 Jurist, Ministerialrat A-45
Paul Trendelenburg 1884 1931 Pharmakologe, Professor
Ullrich Trendelenburg 1922 2006 Pharmakologe, Professor
Max Vasmer 1886 1962 Slawist 1987–2009 BI-25/26
Christa Vennegerts 1951 2010 Politikerin (B’90/Grüne)
Rudolf Vierhaus 1922 2011 Historiker, Professor
Heinrich Vogel 1902 1989 evangelischer Theologe, Komponist
Sieglinde Wagner 1921 2003 Kammersängerin E
Moritz Weber 1871 1951 Ingenieurwissenschaftler, Professor A
Gertrud Weinhold 1899 1992 Kunstsammlerin, Professorin
Joachim Hans Weniger 1925 2015 deutscher Agrarwissenschaftler und Hochschullehrer für Tierzucht
Ulrich Wickert 1927 2009 evangelischer Kirchenhistoriker
Johannes Wirsching 1929 2004 Theologe, Professor E
Georg Wobbermin 1869 1943 Theologe, Professor Grab nicht erhalten
Karlheinz Zöller 1928 2005 Musiker, Professor
  • Erika Müller-Lauter: Grabmäler in Berlin IV / Exempel: Die Friedhlfe im Bezirk Zehlendorf (= Berliner Forum 9/85). Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, Berlin 1985.
  • Eckart Henning, Werner Natzschka: Gräber bekannter Persönlichkeiten auf dem Evangelischen Kirchhof Nikolassee. 2. Auflage im Auftrage des Vereins der Förderer der Evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee e. V., Berlin 1997.
Commons: Evangelischer Kirchhof Nikolassee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c Liste der Berliner Friedhöfe (Stand Mai 2016)
  2. Kirchengemeinde Nikolassee: Kirchhof in Nikolassee
  3. a b Ev. Kirchhof Nikolassee. Denkmaldatenbank der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  4. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: Juli 2016)
  5. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Anlagen und Bauten für die Versorgung. Bestattungswesen (= Berlin und seine Bauten. Teil X, Band A (3)). Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6, S. 119.
  6. Ev. Kirchhof Nikolassee. In: Landesdenkmalamt Berlin, Denkmaldatenbank, Objekt-Nr. 09050055, auf: berlin.de.

Koordinaten: 52° 25′ 34,95″ N, 13° 12′ 14,61″ O