Fabbrica Automobili Itala

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Fabbrica Automobili Itala

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Rechtsform S.A.
Gründung November 1904
Auflösung 1935
Sitz Turin, Italien
Leitung Matteo Ceirano
Branche Automobilhersteller

Fabbrica Automobili Itala stellte Automobile unter dem Markennamen Itala her. Es war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine der renommiertesten Produktionsfirmen, deren Wagen für ihre Robustheit und Sportlichkeit gepriesen wurden.

Die Firma wurde 1904 von Matteo Ceirano in Turin gegründet und spezialisierte sich von Anfang an auf Wagen der Mittel- und Oberklasse mit sportlichem Charakter. Bereits im Gründungsjahr nahmen Itala-Wagen an diversen Rennen teil und gewannen erste Preise. Weltruhm erlangte die Firma, als im Jahre 1907 Prinz Scipione Borghese und sein Fahrer Ettore Guizzardi die anspruchsvolle Wettfahrt von Peking nach Paris auf einem weißen Itala 35/45 HP gewann[1]. Das Auto ist heute im Turiner Museo Nazionale dell’Automobile ausgestellt. Fast alle europäischen Herrscherhäuser jener Zeit besaßen einen Itala. Im Jahr 1907 stellte Itala etwa 200 Automobile her, 1909 waren es ca. 180, ca. 350 Stück 1910 und im Jahr 1911 ca. 720 Stück[2].

Unter dem Eindruck des Knight-Schiebermotors entwickelte man bei Itala eigene ventillose Motoren und bot damit ausgestattete Fahrzeuge unter der Typenbezeichnung „Avalve“ von 1912 bis 1922 neben Fahrzeugen mit konventionellem Motor an.

Flugmotoren und LKW

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Bereits vor dem Ersten Weltkrieg befasste sich Itala mit der Entwicklung von Flugmotoren. So wird in der Literatur für 1913 ein 5,8-Liter-Vierzylinder-Flugmotor, wassergekühlt mit paarweise gegossenen Zylindern, Bohrung × Hub 115 × 140 mm erwähnt, der 50–55 PS bei 1500/min leistete und 180 kg wog[3]. Allerdings wird kein Flugzeugtyp genannt, in den dieser Motor eingebaut wurde. Folgerichtig erhielt nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges Itala 1915 (neben dem Bau von LKW) den Auftrag zur Lizenzfertigung von 3000 Hispano-Suiza-Flugmotoren des Typs Hispano-Suiza 8 mit jeweils 200 PS Leistung. Die hierzu erforderliche Umrüstung der Fabrik zog sich jedoch über zwei Jahre hin, weil einerseits Fachkräfte zum Militär eingezogen waren, andererseits Maschinen nicht geliefert wurden und wohl auch das Management überfordert war. Als man Ende 1917 mit der Produktion beginnen konnte, verlangte die Armee Lieferung von 300-PS-Motoren des Typs Hispano-Suiza 8F. Als die ersten Motoren dieses Typs erfolgreich ihre Probeläufe absolviert hatten, war der Erste Weltkrieg zu Ende und die Motoren wurden nicht mehr benötigt. Weil die Fertigung nie richtig angelaufen war, erstattete der italienische Staat der Firma Itala lediglich einen Betrag von 50 % des Auftragsvolumens. Dieser Betrag reichte nicht aus, um die Kosten des Rückbaus der Fertigungsanlagen abzudecken. Zusätzlich kam es infolge der Nachkriegsdepression zu Streiks, weshalb bei Itala beispielsweise 1920 nur die Hälfte des Jahres in der Fabrik gearbeitet wurde.[4]

Neben Personenwagen baute Itala von etwa 1910 bis 1920, vor allem aber während des Ersten Weltkrieges, auch leichte bis mittlere Lastkraftwagen. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen bestellte die italienische Regierung bei Itala Anfang des Jahres 1915 insgesamt 120 leichte LKW des Tipo V, die alle bis Ende Mai 1915 ausgeliefert wurden[5]. Besonders erwähnenswert ist der schwere Tipo X, der als Selbstfahrlafette für die Cannone da 75/27 modello 06 diente: Das Geschütz war auf der Ladefläche aufgebaut, hatte einen Schwenkbereich von 360° und diente zur Flugabwehr. Die italienische Armee beschaffte 72 Stück, die als Ausstattung von 16 Flugabwehr-Batterien verwendet wurden[6]. Als besonders kleiner und für schmale Gebirgsstraßen geeigneter LKW erschien Ende 1917 der Tipo 17 „Alpino“, auch „Muletto“ genannt. Am 1. Oktober 1918 hatte die italienische Armee 427 Stück des Tipo 17 „Alpino“ und 623 sonstige Itala-LKW im Bestand.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg

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In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ging es wieder aufwärts, es sind folgende Stückzahlen an produzierten Automobilen überliefert: 607 Stück 1921, 444 Stück 1922. 1923 entstanden ca. 1100 Stück, dies stellt den Höhepunkt der Firma dar. Weiterhin beteiligte sich Itala an Rennen, gab jedoch die Fertigung von Wagen der Oberklasse auf. Nach 1923 ging es bergab: 1924 wurden nur noch 559 Autos gebaut[8], und die Firma kam unter die Kontrolle des Istituto Finanziario Italiano di Liquidazioni, gleichwohl sanken in den Folgejahren die Produktionszahlen weiter. Im Jahr 1929 entwickelte Itala den Prototyp eines schwimmfähigen Panzerspähwagens – den Itala Autoblinda Anfibio[9].

1929 wurde Itala an den Lastwagenfabrikanten Officine Metallurgiche di Tortona verkauft[10]. Danach wurden bis 1934 noch vereinzelte Fahrzeuge hergestellt, bis der Betrieb endgültig schloss und die Reste von Fiat gekauft wurden.

Der Niedergang Italas ist vor allem auf die veränderte Marktsituation nach dem Ersten Weltkrieg zurückzuführen: Der Krieg und die anschließende Inflation hatten dem Wohlstand in Europa zunächst ein Ende bereitet. Hiervon waren insbesondere die besitzenden Schichten betroffen, die als Käufer von Automobilen in Frage kamen. Gleichzeitig konnten Automobile aus den USA infolge der Massenproduktion zu erheblich geringeren Preisen hergestellt werden als handwerklich in Europa hergestellte. Die europäischen Staaten versuchten, ihre heimische Automobilindustrie durch hohe Zölle vor Billigimporten aus den USA zu schützen. Damit brach aber für Italien, das vor dem Ersten Weltkrieg einen großen Teil seiner Autos exportiert hatte, der europäische Exportmarkt weg. Innerhalb Italiens boten außer Itala noch Fiat, Lancia, Alfa Romeo, Ansaldo, Bianchi, Ceirano, Diatto und OM vergleichbare Autos in der gehobenen Mittelklasse an. Außerhalb Europas gab es nur in den USA, Kanada und Australien genügend Menschen mit hinreichender Kaufkraft, die Weltwirtschaftskrise ließ auch diese Märkte ausscheiden. Vor diesem Hintergrund ist das Sterben etlicher italienischer Automarken in den späten 1920er Jahren zu sehen.

Die Motoren waren immer wassergekühlte Reihenmotoren. Alle PKW-Modelle hatten ein Getriebe mit vier Vorwärtsgängen und Rückwärtsgang. Die Kraftübertragung auf die Hinterachse erfolgte von Anfang an über eine Kardanwelle, Kettenantrieb gab es bei Itala nicht. Das Fahrgestell bestand immer aus Längsträgern aus Stahlblech. Ab dem Modell 61 hatten die Fahrzeuge Vierradbremsen, bis dahin waren die Vorderräder ohne Bremsen.

Die Firma Itala baute von 1904 bis 1934 die nachfolgenden PKW-Typen[11][12]:

Typ Bauzeit Zyl. Bohrung × Hub
(mm)
Hubraum
(cm³)
Leistung
(PS)
Spurweite
(mm)
Radstand
(mm)
Vmax
(km/h)
24 HP 1904–06 4 110 × 120 4562 35 1400 2900/3080 .
18 HP 1904–06 4 . - 18 1400 2900 90
50 HP 1905–06 4 . . 50 1400 2900 .
14/20 HP 1907–08 4 85 × 115 2610 20 . . .
35/45 HP 1907–11 4 130 × 140 7433 45 1420 3105/3305 80–90
60 HP 1907–12 6 130 × 140 11150 60 1420 3100/3300 100
20/30 HP 1908–10 4 115 × 130 5401 30 1410 3055–3255 80
50/65 HP 1908 4 150 × 150 10603 65 1420 3150/3350 105–115
75 HP 1908–10 6 140 × 140 12931 75 1420 3250/3500 105–115
16/20 HP 1909–10 4 90 × 110 2799 20 1360 2780 60–68
50/65 HP 1909–10 4 140 × 150 9236 65 1420 3150/3350 105–115
12/16 HP 1910 4 75 × 110 1944 16 1350 2800 60
14/18 HP 1911–12 4 77 × 120 2235 18 1350 2800 60–65
18/24 HP 1911–12 4 90 × 130 3308 24 1360 2980–3197 65–75
25/35 HP 1911–15 4 115 × 130 5401 35 1410 3075–3275 72–83
50/65 HP 1911 4 140 × 150 9236 65 1420 3150/3350 105–115
50/70 HP 1911 4 127 × 160 8107 65 1420 3210/3410 115–125
75 HP 1911–15 6 140 × 140 12931 72 1420 3398/3598 105–115
35/45 HP 1912–15 4 130 × 140 7433 45 1420 3115/3315 87–94
50/65 HP 1912–15 4 140 × 150 9236 65 1420 3185/3385 105–115
60/70 HP 1912–15 4 127 × 160 8107 65 1420 3210/3410 115–125
25 HP Avalve 1912–13 4 90 × 130 3308 26 1410 3066/3216 75–85
35 HP Avalve 1912–16, 1919 4 105 × 150 5195 35 1410 3102/3302 85–95
60 HP 1913–15 6 130 × 140 11150 60 1420 3398/3598 100–107
14/20 HP 1913–16 4 77 × 120 2235 20 1350 2800, ab 16: 2870 60–65
18/30 HP 1913–15 4 90 × 130 3308 30 1360 3025–3290 65–75
50 HP Avalve 1913–16 4 130 × 160 8495 über 70 1410 3355/3555 über 130
25 HP Avalve 1912–16, 1919 4 90 × 150 3817 26 1410 3066–3316 75–85
85 HP Avalve 1915–16 4 125 × 170 8345 85 1400 3650 .
39 1916–17 4 80 × 130 2614 . . 2400/2650 .
50 1919–26 4 83 × 130 2814 30 1410 3185 80–85
51 Sport 1920–26 4 83 × 130 2814 50 1410 3105, ab 25: 3135 100–105
55 Avalve 1921–22 6 85 × 130 4426 55 1410 3650 -
54 Taxi 1922–24 4 72 × 120 1954 30–35 1350 2855 80
56 1923–25 4 72 × 120 1954 30–35 1350 2855 80
56 Sport 1924–25 4 72 × 120 1954 . 1350 2850 100
60 1924 6 60 × 100 1697 . . . 80
61 1926–29 6 65 × 100 1991 55 1400 3000/3200 105
61 Sport 1927–28 6 65 × 100 1991 65 1400 3000 125
65 Sport 1928–32 6 65 × 100 1991 70 1325 2800 130
61 A 1930–32 6 65 × 100 1991 55 1400 3000/3200 105
65 S Compr. 1931–32 6 65 × 100 1991 . 1325 2800 über 140
75 F 1932–34 6 70 × 100 2309 65 1406 3200 110
75 V 1932–34 6 70 × 100 2309 70 1406 3200 120

Mit den obigen Typen wurden auch Rennen gefahren. Außerdem wurden folgende Rennwagen gebaut[13]:

Itala Tipo 11
Typ Bauzeit Zyl. Bohrung × Hub
(mm)
Hubraum
(cm³)
Leistung
(PS)
Spurweite
(mm)
Radstand
(mm)
Vmax
(km/h)
80 HP Kaiserpreis 1907 4 145 × 120 7922 80 . . .
100 HP 1905 4 180 × 145 14789 100 1360 2800 160–170
110 HP 1906 4 185 × 155 16666 110 1400 2950 170
120 HP 1907 4 175 × 150 14432 120 1608 3200 170
100 HP 1908 4 155 × 160 12076 100 1520 3023 über 170
120 HP 1909 4 155 × 160 12076 120 1420 3325/3525 125–155
Avalve 1913 4 125 × 170 8345 100–120 . . über 150
Tipo 11 1925 12 45 × 55 1050 60 1240 2500 150
Tipo 11[14] 1925 12 46 × 55 1096
Tipo 11 1925 12 55 × 55 1568

Die Firma Itala baute neben den oben genannten PKW von 1910 bis 1920 die nachfolgenden LKW-Typen[15]:

Typ Bauzeit Zyl. Bohrung × Hub Hubraum Leistung Spurweite Radstand Nutzlast
mm cm³ PS mm mm Tonnen
14/20 HP 1910–15 4 77 × 120 2235 20 1350 2870/3180 0,6
25/35 HP 1909–15 4 115 × 130 5401 35 1420 3565 2
35/45 HP 1910–15 4 130 × 140 7433 45 1810 3905 5
Tipo V, VIII ca. 1910–20 4 90 × 130 3308 30 1420 3165 1,5
Tipo IX ca. 1910–20 4 90 × 130 3308 30 1360 2830/2980 1
Tipo X 1916–19 4 130 × 140 7433 42 . . 5
Tipo XV ca. 1910–20 4 115 × 130 5401 35 1700 3695/4295 3,5
Tipo 17 1917–20 4 77 × 120 2235 22 1240 2500 0,8
  • Giulio Benussi: Autocannoni, Autoblinde e veicoli speciali del regio esercito italiano nella prima Guerra Mondiale. Intergest, Mailand 1973 (italienisch, zit. als „Benussi“).
  • Donatella Biffignandi: Itala. Splendore e declino de una grande marca, Turin 2022, ISBN 979-12-80594-04-4 (zit. als: „Biffignandi“)
  • Ferdinand Hediger: Itala , innovation and extinction, in Automobile Quarterly Jahrgang 38 Tl. I, , S. 29ff (zit. als „Hediger“)
  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
  • Nicola Pignato, Filippo Cappellano: Gli autoveicoli tattici e logistici del R.Esercito Italiano fino al 1943. Stato maggiore esercito Ufficio storico, Rom 2005, ISBN 88-87940-46-0 (italienisch, Werk mit zwei Bänden).
Commons: Fabbrica Automobili Itala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hediger S. 30 ff
  2. Biffignandi S. 323/324
  3. Fred T. Jane (Ed.) Jane’s All the World’s Aircraft 1913, Reprint 1969 by David & Charles, Newton Abbot, Devon, UK, p.11c, vgl. auch Hediger S. 38
  4. Hediger S. 38
  5. Biffignandi S. 175
  6. Biffignandi S. 174–176
  7. Benussi S. 15
  8. Biffignandi S. 324/325
  9. Biffignandi S. 266/267
  10. Georgano, Stichwort „Itala“
  11. Biffignandi S. 329ff
  12. Omnia: Les voitures Itala. 6. Januar 1906, S. 152–154, abgerufen am 31. Dezember 2022 (französisch).
  13. Biffignandi S. 348ff, Hediger S. 43
  14. Auto: Itala Tipo 11. 20. Juli 1926, S. 227–228, abgerufen am 19. Mai 2023 (polnisch).
  15. Biffignandi S. 344ff