Zum Inhalt springen

Françoisit-(Ce)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Françoisit-(Ce)
0,1 mm große zitronengelbe Françoisit-(Ce) Kristalle aus der „La Creusaz“-Uran-Prospektion, Les Marécottes, Kanton Wallis, Schweiz
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2004-029[1]

IMA-Symbol

Frç-Ce[2]

Chemische Formel (Ce0,6Nd0,3Ca0,1)[(UO2)3|(O)(OH)|(PO4)2]·6H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/E.07-065

8.EC.05
42.04.14.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe 21/b[4]
Gitterparameter a = 9,295 Å; b = 15,53 Å; c = 13,71 Å[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) 4,62
Spaltbarkeit nach {010}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe zitronengelb
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz Bitte ergänzen!
Glanz Bitte ergänzen!
Radioaktivität stark radioaktiv

Françoisit-(Ce) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung (Ce0,6Nd0,3Ca0,1)[(UO2)3|(O)(OH)|(PO4)2]·6H2O,[3] ist also chemisch gesehen ein cerhaltiges Uranyl-Phosphat.

Françoisit-(Ce) entwickelt nur sehr kleine, 0,1 mm lange, nadelige zitronengelbe Kristalle und ist bisher von lediglich zwei Fundorten bekannt.[5]

Besondere Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 56,1 Gew.-% sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen wird für Françoisit-(Ce) eine spezifische Aktivität von etwa 100,1 kBq/g angegeben[3] (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde das Mineral nach seinem Neodym-Analogon Françoisit-(Nd), welches 1988 entdeckt wurde. Dieses erhielt seinen Namen zu Ehren des belgischen Geologen Armand François (* 1922), der als Chefgeologe der nationalen kongolesischen Bergbaugesellschaft Gécamine tätig war.[5]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Françoisit-(Ce) noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/E.07-065. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Uranyl-Phosphate/Arsenate und Uranyl-Vanadate mit [UO2]2+–[PO4]/[AsO4]3− und [UO2]2+–[V2O8]6−, mit isotypen Vanadaten (Sincositreihe)“, wo Françoisit-(Ce) zusammen mit Althupit, Arsenovanmeersscheit, Arsenuranylit, Bergenit, Dewindtit, Dumontit, Françoisit-(Nd), Hügelit, Kamitugait, Kivuit, Metavanmeersscheit, Mundit, Nielsbohrit, Phosphuranylit, Phuralumit, Phurcalit, Renardit, Vanmeersscheit und Yingjiangit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/E.07 bildet.[6]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Françoisit-(Ce) in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 3 : 2“ zu finden, wo es zusammen mit Françoisit-(Nd), Phuralumit und Upalit die „Upalit-Phuralumit-Gruppe“ mit der Systemnummer 8.EC.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Françoisit-(Ce) die System- und Mineralnummer 42.04.14.02. Das entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)2Zq × x(H2O)“ in der „Françoisitgruppe“, in der auch Françoisit-(Nd) eingeordnet ist.

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Françoisit-(Ce) wird in verwitterten hydrothermalen Brekzien gefunden, in denen es seeigelartige leuchtend gelbe Aggregate bildet. Es ist häufig vergesellschaftet mit Nováčekit/Metanováčekit, Jarosit und seltener mit Metatorbernit, Metazeunerit, Arsenuranospathit, Uranospathit und Hyalit. Das primäre gesteinsbildende Mineral ist häufig Monazit-(Ce). Françoisit-(Ce) aus Arkaroola bildet sich aufgrund des Vorhandenseins von regionalen Hydrothermalsystemen die reich an Hämatit, Kupfer, Uran, Niob und den Seltenerdelementen sind. Das Mineral kristallisiert schließlich in Hohlräumen, die nach dem Auflösen von Uranerz-Mineralien entstanden. Die direkten Begleitminerale sind Baryt, Metatorbernit und Tonminerale der Kaolinit-Gruppe.[5]

Das Mineral ist bisher nur von seinen beiden Typlokalitäten bekannt. Der erste Fundort ist dabei die Uranmine La Creusaz bei Les Marécottes im Vallée du Trient im Kanton Wallis in der Schweiz, die zweite Fundstelle ist die Mine No. 2, Radium Ridge bei Arkaroola in Australien. Aus Bangobé in Gabun ist ein cerreicher Françoisit-(Nd) bekannt, der fast gleiche Anteile an Ce und Nd enthält.[5]

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Françoisit-(Ce) kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/b (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 4)Vorlage:Raumgruppe/14.4 mit den Gitterparametern a = 9,295 Å; b = 15,53 Å und c = 13,71 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

  • Nicolas Meisser, Joël Brugger, Stefan Ansermet, Philippe Thélin, François Bussy: Françoisite-(Ce), a new mineral species from La Creusaz uranium deposit (Valais, Switzerland) and from Radium Ridge (Flinders Ranges, South Australia): Description and genesis. In: American Mineralogist. Band 95, Nr. 10, 10. Januar 2010, S. 1527–1532, doi:10.2138/am.2010.3413.
Commons: Françoisite-(Ce) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Françoisit-(Ce) bei Webmineral (englisch)
  4. a b c Françoisit-(Ce) bei Mindat.org (englisch)
  5. a b c d N. Meisser: Neue Mineralien: Brandneu: Françoisit-(Ce). In: Schweizer Strahler. Nr. 3, 2007, ISSN 0370-9213, S. 38–39.
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).