Friedersdorf (Vierlinden)

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Friedersdorf
Gemeinde Vierlinden
Koordinaten: 52° 31′ N, 14° 24′ OKoordinaten: 52° 30′ 38″ N, 14° 23′ 41″ O
Höhe: 51 m ü. NHN
Fläche: 10,75 km²
Einwohner: 327 (2008)
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 15306
Vorwahl: 03346
Friedersdorf (Brandenburg)
Friedersdorf (Brandenburg)
Lage von Friedersdorf in Brandenburg

Friedersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Vierlinden im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland. Der Ortsteil besteht heute aus den bewohnten Gemeindeteilen Friedersdorf und dem ehemaligen Vorwerk Ludwigslust.

Geographische Lage

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Der Ort liegt an der Bundesstraße 167 südlich von Seelow.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus einem Testament im Jahr 1323. Das Dorf hieß damals fredrichstorp, was Dorf des Frederik bedeutet. Der Name wechselte mehrfach, so 1460 Frederichstorff und ab 1752 Fredersdorf oder Friedersdorf. Von 1480 bis 1655 war der Ort zu verschiedenen Anteilen im Besitz derer von Pfuel.[1] Die Familie von Schapelow war ab 1441 Lehnsherr des Gutes. 1529 ging dieses aus Ermangelung eines Erben an Melchior von Pfuel († 1541). Nach dessen Tod erbte erst sein ältester Sohn Georg († 1559), und dann dessen Söhne Nickel und Valtin jeweils die Hälfte von Friedersdorf.[2] 1652 mussten deren Nachkommen von Generalleutnant Joachim Ernst von Görzke (1611–1682) ein Darlehen aufnehmen, als dessen Pfand das Gut fungierte. Nachdem das Darlehen nicht getilgt wurde, blieb das Gut im Besitz der Familie von Görzke. Durch Heirat ging die Ortschaft 1682 an Hans Georg von der Marwitz. Damit begann die Verbindung Friedersdorfs zu einer der ältesten Familien der Mark Brandenburg. Die Familie von der Marwitz blieb bis Ende des Zweiten Weltkrieges Besitzer des Gutes[3] und wurde 1945 im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet.

Schloss Friedersdorf um 1857/58, Sammlung Alexander Duncker

Das Schloss wurde um 1700 erbaut und im 19. Jahrhundert von Karl Friedrich Schinkel neugotisch überformt; auch die doppelläufige barocke Treppe und andere Innenausstattungen ersetzte er im Zeitgeschmack. Die von ihm eingebaute Bibliothek blieb bis 1956 unverändert erhalten. Einige Stuckdecken mit barocken Fresken ließ er unberührt. Fontane hat in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg über Schloss und Familie geschrieben. Sein dort enthaltener Aufsatz über das Brüderpaar Friedrich August Ludwig von der Marwitz und Alexander von der Marwitz beschwört den „alten preußischen Geist“. Fontane inspirierten auch die Epitaphien der Familie in der Dorfkirche Friedersdorf, «das Sans pareil unter den märkischen Kirchen», und er verhalf der Grabinschrift für Friedrich August Ludwig von der Marwitz zu großem Ruhm: „… wählte Ungnade wo Gehorsam nicht Ehre brachte“. Sie wurde später zur heimlichen Losung für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Durch die Marwitze und Fontane wurde Friedersdorf zur „geweihten Domäne dessen, was wir im höchsten Sinne unter «preußisch» zu verstehen haben … Das Schöne an Friedersdorf ist, daß die Kette nicht abgerissen ist. Wer ahnungslos durch Friedersdorf fährt, sieht eine reizlose Landschaft, ein Gutsdorf, wie es deren viele gibt. Aber was für ein geistiger Reichtum, wenn man eindringt!“ (Udo von Alvensleben, 1935).[4] Alvensleben, selbst Gutsherr auf altererbten Besitz in der Altmark, besuchte damals mit Carl Bodo Gottfried von der Marwitz-Friedersdorf (1893–1982),[5] Erbe seines verstorbenen Bruders Bernhard von der Marwitz,[6] einen der wohl mit Abstand einflussreichsten Grundbesitzer in Brandenburg. Marwitz durchlief die klassische Vita eines Gutsbesitzers, wurde nach dem Abitur dann Offizier,[7] besaß mit Groß Kreutz-Hackenhausen noch Güter westlich von Potsdam und hatte viele Ehrenämter inne. Er war lange im Johanniterorden aktiv,[8] unter anderem als Ehrenkommendator, Werkmeister und seit 1939 als Kanzler.[9]

1956 wurde das Schloss, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt überstanden hatte, als „Hort der Reaktion“ gesprengt.[10] 1990 kehrte Hans-Georg von der Marwitz (* 1961), ein Enkel des 1945 vertriebenen Besitzers, zurück und begann auf zurückgekauften und gepachteten Flächen mit einem Landwirtschaftsbetrieb. Nebengebäude des abgerissenen Schlosses wurden zum neuen Wohnsitz.

Die ehemalige Gemeinde schloss sich am 26. Oktober 2003 mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Diedersdorf, Marxdorf und Worin zur Gemeinde Vierlinden zusammen.[11]

2006 fand zum vierten Mal der Dampfflugtag statt, zu welchem 12.000 Besucher kamen.[12]

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1875 1890 1910 1925 1933 1946 1993 2000 2006
Einwohnerzahl[13] 407 378 392 459 392 483 266 294 318

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Friedersdorfer Kirche

In der Liste der Baudenkmale in Vierlinden stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale des Ortes Friedersdorf. Dazu gehören:

  • die Dorfkirche in Friedersdorf
  • der zu einem Kunstspeicher[14] umgebaute Getreidespeicher
  • das alte Inspektorenhaus des ehemaligen Vorwerks Ludwigslust
Commons: Friedersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 2. Rauh, Berlin 1856, S. 196; Textarchiv – Internet Archive.
  2. Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Verf., 1832, S. 218–220 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein-Retzow, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1953. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2015. Band I, Nr. 5. C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1953, DNB 451802462, S. 172–173.
  4. Udo von Alvensleben (Kunsthistoriker), Besuche vor dem Untergang, Adelssitze zwischen Altmark und Masuren. Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald, Frankfurt/M.-Berlin 1968, S. 90–93; Neuauflage: Als es sie noch gab…Adelssitze zwischen Altmark und Masuren. Ullstein, Berlin 1996, ISBN 3-548-35641-9
  5. Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg, Ernst-Otto v. Dewitz, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1988. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band 20, Nr. 93. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1988, ISBN 3-7980-0700-4, S. 242–245.
  6. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, von der Marwitz, Bernhard Albert, Zögling-RA-No. 1687. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 384 (staatsbibliothek-berlin.de).
  7. Oberrealschule zu Berlin-Steglitz. XIX. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1914 bis Ostern 1915 von dem Direktor Dr. Lüdecke. Schulnachrichten. 1915. Programm Nr. 190. Druck: E. Werner, Berlin-Steglitz 1915, S. 29 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  8. Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin / Potsdam 1. Mai 1935, S. 1–56 (kit.edu).
  9. Johanniter=Ordensblatt. In: Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Johanniterordens. 80. Auflage. 30. November 1939. Ernennung durch den Herrenmeister Oskar Prinz von Preußen, stellv. Graf Baudissin, Nr. 8. Berlin 12. Dezember 1939, DNB 013197398, S. 62.
  10. Friedersdorf. In: vondermarwitz.com. Abgerufen am 11. Juli 2016.
  11. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003. StBA.
  12. Begeisterung unter Volldampf. Märkische Oderzeitung, 28. August 2006.
  13. Das Genealogische Orts-Verzeichnis: Friedersdorf
  14. Frühlingserwachen im Kunstspeicher. Märkische Oderzeitung, 14. März 2005.