Bodo von der Marwitz

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Bodo Gottfried Carl von der Marwitz (* 6. Juli 1893 in Groß Kreutz; † 25. Februar 1982 in Köln) war Politiker, Gutsbesitzer und Ehrenkommendator des Johanniterordens.

Schloss Friedersdorf um 1857/58, Sammlung Alexander Duncker

Marwitz wurde als Enkel und Sohn von preußischen Gutsbesitzern und Offizieren geboren, die Familie von der Marwitz gehört zum neumärkischen Uradel. Sein Vater Albert (1851–1900)[1] hatte die Rittergüter Groß Kreutz bei Potsdam und Friedersdorf nahe Seelow als Eigentum, war Major a. D. Seine Mutter Eva ist eine geborene von der Schulenburg (1865–1897). Sie stammt aus der Linie Ragow.[2]

Die Schulzeit erlebte er auf der Oberrealschule zu Berlin-Steglitz[3] und auf dem Realprogymnasium Strausberg.[4] Danach folgte die Militärzeit beim Ulanen-Regiment Kaiser Alexander II. von Russland (1. Brandenburgisches) Nr. 3 mit Garnison im nahen Fürstenwalde, zunächst als Fahnenjunker und Offiziersanwärter. Aus dem Ersten Weltkrieg kam Marwitz als Leutnant.[5] Bodo von der Marwitz war über vier Jahrzehnte Gutsherr[6] auf Groß Kreutz mit Forst Hackenhausen, Kreis Zauch-Belzig, und auf dem Hauptgut Friedersdorf im Oderland, die letzten Lebensjahre wohnte er in Köln.[7]

Bodo von der Marwitz war zweimal verheiratet; in erster Ehe mit Margarethe Freiin von Leonhardi. Drei Töchter entsprossen dieser Verbindung. Seine erste Frau wurde in Friedersdorf beerdigt. In der zweiten Ehe war er mit Friede Freiin von Schuckmann (1901–1980) liiert. Mit ihr hatte er drei Töchter und einen Sohn. Lebensmittelpunkt blieb zu allen Zeiten das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Gutshaus in Friedersdorf. Das Gutshaus Groß Kreutz, eine Art Reminiszenz an Sanssouci in der Formgestaltung, sozusagen als „bürgerliches Sanssouci“, bewohnte hauptsächlich die Verwandtschaft und gehörte vorab eigentlich seinem 1918 gefallenen Bruder Gebhard. Seine zweite Frau wurde nach 1980 in Groß Kreuz beerdigt. Friedersdorf wiederum war Vorerbe seines ältesten Bruders Bernhard (1890–1918), der bis zum Tod auch schriftstellerisch[8] tätig war und selbst Thema[9] in der Literatur[10] wurde.[11] Alle drei Brüder dienten im gleichen Fürstenwalder Regiment, spätestens ab diesen Zeitraum führte Bodo von der Marwitz Tagebuch.[12]

Gutshaus Groß Kreutz

Bodo erbte durch den frühen Tod[13] des Vaters und seiner Brüder Friedersdorf[14] und Groß Kreutz. Die Güter waren zunächst verpachtet.[15] Die Größe der Betriebe blieben von 1907 bis 1929 relativ konstant, gesamt um die 1350 ha. Die Übernahme der Geschäfte ist nach eigenen Angaben auf 1920 datiert. Nur wenige Zeit später wurde er als Bauherr tätig und ließ das Haus in Friedersdorf etwas modernisieren. Weitere Bautätigkeiten folgten 1922 und Ende der 1930er Jahre mit dem Umbau von zwei Werkwohnungen in Groß Kreutz. Marwitz war Kirchenpatron[16] in beiden Gemeinden.

Die Fachliteratur umschreibt seine Person durchweg als konservativ, anfangs mit leicht völkischem Akzent.[17] Marwitz war in der oderländischen Heimatregion sehr aktiv im Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. In der Zeit der Weimarer Republik gehörte er zeitweise der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an, war Mitglied im örtlichen Kriegerverein sowie Leiter des Großgrundbesitzerverbandes des Kreises Lebus.

Im Gebiet seines zweiten Gutes, in der Zauche, ist keine Aktivität in diese Richtung näher bekannt. Neben dem Landbund ist die Mitgliedschaft im Verein der ehemaligen Offiziere seines Regiments vorgezeichnet. In der Deutschen Adelsgenossenschaft war er Anfang der 1920er Jahre im Ehrenrat der Landesabteilung Frankfurt/O.[18] In den Jahren nach 1938 gehörte er dieser gleichgeschalteten Organisation nicht mehr an.

Auf Versuche der adligen Verwandtschaft, in die NSDAP einzutreten, ist Marwitz nicht eingegangen. Er pflegte aber Kontakte zu Vertretern mehrerer politischer Lager.[19] Besonders die Gutsbesitzer in der Nachbarschaft, wie von Alvensleben-Arensdorf-Falkenberg, von Elhard von Morozowicz-Wuhden und Herrn von Stünzner-Karbe auf Sieversdorf, standen ihm nahe. Auch zur Familie der Grafen von Hardenberg-Neuhardenberg wurde lange ein intensiver Kontakt gepflegt.[20]

Johanniterorden

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Früh trat er in den Mitte des 19. Jahrhunderts durch den damaligen König Friedrich Wilhelm IV. wieder neu belebten Johanniterorden ein. Marwitz wurde dort 1923 Ehrenritter und 1932 Rechtsritter, Mitgliedschaft in der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft.[21] Er war dann lange Werkmeister für den Gesamtorden und nachfolgend Ehrenkommendator.[22] Sein Nachfahre Hans-Georg von der Marwitz-Friedersdorf, Domherr zu Brandenburg, ist ebenfalls Ehrenkommendator der Brandenburgischen Genossenschaft des Johanniterordens.

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1905. Sechster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha 5. November 1904, S. 498–499 (Online).
  2. Dietrich Werner Graf von der Schulenburg, Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983. In: Familienverband von der Schulenburg (Hrsg.): Familienchronik. Tafel 30. Niedersachsen-Druck und Verlag Günter Hempel, Wolfsburg 1984, ISBN 3-87327-000-5, S. 344–345.
  3. Oberrealschule zu Berlin-Steglitz. XIX. Bericht über das Schuljahr Ostern 1914 bis Ostern 1915 von dem Direktor Dr. Lüdecke. Schulnachrichten. 1915. Programm Nr. 190. Druck E. Werner, Berlin 1915, S. 29 (Online).
  4. Realprogymnasium (mit Realschule i. E.) zu Strausberg. IV. Bericht über das Schuljahr 1914/15 von Direktor Dr. Stodte. 1915. Programm Nr. 163. A. Kobisch, Strausberg 1915, S. 20 (Online).
  5. Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen. 1926. In: BDO (Hrsg.): RL. Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin Dezember 1926, S. 444 (d-nb.info).
  6. Hans-Jürgen Schmelzer: Meines Vaters Felder. Biografie einer Landwirtsfamilie im Oderbruch. 2. Auflage. be.bra verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-8393-2119-5, S. 49 f. (Online).
  7. Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A. 1988. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band XX, Nr. 93. C. A. Starke, 1988, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 242–245.
  8. Bernhard von der Marwitz: Stirb und werde. Aus Briefen und Kriegstagebuchblättern des Leutnants Bernhard von der Marwitz. In: Harald von Koenigswald (Hrsg.): Tagebuch. Korn, Breslau 1931, DNB 575008504, S. 1 f.
  9. Briefwechsel von Bernhard von der Marwitz und Götz Freiherr von Seckendorff. In: Eva Maria Freifrau von Heyl zu Herrnsheim (Hrsg.): Monographie. Maschinendruck, o. O. 1920, S. 1–199 (kit.edu).
  10. J. von Winterfeldt und Andere: Bernhard von der Marwitz. Eine Jugend in Dichtung und Briefen an G. v. Seckendorff. Hrsg.: Otto Grautoff. Sibyllen-Verlag, Dresden 1923, DNB 580663310, S. 1–168.
  11. Helmut Wocke: Zwei Früh-Vollendete. Bernhard von der Marwitz, Norbert von Hellingrath. In: Monographie. Eigenverlag Bücherstube F. Seifert, Hameln 1949, S. 1–51 (kit.edu).
  12. Ernst Zipfel: Geschichte des Ulanen-Regiments Kaiser Alexander II. von Russland (1. Brandenb.) Nr 3. Nach amtlichen Kriegstagebüchern und Berichten von Mitkämpfern. Anhang. Kurzer Überblick über die Geschichte des Reserve-Ulanen-Regiments Nr. 3. In: Im Auftrag des Vereins ehemaliger Offiziere des Regiments (Hrsg.): Aus Deutschlands großer Zeit. Heldentaten deutscher Regimenter. Ehemals preußische Truppenteile. Band 49, Ehrentafel der gefallenen Angehörigen des Ulanen-Regiments Nr. 3 im Weltkriege. I. Offiziere. Bernhard Sporn, Zeulenroda / Berlin 10. Oktober 1933, DNB 363147454, S. 227–262.
  13. Marwitz, Adelheid von der (1894-1944). In: Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte “Who was who in nursing history”. Band 9. hpsmedia, Hungen 2020, ISBN 978-3-947665-03-7, S. 127–130 (Online).
  14. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe, Band VII. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 234 (Online).
  15. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. 3. Auflage. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 117 (Online).
  16. "Ich bin der letzte Preuße". Der politische Lebensweg des konservativen Politikers Kuno Graf von Westarp (1864-1945). In: Larry Eugene Jones und Wolfram Pyta (Hrsg.): Stuttgarter historische Forschungen. Band 3. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2006, ISBN 978-3-412-26805-3, S. 27–28 (Online).
  17. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus. In: Walter H. Pehle (Hrsg.): Die Zeit im Nationalsozialismus. 1. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-596-16365-6, S. 180–535 (zugleich Dissertation, Techn. Universität Berlin, 2001).
  18. Deutsche Adels=Genossenschaft, Schriftführeramt (Hrsg.): Kalender der Deutschen Adelsgenossenschaft 1922. Wirtschaftsbund für den Deutschen Adel, Berlin 1922, S. 124 f. (Online).
  19. Adel und Staatsverwaltung in Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ein historischer Vergleich. In: Kurt Adamy, Kristina Hübener (Hrsg.): Potsdamer historische Studien. 1. Auflage. Band 2. Akademie Verlag, Berlin 1996, ISBN 978-3-05-002825-5, S. 191 (Online).
  20. Reinhild Gräfin von Hardenberg: Auf immer neuen Wegen. Erinnerungen an Neuhardenberg und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In: Monographie. 1. Auflage. Lukas, Berlin 2003, ISBN 978-3-936872-02-6, S. 118 (Online).
  21. Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin, Potsdam 1. Mai 1935, S. 1–20 (kit.edu).
  22. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958–1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 6 (kit.edu).