Fußball-Europameisterschaft 2016/Island

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel behandelt die isländische Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Für die isländische Männermannschaft war es die erste Teilnahme an einem großen Fußballturnier, die Isländerinnen haben dagegen bereits zweimal an der Fußball-Europameisterschaft der Frauen teilgenommen.

Gylfi Sigurðsson, bester Torschütze der Isländer in der Qualifikation

Island absolvierte die Qualifikation zur Europameisterschaft in der Gruppe A und hatte dabei zum Spiel in Kasachstan die längste Anreise aller Teilnehmer zu bewältigen. Die Isländer setzten sich gleich am ersten Spieltag mit einem 3:0 gegen die höher gehandelten Türken an die Tabellenspitze und gaben diese auch danach zunächst nicht ab, da ihnen im Heimspiel gegen den WM-Dritten Niederlande erstmals ein Sieg gegen die Niederländer gelang. Erst am vierten Spieltag mussten sie durch die Niederlage bei den punktgleichen Tschechen den Platz an der Tabellenspitze räumen, aber erst durch ein Eigentor von Jón Daði Böðvarsson, der das erste Qualifikationstor dieser Runde für die Isländer erzielt hatte. Durch drei folgende Siege, darunter im Rückspiel gegen die Tschechen und in den Niederlanden, übernahmen sie aber wieder die Tabellenführung. Zwar verloren sie diese durch ein torloses Remis im Heimspiel gegen die Kasachen wieder, aber mit dem 0:0 waren sie erstmals für die EM-Endrunde qualifiziert. Das folgende 2:2 gegen Lettland in der Euphorie der erfolgreichen Qualifikation und die 0:1-Niederlage in der Türkei in den Schlussminuten hatte für die Isländer dann keine schwerwiegenden Konsequenzen mehr, den Türken brachte sie aber als bestem Gruppendrittem die direkte Qualifikation, während die Niederländer als Gruppenvierter erstmals seit 1984 wieder die Endrunde verpassten. Insgesamt setzte Trainer Lars Lagerbäck nur 20 Spieler ein, davon Ari Freyr Skúlason, Birkir Bjarnason, Gylfi Sigurðsson, Kári Árnason, Kolbeinn Sigþórsson und Ragnar Sigurðsson in allen zehn Spielen. Bester Torschütze war Gylfi Sigurðsson mit sechs Toren. Ein Tor steuerte auch der 36-jährige Rekordtorschütze Eiður Guðjohnsen beim ersten Sieg im ersten Spiel gegen Kasachstan bei, womit er erstmals seit fünfeinhalb Jahren wieder ein Tor erzielte und seinen Rekord auf 25 Tore ausbaute.[1]

Im Laufe der Qualifikation kletterten die Isländer von Platz 46 der FIFA-Weltrangliste zwischenzeitlich auf Platz 23, fielen danach aber wieder auf Platz 36 zurück.[2][3][4]

Alle Resultate aus isländischer Sicht.

Datum Spielort Gegner Ergebnis Torschützen
09.09.2014 Laugardalsvöllur, Reykjavík Turkei Türkei 3:0 (1:0) 1:0 Jón Daði Böðvarsson (18.), 2:0 Gylfi Sigurðsson (76.), 3:0 Kolbeinn Sigþórsson (77.)
10.10.2014 Skonto-Stadion, Riga (Lettland) Lettland Lettland 3:0 (0:0) 1:0 Gylfi Sigurðsson (66.), 2:0 Aron Gunnarsson (77.), 3:0 Rúrik Gíslason (90.)
13.10.2014 Laugardalsvöllur, Reykjavík Niederlande Niederlande 2:0 (2:0) 1:0, 2:0 Gylfi Sigurðsson (10./Elfmeter, 42.)
16.11.2014 Doosan Arena, Pilsen (CZE) Tschechien Tschechien 1:2 (1:1) 1:0 Ragnar Sigurðsson (9.), 1:1 Pavel Kadeřábek (45.+1′), 1:2 Jón Daði Böðvarsson (61./Eigentor)
28.03.2015 Astana Arena, Astana (KAZ) Kasachstan Kasachstan 3:0 (2:0) 1:0 Eiður Guðjohnsen (20.), 2:0 Birkir Bjarnason (32., 90.+1′)
12.06.2015 Laugardalsvöllur, Reykjavík Tschechien Tschechien 2:1 (0:0) 0:1 Bořek Dočkal (55.), 1:1 Aron Gunnarsson (60.), 2:1 Kolbeinn Sigþórsson (76.)
03.09.2015 Amsterdam Arena, Amsterdam (NLD) Niederlande Niederlande 1:0 (0:0) 1:0 Gylfi Sigurðsson (51./Elfmeter)
06.09.2015 Laugardalsvöllur, Reykjavík Kasachstan Kasachstan 0:0
10.10.2015 Laugardalsvöllur, Reykjavík Lettland Lettland 2:2 (2:0) 1:0 Kolbeinn Sigþórsson (5.), 2:0 Gylfi Sigurðsson (27.), 2:1 Aleksandrs Cauņa (49.), 2:2 Valērijs Šabala (68.)
13.10.2015 Konya Büyükşehir Stadı, Konya (TUR) Turkei Türkei 0:1 (0:1) 0:1 Selçuk İnan (89.)
Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Tschechien Tschechien  10  7  1  2 019:140  +5 22
 2. Island Island  10  6  2  2 017:600 +11 20
 3. Turkei Türkei  10  5  3  2 014:900  +5 18
 4. Niederlande Niederlande  10  4  1  5 017:140  +3 13
 5. Kasachstan Kasachstan  10  1  2  7 007:180 −11 05
 6. Lettland Lettland  10  0  5  5 006:190 −13 05
Stand: 13. Oktober 2015

Nach dem Ende der Qualifikation verloren die Isländer zwei Freundschaftsspiele gegen die EM-Teilnehmer Polen (2:4 am 13. November in Warschau) und Slowakei (1:3 am 17. November in Žilina). Weitere Testspiele wurden im Januar 2016 auf der arabischen Halbinsel bestritten, wo Island am 13. mit 1:0 in Abu Dhabi gegen Finnland gewann, drei Tage später aber in Dubai mit 1:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate verlor. Ende Januar folgte eine 2:3-Niederlage gegen die USA im kalifornischen Carson. In der weiteren Vorbereitung spielten die Isländer gegen Mannschaften, die sich nicht für die Endrunde qualifiziert hatten. Am 24. und 29. März fanden Spiele gegen Dänemark (1:2) in Herning und Griechenland in Piräus (3:2, nach 0:2-Rückstand[5]) statt. In der unmittelbaren EM-Vorbereitung verloren die Isländer am 1. Juni in Oslo gegen Norwegen (2:3) und gewannen fünf Tage später im Laugardalsvöllur gegen Liechtenstein mit 4:0. Dabei erzielte Birkir Már Sævarsson sein erstes Länderspieltor und der 37-jährige Rekordtorschütze Eiður Guðjohnsen den 4:0-Endstand.

Der Kader wurde am 9. Mai bekannt gegeben.[6] Die Spieler kamen von 22 Vereinen aus 11 Ländern bzw. 14 Ligen, dabei stellte nur Hammarby IF zwei Spieler. Fünf Spieler spielten derzeit zweitklassig und keiner in isländischen Ligen, damit gehörte Island neben Wales, Nordirland und Irland zu den vier Mannschaften bei der EURO 2016, die ohne Spieler aus heimischen Ligen antraten.[7]

Trikot-
Nr.
Name Verein Geburts-
datum
Länderspiel-
einsätze[K 1]
Länderspiel-
tore[K 1]
Debüt Letzter Einsatz Anzahl der Spiele Tor Gelbe Karte Gelb-Rote Karte Rote Karte
Torhüter
01 Hannes Þór Halldórsson Norwegen FK Bodø/Glimt 27. Apr. 1984 37 0 2011 27. Juni 2016 5 1
12 Ögmundur Kristinsson Schweden Hammarby IF 19. Juni 1989 11 0 2014 1. Juni 2016
13 Ingvar Jónsson Norwegen Sandefjord Fotball 18. Okt. 1989 5 0 2014 1. Juni 2016
Abwehr
02 Birkir Már Sævarsson Schweden Hammarby IF 11. Nov. 1984 61 1 2007 27. Juni 2016 5 1
03 Haukur Heiðar Hauksson Schweden AIK Solna 1. Sep. 1991 7 0 2015 1. Juni 2016
04 Hjörtur Hermannsson Schweden IFK Göteborg 8. Feb. 1995 3 0 2016 6. Juni 2016
05 Sverrir Ingi Ingason Belgien Sporting Lokeren 5. Aug. 1993 7 2 2014 22. Juni 2016 2
06 Ragnar Sigurðsson Russland FK Krasnodar 19. Juni 1986 60 2 2007 27. Juni 2016 5 1
18 Theódór Elmar Bjarnason Danemark Aarhus GF 4. März 1987 30 0 2007 27. Juni 2016 3
19 Hörður Björgvin Magnússon Italien AC Cesena 11. Feb. 1993 5 0 2014 6. Juni 2016
21 Arnór Ingvi Traustason Schweden IFK Norrköping 30. Apr. 1993 9 4 2015 27. Juni 2016 2 1
23 Ari Freyr Skúlason Danemark Odense BK 14. Mai 1987 42 0 2009 27. Juni 2016 5 1
Mittelfeld
08 Birkir Bjarnason Schweiz FC Basel 27. Mai 1988 51 7 2010 27. Juni 2016 5 2 2
10 Gylfi Sigurðsson Wales Swansea City 8. Sep. 1989 43 14 2010 27. Juni 2016 5 1 1
14 Kári Árnason Schweden Malmö FF 13. Okt. 1982 51 2 2005 27. Juni 2016 5 1
16 Rúnar Már Sigurjónsson Schweden GIF Sundsvall 18. Juni 1990 11 1 2012 6. Juni 2016
17 Aron Gunnarsson (C)ein weißes C in blauem Kreis Wales Cardiff City 22. Apr. 1989 63 2 2008 27. Juni 2016 5 1
20 Emil Hallfreðsson Italien Udinese Calcio 29. Juni 1984 55 1 2005 18. Juni 2016 1
Angriff
07 Jóhann Berg Guðmundsson England Charlton Athletic 27. Okt. 1990 51 4 2008 27. Juni 2016 5 1
09 Kolbeinn Sigþórsson Frankreich FC Nantes 14. März 1990 43 21 2010 27. Juni 2016 5 2 1
11 Alfreð Finnbogason Deutschland FC Augsburg 1. Feb. 1989 36 8 2010 18. Juni 2016 3 2
15 Jón Daði Böðvarsson Deutschland 1. FC Kaiserslautern 25. Mai 1992 25 2 2012 27. Juni 2016 5 1
22 Eiður Guðjohnsen Norwegen Molde FK 15. Sep. 1978 87 26 1996 18. Juni 2016 2
Trainer
Schweden Lars Lagerbäck 16. Juli 1948
Heimir Hallgrímsson 10. Juni 1967

Anmerkungen:

  1. a b Stand: 27. Juni 2016 (Quelle)
Fußball-Europameisterschaft 2016/Island (Frankreich)
Fußball-Europameisterschaft 2016/Island (Frankreich)
St-Denis (VR + VF)
Nizza (AF)
Spielorte (grün = gewonnen, gelb = ausgeglichene Bilanz), Quartier (blau)

Bei der am 12. Dezember 2015 stattgefundenen Auslosung der sechs Endrundengruppen war Island Topf 4 zugeteilt[8] und wurde der Gruppe F mit Portugal zugelost. Weitere Gegner waren Österreich und Ungarn. Gegen alle drei hatte Island eine negative Bilanz. Gegen Portugal gab es zuvor erst zwei Spiele in der Qualifikation für die letzte EM, die beide verloren wurden. Gegen Österreich gab es vor der EM eine Niederlage und zwei Remis, zuletzt am 30. Mai 2014. Gegen die Ungarn gab es vor der EM bereits drei Siege – in den 1990er Jahren –, aber sieben Niederlagen, zuletzt im August 2011. Die Isländer begannen mit einem 1:1 gegen Portugal, erreichten gegen Ungarn ebenfalls ein 1:1 und gewannen gegen Österreich durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 2:1. Damit wurden sie Gruppenzweiter und trafen im Achtelfinale auf England. Gegen die Engländer gab es erst zwei Länderspiele: 1982 trennte man sich bei einem Freundschaftsspiel mit 1:1, 2004 verloren die Isländer bei einem kleinen Turnier, an dem noch Japan teilnahm, mit 1:6.[9] Vom damaligen Spiel stehen nur noch die Rekordtorschützen Eiður Guðjohnsen und Wayne Rooney in den beiden Kadern. Rooney brachte die Engländer zwar nach wenigen Minuten durch einen Strafstoß nach einer unbedachten Aktion des isländischen Torhüters im Strafraum in Führung, Ragnar Sigurðsson konnte aber umgehend ausgleichen. 12 Minuten später erzielte Kolbeinn Sigþórsson das Führungstor für Island, das die Isländer bis zum Schluss verteidigten. Nach dem Erfolg über England war im Viertelfinale Gastgeber Frankreich der nächste Gegner. Gegen die Franzosen gab es in zuvor 11 Spielen noch keinen Sieg bei drei Remis und acht Niederlagen.[10] Beim letzten Spiel im Mai 2012 verloren sie nach 2:0-Führung mit 2:3 durch Tore in den Schlussminuten.[11] Die Isländer gerieten bereits in der 12. Minute mit 0:1 in Rückstand und kassierten noch vor der Halbzeitpause drei weitere Tore. In der zweiten Halbzeit gaben sie sich nicht auf und drängten auf den Anschlusstreffer. Sie wurden zwar für ihre Bemühungen durch das zweite Turniertor von Kolbeinn Sigþórsson belohnt, kassierten aber wenige Minuten später das fünfte Gegentor. Auch danach griffen sie wieder an und hatten gute Torchancen. In der 84. Minute gelang dann Birkir Bjarnason mit seinem ebenfalls zweiten Turniertor nochmals eine Ergebniskorrektur. Nach Spielende wurden die Isländer von ihren zahlreich angereisten Fans im Stadion trotz des Ausscheidens gefeiert. Ebenso wurden sie bei ihrer Rückkehr nach Island gefeiert.[12]

Durch die EM-Spiele gewann Island in der FIFA-Weltrangliste 120 Punkte und zwölf Plätze und erreichte mit Platz 22 seine bisher beste Platzierung.

Bekannt wurden die Gewinne der Isländer durch den sogenannten Viking Clap, einem rhythmischen Klatschen, bei dem "Hu" gerufen wird.

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Ungarn Ungarn  3  1  2  0 006:400  +2 05
 2. Island Island  3  1  2  0 004:300  +1 05
 3. Portugal Portugal  3  0  3  0 004:400  ±0 03
 4. Osterreich Österreich  3  0  1  2 001:400  −3 01
Di., 14. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Saint-Étienne
Portugal Island 1:1 (1:0)
Sa., 18. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Marseille
Island Ungarn 1:1 (1:0)
Mi., 22. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Saint-Denis
Island Österreich 2:1 (1:0)
Achtelfinale Mo., 27. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Nizza
England Island 1:2 (1:2)
Viertelfinale So., 3. Juli 2016 um 21:00 Uhr in Saint-Denis
Frankreich Island 5:2 (4:0)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Island siegt in Kasachstan. uefa.com, 28. März 2015, abgerufen am 15. Juni 2016.
  2. FIFA-Weltrangliste (14. August 2014) (Memento des Originals vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  3. FIFA-Weltrangliste (1. Oktober 2015) (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  4. FIFA-Weltrangliste (3. Dezember 2015) (Memento des Originals vom 11. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  5. Greece football team lost to Iceland 2:3, 29 March 2016. eu-football.info, abgerufen am 15. Juni 2016.
  6. Landslið: A karla – Lokahópur fyrir EM 2016. (Memento des Originals vom 12. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ksi.is Website des isländischen Fußballverbandes (ksi.is), 9. Mai 2016.
  7. Westfälische Nachrichten: Neulinge und Dauerbrenner: Zahlen – Zahlen – Zahlen: Albanien ist bei den Buchmachern der größte Außenseiter, Fußball-EM 2016, Paris, sid, 10. Juni 2016
  8. „Endrunden-Auslosung der UEFA EURO 2016“, uefa.com
  9. international football match results of England vs Island
  10. Bilanz Island vs. Frankreich
  11. France - Iceland 3:2
  12. Florian Lütticke, Jens Marx: Heimkehr der Helden. In: saechsische.de. 5. Juli 2016, abgerufen am 13. April 2020.