Großer Preis von Pescara

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von GP Pescara)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Großer Preis von Pescara
Circuito di Pescara
Streckenprofil
Streckendaten
Hauptsponsor: keinen
im Rennkalender: 1957
Streckenlänge: 25,838 km
Rennlänge: km in Runden
Rekorde
Die meisten Siege: Giuseppe Campari (3)
Die meisten Poles: Juan Manuel Fangio (2)

Der Große Preis von Pescara (1925–1939 Coppa Acerbo; 1947–1951, 1957 Circuito di Pescara; 1952–1953 12 Ore di Pescara; 1961 4 Ore di Pescara) war ein Rennen für Automobile. Austragungsort war ausnahmslos der Circuito di Pescara, ein fast 26 Kilometer langer nicht-permanenter Straßenkurs an der italienischen Adriaküste. 1957 war das Rennen Teil der Fahrerweltmeisterschaft.

Denkmal für die Coppa Acerbo zwischen Cappelle sul Tavo und Spoltore

Die Veranstaltung wurde nach Tito Acerbo benannt, dem Bruder des faschistischen Politikers Giacomo Acerbo. Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und dem daraus resultierenden Niedergang des Faschismus wurde das Rennen in Circuito di Pescara, später in Gran Premio di Pescara umbenannt.

Das erste Rennen fand am 13. Juli 1924 als Formelfreies Rennen statt. Der damals noch weitgehend unbekannte Enzo Ferrari konnte im Alfa Romeo RL das Rennen für sich entscheiden. Bis 1938 wurde das Rennen formelfrei ausgetragen und war in dieser Zeit nie Teil der Grand-Prix-Europameisterschaft, galt aber unter den Fahrern als wichtiges Prestigerennen. Die Anfangsjahre dominierten die Fahrer von Alfa Romeo; sieben von neun Rennen konnte ein Fahrer des Mailänder Herstellers gewinnen. 1934 begann die Dominanz der deutschen Marken Mercedes-Benz und Auto Union. Erst 1939 konnte wieder Alfa Romeo das Rennen gewinnen, dieses wurde allerdings nicht in der formelfreien, sondern der 1,5-Liter-Voiturette-Klasse ausgetragen. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach folgte eine Zwangspause bis einschließlich 1946.

Nach dem Krieg wurde das Rennen in Großer Preis von Pescara (Gran Premio di Pescara) umbenannt, die Rennstrecke war von nun an als Circuito di Pescara bekannt. Zunächst wurde das Rennen für Sportwagen ausgetragen, mit Einführung der Fahrerweltmeisterschaft im Jahre 1950 und 1951 wurde der Grand Prix dann unter Formel-1-Regeln ausgetragen – allerdings zunächst nicht als WM-Lauf. Auch 1952, 1953 und 1956 waren wieder Sportwagen am Start. 1954 wurde das Rennen im Reglement der Formel 2 abgehalten.

Nachdem die Junirennen, die Großen Preise von Belgien und der Niederlande, wegen finanzieller Probleme abgesagt worden waren, nahm die FIA kurzfristig ausnahmsweise den „Großen Preis von Pescara“ in den Formel-1-Weltmeisterschaftskalender 1957 auf.

Da die Weltmeisterschaft bereits für den viermal siegreichen Maserati-Fahrer Juan Manuel Fangio entschieden war, die italienische Justiz gegen Ferrari aufgrund der im Mai 1957 beim Mille-Miglia-Straßenrennen durch einen Ferrari-Unfall getöteten elf Personen ermittelte, und wegen der auf Landstraßen eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten, lehnte Ferrari eine offizielle Teilnahme bei diesem Straßenrennen ab. Nur Luigi Musso, in der Punktetabelle Zweitplatzierter, nahm als Privatfahrer mit einem Ferrari teil. Die Veranstaltung zog trotzdem über 200.000 Zuschauer an. Musso war Dritter im Training und ging schnell in Führung, musste aber aufgrund der hohen Temperaturen mit Ölverlust aufgeben, so dass Vanwall-Fahrer Stirling Moss mit komfortablem Vorsprung nach 2:59:22,7 Stunden gewinnen konnte. Von 16 Teilnehmern kamen nur sieben ins Ziel. Noch in der Startphase gab es einen Unfall, als der Privatier Horace Gould einen Mechaniker anfuhr, der nicht schnell genug aus der Startaufstellung verschwunden war.

Nur drei Wochen später fand der italienische Gran Premio wie üblich in Monza statt, wodurch zum ersten Mal zwei zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählende Rennen in einem Land ausgetragen wurden.

Anfang der 1960er Jahre wurde der Sicherheitsaspekt im Rennsport immer größer und die Strecke für den Motorsport aufgegeben. Das letzte Rennen das in Pescara gefahren wurde, war ein 4-Stunden-Rennen im Jahre 1961, welches zur Sportwagen-Weltmeisterschaft zählte und von Lorenzo Bandini und Giorgio Scarlatti gewonnen wurde.

Tödliche Unfälle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Geschichte des Grand Prix kam es zu acht Todesfällen. Das erste Opfer war 1934 der Algerier Guy Moll, der beim Überrunden von Ernst Jakob Henne mit diesem kollidierte und in die Streckenbegrenzung einschlug[1]. 1937 kam es zum schwersten Unfall der Rennhistorie, bei dem Pasquale Ermini nach einem Überholversuch gegen Luciano Uboldi die Kontrolle über seinen Wagen verlor und in eine Zuschauergruppe raste. Vier Zuschauer wurden getötet, Ermini selbst wurde schwer verletzt[2]. Beim Grand Prix 1939 starb zunächst Giordano Aldrighetti im Training, der nach einem Unfall im Cockpit seines Wagens verbrannte[3], im Rennen kam Catullo Lami nach einem Überschlag ums Leben. Der letzte Unfall mit Todesfolge ereignete sich 1961. Franco Bernabei überfuhr zwei Zuschauerinnen, von denen eine wenig später im Krankenhaus verstarb[4].

Auflage Jahr Strecke Klasse Sieger Zweiter Dritter Pole-Position Schnellste Runde
I 1924 Pescara FL Italien 1861 Enzo Ferrari (Alfa Romeo) Italien 1861 Giovanni Bonmartini (Mercedes) Italien 1861 Eugenio Beria d’Argentine (Bugatti) unbekannt unbekannt Italien 1861 Giovanni Bonmartini (Mercedes)
II 1925 Pescara FL Italien 1861 Guido Ginaldi (Alfa Romeo) Italien 1861 Ugo Minciotti (Bugatti) Italien 1861 Pasquale Croce (Bugatti) unbekannt unbekannt Italien 1861 Emilio Materassi (Itala)
III 1926 Pescara FL Italien 1861 Luigi Spinozzi (Bugatti) Italien 1861 Carlo Rosti (Bugatti) Italien 1861 Aymo Maggi (Bugatti) unbekannt unbekannt Italien 1861 Emilio Materassi (Itala)
IV 1927 Pescara FL Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo) Italien 1861 Carlo Tonini (Maserati) Italien 1861 Salvatore Marano (Bugatti) unbekannt unbekannt Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo)
V 1928 Pescara FL Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo) Italien 1861 Luigi Arcangeli /
Italien 1861 Emilio Materassi (Talbot)
Italien 1861 Carlo Tonini (Bugatti) unbekannt unbekannt Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo)
1929 keine Coppa Acerbo
VI 1930 Pescara FL Italien 1861 Achille Varzi (Maserati) Italien 1861 Ernesto Maserati (Maserati) Italien 1861 Baconin Borzacchini (Alfa Romeo) Italien 1861 Francesco del Drago (Mercedes-Benz) Italien 1861 Luigi Fagioli (Maserati)
VII 1931 Pescara FL Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo) Monaco Louis Chiron (Bugatti) Italien 1861 Tazio Nuvolari (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo)
VIII 1932 Pescara FL Italien 1861 Tazio Nuvolari (Alfa Romeo) Deutsches Reich Rudolf Caracciola (Alfa Romeo) Monaco Louis Chiron (Bugatti) Deutsches Reich Rudolf Caracciola (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo)
IX 1933 Pescara FL Italien 1861 Luigi Fagioli (Alfa Romeo) Italien 1861 Tazio Nuvolari (Maserati) Italien 1861 Piero Taruffi (Maserati) Italien 1861 Giuseppe Campari (Alfa Romeo) Italien 1861 Tazio Nuvolari (Maserati)
X 1934 Pescara FL Italien 1861 Luigi Fagioli (Mercedes-Benz) Italien 1861 Tazio Nuvolari (Maserati) Italien 1861 Antonio Brivio (Bugatti) NS-Staat Hans Stuck (Auto Union) Dritte Französische Republik Guy Moll (Alfa Romeo)
XI 1935 Pescara FL Italien 1861 Achille Varzi (Auto Union) Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer (Auto Union) Italien 1861 Antonio Brivio (Alfa Romeo) Monaco Louis Chiron (Alfa Romeo) Italien 1861 Achille Varzi (Auto Union)
XII 1936 Pescara FL Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer (Auto Union) Deutsches Reich NS Ernst von Delius (Auto Union) Italien 1861 Achille Varzi (Auto Union) Italien 1861 Achille Varzi (Auto Union) Italien 1861 Achille Varzi (Auto Union)
XIII 1937 Pescara FL Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer (Auto Union) Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch (Mercedes-Benz) Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller (Auto Union) Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer (Auto Union) Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer (Auto Union)
XIV 1938 Pescara FL Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola (Mercedes-Benz) Italien 1861 Giuseppe Farina (Alfa Romeo) Italien 1861 Vittorio Belmondo (Alfa Romeo) Italien 1861 Luigi Villoresi (Maserati) Italien 1861 Tazio Nuvolari (Auto Union)
XV 1939 Pescara VO Italien 1861 Clemente Biondetti (Alfa Romeo) Italien 1861 Carlo Pintacuda (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Farina (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Farina (Alfa Romeo) Italien 1861 Giuseppe Farina (Alfa Romeo)
1940 bis 1946 keine Coppa Acerbo / kein Großer Preis von Pescara
XVI 1947 Pescara SW Italien Vincenzo Auricchio (Stanguellini) Italien Franco Cortese (Ferrari) ItalienItalien Bonetto (Maserati) unbekannt unbekannt Italien Franco Cortese (Ferrari)
XVII 1948 Pescara SW Italien Giovanni Bracco /
Italien Alberto Ascari (Maserati)
Italien Bruno Sterzi (Ferrari) Frankreich Louis Rosier (Talbot) unbekannt unbekannt Italien Luigi Villoresi (Maserati)
XVIII 1949 Pescara SW Italien Franco Rol (Alfa Romeo) Italien Roberto Vallone (Ferrari) Frankreich Henri Louveau (Delage) Italien Clemente Biondetti (Ferrari) Italien Franco Rol (Alfa Romeo)
XIX 1950 Pescara F1 Argentinien Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo) Frankreich Louis Rosier (Talbot-Lago) Italien Luigi Fagioli (Alfa Romeo) Argentinien Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo) Argentinien Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo)
XX 1951 Pescara F1 Argentinien José Froilán González (Ferrari) Frankreich Louis Rosier (Talbot-Lago) Frankreich Philippe Étancelin (Talbot-Lago) Italien Alberto Ascari (Ferrari) Argentinien José Froilán González (Ferrari)
XXI 1952 Pescara SW Italien Giovanni Bracco /
Italien Paolo Marzotto (Ferrari)
Italien Clemente Biondetti /
Italien Franco Cornacchia (Ferrari)
Italien Luigi Piotti /
Italien Vittorugo Mallucci (Ferrari)
Italien Clemente Biondetti /
Italien Franco Cornacchia (Ferrari)
unbekannt unbekannt
XXII 1953 Pescara SW Italien Umberto Maglioli /
Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn (Ferrari)
Italien Guido Mancini /
Italien Silvio Dal Cin (Maserati)
Italien Enrico Sterzi /
Italien Franco Cortese (Ferrari)
Vereinigtes Konigreich Peter Whitehead /
Vereinigtes Konigreich Duncan Hamilton (Jaguar)
Italien Umberto Maglioli (Ferrari)
XXIII 1954 Pescara F1/2 Italien Luigi Musso (Maserati) Thailand Prinz Bira (Maserati) Vereinigte Staaten 48 Harry Schell (Maserati) Vereinigtes Konigreich Stirling Moss (Maserati) Thailand Prinz Bira (Maserati)
1955 kein Großer Preis von Pescara
XXIV 1956 Pescara SW Frankreich Robert Manzon (Gordini) Italien Piero Taruffi (Maserati) Italien Gino Munaron (Ferrari) Frankreich Jean Behra (Maserati) unbekannt unbekannt
XXV 1957 Pescara F1 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss (Vanwall) Argentinien Juan Manuel Fangio (Maserati) Vereinigte Staaten Harry Schell (Maserati) Argentinien Juan Manuel Fangio (Maserati) Vereinigtes Konigreich Stirling Moss (Vanwall)
1958 bis 1959 kein Großer Preis von Pescara
XXVI 1960 Pescara F2 Neuseeland Denis Hulme (Cooper-BMC) Sudafrika 1961 Juan Manuel Bordeu (Stanguellini-Fiat) Rhodesien Sud 1923 John Love (Cooper-BMC) Italien Renato Pirocchi (Stanguellini-Fiat) Neuseeland Denis Hulme (Cooper-BMC)
XXVII 1961 Pescara SW Italien Lorenzo Bandini /
Italien Giorgio Scarlatti (Ferrari)
Osterreich Karl Orthuber /
Deutschland Edgar Barth (Porsche)
Vereinigte Staaten Mennato Boffa (Maserati) Vereinigte Staaten Richie Ginther /
Italien Giancarlo Baghetti (Ferrari)
Vereinigte Staaten Richie Ginther (Ferrari)
Legende
Abkürzung Klasse Kommentar
F1 Formel 1 Formel-1-Weltmeisterschaft ab 1950
F2 Formel 2
FL Formula libre Fahrzeugklasse in der Regel vom Veranstalter ausgeschrieben
SW Sportwagen
TW Tourenwagen
GP Grand-Prix-Fahrzeuge
↓ Durchgehende graue Linien zeigen an, wann in der Geschichte auf einem neuen Kurs gefahren wurde. ↓
Einträge mit hellrotem Hintergrund waren keine Läufe zur Automobil- bzw. Formel-1-Weltmeisterschaft.
Einträge mit gelbem Hintergrund waren Läufe zur Europameisterschaft.
Commons: Coppa Acerbo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. motorsportmemorial.org: Guy Moll
  2. motorsportmemorial.org: Car and truck fatalities by circuit
  3. motorsportmemorial.org: Giordano Aldrighetti
  4. motorsportmemorial.org: Maria Pacione