Gadi Eizenkot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gadi Eizenkot (2015)

Gadi Eizenkot (hebräisch גדי איזנקוט; * 1960 in Tiberias, Israel) ist ein israelischer Politiker und pensionierter General, zuletzt im Rang eines Rav-Aluf. Von Anfang 2015 bis Januar 2019 war er Generalstabschef (Ramatkal) der Israelischen Streitkräfte. Von Oktober 2023 bis zum Austritt zusammen mit Benny Gantz am 9. Juni 2024 war er Mitglied des parteiübergreifenden israelischen Kriegskabinetts.

Militärische Laufbahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eizenkot wuchs in Israels südlicher Hafenstadt Eilat auf und strebte eigentlich eine Marinelaufbahn an, trat dann aber seinen Wehrdienst bei der Golani-Brigade an, die er später von 1997 bis 1998 kommandierte. Während dieser Zeit studierte er Geschichte und schloss mit einem Bachelor an der Universität Tel Aviv ab. Später erwarb er am United States Army War College einen Master in Strategischen Studien. 1999 wurde er Militärischer Sekretär des Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers unter Ehud Barak. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Amud-Haesh-Division (366. Panzerdivision, einen Reservegroßverband des Südkommandos) sowie die Judäa-und-Samaria-Division kommandiert.[1] Ab Juni 2005 leitete er das Direktorat für Operationen. Nach dem Rücktritt von Udi Adam als Kommandeur des Nordkommandos im Oktober 2006 erhielt Eizenkot dessen Posten.[2]

Am 16. Februar 2015 wurde Eizenkot als Nachfolger von Benny Gantz der 21. Chef des Generalstabes der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (Israel Defense Forces, abgekürzt IDF).[3] Am 13. Januar 2019 wurde er in den Ruhestand verabschiedet.[4]

Er ist der Urheber der Dahiya-Doktrin, die den Einsatz „unverhältnismäßiger Gewalt“ und die Zerstörung ziviler Infrastruktur in Gebieten befürwortet, von denen Angriffe gegen Israel ausgehen.[5][6]

Eizenkot wird zugeschrieben, der bezüglich des Umgangs mit Palästinensern im Westjordanland letzte moderate Generalstabschef der IDF gewesen zu sein.[7]

Politische Laufbahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Parlamentswahl 2022 zog Eizenkot als Abgeordneter des im August 2022 gegründeten Parteienbündnisses HaMahane HaMamlachti in die Knesset ein. Als Oppositionsabgeordneter kritisierte er Benjamin Netanjahu für seine Absicht, sicherheitssensitive Ministerposten an politisch weit rechts stehende Hardliner zu vergeben.[8]

Im israelischen Kriegskabinett, das Premierminister Netanjahu am 11. Oktober 2023 bildete, erhielt Eizenkot als Minister ohne Geschäftsbereich den Status eines Beobachters.

Am 18. Januar 2024 äußerte Eizenkot, zu dieser Zeit immer noch Mitglied des Kriegskabinetts, in einem Fernsehinterview öffentlich scharfe Kritik an Netanjahu. Dieser, so Eizenkot, trage die Verantwortung dafür, dass Israel den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 nicht abgewehrt habe. Die Ziele des seither von Israel im Gazastreifen geführten Kriegs seien nicht erreicht; eine (von Netanjahu als Kriegsziel in Aussicht gestellte) totale Vernichtung der Hamas sei nicht erreichbar. Die Mission Israels in diesem Konflikt bestehe „darin, Zivilisten zu retten, und nicht darin, einen Feind zu töten“.[9][10] Die Frage des Interviewers, ob die israelische Führung der Öffentlichkeit die Wahrheit sage, beantwortete er knapp mit „Nein“. Weiterhin forderte er Parlamentswahlen, die Netanjahu kurz zuvor abgelehnt hatte.[11]

Eizenkot gilt als entschlossener Verfechter der demokratischen Prinzipien in Israel und auch insofern als politischer Gegner Netanjahus, dem vorgeworfen wird, die Demokratie im Land auszuhöhlen, und dessen geplante Justizreform 2023 zu massiven Protesten geführt hatte.[10]

Gadi Eizenkots Familie stammt aus Marokko, gehört also zu den Mizrachim. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Sein Sohn Gal Meir diente zunächst bei der Marine und danach ebenfalls in der israelischen Armee und fiel im Dezember 2023 im Alter von 25 Jahren während des israelischen Bodeneinsatzes gegen die Hamas in Gaza bei der Explosion einer Sprengfalle,[12] als er einen Tunnel im Norden des Gazastreifens nahe dem Flüchtlingslager Dschabaliya untersuchte.[6] Einen Tag nach dem Tod seines Sohnes fiel auch ein 19-jähriger Neffe Eizenkots im Gazastreifen.[13] Diese familiären Unglücke sind auch politisch relevant, insbesondere weil Eizenkot damit im Gegensatz zu seinem politischen Rivalen Benjamin Netanjahu steht, dessen Sohn Yair seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 im Ausland blieb und nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde.[9]

Commons: Gadi Eisenkot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Peter Münch: Vater der Kompanie. Er gilt als umsichtig, aber auch als einer, der hart zuschlagen kann: Gadi Eisenkot wird neuer Generalstabschef in Israel. In: Süddeutsche Zeitung vom 1. Dezember 2014, S. 8.
  2. Eisencott replaces Adam as OC Northern Command. In: Jerusalem Post, 19. Oktober 2006.
  3. Gadi Eizenkot neuer Generalstabschef Israels. DiePresse.com, 16. Februar 2015, abgerufen am 8. März 2015.
  4. Armeechef Eisenkot verabschiedet. In: Israelnetz.de. 14. Januar 2019, abgerufen am 20. Januar 2019.
  5. ANALYSIS / IDF plans to use disproportionate force in next war. In: Haaretz. 5. Oktober 2008, abgerufen am 1. Juni 2018.
  6. a b Sohn von Israels Ex-Generalstabschef im Gazakrieg getötet. In: Der Spiegel. 7. Dezember 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023.
  7. Thore Schröder: (S+) Eskalation der Gewalt im Westjordanland: Wie radikale Siedler die Palästinenser vertreiben. In: Der Spiegel. 30. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. November 2023]).
  8. Ex-IDF chief, new MK warns that next government could lead to ‘army’s dismantling’. In: timesofisrael.com. 29. November 2022, abgerufen am 7. Dezember 2023.
  9. a b Eizenkot: „Netanjahu trägt die Verantwortung für den 7. Oktober“. In: juedische-allgemeine.de. 19. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024.
  10. a b Menachem Z. Rosensaft: Welcome Opposition to Netanyahu From Within His War Cabinet. In: newsweek.com. 19. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, Gastbeitrag).
  11. In critique of PM, Eisenkot says talk of “absolute defeat” of Hamas is a tall tale. In: timesofisrael.com. 20. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch).
  12. Alexander Haneke: Der Kampf um Khan Yunis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Dezember 2023, S. 6.
  13. Michael Horovitz, Emanuel Fabian: Ex-IDF chief Eisenkot’s nephew dies in Gaza fighting, day after Eisenkot’s son killed. In: timesofisrael.com. 9. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch).
VorgängerAmtNachfolger
Benny GantzGeneralstabschef der israelischen Streitkräfte
2015–2019
Aviv Kochavi