Häringhof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Häringhof
Koordinaten: 48° 54′ N, 11° 13′ OKoordinaten: 48° 53′ 36″ N, 11° 12′ 55″ O
Höhe: 515 m
Einwohner: (1987)
Postleitzahl: 85072
Vorwahl: 08421
Häringhof (Bayern)
Häringhof (Bayern)
Lage von Häringhof in Bayern
Häringhof
Häringhof

Häringhof ist eine in die Stadt Eichstätt eingemeindete Einöde im oberbayerischen Landkreis Eichstätt.

Häringhof liegt drei Kilometer nordöstlich von Eichstätt auf der Hochfläche der Fränkischen Alb.

Der Hof ist erstmals im 16. Jahrhundert als „Hungerhoff“ erwähnt, angelegt von dem Eichstätter Domherrn und Dompropst Ambrosius von Gumppenberg (um 1501–1574).[1] Der Hof war auf schlechtem und daher wenig ertragreichen Boden errichtet, so dass bei seinen Bewohnern Hunger wohl kein Fremdwort war; es kann aber auch der Spitzname „Hunger“ namensgebend gewesen sein. 1614 ist die Rede davon, dass sich dort „Gesindel“ aufhält, gegen das der Bischof von Eichstätt mit einem Mandat vorgeht. Die Lagebeschreibung lautet zu dieser Zeit zum ersten Mal auf „Vnder Wimpasing“ (Unterwimpasing) – in Bezug zu dem ebenfalls domkapitelschen „(Ober-)Wimpasing“ (= „Vom Wind Umgestoßenes, dem Wind besonders ausgesetztes Gebiet“). 1645 ist vom Hungerhof zu „Nieder Wimpesing“ die Rede, auf dem der domkapitelsche Untertan Veit Neusesser sitzt. Der Zehent des Hofes stand, wie 1660 berichtet wird, dem Kollegiatstift „Unsere Liebe Frau“ zu Eichstätt zu; die ab 1472 neu erbaute und im 19. Jahrhundert größtenteils abgerissene Marienpfarrkirche war seit 1233 dem Domkapitel inkorporiert, das Kollegiatstift bestand seit 1316/18. Im Jahr 1800 stritt das Pfarrstift „Unsere Liebe Frau“ mit dem Grafen von Schenck als dem damaligen Besitzer des „Ungerhofs“. 1808 taucht erstmals die Bezeichnung Häringhof auf, die sich allmählich durchsetzte: Während es 1836 hieß, der „Hunger- (oder Häring-)hof “besteht aus einem Haus mit zehn Seelen, wird 1882 nur noch „Häringhof“ mit jetzt vier Bewohnern erwähnt. Falls das Aufkommen dieser Bezeichnung nicht nach einem Besitzer namens „Häring/Hering“ erfolgte, dürfte ihr wieder ein Spitzname im Sinne von „schmächtig, unansehnlich“ zugrunde liegen. Im Kreishandbuch von 1906 findet man die Bezeichnung „Unterwimpasing (Niederwimpasing-Häringhof)“. Das Anwesen gehörte im neuen Königreich Bayern (1806) zum Steuerdistrikt und zur Gemeinde Preith. Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Preith aufgelöst, Häringhof kam zur Stadt Eichstätt.[2]

1818 hieß der Hofbesitzer Eigenseher.[3] 1876 gelangte das Hofgut bei einer Zwangsversteigerung in den Besitz der Schweizer Familie Ming, die bis 1915/16 dort ansässig blieb.[4] Der Hof ist auch heute noch ein landwirtschaftlicher Betrieb (Ackerbau, Schweinezuchtbetrieb, seit 2002 mit Biogasanlage).[5]

Maria-Hilf-Kapelle beim Häringhof
  • Die Gutshofmauer stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert.[6]
  • 1944 sollte beim Häringhof ein Militärflugplatz entstehen.[7]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehrsanbindung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Häringhof ist über eine Stichstraße zu erreichen, die von der Staatsstraße 2225, der sogenannten Jura-Hochstraße, vom Eichstätter Spindeltal heraufkommend auf der Höhe des Eichstätter Siedlungsgebietes Seidlkreuz nach Osten abzweigt.

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937.
  • Antonius Reith: Eichstätt. Stadt und Altlandkreis. (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, 8). München: Kommission für Bayerische Landesgeschichte, 2017.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Anton Hotter: Das Bezirksamt Eichstätt, 2. Teil, Eichstätt: 2. Auflage 1875, S. 46; falls das dort angegebene Entstehungsjahr 1511 stimmt, kann es nicht der dort aufgeführte Gumppenberg gewesen sein. Gumppenberg hat 1571 den nahen Ziegelhof angelegt − vielleicht gleichzeitig den Hungerhof.
  2. Reith, S. 222 f.; Buchner, S. 218–224
  3. Allgemeines Intelligenzblatt für das Königreich Baiern vom 4. Juli 1818, Sp. 727
  4. Bert Braun: Großgemeinde Pollenfeld mit den Gemeindeteilen. Erlangen-Spardorf 1984, S. 463
  5. [1]
  6. Wilhelm Neu und Volker Liedtke (Bearbeiter): Oberbayern. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler. München 1986, S. 249
  7. Aus den Beständen der Universitätsbibliothek Eichstätt, Band 1, Texte. Die Tagebücher des Ferdinand von Werden. Tagebücher zur Restaurierung des Domes zu Eichstätt 1938–1945, Wiesbaden 1999, S. 279
  8. Leo Hintermayr: Das Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg 1817–1833. München: C. H. Beck, 2000, S. 160
  9. Buchner, S. 255
  10. Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe I, Heft 6. Eichstätt. Beilngries – Eichstätt – Greding. München 1959, S. 198
  11. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 81 (Digitalisat).