Landershofen

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Landershofen
Koordinaten: 48° 53′ N, 11° 14′ OKoordinaten: 48° 52′ 45″ N, 11° 14′ 7″ O
Höhe: 386 (382–498) m
Fläche: 62,3 ha
Einwohner: 990 (9. Mai 2011)
Bevölkerungsdichte: 1.589 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 85072
Vorwahl: 08421
Landershofen (Bayern)
Landershofen (Bayern)
Lage von Landershofen in Bayern
Ortsansicht von Landershofen
Ortsansicht von Landershofen
Landershofen im Sonnenaufgang
Lindenstraße Landershofen

Landershofen (bairisch Landadshofa[1]) ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Eichstätt im oberbayerischen Landkreis Eichstätt.

Das Kirchdorf Landershofen liegt östlich der Kreisstadt Eichstätt flussabwärts im Altmühltal. Nachbarorte sind im Westen Eichstätt, im Norden Buchenhüll, im Osten Pfünz und im Süden Pietenfeld an der Leithen.

Am ehemaligen Steinbruch von Landershofen ist eine römische Siedlung nachgewiesen.[2]

Um das Jahr 1006 kommt der Personennamen Lantesfried/Lantfrid vor, ohne dass ein Bezug zu Landershofen nachweisbar wäre.[3] Zwischen 1183 und 1195 weihte der Eichstätter Bischof Otto die Kirche St. Benedikt zu „Lantfrideshouen“ – der Erstbeleg für die Existenz dieses Ortes.[4] Die Kirche wird wohl mit einem Ministerialensitz zusammenhängen, doch konnte kein Befestigungsnachweis gefunden werden.[5] Von diesen Ministerialen sind im 13. Jahrhundert genannt: Hermannus de Lentvrideshouen (1235),[6] Hermann genannt von Lentfriedeshouen (1239),[7] Hermannus … de Laentfritshoven (1253),[8] Chunrad von Leintfrideshouen mit Tochter Mathildis, „eine Ministerialin des Bischofs“, (1279)[9] und Alhaidis de Laentfritshoven (1282)[10]. Im 14. Jahrhundert besaß ein Chunrat von Chamerawe einen Hof in Laentfritshoven, den er 1309 an seinen Oheim und Eichstätter Domherrn Seifried von March verkaufte;[11] 1324 wird mit Hermann von Gaimersheim ein Pfarrer von Landershofen genannt.[12] Im gleichen Jahr ging der March‘sche Hof an das Eichstätter Spital über; die Gült aus ihm kaufte 1469 das Domstift Eichstätt. 1350 vermachte der bischöfliche Notar Konrad testamentarisch den Leprosen einen Zehent zu „Läntfriczhouen“. Für 1360 ist überliefert, dass das Eichstätter Kloster St. Walburg Abgaben aus Landershofen erhielt. In der „Läntfridshofer Aw“ besaß Burkart von Seckendorff zu Konstein eine Wiese, die er 1380 verkaufte. Drei Jahre später verkaufte Margret die Laimingerin ihr Fischwasser zu „Lampfrizhofen“ an Pfalzgraf Friedrich. Das Fischlehen ist im frühen 15. Jahrhundert in Besitz von Seyfried von Wemding. Wie das Fischerhaus, wird auch die „Müle zu Lentershouen“, die 1406 als bischöfliches Lehen für Konrad Müller erwähnt ist, später zu Pietenfeld an der Leithen. Um 1450 unterstehen dem eichstättischen Landvogteiamt im Dorf die Mühle, 13 Hofstätten, zwei Höfe, das Fischlehen und ein Fischwasser.[13]

1617 wurden fünf Landershoferinnen Opfer der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das Dorf von den Schweden niedergebrannt.[14] Für 1746 wird für Landershofen ein eigener Schulmeister, der zugleich Mesner ist, erwähnt; dies blieb so bis zur Aufhebung des Hochstifts. Am Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Landershofen aus 22 Untertanen-Anwesen. Dem Hofkastenamt gehörten drei Höfe, zwei Köblergüter, sechs Seldengüter, ein Leerhaus, dem Willibaldschorstift der Widemhof, der Domvikarie ein Gütl, dem Klosterrichteramt St. Walburg ein Fischgütl, dem Eichstätter Spital der Meierhof und ein weiterer Hof, dem Kollegiatstift „Unsere Liebe Frau“ zu Eichstätt ein Hof und dem Pflegamt Konstein ein Fischgütl. Außerdem gab es die Kirche, eine Taferne, die Gemeindeschmiede und ein Hirtenhaus.[15]

1802 kam das Hochstift und damit auch Landershofen für kurze Zeit an das Kurfürstentum Bayern, dann Ende 1802 an den Großherzog Ferdinand von Toskana, 1806 infolge des Friedens von Preßburg (27. Dezember 1805) an das neue Königreich Bayern und dort zum Steuerdistrikt Pfünz. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 wurde Landershofen wieder eine eigenständige Gemeinde.[16] 1838 wurde der Kirchturm abgetragen und 1843 neu aufgebaut. Ein Schulhausneubau erfolgte 1892, an dem sich auch die Gemeinde Pfünz beteiligte. 1928 wurde ein Expositurhaus errichtet. Kirchlich war Landershofen eine Filiale von Pietenfeld; heute gehört das Dorf zur Pfarrei Heilige Familie in Eichstätt.[17]

1962 entstand am Haselberg eines der größten Neubaugebiete im heutigen Stadtgebiet von Eichstätt.[18] Alt-Landershofen ist bis heute vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. 1898 hatte das Dorf Bahnanschluss erhalten; der Personenverkehr wurde 1960, der Güterverkehr 1971 eingestellt.[2] Am 1. Juli 1972 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Landershofen (1961: 488 ha) in die Stadt Eichstätt eingemeindet.[19] In den 1970er Jahren tauchte für Landershofen die Bezeichnung „Landratshofen“ auf – eine scherzhafte Wortbildung hinsichtlich des Umstandes, dass der damalige Eichstätter Landrat Hans Pappenberger in Landershofen wohnte, wo er auch 1977 bestattet wurde.[20] Um 1980 bestand Landershofen aus 13 landwirtschaftlichen Betrieben, einem Einzelhandelsgeschäft, einem Handwerksbetrieb, einem Fuhrunternehmen, der Straßenmeisterei, einer Bauschreinerei, einem Café und einem Hotel garni mit 38 Betten.[2] Im November 2003 wurden 17 markante Pappeln, die zwischen Landershofen und Pietenfeld an der Leithen standen, aus Sicherheitsgründen gefällt.[21]

Einwohnerentwicklung

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  • 1741: 132[2]
  • 1830: 114 (21 Wohngebäude)[16]
  • 1836: 106 (21 Häuser mit Mühle und Fischerhaus)[22]
  • 1900: 92 (23 Wohngebäude; Viehbestand: 11 Pferde, 120 Rinder, 157 Schafe, 64 Schweine, 1 Ziege)[23]
  • 1937: 113[24]
  • 1950: 165 (25 Wohngebäude)[16]
  • 1961: 127 (30 Wohngebäude)[25]
  • 1970: 470[26]
  • 1983: 798[2]
  • 1987: 842 (210 Wohngebäude mit 298 Wohnungen)[27]

Bedeutende Baudenkmäler in Landershofen sind

  • Freiwillige Feuerwehr Landershofen, gegründet 1981.[29]
  • Verein für Gartenbau und Landespflege Landershofen

Persönlichkeiten

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  • Hans Pappenberger, * 12. Juni 1906 in Nürnberg, + 28. Juni 1977 in Eichstätt, bestattet in Landershofen, 1948–1970 Landrat des (Alt-)Landkreises Eichstätt.
  • Ruprecht Wimmer, * 1942, wohnhaft in Landershofen, 1996–2008 Präsident der Katholischen Universität Eichstätt.[30]
  • Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. II. Bezirksamt Eichstätt, München 1928.
  • Franz Heidingsfelder (Bearb.): Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Erlangen: Palm & Enke, 1938.
  • Landershofen – Ein Dorf im Altmühltal im Laufe der Jahrhunderte, Herausgeber: Stadt Eichstätt 2006.
  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937, II. Band 1938.
  • Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe I, Heft 6. Eichstätt. Beilngries – Eichstätt – Greding. München 1959.
  • Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart, Eichstätt 1984.
  • Antonius Reith: Eichstätt, Stadt und Altlandkreis. (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken), München: Kommission für bayerische Landesgeschichte 2017.
Commons: Landershofen (Eichstätt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zwischn Doischda und Gummeding, auf www.donaukurier.de, abgerufen am 29. Oktober 2021
  2. a b c d e Der Eichstätter Raum, S. 236
  3. Reith, S. 137
  4. Heidingsfelder, S. 160 f. (Nr. 501)
  5. Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt, 92/93 (1999/2000), S. 281
  6. Heidingsfelder, S. 211 (Nr. 691)
  7. Heidingsfelder, S. 217 (Nr. 708)
  8. Heidingsfelder, S. 239 (Nr. 769)
  9. Heidingsfelder, S. 279 (Nr. 907)
  10. Heidingsfelder, S. 297 (Nr. 961)
  11. Heidingsfelder, S. 452 (Nr. 1429)
  12. Buchner II, S. 370
  13. Reith, S. 127
  14. Seger, Josef: Kurze Chronologie der Geschichte von Landershofen, in Landershofen – Ein Dorf im Altmühltal im Laufe der Jahrhunderte, Seite 7–11
  15. Hirschmann, S. 120 f.
  16. a b c Hirschmann, S. 196
  17. Buchner II, S. 371–373
  18. Landershofen, auf www.eichstaett.de, abgerufen am 28. Juli 2016
  19. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 601.
  20. Nicht, wie Reith, S. 127 meint, Landrat Konrad Regler. Dieser wohnte in Rebdorf.
  21. Eichstätter Kurier vom 3. Dezember 2003
  22. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 131
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1172 (Digitalisat).
  24. Buchner I, S. 373
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 768 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 17 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 81 (Digitalisat).
  28. Mader, S. 198–200
  29. Festschrift zum 100-jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe der Freiwillige Feuerwehr Landershofen vom 28. bis 31. Mai 1981, Landershofen 1981
  30. [1] donaukurier.de, abgerufen am 21. Oktober 2017