Heeresmunitionsanstalt Lehre
Die Heeresmunitionsanstalt Lehre war eine Munitionsanstalt der Wehrmacht, die etwa auf halber Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg östlich von Lehre im Forst Kampstüh auf einem rund 200 Hektar großen Gelände lag.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Anfänge der Heeresmunitionsanstalt gehen auf das Jahr 1934 zurück, als der Freistaat Braunschweig das Grundstück an die Heeresverwaltung verkaufte. Ab 1936 wurde dort Munition für die Wehrmacht produziert. Bis 1945 wurden rund 1200 Kriegsgefangene in der Heeresmunitionsanstalt Lehre als Zwangsarbeiter eingesetzt.[1] Am 12. April 1945 wurde die Heeresmunitionsanstalt Lehre von Truppen der 5. US-Panzerdivision eingenommen.[2] Von Sommer 1945 bis Februar 1951 war das Gelände von der britischen Besatzungsmacht besetzt.[3] Später befanden sich auf dem Gelände unter anderem die Standortmunitionsniederlage 231/2 Lehre der Bundeswehr[4] und ein Teilelager der Volkswagen AG.
Von der Schuntertalbahn zweigte ab 1935 südlich des Bahnhofs Lehre ein bis zur Heeresmunitionsanstalt führender Gleisanschluss ab.[5] Diese rund drei Kilometer lange Bahnstrecke war bis Anfang der 1950er-Jahre in Betrieb. Neben dem Munitionstransport diente die Bahnlinie zeitweise auch der Beförderung von Arbeitern von Braunschweig zur Heeresmunitionsanstalt. 1989 wurden die letzten Gleise demontiert. 2019 erwarb ein Naturschutzverein das ehemalige Bahngelände, um es als Naturgebiet zu belassen.[6]
Ein Teil des Geländes der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Lehre befindet sich heute in Privatbesitz und dient Wohnzwecken und Gewerbebetrieben. Einige Bunker sind noch erhalten und dienen dem Fledermausschutz. Das Naturwaldreservat Kampstüh steht heute unter Naturschutz.[7] Seit dem 1. November 2012 steht die ehemalige Heeresmunitionsanstalt Lehre, sowohl die gesamte Gruppe baulicher Anlagen als auch viele Einzelgebäude, unter Denkmalschutz.[8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gudrun Fiedler, Hans-Ulrich Ludewig: Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939–1945. Braunschweigischer Geschichtsverein (Hrsg.), Band 39, Appelhans Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-930292-78-5.
- Dieter Lent: Kriegsgeschehen und Verluste im Zweiten Weltkrieg. In: Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. 2. Auflage. Appelhans Verlag, Braunschweig 2001, ISBN 3-930292-28-9, S. 1026.
- Jörg Leuschner: Wirtschaft und soziale Lage des Freistaates Braunschweig im Dritten Reich (1933–1945). In: Jörg Leuschner, Karl Heinrich Kaufhold, Claudia Märtl (Hrsg.): Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 2: Frühneuzeit. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2008, ISBN 978-3-487-13599-1, S. 513.
- Uwe Otte et al.: Volksgenossen, die Fahnen raus! NS-Alltag und Rüstungsproduktion in Lehre. Zur Geschichte der Ortschaft und ihrer Muna. Lehre 1990.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heeresmunitionsanstalt Lehre im Denkmalatlas Niedersachsen
- Die Heeresmunitionsanstalt Lehre. In: Relikte in Niedersachsen und Bremen
- Bunker auf Internetpräsenz von bow ingenieure GmbH
- Dunkles Kapitel: Munitionsherstellung in Lehre in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 14. Mai 2017
- Muna Lehre auf Internetpräsenz der Basisgruppe Lehre
- Heeres-Munitions-Anstalt auf youtube.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Neue Ausstellung: Sowjetische Kriegsgefangene in Lehre. waz-online.de vom 12. April 2018, abgerufen am 12. April 2018.
- ↑ Muna-Führung am 9. April basisgruppelehre.wordpress.com vom 31. März 2016, abgerufen am 15. April 2018.
- ↑ Muna bietet Rundgang gegen das Vergessen. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 18. Juni 2019.
- ↑ Standortmunitionsniederlage 231/2 Lehre. In: munlager.de. Abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Muna Lehre. In: hgli.lima-city.de. Abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Dirk Fochler: Naturschützer kaufen früheren Bahndamm. In: Helmstedter Nachrichten. Ausgabe vom 24. April 2019.
- ↑ Geschichte
- ↑ Eva Nick: Muna steht seit 2012 unter Denkmalschutz. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 4. September 2020.
Koordinaten: 52° 19′ 32,9″ N, 10° 42′ 19,2″ O