Brustschmerz
Klassifikation nach ICD-10 | |
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R07.1 | Brustschmerzen bei der Atmung |
R07.2 | Präkordiale Schmerzen |
R07.3 | Sonstige Brustschmerzen |
R07.4 | Brustschmerzen, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Der Brustschmerz (auch Thoraxschmerz, thorakaler Schmerz, Thorakalgie oder Thorakodynie) ist ein häufiges Symptom in der Medizin mit einer Vielfalt von Ursachen unterschiedlicher Gefährlichkeit. Beteiligte Organe sind in erster Linie Herz, Lunge, Speiseröhre, Muskel- und Skelettsystem des Brustkorbes. Der zeitnahe Ausschluss einer gefährlichen oder lebensbedrohlichen Ursache kann in spezialisierten Notaufnahmen kardiologischer Abteilungen, den sogenannten Chest Pain Units, erfolgen.
Der Brustschmerz darf nicht mit dem Brustdrüsenschmerz (Mastodynie) oder mit dem Brustwarzenschmerz (Thelalgie) verwechselt werden.
Herz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Echte Koronarinsuffizienz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pektanginöse Beschwerden, hervorgerufen durch Verengung oder Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße bei einer koronaren Herzerkrankung
- Angina pectoris: dumpfer, bohrender, ziehender Schmerz mit Enge (lateinisch: angina), die als einschnürend oder große Last beschrieben wird. Meist hinter dem Brustbein (lateinisch pectus = Brust), einstrahlend in die linke Schulter, seltener in beide Schultern, in den linken Arm und in den Unterkiefer. Diese Schmerzen sind mit Angst (lateinische Wurzel: angustus) verbunden.
- Herzinfarkt: wie bei Angina pectoris, aber meist schwerer, ohne Besserung auf Nitroglycerin. Die Angst kann zur Todesangst werden.
Relative Koronarinsuffizienz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durchblutungseinschränkung der Herzkranzgefäße ohne koronare Herzerkrankung mit Beschwerden einer typischen Angina pectoris
- Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, verminderter Blutfluss durch den linksventrikulären Ausflusstrakt.
- Hochgradige erworbene Aortenklappenstenose, verminderter Blutfluss über der Aortenklappe
- Angina caerulea: Schmerz bei chronischem Cor pulmonale, eventuell als Ausdruck einer Durchblutungsstörung des rechten Ventrikels
- Syndrom X: Angina pectoris mit pathologischem Belastungs-EKG bei gesunden Herzkranzgefäßen, am ehesten als Einschränkung der Koronarreserve mit guter Prognose zu werten
- Tachykarde Herzrhythmusstörung: präkordiales Druckgefühl
- Aneurysma spurium der Herzwand nach Myokardruptur (Riss der Herzmuskelwand) nach Infarkt
- vasospastische Prinzmetal-Angina, Schmerzen wie bei der echten Angina pectoris
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Perikarditis: scharfer, atemabhängiger linksseitiger Schmerz mit Ausstrahlung in Hals, Rücken und Schulter. Verbesserung der Beschwerden im vornübergebeugten Sitzen.
- bakterieller oder viraler Genese
- urämischer Genese oder tuberkulöse Ursache, eher schmerzfrei.
- Dressler-Syndrom, Sonderfall nach Infarkt
- Aortendissektion der Aorta thoracica: therapierefraktärer, plötzlich einschießender Vernichtungsschmerz mit Ausstrahlung in Rücken, Genick, Bauch, evtl. auch Beine
Lunge und Pleura
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lungenembolie: Vernichtungsschmerz mit begleitender Luftnot, kleinere Embolien häufig ohne Schmerzen
- Pleuritis: atemabhängiger Schmerz
- Tumor: langsam zunehmender Schmerz
- Spontanpneumothorax: plötzlich auftretende, von atemabhängigen Schmerzen begleitete Luftnot
Speiseröhre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Refluxösophagitis: brennender Schmerz hinter dem Brustbein, häufig abends oder nachts, Besserung im Sitzen oder Stehen und nach Trinken von Flüssigkeit
- Spasmus der Speiseröhre: Schmerzen hinter dem Brustbein, unabhängig von der Nahrungsaufnahme oder der Körperhaltung, auch nachts
- Achalasie: nahrungsabhängige retrosternale Schmerzen
- Mallory-Weiss-Syndrom und Boerhaave-Syndrom: retrosternaler Schmerz nach Erbrechen
- Zenker-Divertikel: Schmerzen nach dem Schlucken
Magen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Roemheld-Syndrom: Schmerzen nach übermäßiger Mahlzeit, vor allem blähender Speisen
- Gastritis, Schmerzen eher im Oberbauch
Skelettsystem
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wirbelsäulensyndrom, insbesondere „(pekt)anginöse Zustände“[1] bei Schädigungen der Brustwirbelsäule: bewegungs- und haltungsabhängiger Schmerz, eventuell mit Schonhaltung
- Intercostalneuralgie: punktueller oder im Verlauf einer Rippe streifenförmiger bewegungsabhängiger Schmerz, der durch Druck verstärkbar ist.
- Tietze-Syndrom: punktueller Druckschmerz der sternalen Knorpelansätze der ersten und zweiten, seltener der dritten und vierten Rippen
- Thoraxtrauma und Rippenfraktur: druck- und bewegungsabhängiger Schmerz eines umschriebenen Bereichs
- Knochenmetastase: punktueller Druckschmerz
- SAPHO-Syndrom: meist einseitiger Schmerz des Gelenks zwischen Schlüssel- und Brustbein
- Eosinophiles Granulom: teils belastungsabhängiger, teils auch nächtlicher lokalisierter Knochenschmerz[2]
Muskulatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Myogelose: punktueller Druckschmerz der verhärteten Muskulatur, häufig neben der Wirbelsäule
- Dermatomyositis: symmetrischer Muskelschmerz
- Trichinose: punktueller muskulärer Druckschmerz, evtl. mit tastbaren Verkalkungen
Psychosomatisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- funktioneller Thoraxschmerz, Herzangst, Da-Costa-Syndrom
- als körperlicher Herzschmerz empfundene seelische Belastung, z. B. Liebeskummer
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herpes zoster: teils sehr schmerzhaftes Brennen in einem umschriebenen Dermatom
- Pankreatitis, Schmerzen eher im Oberbauch
- Gallenkolik, meist in die rechte Schulter ausstrahlende kolikartige Schmerzen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Mewis, Reimer Riessen, Ioakim Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart / New York 2006, ISBN 3-13-130742-0, S. 1–3.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kurt Gutzeit: Wirbelsäule und innere Krankheiten. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. 47–53, hier: S. 48–49.
- ↑ Joachim Fichter: Langerhans-Zellhistiozytose des Erwachsenen – eine interdisziplinäre Herausforderung. In: Deutsches Ärzteblatt. 19. April 2007 (aerzteblatt.de [abgerufen am 25. März 2009]).