Holsteinbruch
Holsteinbruch Kreisfreie Stadt Nürnberg
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Koordinaten: | 49° 23′ N, 11° 6′ O |
Höhe: | 375 m ü. NHN |
Einwohner: | 0 |
Holsteinbruch
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Der Hohlsteiner Steinbruch (besser bekannt als Einöde mit dem Ortsnamen Holsteinbruch) ist ein geschütztes Naturdenkmal im Gemeindeteil Worzeldorf der mittelfränkischen Stadt Nürnberg.[1]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Steinbruch liegt im südlichen Stadtgebiet (Südliche Außenstadt). Er ist von der Münchener Str. aus (Bundesstraße 8) über die Verlängerung Schwanstetter Str. (Staatsstraße 2406) zu erreichen. Von einem Parkplatz kurz vor Worzeldorf führt ein Waldweg in etwa 10 Gehminuten zum Steinbruch.[2]
Unterschutzstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hohlsteinbruch ist das einzige flächenhafte Naturdenkmal in Nürnberg, neben den geschützten Einzelbäumen, Baumreihen und Alleen.[3] Der Holsteinbruch ist Teil des Landschaftsschutzgebiets Worzeldorfer Berg–Glasersberg (LSG-00536.03).[4] Der Steinbruch und die angrenzenden Waldflächen des Glasersberges sind als europäisches FFH-Gebiet Kornberge bei Worzeldorf geschützt. Als Erhaltungsziel sind die Gelbbauchunke (Bombina variegata) neben den arten- und strukturreichen Waldbeständen benannt.[5]
Der Steinbruch mit seinen Nebenflächen stellt den letzten Lebensraum der Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Nürnberg dar. Die gefährdete und streng geschützte Amphibienart kommt in den temporären Klein- und Kleinstgewässern des Flächennaturdenkmals vor, welche als Laichgewässer genutzt werden.[5] Durch die Spezialisierung auf dynamische Lebensräume, in welchen immer wieder neue Tümpel bzw. Kleingewässer entstehen, findet die Art in diesem Sekundärlebensraum geeignete Standortbedingungen. Die Gelbbauchunke besiedelt die neu entstehenden und vegetationsarmen Lebensräume und Gewässer des Steinbruchs, da in diesem Stadium die Flächen für die anderen Tierarten noch nicht attraktiv sind.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geologisch vor ca. 200 Millionen Jahren, in der Keuperzeit, entstand der Wendelsteiner Höhenzug, der sich von Worzeldorf weit über Wendelstein hinaus erstreckt. Geschichtlich wird er „Kornberg“ genannt. Der Ort wird 1450 in einem Bergbuch als „Hohe Stein“ erstmals namentlich erwähnt.[6] Zu dieser Zeit gab es acht Steingruben, später kamen noch zwei weitere Gruben dazu, der Glasersberg, genannt Mittelbruch und der Worzeldorfer „Holsteinbruch“. Über ein halbes Jahrtausend wurden auf dem Kornberg Quarzit und Burgsandstein, der Worzeldorfer Sandstein, abgebaut.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Holstein ein Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Kornburg aus. Das Waldamt Laurenzi der Reichsstadt Nürnberg war Grundherr des Anwesens und hatte die Dorf- und Gemeindeherrschaft inne.[7]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Holsteinbruch dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe, II. Sektion und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Kleinschwarzenlohe zugeordnet.[8] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession waren nach St. Nikolaus (Kornburg) gepfarrt.[7] Mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals als Transportweg erlebten die Steinbrüche ab 1827 nochmals einen kräftigen Aufschwung. Noch 1883 beschäftigten fünf Brüche 80 Arbeiter. Nach 1885, jedoch vor 1900 wurde Holsteinbruch nach Worzeldorf (Bezirksamt Schwabach) umgemeindet.
Durch die Zerstörung Nürnbergs im Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau wurde der Holsteinbruch noch einmal kräftig aufgewertet. Die Bedeutung der Steinbrüche rührt von dem dort vorkommenden Quarzitstein, der in seiner Farbenvielfalt auch heute noch sehr gefragt ist. Im begrenzten Umfang wird noch heute am Hofmannsbruch der harte Quarzit hydrothermalen Ursprungs und der Burgsandstein abgebaut. Er wird hauptsächlich noch für Fassadenverkleidungen und für Ausbesserungsarbeiten an historischen Gebäuden eingesetzt.[9] Der stillgelegte Rest des Steinbruchs steht unter Naturschutz.
Am 1. Juli 1972 wurde Holsteinbruch im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Nürnberg eingegliedert. Zwischen 1970 und 1987 ist der Ort zur Wüstung geworden.
- Einwohnerentwicklung
Jahr | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 4 | 8 | 5 | 3 | 9 | 5 | 13 | 10 | 3 | † |
Häuser[10] | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 2 | † | |||
Quelle | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 398, 489.
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, OCLC 632541189, S. 659.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Holsteinbruch in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 22. November 2021.
- Holsteinbruch in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 26. September 2019.
- Geocaching.com: Holsteinbruch bei Worzeldorf (abgerufen am 29. Juni 2015)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschützte Naturdenkmale in Nürnberg (nach § 28 Bundesnaturschutzgesetz). Dateiversion vom 18. Oktober 2011 auf der Website der Stadt Nürnberg
- ↑ Holsteinbruch im BayernAtlas
- ↑ Naturdenkmale – Beschreibung auf der Seite der Unteren Naturschutzbehörde (nuernberg.de)
- ↑ LSG Worzeldorfer Berg–Glasersberg in der World Database on Protected Areas (englisch)
- ↑ a b 6632-372 Kornberge bei Worzeldorf (FFH-Gebiet). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 5. Februar 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2023. Suche in Webarchiven) (siehe dazu die Disk "BfN hat umstrukturiert...")
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 341.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 398.
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 475f.
- ↑ Hans Grüner: Hoffmannsbrüche Holsteiner Bruch. (abgerufen am 29. Juni 2015)
- ↑ Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1840 wurden dies als Häuser bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 236 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1252, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1262 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1300 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1130 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 828 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).