Hoss und Hopf

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Hoss & Hopf
Podcast (Stuttgart, Dubai)
Originalsprache Deutsch
Veröffentlichung 22. Sep. 2022 – 
Genre Gesellschaft, Politik, Aktuelle Themen
Folgen 200+ à 20-90 min
Mitwirkende
Moderation Philip Hopf, Kiarash Hossainpour
Website

Hoss und Hopf (Eigenschreibweise Hoss & Hopf) ist ein rechtsgerichteter deutscher Podcast der Finanzinfluencer Kiarash Hossainpour und Philip Hopf.[1][2] Er erscheint zweimal wöchentlich und beschäftigt sich mit Finanzen, Politik und „aktuellen Trendthemen“.[3] Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der Podcast durch Kontroversen bekannt, wurde ihm wiederholt die Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungstheorien vorgeworfen.

Hintergrund

Kiarash Hossainpour (genannt „Hoss“) und Philip Hopf starteten den gemeinsamen Podcast im September 2022. Die Reihenfolge ihrer Namen im Titel wurde per Münzwurf festgelegt.[4] Zu Beginn gab es keine thematische Festlegung, die Podcaster sprachen über Wirtschaft, Politik, Alltägliches und andere Themen, die sie aktuell beschäftigten.

Hossainpour, nach eigenen Angaben wohnhaft in Dubai, ist Influencer und spricht auf seinem YouTube-Kanal hauptsächlich über Kryptowährungen.[5] Hopf betreibt eine Firma, die Finanzanalysen anbietet, und einen YouTube-Kanal, auf dem er ebenfalls Anlagestrategien vorstellt.[6] Die Geschäftsmodelle bzw. Analysen beider sind umstritten;[7] Hans-Peter Burghof bezeichnete diese als unseriöse „Kaffeesatzleserei“,[8][9][10] die BaFin ermittelt gegen ein von den Podcastern beworbenes Unternehmen.[6]

Verbreitung

Der Podcast belegte zeitweise obere Plätze der deutschsprachigen Podcastcharts auf der Streamingplattform Spotify.[11][12][13] Er hat insbesondere durch Ausschnitte, die auf Instagram und TikTok publiziert werden, neben den eigentlichen Veröffentlichungsplattformen wie YouTube, iTunes und Spotify eine Millionenreichweite.[14][15]

Diese Ausschnitte, die zu einer weiteren Verkürzung, Zuspitzung und Dramatisierung der Aussagen führen, werden durch einen monatlichen Wettbewerb mit insgesamt 2.500 Euro gefördert. Demnach erhält der Teilnehmende für das Video mit den meisten Aufrufen 500 Euro, weitere 2.000 Euro werden unter allen Teilnehmern verteilt, deren Videos über eine Million Aufrufe erreichen.[16]

Kritik

Kritik an Hoss und Hopf wurde vereinzelt schon 2023 laut, so attestierte etwa ein Artikel auf Belltower.News dem Podcast die Verbreitung von rechten Verschwörungstheorien wie dem „Großen Austausch“ und judenfeindlichen Tropen wie der „mächtigen Familie Rothschild“.[17] Anfang 2024 folgte eine breite Berichterstattung und scharfe Kritik, auch von großen Medien, darunter Deutschlandfunk Nova, stern.de, Der Spiegel, Zeit Online, Süddeutsche Zeitung und WDR. Kritisiert wurden wiederholt die rechtslibertäre, AfD-nahe[18][19] Einstellung der Podcaster[20][21] und deren Rolle bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien unter Jugendlichen.[1][18][22]

Im Januar 2024 schrieb „Netzlehrer“ Bob Blume in seiner Kolumne auf T-Online über die Verbreitung des Podcasts unter Jugendlichen.[23] Im Februar 2024 berichteten weitere Medien über die Verbreitung von rechtspopulistischen Aussagen, Verschwörungstheorien und Falschmeldungen über u. a. den Klimawandel, Flüchtlingspolitik und Gesundheitsthemen durch den Podcast. Die Süddeutschen Zeitung kritisierte, dass der Podcast eine inszenierte negative Wahrnehmung von einem desolaten Staat schaffe, die von den Podcastern ausgenutzt werde.[24] Die Zeit warf dem Podcast vor, „rechtskonservative Parolen, manchmal garniert mit rassistischem Ressentiment oder einem antisemitischen Verschwörungsmythos“,[16] zu verbreiten und den Klimawandel zu leugnen. Besonders kritisch wurde die Verbreitung von Ausschnitten über ein Wettbewerbssystem auf der Kurzvideoplattform TikTok (s. o.) betrachtet.[18][22][6][25][26] Die selektive Informationsauswahl und „rechte Wortwahl“ führten zu einer verzerrten Wahrnehmung.[27] Als Reaktion auf diese Vorwürfe entferne TikTok einen Kanal mit 160.000 Followern,[28] der Inhalte des Podcasts veröffentlichte, wegen „gefährlicher Falschinformationen und gefährlicher Verschwörungstheorien“.[29][30][31] Auf anderen Plattformen sind die Inhalte noch verfügbar. Spotify, dessen Algorithmus nach einer Recherche die Verbreitung rechter Inhalt durchaus befördert, bestätigte explizit, dass die Inhalte des Podcasts nicht gegen die Regeln der Plattform, die beispielsweise gewalttätigen Extremismus verbieten, verstößen.[32]

Der baden-württembergische Beauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume, kritisierte den Podcast als Teil einer „rechtslibertären Subkultur, die vor allem junge Männer anzieht“.[5][9]

Die Podcaster nannten die breite öffentliche Berichterstattung „koordinierte Medienattacke“[12] und wiesen die Kritik weitgehend zurück.[33][34] Der medienpolitische Sprecher der baden-württembergischen AfD-Landtagsfraktion Ruben Rupp bezeichnete die Sperrung des TikTok-Kanals als „einer der größten Zensur-Skandale der Bundesrepublik“ und forderte die sofortige Wiederherstellung.[35] Erik Ahrens, Social-Media-Stratege der rechtsextremen Szene,[36] schrieb in Bezug auf den Podcast, dass „rechtslibertäre Kryptobros [...] den Diskurs perfekt verschieben [können], weil sie Jugendliche mit Crypto, Bugattis etc. anlocken und ihnen das AfD-Mindset mitgeben. Aber am Ende werden nicht Libertäre die politische Ernte einfahren, sondern wir Rechten.“[12]

Alexander Prinz kritisierte in einem YouTube-Video die „emotionalisierte Art und Weise“ des Stern-Artikels sowie eine oberflächliche Berichterstattung einiger Medien über den Podcast, allerdings kritisierte er Hoss und Hopf ebenfalls in Bezug auf die Inhalte. So bemängelte er am Podcasts u. a. schlechte Recherche, eine selektive Auswahl an Informationen und machte rechtspopulistische und antisemitische Tendenzen aus.[37]

Mitte 2024 stellt Mathias Greffrath in der taz fest, dass die Podcaster ihre „faschistoi­den Sprüche aus ihrer Anfangszeit [...] etwas zurückgefahren“ haben und weniger Äußerungen wie „Todesstrafe als hygienische Maßnahme gegen menschlichen Müll“ tätigen, aber weiterhin unter anderem den Klimawandel leugnen. Laut Greffrath spricht der Podcast gezielt sinn- und orientierungssuchende Jugendliche an und verstärkt seit der breiteren öffentlichen Debatte sein Plädoyer für die AfD.[38]

Einzelnachweise

  1. a b Videoplattform Tiktok sperrt Podcastkanal "Hoss & Hopf". In: Süddeutsche Zeitung. 15. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  2. Livio Koppe: „Hoss und Hopf“ auf Tiktok gesperrt: Zu viel rumgesponnen. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Februar 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 17. Februar 2024]).
  3. Hoss & Hopf. In: podcasts365.de. podcast365.de, 16. Februar 2024, abgerufen am 16. Februar 2024.
  4. Die Entstehungsgeschichte von Hoss & Hopf. In: Spotify. 22. September 2022, abgerufen am 16. Februar 2024.
  5. a b Zu viel Fake News? Warum TikTok den Podcast-Kanal "Hoss & Hopf" sperrt. In: SWR. 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  6. a b c "Hoss und Hopf": Wer steckt hinter dem Podcast? In: Deutschlandfunk Nova. 11. Februar 2024, abgerufen am 16. Februar 2024.
  7. Nils Schniederjann, Antje Allroggen: Finfluencer: Verschwörungserzählungen und Finanztipps. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 19. Februar 2024.
  8. deutschlandfunk.de: Podcast - Tiktok verbannt "Hoss & Hopf". Abgerufen am 17. Februar 2024.
  9. a b Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Klickmillionär Philip Hopf aus Stuttgart: Rechtslibertäre Videoschnipsel fürs Jugendzimmer. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  10. tagesschau.de: Baden-Württemberg: Wegen Falschinformationen: TikTok sperrt Podcastkanal "Hoss & Hopf". Abgerufen am 18. Februar 2024.
  11. Podcast-Charts. In: Spotify. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  12. a b c "Hoss & Hopf": So polarisieren die Podcaster auf TikTok. In: ZDF. 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  13. TikTok sperrt Kanal "Hoss & Hopf". In: tagesschau.de. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  14. Trotz Verschwörungstheorien: So wurde "Hoss&Hopf" zum Nummer-1-Podcast. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  15. Denise Orlean: Die besten Podcasts bei Spotify und iTunes: Tages-Rankings in Deutschland (18.2.2024). In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 18. Februar 2024, abgerufen am 18. Februar 2024.
  16. a b Linda Friese: Podcast "Hoss und Hopf": Wutbürger mit Podcast. In: Die Zeit. 19. Februar 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 19. Februar 2024]).
  17. Lifecoaches ebnen oft den Weg in eine rechtsextreme Gedankenwelt. In: Belltower.News. 15. Juni 2023, abgerufen am 7. Mai 2024 (deutsch).
  18. a b c Katharina Linau: Einer der erfolgreichsten Podcasts impft unsere Kinder mit radikalem Gedankengut – und keiner kriegt's mit. In: stern.de. 11. Februar 2024, abgerufen am 16. Februar 2024.
  19. Plötzlich klopft der Sohn AfD-Sprüche – wie rechte Influencer Kinder abfangen. Rechtslibertärer Podcast in Kritik. In: FOCUS. BurdaForward GmbH, 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  20. Eberhard Wein: Klickmillionär Philip Hopf aus Stuttgart: Rechtslibertäre Videoschnipsel fürs Jugendzimmer. In: Stuttgarter Zeitung. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  21. Jona Spreter, dpa: Rechtslibertärer Podcast: TikTok entfernt Podcastkanal "Hoss & Hopf". In: Die Zeit. 15. Februar 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 17. Februar 2024]).
  22. a b Nina Magoley: Wie der Podcast "Hoss und Hopf" Verschwörungen verbreitet. In: WDR. 16. Februar 2024, abgerufen am 16. Februar 2024.
  23. Libertäre Finanz-Podcasts verleiten Jugendliche zum Rechtsruck. 30. Januar 2024, abgerufen am 24. Februar 2024.
  24. Philipp Bovermann: „Hoss & Hopf“ Podcast - Du musst dein Leben ändern. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Februar 2024, abgerufen am 19. Februar 2024.
  25. S. W. R. Aktuell: Zu viel Fake News? Warum TikTok den Podcast-Kanal "Hoss & Hopf" sperrt. 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  26. Sophie-Marie Schulz: Finanz-Influencer „Hoss und Hopf“: TikTok sperrt Konto wegen angeblicher Verschwörungstheorien. 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  27. mdr.de: Kolumne: Das Altpapier am 16. Februar 2024 – Das Vertrauen ist weg | MDR.DE. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  28. RedaktionsNetzwerk Deutschland: „Hoss & Hopf“: Tiktok sperrt Podcastkanal. 15. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  29. TikTok sperrt »Hoss und Hopf«. In: spiegel.de. 14. Februar 2024, abgerufen am 16. Februar 2024.
  30. Krypto-Podcast «Hoss & Hopf» – Tiktok zensiert rechte Influencer. 16. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  31. "Hoss und Hopf": TikTok sperrt Podcast-Kanal. In: Bayerischer Rundfunk. 15. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  32. Laura Czypull: AfD-Parolen und Nazi-Sprech: Beliebter Podcast radikalisiert Jugendliche heimlich. In: Watson. Abgerufen am 19. Februar 2024.
  33. Wird unser Podcast bald zensiert? - Hoss und Hopf #146. Abgerufen am 17. Februar 2024 (deutsch).
  34. Hans-Joachim Hennig: Wegen „gefährlicher Falschinformationen“: Videoplattform Tiktok sperrt Podcastkanal „Hoss & Hopf“. 15. Februar 2024, abgerufen am 17. Februar 2024.
  35. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Nach Sperre gegen „Hoss & Hopf“: AfD klagt über chinesischen Liebesentzug. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  36. Philipp Bovermann: „Hoss & Hopf“ Podcast: Mit Verschwörungen und Staatskollaps in die Charts. 19. Februar 2024, abgerufen am 22. Juli 2024.
  37. Alexander Prinz: Wie gefährlich sind HOSS&HOPF? 3. März 2024, abgerufen am 19. März 2024 (deutsch).
  38. Mathias Greffrath: Rechte Influencer: Echte Kerle für Tiktok. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Juni 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Juli 2024]).