Internationaler Frauen-Kongress 1904

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Postkarte 1904

Der Internationale Frauen-Kongress 1904 fand vom 12. bis 18. Juni in Berlin statt. Er wurde vom International Council of Women mit über 2000 Teilnehmerinnen veranstaltet. Er ist zu unterscheiden von der Gründungskonferenz der radikaleren International Woman Suffrage Alliance am 3. Juni 1904 in Berlin.

Festbankett am 9. Juni 1904

Der International Council of Women als internationale Dachorganisation der gemäßigten bürgerlichen Frauenvereine hatte 1893 in Chicago und 1899 in London seine ersten Kongresse organisiert. Der Bund deutscher Frauenvereine konnte die nächste Zusammenkunft 1904 in Berlin ausrichten.[1] Vom 6. bis zum 11. Juni fand zunächst die dritte Generalversammlung des ICW statt.[2][3] An den Abenden gab es öffentliche Sitzungen und einige Festbankette.

Danach erschienen über 2.000 Teilnehmerinnen aus etwa 25 m Ländern aus Europa, den USA, Australien und Neuseeland zum Internationalen Frauenkongress in der Philharmonie.[4][5] Es gab Referate und Diskussionen zu zwanzig Themenbereichen zur Bildung, der beruflichen Tätigkeit, dem sozialen Engagement und der rechtlichen Stellung der Frauen.[6] Zu den Rednerinnen gehörten die österreichische Pazifistin Bertha von Suttner als Ehrengast und Mary Church Terrell als einzige farbige Referentin. Es fehlten einige radikaleren Frauenrechtlerinnen wie Anita Augspurg, Minna Cauer, und Clara Zetkin.[7]

Weitere Höhepunkte waren ein Empfang einer Delegation bei der Kaiserin Auguste Viktoria und bei Maria von Bülow, der Ehefrau des Reichskanzlers, sowie ein Besuch beim Lette-Verein.[8]

Über den Kongress berichteten viele deutsche und internationale Zeitungen ausführlich, was der Frauenbewegung eine große öffentliche Resonanz verschaffte.[9][10]Die Damen, die aus aller – Verzeihung für das harte Wort! – Herren Länder in Berlin zusammengeströmt waren, um volle 14 Tage lang die gesamte zivilisierte Welt in Atem zu erhalten (...)“ [11] Die Reichspost in Berlin hatte einen Sonderstempel Internat. Frauen-Kongress.

Teilnehmerinnen (Auswahl)

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Podium des Internationalen Frauenkongresses

Zu den wichtigsten Teilnehmerinnen gehörten May Wright Sewall als Vorsitzende des Weltfrauenbundes und Susan B. Anthony als deren Stellvertreterin, sowie die 84-jährige Ishbell Aberdeen als führende US-amerikanische Frauenrechtlerin. Die Organisation verantwortete Marie Stritt, als Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine mit weiteren deutschen Vereinsmitgliedern, die vier Sektionen leiteten Helene Lange, Alice Salomon, Anna Edinger und Olga Freiin von Beschwitz.[12] Weitere bekanntere Teilnehmerinnen waren[13]

Jessie Ackermann, Lydia Alder, Corinne Allen, Elisabeth Altmann, Argentina Altobelli Bonetti, Sadie American, Cecilia Bååth-Holmberg, Maud Banfield, Constance Battersea, Gräfin Batthyani-Andrassy (Ilona Andrássy), Gertrud Bäumer, Margarete Bennewitz, Adelheid von Bennigsen, Alice Bensheimer, Marie von Besobrasoff (Maria Besobrasowa), Hanna Bieber-Böhm, Ottilie von Bistram, Lucretia Blankenburg, Agnes Bluhm, Anna Blum, Elisabeth Boddaert, Isabelle Bogelot, K. Bohmann, Margarete Bondfield, Emma Boos-Jegher, Alfred Booth, G. A. A. Bouricius, Marie von Bredow, Steck Brodbeck, Friederike Bröll, Elvira Castner, Maria Cederschiöld, Pauline Chaponnière-Chaix, Mary Clifford, Willoughby Cummings, Anna Danielsson, Oddo Deflou, Carry Derick, Regina Deutsch, Mary Dignam, Emily Dobson, Elisabeth van Dorp, A. E. van Dorp-Verdam, Anna Edinger, Julie Eichholz, Charlotte Eilersgaard, Clara Elben, Else Federn, Florence Fenwick-Miller, Helene von Forster, E. L. Franklin, Ika Freudenberg, Maikki Friberg, Margarete Friedenthal, Thekla Friedländer, Malvi Fuchs, S. B. Gahey, Millicent Garrett Fawcett, Adele Gerhard, Henriette Goldschmidt, Annie Goodrich, Ogilvie Gordon, Ethel Fenwick Gordon, Lady Gormanston-Balbriggen, Elisabeth Gottheiner, Sophia Goudstrikker, Elisabeth Grannis, Alexandra Gripenberg, Karoline Gronemann, Marianne Hainisch, Ilmi Hallstén, Ottilie von Hansemann, Eline Hansen, Marie Hecht, Charlotte Heim, Margarete Henschke, Agnes Herrmann, Olga Hertz, Henriette Herzfelder, Hedwig Heyl, Lida Gustava Heymann, Anna Hierta-Retzius, Ottilie Hoffmann, A. van Hogendorp, Anna Hooslet, Constance Hoster, Anna Howard Shaw, Anna Hude, Belle Huntington-Mix, Ida Husted Harper, Eliza Ichenhaeuser, Aletta Jakobs, Emily Janes, Adelaide Johnson, Agnes Karll, Elisabeth Kaselowsky, Frl. von Keudell, Lydia Kingsmill Commander, Margarete Kirschner, Martina Kramers, Gina Krog, Elsbeth Kruckenberg, Marie Lang, Helene Lange, Maria Lischnewska, Louise Locher, Marie Löper-Houselle, Else Lüders, Anna Marte Ristow, Marie Martin, Florestine Mauriceau, Mary McArthur, Marie Mellien, Francis Melville, Ella Mensch, Marie Michelet, Natalie von Milde, Sarah Monod, Dora Montefiore, Fredrikke Mörek, Lina Morgenstern, Paula Müller, Mrs. Napler, Frederick Nathan, Luise Norlund, Charlotte Norrie, Astrad Paludan-Müller, Bertha Pappenheim, Anna Pappritz, Marie Parent, Maria Pascoletti, Mrs. Patterson, Charlotte Perkins Gilmann[14], Anna de Philosofoff (Filosofowa), Anna Plothow, Margarete Pochhammer, Margarete Poehlmann, Marie Popelin, Sera Proelß, Marie Raschke, Spaletti Rasponi, Marie Ristow, Auguste Rosenberg, Therese Rösing, Eva von Roy, Ina Rozberg, Constanze von Rudnay, J. Rutgers-Hoitsema, Avril de Sainte-Croix, Vibecke Salicath, Alpheu Salvador, Ellen Sandelin, W. E. Sanford, Anna de Schabanoff (Schabanowa), Katharina Scheven, Käthe Schirmacher, Fanny Schmidt, Dagmar Schmiegelow, Elisabeth Schneider, Ragna Schon, Adele Schreiber, Eugenie Schwarzwald, Rosika Bedy Schwimmer, E. Serment, Mrs. Sheppard, Miss Sheriff, Helene Simon, Anna Simson, Alice Smith Merrill Horne, Hertha von Sprung, Adelheid Steinmann, Helene Stöcker, Ylda Sulyok, Frl. Telschow, Mary Church Terrell, Louisa A. Thomson , Franziska Tiburtius, Alli Trygg-Hellenius, Berta Turin, Camille Vidart, V. Vincent, Lydia Wahlström, Kate Wallec Barret, Lady Warwick (Daisy Melville), Mrs. Watson-Lister, Marianne Weber, Hildegard Wegscheider-Ziegler, Emmeline Wells, E. Wentzel-Heckmann, Mrs. Williamson, Teresa Wilson, Käthe Windscheid, Louise Winteler, Mary Wood Swift, W. Wynaenatsfrancken-Dyserinck, Luise Zurlinden, und viele weitere.

Die Dichterin Luise Elias aus Schwerte veröffentlichte "Zeitgemäße Reime zum Frauen-Kongreß"[15]

 (...)
Drum sah man unlängst in Berlin
Und zwar aus allen Ländern
Viel Frauen zum Kongresse ziehn,
wohl in ‚Reform‘-Gewändern,

Denn nach ‚Reform‘ lechzt allerwärts
Das sehnsuchtsvolle Frauenherz,
seit sich der Wunsch bemächtigt
Des Wörtchens ‚gleichberechtigt‘!
(...)

Manch Ehemann sitzt still beiseit
Und singt von schönen Stunden:
O alte Burschenherrlichkeit,
Wohin bist Du entschwunden!

Die Frau indes zur selben Zeit
Beginnt: O Frauenherrlichkeit,
wie bist du im Entstehen,
Die Welt wird Wunder sehen!
(...)

Es geht im neuen Säkulum
Das Mädchen aufs Gymnasium,
Es darf auch schon studieren
Und hier und da amtieren! (...)

Commons: Internationaler Frauen-Kongress 1904 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. 1896 hatte es in Berlin bereits einen großen Frauenkongress gegeben, der jedoch ohne einen offiziellen Verein als Organisator durchgeführt wurde
  2. Handbuch für die 3. Generalversammlung des Internationalen Frauenbundes in Berlin (...), 1914
  3. The White Ribbon, 15 february 1904 Digitalisat, neuseeländische Frauenzeitschrift mit Programmpunkten der Generalversammlung
  4. Ulla Wikander, Feminism, familj och medborgarskap, Stockholm 2005, Kap. 12 englische Übersetzung, mit ausführlicher Darstellung des Kongresses, mit 2.000 bis 3.000 eingetragenen Teilnehmerinnen und 6.000 bis 9.000 Besucherinnen bei den öffentlichen Veranstaltungen (PDF S. 2)
  5. Dresdner Nachrichten vom 21. Juni 1904, S. 1, schrieb von vier Sälen, die jeweils etwa tausend Personen fassen würden
  6. Marie Stritt (Hrsg.): Der Internationale Frauen-Kongress in Berlin 1904, Berlin 1905, mit Berichten und einigen Referaten
  7. Wikander, 2005, sowie Internationaler Frauenkongress 1904 HSozKultur und The White Ribbon, 15 february 1904, verweisen darauf, dass das deutsche Organisationskomitee darüber entschied, wer reden darf und wer nicht
  8. Aufbruch der neuen Frauen. Asta Nielsen Bürgerleben, 2017, von Barbara Beuys, mit kurzem Bericht, wahrscheinlich auch in dieselbe, Die neuen Frauen. Revolution im Kaiserreich. 1900–1914, 2015
  9. Internationaler Frauenkongress 1904 HSozKultur
  10. Tägliche Rundschau, Berlin, vom 15. Juni 1904 Ausschnitt, nach Posener Tageblatt, über Rede von Bertha von Suttner; und viele weitere deutschsprachige und ausländische Zeitungen wie Reichsanzeiger, Vorwärts, Aftonbladet und viele andere
  11. Dresdner Nachrichten vom 21. Juni 1904, S. 1 Digitalisat, Leitartikel, mit spöttischem Unterton, aber auch Lob für die gelungene Gesamtorganisation
  12. Council of Women, in The White Ribbon, 15 February 1904 Digitalisat, neuseeländisches Frauenzeitschrift mit kurzem Überblick über den Kongressverlauf; siehe auch Marie Stritt, Der Internationale Frauen-Kongress in Berlin 1904, 1905, mit Kongressbericht
  13. Eliza Ichenhaeuser (Red.), Bilder vom Internationalen Frauen-Kongress 1904, 1905, mit Fotos und Kurzbeschreibungen dieser Teilnehmerinnen, einige Fotos; vgl. Marie Stritt, Der Internatiomale Frauen-Kongress in Berlin 1904, 1904, S. 616–619 Digitalisat, Namensverzeichnis der Rednerinnen
  14. Charlotte Perkins Gilmann Hollies Archive, mit Digitalisaten einiger Unterlagen zum Kongress
  15. Schwerter Zeitung vom 11. Juni 1904, Text (unten), unter dem Pdeudonym Ernst Heiter, einen Tag vor der Eröffnung des Kongresses