Kabinett Tăriceanu I

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Călin Popescu-Tăriceanu war zwischen 2004 und 2008 Ministerpräsident Rumäniens.

Das Kabinett Tăriceanu I wurde in Rumänien am 28. Dezember 2004 von Ministerpräsident Călin Popescu-Tăriceanu gebildet und löste das Kabinett Năstase. Dem Kabinett gehörten Vertreter des Wahlbündnisses Alianţa Dreptate şi Adevăr, das aus PNL (PNL) und Partidul Democrat (PD) bestand, sowie der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) und der Partidul Umanist Român (PUR) an. Zu den Wahlen trat die Partidul Umanist Român noch in der Listenverbindung Uniunea Națională PSD+PUR mit der Partidul Social Democrat (PSD) an. Ihre so in das Abgeordnetenhaus gewählten Vertreter ermöglichten dann aber die Wahl des bürgerlichen Ministerpräsidenten Călin Popescu-Tăriceanu von der PNL und beteiligten sich an dessen Regierung bis zu ihrem Austritt aus dem Kabinett am 4. Dezember 2006. Das Kabinett am 5. April 2007 vom Kabinett Tăriceanu II abgelöst.

Regierungspolitik und Wahlen

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Traian Băsescu wurde 2004 zum Staatspräsidenten Rumäniens gewählt.

Die Parlamentswahl am 28. November 2004 brach die Vorherrschaft der seit 15 Jahren fast ohne Unterbrechung postsozialistischen Parteien. Stärkste Kraft wurde die Uniunea Națională PSD+PUR, zu der die Partidul Social Democrat und die Partidul Conservator gehörten, mit 3.730.352 Stimmen (36,6 Prozent) und 132 der 332 Mandate, während die Alianţa Dreptate şi Adevăr aus PNL und PD mit 3.191.546 Stimmen (31,3 Prozent) sowie 112 Sitze zweitstärkste Gruppierung wurde. Die Partidul România Mare (PMR) wurde mit 1.316.751 Stimmen (12,9 Prozent) und 48 Mandaten zwar wieder drittstärkste Fraktion, verlor aber 6,6 Prozentpunkte und 36 Sitze. Neben der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien mit 628.125 Wählerstimmen (6,2 Prozent) und 22 Sitze gehörten noch 18 Abgeordnete als Vertreter der Minderheiten der Abgeordnetenkammer als Mitglieder an.[1]

In der Präsidentschaftsstichwahl am 12. Dezember 2004 wurde Traian Băsescu mit 51,2 Prozent der Stimmen gewählt, während der bisherige Ministerpräsident Adrian Năstase 48,8 Prozent erhielt. Băsescu trat sein Amt als Staatspräsident am 20. Dezember an. Am darauf folgenden 21. Dezember 2004 trat Năstase als Ministerpräsident zurück und der Minister für Koordinierung des Generalsekretariats der Regierung Eugen Bejinariu wurde daraufhin kommissarischer Ministerpräsident. Am 22. Dezember 2004 ernannte Băsescu mit Călin Popescu-Tăriceanu einen neuen Ministerpräsidenten. Am 26. Dezember 2004 stellte Popescu-Tăriceanu sein erstes Kabinett vor, dem Mihai Răzvan Ungureanu als Außenminister, Teodor Atanasiu als Verteidigungsminister, Ionuț Popescu als Finanzminister und Vasile Blaga als Innenminister angehören. Das Parlament bestätigte die neue Regierung am 28. Dezember mit 265 zu 200 Stimmen, die daraufhin am 29. Dezember 2004 vereidigt wurde.[2]

Am 25. April 2005 unterzeichnete Rumänien den Beitrittsvertrag zur Europäischen Union (EU) und trat der Europäischen Union offiziell zum 1. Januar 2007 bei.[3] Ministerpräsident Popescu-Tăriceanu kündigte am 7. Juli 2005 den Rücktritt seines Kabinetts an. Am 19. Juli revidiert er seine Entscheidung und erklärte, er werde seinen Rücktritt nicht einreichen und stattdessen ein Misstrauensvotum im Parlament beantragen. Dieses wurde ihm am 25. Juli 2005 erteilt, als die dreitägige Frist, innerhalb derer das Parlament einen Misstrauensantrag einreichen kann, ohne Gegenkandidaten verstreicht.[4] Bei einer Kabinettsumbildung am 22. August 2005 löste Sebastian Vlădescu Ionuț Popescu als Finanzminister ab.[5] Am 25. Oktober 2006 trat Verteidigungsminister Teodor Athanasiu zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Sorin Frunzăverde ernannt, der am 26. Oktober seinen Amtseid ablegte.[6] Außenminister Mihai Răzvan Ungureanu wurde am 2. Februar 2007 vom Ministerpräsidenten zum Rücktritt aufgefordert. Am 5. Februar reichte er seinen Rücktritt ein, woraufhin Am 19. Februar schlug Popescu-Tăriceanu Adrian Cioroianu als neuen Außenminister vor. Dieser übernahm aber erst im Zuge der Bildung des zweiten Kabinetts Popescu-Tăriceanu am 5. April 2005 dieses Amt.[7] Ministerpräsident Calin Popescu-Tăriceanu übernahm am 21. März 2007 vorübergehend selbst das Außenministerium, da die Ernennung seines Kandidaten Cioroianu von Präsident Băsescu blockiert wurde.[8][9] Popescu-Tăriceanu ernannte am 2. April 2007 ein neues Kabinett, dem Adrian Cioroianu als Außenminister, Teodor Meleșcanu als Verteidigungsminister, Cristian David als Innenminister und Varujan Vosganian als Finanzminister angehören. Es wurde am 3. April vom Parlament mit 302 gegen 27 Stimmen genehmigt und am 5. April vereidigt.[10]

Kabinettsmitglieder

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Ministerpräsident Călin Popescu-Tăriceanu PNL 29. Dezember 2004 5. April 2007
Staatsminister für die Koordination von Aktivitäten aus dem Bereich der Wirtschaft[11] Adriean Videanu
Gheorghe Seculici
Gheorghe Pogea
PD
PD
PD
29. Dezember 2004
20. März 2005
22. August 2005
20. März 2005
22. August 2005
12. Juni 2006
Staatsminister für die Koordination von Aktivitäten aus dem Bereich Unternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen[12] George Copos
Bogdan Pascu
PUR 29. Dezember 2004
4. Juli 2006
1. Juni 2006
4. Dezember 2006
Staatsminister für Koordination von Aktivitäten aus dem Bereich Kultur, Bildung und europäische Integration Béla Markó UDMR 29. Dezember 2004 5. April 2007
Justizministerin Monica Macovei Parteilose 29. Dezember 2004 5. April 2007
Minister für öffentliche Finanzen Ionuț Popescu
Sebastian Vlădescu
PNL
PNL
29. Dezember 2004
22. August 2005
22. August 2005
5. April 2007
Minister für Arbeit, soziale Solidarität und Familie Gheorghe Barbu PD 29. Dezember 2004 5. April 2007
Außenminister Mihai Răzvan Ungureanu
Călin Popescu-Tăriceanu (kommissarisch)
PNL
PNL
29. Dezember 2004
21. März 2007
12. März 2007
5. April 2007
Minister für europäische Integration[13] Ene Dinga
Anca Boagiu
PD
PD
29. Dezember 2004
22. August 2005
22. August 2005
5. April 2007
Minister für Verwaltung und Inneres Vasile Blaga PD 29. Dezember 2004 5. April 2007
Minister für Wirtschaft und Handel Ioan-Codruț Şereș
Varujan Vosganian
PUR
PNL
29. Dezember 2004
12. Dezember 2006
4. Dezember 2006
5. April 2007
Verteidigungsminister Teodor Athanasiu[14]
Sorin Frunzăverde
PNL
PD
29. Dezember 2004
25. Oktober 2006
12. September 2006
5. April 2007
Minister für Verkehr, Bau und Tourismus Gheorghe Dobre
Radu Mircea Berceanu
PD
PD
29. Dezember 2004
13. Juni 2006
13. Juni 2006
5. April 2007
Minister für Landwirtschaft, Wälder und ländliche Entwicklung Gheorghe Flutur
Dan Motreanu
PNL
PNL
29. Dezember 2004
6. Dezember 2006
23. November 2006
5. April 2007
Minister für Bildung und Forschung Mircea Miclea
Mihail Hărdău
PD
PD
29. Dezember 2004
10. November 2005
10. November 2005
5. April 2007
Ministerin für Kultur und Kulte Mona Muscă
Adrian Iorgulescu
PNL
PNL
29. Dezember 2004
22. August 2005
22. August 2005
5. April 2007
Gesundheitsminister
22. August 2005: Minister für öffentliche Gesundheit
Mircea Cinteză
Eugen Nicolaescu
PNL
PNL
29. Dezember 2004
22. August 2005
22. August 2005
5. April 2007
Minister für Kommunikation und Informationstechnologie Zsolt Nagy UDMR 29. Dezember 2004 5. April 2007
Ministerin für Umwelt und Wasserwirtschaft Sulfina Barbu PD 29. Dezember 2004 5. April 2007
Delegierter Minister für die Beziehungen zum Parlament Bogdan Olteanu[15]
Mihai Alexandru Voicu
PNL
PNL
29. Dezember 2004
23. Mai 2006
19. März 2006
5. April 2007
Delegierter Minister für die Koordinierung des Generalsekretariats der Regierung
[16]
Mihai Alexandru Voicu
Radu Stroe
PNL
PNL
29. Dezember 2004
23. Mai 2006
23. Mai 2006
5. April 2007
Delegierter Minister für die Kontrolle der Umsetzung von Programmen mit internationaler Finanzierung und die Überwachung der Anwendung des gemeinschaftlichen Besitzstands[17] Cristian David PNL 29. Dezember 2004 5. April 2007
Delegierter Minister für öffentliche Arbeiten und Raumplanung[18] László Borbély UDMR 29. Dezember 2004 5. April 2007
Delegierter Minister für Handel beim Minister für Wirtschaft und Handel[19] Iuliu Winkler UDMR 29. Dezember 2004 5. April 2007

Einzelnachweise

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  1. Romania: 28 November 2004. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  2. Romania: 12 December 2004. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  3. Der Große Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 35. Auflage, 2008, S. 1592, ISBN 978-3-525-32008-2
  4. Romania: 7 July 2005. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  5. Romania: 28 June 2006. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  6. Romania: 25 October 2006. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  7. Romania: 2 February 2007. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  8. Romania: 21 March 2007. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  9. Präsident Băsescu wurde am 19. April 2007 suspendiert, bei der Volksabstimmung am 19. Mai 2007 über seine Absetzung sprachen sich allerdings 74,5 % für den Verbleib Băsescus an der Staatsspitze aus.
  10. Romania: 2 April 2007. In: rulers.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).
  11. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Staatsministers zur Koordinierung von Aktivitäten der Wirtschaftsbereich abgeschafft.
  12. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Staatsministers für die Koordinierung von Aktivitäten aus dem Bereich Unternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen abgeschafft.
  13. Am 5. April 2007 wurde das Ministerium für europäische Integration in Ministerium für regionale Entwicklung umbenannt.
  14. Nachdem Teodor Atanasiu suspendiert und seine parlamentarische Immunität aufgehoben worden war, das Gericht jedoch entschied, keine strafrechtlichen Ermittlungen einzuleiten, weigerte sich Präsident Traian Băsescu, ihn wieder einzusetzen.
  15. Am 19. März 2006 trat Bogdan Olteanu von seinem Amt als Minister zurück, um für das Amt des Präsidenten der Abgeordnetenkammer zu kandidieren, für das er am 20. März 2006 gewählt wurde.
  16. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Delegierten Ministers für die Koordinierung des Generalsekretariats der Regierung abgeschafft.
  17. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Delegierten Ministers für die Kontrolle der Umsetzung von Programmen mit internationaler Finanzierung und die Überwachung der Anwendung des gemeinschaftlichen Besitzstands abgeschafft.
  18. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Delegierten Ministers für öffentliche Arbeiten und Raumplanung abgeschafft.
  19. Am 5. April 2007 wurde das Amt des Delegierten Ministers für Handel beim Minister für Wirtschaft und Handel abgeschafft.
  20. Am 21. Januar 2005 wurde das Amt des Delegierten Ministers für die Koordinierung der Kontrollaktivitäten abgeschafft.