Kassuhn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kassuhn
Koordinaten: 52° 49′ N, 11° 23′ OKoordinaten: 52° 49′ 16″ N, 11° 22′ 46″ O
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 2,68 km²[1]
Einwohner: 29 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 11 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Vissum
Postleitzahl: 39619
Vorwahl: 039384
Kassuhn (Sachsen-Anhalt)
Kassuhn (Sachsen-Anhalt)
Lage von Kassuhn in Sachsen-Anhalt
Dorfkirche Kassuhn
Dorfkirche Kassuhn

Kassuhn gehört zur Ortschaft Vissum und ist ein Ortsteil der Stadt Arendsee (Altmark) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Kassuhn, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt zehn Kilometer südwestlich von Arendsee (Altmark) und 15 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Im Süden fließt der Rademiner Fleetgraben.[4]

Mittelalter bis Neuzeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kassuhn wurde am 24. August 956 erstmals urkundlich als Kazina erwähnt, als Otto I. dem Stift Quedlinburg sechs slawische Dörfern aus der Marca Lipani schenkte.[5][6] Der Ort wird erst wieder erwähnt, als am 17. Mai 1352 Hinricus Jeditz (von Jeetze) dem Hospital St. Georg vor der Stadt Salzwedel 25 Scheffel Roggen in villa Kussim überließ.[7][8]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Cossun aufgeführt. Der Ort umfasste 12 Hufen, die von Jeetze hatten das Gericht, die von der Schulenburg hatten ein Drittel der Einkünfte.[9][10]

Weitere Nennungen sind 1444 Kessun, 1479 kossin, 1516 kossun, 1536 Kessün, 1608 Cossuenn, 1687 Cossun[1] und 1804 Cassuhn.[11]

Bis 1902 war auch die Schreibweise Cassuhn üblich, seitdem nur noch Kassuhn, denn am 18. August 1902 legte der Regierungspräsident zu Magdeburg „die Schreibweise mit dem Buchstaben K im Anlaut von Landespolizeiwegen als die amtliche fest“.[12]

Vor 1960 bewirtschafteten sechs Einzelbauern 250 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.[13]

In den 1960er-Jahren begann Emma Müller mit dem Aufbau einer Heimatstube zur Flachsbearbeitung. Dort werden heute werden Geräte und Arbeitsschritte von der Flachs-Ernte bis hin zur Leinen-Kleidung gezeigt.[14]

Im Jahre 2016 feierte man das 1060-jährige Bestehen des Dorfes gemeinsam mit zwölf Personen, die den Geburts- oder den jetzigen Familiennamen Kassuhn tragen.[15]

Aus der slavischen Zeit zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert ist aus Kassuhn eine Randscherbe mit Wellenbändern und Randstichverzierung überliefert. Dabei handelt es sich um einen mutmaßlichen Oberflächenfund, der in der Sammlung des Kulturhistorischen Museums Magdeburg aufbewahrt wird.[16]

Herkunft des Ortsnamens

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann führt den Ortsnamen auf einen slawischen Personennamen zurück: Cosc, Chocz, Katz, Ketz und übersetzt zu „das Dorf der Sippe des Cosc“.[17][18]

Eingemeindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kassuhn gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Kassuhn in den Landkreis Salzwedel umgegliedert.[19] Kurz darauf, am 20. Juli 1950, wurde die Gemeinde Kassuhn in die Gemeinde Vissum eingemeindet.[20]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1734 47
1774 45
1789 40
1798 39
1801 43
1818 45
1840 48
Jahr Einwohner
1864 56
1871 49
1885 52
1892 [00]58[21]
1895 59
1900 [00]57[21]
1905 44
Jahr Einwohner
1910 [00]44[21]
1925 59
1933 58
1939 [0]55[1]
1946 [0]97[1]
1956 [00]60[15]
2006 [00]45[15]
Jahr Einwohner
2011 39
2012 40
2013 39
2014 37
2015 36
2016 33
2017 33
Jahr Einwohner
2020 [00]29[22]
2021 [00]29[22]
2022 [0]32[2]
2023 [0]29[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1925[1] und 2011–2017[23]

Die evangelische Kirchengemeinde Kassuhn, die früher zur kombinierten Mutterkirche Schernikau der Pfarrei Binde gehörte,[24] wird heute betreut vom Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[25]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Kassuhn stammen aus dem Jahre 1651.[26]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[27]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Dorfkirche Kassuhn, ein spätgotischer Feldsteinbau,[28] ist eine Filialkirche der Kirche in Schernikau bei Salzwedel.[29]

Die Landwirtschaft ist heute der Haupterwerbszweig des Dorfes. Im Jahre 2006 gab es vier Familienbetriebe, die eine Fläche von über 1.700 Hektar bewirtschaften.[13]

Nördlich des Dorfes verläuft die Bundesstraße 190 nach Seehausen (Altmark) nach Salzwedel.

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[30]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1154–1157, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 374, 72. Kassuhn (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Kassuhn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1154–1157, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Christian Ziems: Arendsee verliert über 100 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 25. Januar 2024, DNB 954815971, S. 16.
  3. Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 6. August 2022]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 166 (Digitalisat).
  6. Heinrich Böttger: Diöcesan- und Gau-Grenzen Norddeutschlands zwischen Oder, Main, jenseit des Rheins, der Nord- und Ostsee, von Ort zu Ort schreitend festgestellt: nebst einer Gau- und einer dieselbe begründenden Diöcesankarte. Hrsg.: Buchhandlung des Waisenhauses. Band 2, 1874, S. 220 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11184078~SZ%3D00232~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 108 (Digitalisat).
  8. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 37–38, Nr. 400 (uni-jena.de).
  9. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 386 (uni-potsdam.de (Memento vom 4. Oktober 2018 im Internet Archive)).
  10. Ernst Fidicin: Kaiser Karl's IV. Landbuch der Mark Brandenburg (1375). nach den handschriftlichen Quellen. Guttentag, Berlin 1855, S. 179 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000810~SZ%3D00195~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 339 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00361~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1902, ZDB-ID 3766-7, S. 433, Nr. 1760.
  13. a b Villa Kassuhn, Geschichtliches. Die Geschichte von Kassuhn. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2018; abgerufen am 21. Januar 2018.
  14. Christian Ziems: Kassuhner Heimatstube: Landwirtschaftliche Vergangenheit in vier Zimmern. In: Altmark Zeitung. 29. April 2014 (az-online.de [abgerufen am 23. April 2022]).
  15. a b c Kleines Dorf feiert in großer Gemeinschaft. In: Altmark Zeitung. 12. Juni 2016 (az-online.de [abgerufen am 23. April 2022]).
  16. Willy Bastian: Bezirke Rostock (Westteil), Schwerin und Magdeburg. Textteil. (= Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. Lieferung 1). Berlin 1973, DNB 740209957, S. 164.
  17. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 153.
  18. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  19. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 227 (PDF).
  20. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  21. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  22. a b Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  23. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  24. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 26 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Kirchengemeindeverband Fleetmark. Abgerufen am 21. Januar 2014.
  26. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  27. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 23. April 2022.
  28. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 225.
  29. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 590.
  30. Ortsverzeichnis – PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 23. April 2022.