Kastell Ghioca
Kastell Ghioca | |
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Alternativname | Kastell Crâmpoia |
Limes | Dakischer Limes |
Abschnitt | Limes Transalutanus A / IX / 53[1] |
Datierung (Belegung) | Mitte 2. bis Mitte 3. Jh. |
Typ | Numeruskastell |
Einheit | unbekannt |
Größe | 75 m × 102 m = 0,7 ha |
Bauweise | Holz-Erde-Lager |
Erhaltungszustand | gut sichtbares Bodendenkmal |
Ort | Gemeinde Crâmpoia/Kreis Olt |
Geographische Lage | 44° 18′ 27,9″ N, 24° 45′ 39,6″ O |
Höhe | 134 m |
Vorhergehend | Kastell Gresia (A / IX / 53; südsüdöstlich) |
Anschließend | Kastell Urlueni (A / IX / 55; nördlich) |
Rückwärtig | Kastell Momotești (A / X / 72; nordwestlich) Acidava (A / X / 71; westlich) Kastelle von Reșca (A / X / 70; südwestlich) |
Das Kastell Ghioca, auch Kastell Crâmpoia genannt, ist ein römisches Numeruskastell auf dem Gebiet der Gemeinde Crâmpoia im rumänischen Kreis Olt in der Region Muntenien. In antiker Zeit war es Bestandteil des Dakischen Limes, konkret des Abschnittes Limes Transalutanus (Transalutanischer Limes; Limes jenseits des Olt). Administrativ hätte es möglicherweise noch zur Provinz Dacia inferior gehört, später gehörte es dann zur Dacia Malvensis. Gemeinsam mit insgesamt 277 Stätten des Dakischen Limes wurde das Kastell Ghioca 2024 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.
Lage und Forschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das heutige Bodendenkmal liegt rund anderthalb Kilometer ostnordöstlich der Gemeinde Crâmpoia auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen einer Terrasse am Zusammenfluss des Baches Brăeasa mit dem Fluss Vedea. Im Gelände ist noch ein sich einen halben Meter über das Gelände erhebendes Viereck zu sehen, das die einstige Umwallung anzeigt.
Als archäologisch relevante Fläche war das Gelände bereits seit dem Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt.[2] Das Areal wurde aber erstmals 1999 unter der Leitung von Romeo Avram vom Muzeul Militar Național „Regele Ferdinand I” (Nationales Militärmuseum König Ferdinand I.)[3] ausgegraben, jedoch bis heute nicht publiziert. Leider blieben auch die Grabungsschnitte offen liegen und stören das Erscheinungsbild des Bodendenkmals. Geländebegehungen sowie orthofotografische Untersuchen und geophysikalische Prospektionen erfolgten 2015/2016 durch das Muzeul Național de Istorie a României unter der Leitung von Eugen S. Teodor.[4][5][6]
Archäologische Befunde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kastell
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kastell ist ein Holz-Erde-Lager. Seine Abmessungen betragen 75 m mal 102 m, was einer Grundfläche von 0,7 Hektar entspricht. Geschützt wurde es durch eine Holz-Erde-Mauer mit Palisade, die ursprünglich einmal zehn bis fünfzehn Meter breit und zwei Meter hoch gewesen ist. Als Annäherungshindernis diente ein elf Meter breiter und zwei Meter tiefer Graben. Es gibt kaum Fundmaterial, mit dem die Chronologie des Lagers eindeutig bestimmt werden könnte. Die einzigen Stücke, die bei den letzten Ausgrabungen entdeckt wurden, wurden im Katalog einer Ausstellung im Jahr 2001 mit dem Titel Muntenia în secolele II–IV p. Chr. (Muntenien im zweiten bis vierten Jahrhundert) erwähnt.[7][8] Dazu gehören eine Münze, die im Jahr 193 geprägt wurde, und eine Fibel mit Scharnier, die auf die letzten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts/ersten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts datiert werden kann.[9] Auf Grund seiner geringen Größe muss das Militärlager als Numeruskastell angesprochen werden. Seine Besatzung ist nicht bekannt.[4][5][6][10]
Vicus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erst 2015 wurde ein Vicus entdeckt, der sich rund um die Siedlung erstreckt, aber noch nicht wirklich gut erforscht und auch nicht separat in der Lista Monumentelor Istorice eingetragen worden ist. Dort wurde stattdessen das Perimeter des Kastells erweitert. Ein Vicus ist bei nahezu jeder römischen Garnison anzutreffen. Er ist die zivile Siedlung des Kastells, in dem die Angehörigen der Soldaten, Veteranen, Handwerker, Händler, Prostituierte, Gastwirte und andere Dienstleister wohnten und arbeiteten. Bezüglich dieser Siedlung gilt es, weitere Untersuchungen abzuwarten.[4][6][10]
Limesverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebenfalls 2015 wurden nördlich des Kastell im Verlauf des Limeswalls hin zum Kastell Urlueni zwei weitere römische Anlagen ausgemacht, die einen militärischen Charakter haben könnten. Dabei handelt es sich um die Lokalitäten Movila Şarpelui[11][12] rund 1,4 südwestlich von Bădești und Movila Tătaru[13][14] am nordwestlichen Rand von Icoana. An diesen beiden Plätzen steht die Forschung jedoch noch völlig am Anfang. Auch der Verlauf des Limes selbst in diesem Bereich ist unklar und wird derzeit in der rumänischen Forschung noch diskutiert.[15][16][17]
Denkmalschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gesamte archäologische Stätte steht nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historisches Denkmal unter Schutz. Das Gelände ist mit dem LMI-Code OT-I-s-B-08510 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[18] Der entsprechende RAN-Code lautet 126415.01[19]. Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 74f. (Digitalisat).
- Dragoș Măndescu: Descoperiri de suprafață în castrul roman de la Crâmpoia, pe Limes Transalutanus In: Apulum 43, I (2006), S. 269–277
- Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX). Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 203.
- Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Crâmpoia. In: Dies.: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 24f. (Digitalisat).
- Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Crâmpoia. In: Limes – Frontierele Imperiului Roman în România, Nr. 11/2022, S. 219f. (Digitalisat).
- Eugen S. Teodor: The Invisible Giant: Limes Transalutanus. An overview south of Argeş River. Editura Cetatea de Scaun, Târgoviște 2015, ISBN 978-606-537-298-6, S. 49–68.
- Dumitru Tudor: Oltenia. Ed. Acad. Republicii Socialiste România, Bucureşti 1978, S. 277–280.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Archäologisches Gelände Crâmpoia auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
- ↑ Grigore Tocilescu: Fouilles et recherches archéologiques en Roumanie. Communications faites à l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres de Paris, 1892–1899. Ispasesco & Bratanesco, București 1900, S. 165.
- ↑ Offizielle Webpräsenz des Muzeul Militar Național „Regele Ferdinand I” (englisch, rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
- ↑ a b c Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 74f. (Digitalisat).
- ↑ a b Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 24f. (Digitalisat).
- ↑ a b c Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Roșiorii de Vede. In dies.: Limes – Frontierele Imperiului Roman în România, Nr. 11/2022, S. 219f. (Digitalisat).
- ↑ Muzeul Municipiului București (Hrsg.): Muntenia în secolele II–IV p. Chr. (catalog de expoziție). Muzeul Municipiului București, Bucureşti 2001.
- ↑ Offizielle Webpräsenz des Muzeul Municipiului București (rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
- ↑ Dragoș Măndescu: Descoperiri de suprafață în castrul roman de la Crâmpoia, pe Limes Transalutanus In: Apulum 43, I (2006), S. 269–277.
- ↑ a b Archäologisches Gelände Crâmpoia auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 31. Oktober 2024.
- ↑ Movila Şarpelui, etwa bei 44° 23′ 7,87″ N, 24° 46′ 35,06″ O
- ↑ Movila Şarpelui bei vici.org
- ↑ Movila Tătaru, etwa bei 44° 25′ 19,72″ N, 24° 42′ 28,05″ O
- ↑ Movila Tătaru bei vici.org
- ↑ Eugen S. Teodor: The Invisible Giant: Limes Transalutanus. An overview south of Argeş River. Editura Cetatea de Scaun, Târgoviște 2015, ISBN 978-606-537-298-6, S. 49–68.
- ↑ Eugen S. Teodor und Magdalena Ştefan: Landscape Archaeology Along Limes Transalutanus. In: JAHA 1.3 (2014), S. 31–43.
- ↑ Eugen S. Teodor: Stadiul identificării aşezărilor civile pe frontiera transalutană. In: Ders. (Hrsg.): Arheologia peisajului și frontiera romană. Editura Cetatea de Scaun, Târgovişte 2016, S. 97–122.
- ↑ Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
- ↑ RAN 126415.01