Kleinreuth hinter der Veste
Kleinreuth hinter der Veste Statistischer Distrikt 741 Kreisfreie Stadt Nürnberg
| |
---|---|
Koordinaten: | 49° 29′ N, 11° 4′ O |
Höhe: | 312 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. Januar 1899 |
Postleitzahl: | 90425 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage der Gemarkung 3436 Kleinreuth hinter der Veste in Nürnberg
|
Kleinreuth hinter der Veste ist ein Stadtteil im Norden von Nürnberg und auch der Name der Gemarkung 3436 und des statistischen Distrikts 741.[1]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemarkung 3436 besteht aus einem nördlichen Teil zwischen Thon und Marienbergpark, nördlich der Kilianstraße und einem südlichen Teil, dem Stadtteil Nordbahnhof.[2]
Der Distrikt 741 ist der nordöstliche Teil des statischen Bezirks Thon, der Nordbahnhof nicht enthält.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort entstand auf einer Rodung, die im 11./12. Jahrhundert vom Nürnberger Königshof durchgeführt wurde; daher auch der Namensbestandteil -reuth für Rodung. Der Zusatz hinter der Veste, der zur Unterscheidung von Kleinreuth bei Schweinau nötig wurde, weist auf die Lage außerhalb der Stadtmauern, nördlich der Burg hin. Dieses Gebiet wurde vom Landpflegamt der Reichsstadt Nürnberg verwaltet.[3]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kleinreuth hinter der Veste 38 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Landpflegeamt der Reichsstadt Nürnberg. Grundherren waren das Kastenamt Cadolzburg (1 Wirtshaus, 1 Gut, 2 Gütlein, 2 Häuser), das Spitalamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Halbhof, 2 Güter, 4 Gütlein) und die Nürnberger Eigenherren von Fürer (2 Güter, 1 Gütlein), von Grundherr (1 Gut), von Haller (1 Gütlein), von Holzschuher (1 Gütlein), von Praun (2 Viertelhöfe), von Scheurl (1 Gut), von Stromer (1 Gut), von Tucher (5 Güter, 6 Gütlein, 1 Schmiede). Das Hirten- und das Schulhaus unterstanden der Gemeinde.[4]
1796 kam Kleinreuth hinter der Veste an Preußen und wurde vom Justiz- und Kammeramt Erlangen verwaltet, 1810 kam es an Bayern.[3] Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1813 der Steuerdistrikt und die Ruralgemeinde Großreuth hinter der Veste gebildet, zu dem bzw. zu der auch Kleinreuth hinter der Veste gehörte. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Kleinreuth, zu der Neuhaus gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden 2 Anwesen von 1822 bis 1834 dem Patrimonialgericht (PG) Almoshof (v. Holzschuher), 1 Anwesen von 1822 bis 1828 dem Patrimonialgericht (PG) Almoshof (v. Praun),1 Anwesen von 1821 bis 1848 dem PG Gebersdorf, 1 Anwesen von 1821 bis 1836 dem PG Leyh, 14 Anwesen von 1823 bis 1835 dem PG Lohe und 1 Anwesen von 1822 bis 1835 dem PG Lohe und Behringersdorf. 1826 wurde Kleinreuth dem Landgericht Nürnberg (1879 in Amtsgericht Nürnberg umbenannt) und dem Rentamt Nürnberg überwiesen (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt). Ab 1862 gehörte Kleinreuth hinter der Veste zum neu geschaffenen Bezirksamt Nürnberg.[5][6] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,007 km².[7]
Am 1. Januar 1899 wurde Kleinreuth in die Stadt Nürnberg eingegliedert.[8][9]
Baudenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wohnhäuser
- Ehemalige Bauernhofanlage
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinde Kleinreuth hinter der Veste
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 185 | 247 | 266 | 250 | 244 | 295 | 382 | 573 | 862 | 981 | 1025 | 1053 | 1428 |
Häuser[10] | 42 | 43 | 55 | 94 | 119 | ||||||||
Quelle | [11] | [12] | [13] | [14] | [13] | [13] | [15] | [13] | [13] | [7] | [13] | [13] | [16] |
Ort Kleinreuth hinter der Veste
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 185 | 240 | 237 | 356 | 964 |
Häuser[10] | 42 | 42 | 93 | ||
Quelle | [11] | [12] | [14] | [15] | [7] |
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Sebald gepfarrt, später nach St. Johannis[4] und aktuell nach St. Andreas. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Clemens gepfarrt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Kleinreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 159 (Digitalisat).
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 362–363.
- Wiltrud Fischer-Pache: Kleinreuth h.d.V. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 546 (online).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 131 (Digitalisat). Ebd. S. 241 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Kleinreuth hinter der Veste. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 492 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kleinreuth hinter der Veste in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Kleinreuth hinter der Veste im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadtplandienst Nürnberg, abgerufen auf online-service.nuernberg.de am 1. Februar 2011
- ↑ Kleinreuth hinter der Veste im BayernAtlas
- ↑ a b W. Fischer-Pache: Kleinreuth h.d.V., S. 546.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 131.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 241.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 31 (Digitalisat).
- ↑ a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1165 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
- ↑ Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 48 (Digitalisat).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 211 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 250 Einwohner.
- ↑ a b c d e f g Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1065, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1231, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1146 (Digitalisat). Kleinreuth war zu diesem Zeitpunkt schon Stadtteil von Nürnberg.