Lisco Gloria

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Lisco Gloria
Die Lisco Gloria in der Kieler Förde
Die Lisco Gloria in der Kieler Förde
Schiffsdaten
Flagge Litauen Litauen
andere Schiffsnamen
  • Dana Gloria
  • Golfo Dei Coralli
Schiffstyp RoPax-Fähre
Rufzeichen LYQT
Heimathafen Klaipėda
Eigner Rasa Multipurpose Shipping, Limassol
Reederei DFDS Lisco, Klaipėda
Bauwerft Stocznia Szczecinska im. A. Warskiego, Stettin
Baunummer B591-I/1
Kiellegung 7. Juni 1999
Übernahme 19. Juli 2002
Verbleib Nach Brand schwer beschädigt, Totalverlust
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 199,1 m (Lüa)
179,2 m (Lpp)
Breite 25,0 m
Tiefgang (max.) 6,30 m
Vermessung 20.140 BRZ / 6.042 NRZ
 
Besatzung 32
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dieselmotor (Wärtsilä 9L46C)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 37.800 kW (51.394 PS)
Höchst­geschwindigkeit 22 kn (41 km/h)
Propeller 2 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 7.620 tdw
laufende Spurmeter 2.200 m
Sonstiges
Klassifizierungen Registro Italiano Navale (bis 24. April 2003)
American Bureau of Shipping
Registrier­nummern IMO-Nr. 9212151

Die Lisco Gloria war eine RoPax-Fähre der litauischen Reederei DFDS Lisco.

Das Schiff wurde 2001 von der Stettiner Werft Stocznia Szczecinska im. A. Warskiego als Golfo Dei Coralli für die italienische Reederei Lloyd Sardegna Compagnia Di Navigazione aus Olbia gebaut. Sie wurde aber nicht abgeliefert, sondern am 19. Juli 2002 von der Reederei DFDS erworben, unter dänische Flagge gebracht, in Dana Gloria umgetauft und ab 8. Oktober 2002 auf der Route HarwichEsbjerg in Fahrt gesetzt, auf der sie die Dana Anglia ersetzte. Im Juni 2003 wurde sie ihrerseits durch ihr Schwesterschiff Dana Sirena ersetzt, danach unter zypriotische Flagge gebracht und mit Einrichtungen für 600 statt 308 Passagiere versehen. Nach dem Abschluss des Umbaus wurde sie an die Rasa Multipurpose Shipping in Klaipėda übertragen, in Lisco Gloria umbenannt und für DFDS Lisco auf der Strecke Klaipėda – Kiel in Fahrt gesetzt. Ab dem 1. Juni 2003 führte das Schiff die litauische Flagge.

Schwesterschiff ist die Baie de Seine.[1]

Brand im Oktober 2010

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In der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 2010 geriet das Schiff mit 235 Personen (davon 203 Passagiere und 32 Besatzungsmitglieder)[2] an Bord auf der Reise von Kiel nach Klaipėda rund 6 Seemeilen nördlich von Fehmarn in Brand. Der Notruf lief kurz nach Mitternacht beim Maritime Rescue Coordination Center der DGzRS in Bremen auf, kurz darauf übernahm das Havariekommando in Cuxhaven die Koordination der Rettungsmaßnahmen. Nachdem der Havarist nach Ausbruch des Feuers in nordwestliche Richtung abgetrieben war, konnte er südlich von Langeland auf der Position Lat: 54°42'N; Lon: 010°39'E durch ein per Hubschrauber an Bord gebrachtes Boarding-Team geankert werden[3] (letzte AIS-Position: 54°41.806'N; 010°38.804'E).[4]

Koordinaten: 54° 34′ 20,7″ N, 10° 47′ 23,5″ O

Karte: Dänemark
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Ort der Havarie
Die Lisco Gloria nach dem Brand

Die meisten Passagiere und Besatzungsmitglieder gingen zunächst in die Rettungsboote oder auf Rettungsinseln, einige sprangen ins Wasser. Alle wurden vom Bundespolizei-Patrouillenboot Neustrelitz (Sassnitz-Klasse) aufgenommen und dann auf die Fähre Deutschland übergesetzt.[5] Drei von ihnen wurden mit Hubschraubern an Land geflogen.[6][7] Bei dem Brand wurden 28 Personen verletzt, 23 davon wurden stationär behandelt.[8]

Vor Ort wurde der Einsatz von der Neustrelitz aus koordiniert. Im Einsatz waren unter anderem die zur Küstenwache gehörende Scharhörn, die die Brandbekämpfung koordinierte, die ebenfalls zur Küstenwache gehörende Arkona, die im Auftrag des Bundes eingesetzten Notschlepper Baltic, Bülk und Fairplay-26, die Seenotkreuzer Bremen, Berlin, Arkona (alle 27,5-Meter-Klasse), Vormann Jantzen (23,3-Meter-Klasse) und John T. Essberger der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, das Feuerlöschschiff Kiel sowie das dänische Ölschadenbekämpfungsschiff Marie Miljø der Seatruck-Klasse.[9] Die deutschen Seenotkreuzer wurden später durch den Schlepper Asterix ersetzt, der mit Fairplay-26 die weitere Kühlung des Havaristen übernahm.

Die Reederei hatte einen Bergungsvertrag mit dem niederländischen Bergungsunternehmen Smit Salvage geschlossen.[8]

Am 9. Oktober um 24:00 Uhr übernahm das dänische Søværnets Operative Kommando (SOK) die Gesamteinsatzleitung.[10] Da der Brand in deutschen Gewässern entstand, ermittelte die Wasserschutzpolizei Kiel gemeinsam mit der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung. Grund für das Feuer an Bord war nach ersten Erkenntnissen ein technischer Defekt an einem der transportierten Lastwagen.[11]

Die Lisco Gloria wurde am 21. und 22. Oktober 2010 in die Werft von Fayard A/S in den Hafen von Munkebo nahe Odense geschleppt. Neben den Schleppern Asterix und Fairplay-26 kamen dazu im Odense-Fjord zwei weitere Schlepper zum Einsatz. Begleitet wurde der Schleppverband von den dänischen Ölbekämpfungsschiffen Marie Miljø und Gunnar Seidenfaden sowie der deutschen Einheit Vilm.

Nach dem Entladen der verbrannten Ladung und deren fachgerechter Entsorgung durch dänische Firmen wurde die Lisco Gloria am 23. November 2010 nach erfolgter Freigabe durch die Brandermittlungsbehörden zur weiteren Begutachtung und Schadensanalyse ins Trockendock der Fayard-Werft geschleppt; jedoch wurde im Januar deutlich, dass sich eine Reparatur nicht lohnen würde. Die Fähre wurde zum Totalverlust erklärt und von der Versicherung als Wrack an ein litauisches Schiffbauunternehmen verkauft.[12][13] Das ausgebrannte Schiff wurde vom Lübecker Schlepper Claus[14] nach Klaipėda in Litauen geschleppt. Dort wurde das Schiff durch die Reparaturwerft Western Shiprepair verschrottet.[15] Weiterhin verwendbare Teile des Schiffes wie die beiden Schiffshauptmotoren sollten wiederverwendet werden. Pläne, den weitgehend unzerstörten Rumpf als Grundlage für eine Weiterverwendung zu nutzen,[16] wurden nicht verwirklicht.[15]

Anfang Februar 2012 legte die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung ihren Unfallbericht vor. Danach wurde das Feuer durch einen technischen Defekt verursacht. Die genaue Ursache ließ sich nicht mehr klären.[17]

Am 14. Oktober 2010 wurde bekannt, dass DFDS Lisco vom Eigentümer Stena Line die bisher an die Ave Line vercharterte Baltic Amber als vorläufiges Ersatzschiff für die Lisco Gloria chartern werde.[18] Ab dem 21. Februar 2011 übernahm die Lisco Optima die Route von Kiel nach Klaipėda,[19] die ihrerseits ab dem 26. September 2011 von der zur bereits auf der Route eingesetzten Lisco Maxima baugleichen Fähre Regina Seaways unterstützt wurde.[20]

Commons: Lisco Gloria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Die Golfo dei Delfini bei faktaomfartyg (schwedisch)
  2. Untersuchungsbericht 445/10. (PDF) Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, 1. Februar 2012, abgerufen am 9. April 2019.
  3. Nautische Warnnachricht Nr. 566
  4. Am 9. Oktober 2010 6:41:05 UTC fiel das AIS mit dieser Positionsangabe aus http://aissubscriber.aislive.com/@1@2Vorlage:Toter Link/aissubscriber.aislive.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Reportage von Nyfeler.de auf YouTube, enthält Interviews mit Offizieren der Deutschland
  6. Brennende Fähre auf der Ostsee: Zweite Explosion auf der "Lisco Gloria". Der Stern, 9. Oktober 2010, abgerufen am 10. Oktober 2010.
  7. Ostseefähre in Flammen - Dramatische Rettung vor Fehmarn. Lübecker Nachrichten, 9. Oktober 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Oktober 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ln-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. a b Pressemitteilung Nr. 4: Brennendes Ro-Ro-Schiff in der Ostsee - Anker halten die „Lisco Gloria“ fest. (PDF; 73 kB) Havariekommando, 9. Oktober 2010, archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 21. März 2024.
  9. Marie Miljø (1996- ). 9. März 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2010; abgerufen am 10. Oktober 2010 (dänisch).
  10. Pressemitteilung Nr. 5: „Lisco Gloria“ liegt weiterhin stabil - Dänische Behörden haben Gesamteinsatzleitung übernommen. (PDF; 70 kB) Havariekommando, 10. Oktober 2010, archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 21. März 2024.
  11. Starke Schäden an der Ostseefähre "Lisco Gloria". NDR, 10. Oktober 2010, abgerufen am 10. Oktober 2010: „Sehr viel spreche für einen technischen Defekt an einem der transportierten Lastwagen.“
  12. Lisco Gloria erklæret total loss. In: Maritime Danmark. 3. Januar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (dänisch, Bericht zum Totalverlust).
  13. Frank Behling: „LISCO Gloria“ wurde zum Totalschaden erklärt. Kieler Nachrichten, 6. Januar 2011, archiviert vom Original am 25. Januar 2011; abgerufen am 21. März 2024.
  14. IMO 9408645
  15. a b Havarist „Lisco Gloria“ wird endgültig verschrottet. THB-Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 2. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2012; abgerufen am 13. Februar 2012.
  16. Die letzte Reise der „Lisco Gloria“. Kieler Nachrichten, 15. Februar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2011; abgerufen am 20. Februar 2011 (Bericht zur Entsorgung).
  17. Ursache für Feuer auf "Lisco Gloria" bleibt ungeklärt. THB-Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 4. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2012; abgerufen am 13. Februar 2012.
  18. Ersatzschiff für verunglückte Fähre gefunden. Welt Online, 15. Oktober 2010, archiviert vom Original am 3. März 2017;.
  19. Frank Behling: „LISCO Gloria“ in Klaipeda erwartet@1@2Vorlage:Toter Link/www.segeberger-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Segeberger Zeitung, 17. Februar 2011.
  20. Frank Behling: "Regina Seaways" pendelt zwischen Kiel und Klaipeda (Memento vom 30. September 2011 im Internet Archive), Kieler Nachrichten, 20. September 2011.