Louisendorf (Frankenau)
Louisendorf Stadt Frankenau
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Koordinaten: | 51° 6′ N, 8° 53′ O |
Höhe: | 404 (394–414) m ü. NHN |
Fläche: | 8,11 km²[1] |
Einwohner: | 130 (1. Jan. 2019)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 16 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35110 |
Vorwahl: | 06455 |
Louisendorf ist der nach Einwohnerzahl kleinste Stadtteil von Frankenau im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Das Dorf liegt im Kellerwald am Rand des Nationalparks Kellerwald-Edersee westlich von Frankenau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1687 wurde die Wüstung Hammonshausen zur Errichtung einer Kolonie für protestantische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) aus Frankreich ausgewiesen. Im September 1700 ersuchte die Gemeinde den Landgrafen Karl von Hessen-Kassel um eine Umbenennung, da der alte Ortsname für heidnisch gehalten wurde – wohl durch die Assoziation mit dem ägyptischen Gott Ammon. Zunächst wurde dabei an den Namen Sophienberg gedacht.[2] Die neue Siedlung erhielt dann noch im Jahre 1700 den Namen Louisendorf nach der Prinzessin Marie Luise von Hessen-Kassel.
Die Siedlung ist als Straßendorf mit 16 Parzellen angelegt. In der Mitte der Straße lagen die Schule (heute abgerissen und durch ein kleines Feuerwehrhaus ersetzt) und die Kirche einander gegenüber. Da der Dorflehrer eine kleine Landwirtschaft unterhielt, gehörte zur Schule eine Scheune, die erst im beginnenden 18. Jahrhundert errichtet wurde. Im Unterschied zu den ansonsten in nordhessischer Fachwerkbauweise errichteten Gebäuden griff man hier auf eine Feldstein-Bauweise zurück, wie sie im französischen Herkunftsgebiet der Siedler üblich war. Die Scheune wurde ab 2002 renoviert und dient nun als Standesamt.
Die Gemeinde musste anfangs einen mehr als einstündigen Fußweg zum Gottesdienst in der Kapelle des Klosters St. Georgenberg in Frankenberg in Kauf nehmen. Der Landesfürst Karl erteilte auf Bitte der Gemeinde im Jahr Juli 1699 die Genehmigung, in Louisendorf selbst eine Kirche zu errichten. Diese entstand ab 1700 in Eigenleistung der Gemeinde im auf Grund der günstigen Verfügbarkeit von Bauholz ortsüblichen Fachwerkstil und konnte im Oktober 1702 geweiht werden. Etwa 169 Jahre wurde in der Kirche französisch gepredigt, dann fand sich kein französischsprachiger Pfarrer mehr. Seit Juni 1871 wird in der Kirche auf Deutsch gepredigt. 1990 starb der letzte französischsprachige Bewohner des Ortes.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Louisendorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Frankenau eingegliedert.[3][4] Für Louisendorf wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Frankenau, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Louisendorf angehört(e):[6][7]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Frankenberg
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Itter, strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)[8]
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Frankenberg
- ab 1806 Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Frankenberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Frankenau
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Frankenberg[9]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg[10][Anm. 2]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund[Anm. 3], Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Frankenberg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg, Stadt Frankenau[Anm. 4]
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg, Stadt Frankenau
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einwohnerstruktur 2011
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Louisendorf 126 Einwohner. Darunter waren 3 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 21 Einwohner unter 18 Jahren, 51 waren zwischen 18 und 49, 30 zwischen 50 und 64 und 24 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 66 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 39 Haushaltungen leben keine Senioren.[11]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Louisendorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 146 | |||
1840 | 155 | |||
1846 | 135 | |||
1852 | 148 | |||
1858 | 132 | |||
1864 | 144 | |||
1871 | 134 | |||
1875 | 128 | |||
1885 | 134 | |||
1895 | 103 | |||
1905 | 107 | |||
1910 | 95 | |||
1925 | 92 | |||
1939 | 96 | |||
1946 | 152 | |||
1950 | 134 | |||
1956 | 106 | |||
1961 | 104 | |||
1967 | 107 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2010 | ? | |||
2011 | 126 | |||
2016 | 131 | |||
2019 | 130 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [6]; nach 1970: Stadt Frankenau:[1]; Zensus 2011[11] |
Sprache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis etwa 1965 wurde in Louisendorf Okzitanisch gesprochen.[12]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historische Religionszugehörigkeit
• 1885: | 134 evangelische (= 100 %) Einwohner[6] |
• 1961: | 98 evangelische (= 94,23 %), 6 katholische (= 5,77 %) Einwohner[6] |
Heute existiert in Louisendorf weiterhin eine hugenottische Gemeinde. Louisendorf gehört mit Allendorf zum evangelischen Kirchspiel Ellershausen.
Gemeindepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Louisendorf unterhält bereits seit 1952 eine seit 1991 offizielle und bis heute sehr rege deutsch-französische Städtepartnerschaft nach Die.[13]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio, Ernst Gall, Magnus Backes: Hessen (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler). 2. bearb. Auflage. Dt. Kunstverlag, München 1982, ISBN 3-422-00380-0, S. 582.
- Lothar Zögner: Hugenottendörfer in Nordhessen. Marburger Geographische Schriften 28. Marburg/Lahn 1966.
- Literatur über Louisendorf nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Louisendorf In: Webauftritt der Stadt Frankenau.
- Louisendorf, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Louisendorf In: Private Website zum Dorf.
Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Justizamt Frankenberg) und Verwaltung.
- ↑ Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
- ↑ Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Frankenau
Einzelnachweise
- ↑ a b c Stadtprofil. In: Webauftritt. Stadt Frankenau, archiviert vom am 23. Oktober 2019; abgerufen im September 2020.
- ↑ Schreiben vom 15. September 1700 an den Landgrafen von Hessen
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 3. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 390 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 175 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Frankenau, abgerufen im März 2019.
- ↑ a b c d Louisendorf, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Die Zugehörigkeit der Herrschaft Itter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 109 f. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 46 und 102, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- ↑ Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Herausgegeben von Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand. Zweiter Halbband. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1983, ISBN 3-11-009571-8, S. 819–820, https://doi-org.wikipedialibrary.idm.oclc.org/10.1515/9783110203332-003
- ↑ Die (Frankreich) auf Frankenau.de Abgerufen am 21. November 2020