Mekoniumpfropfsyndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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P76.0 | Mekoniumpfropf-Syndrom |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Mekoniumpfropfsyndrom ist ein funktioneller Darmverschluss beim Neugeborenen. Es handelt sich dabei um eine vorübergehende Verzögerung der Mekoniumausscheidung mit Aufweitung des Dünndarmes.[1][2] Dabei ist die linke Colonhälfte (Colon descendens) kalibervermindert, gehört somit zum Small left colon Syndrome.[3]
Synonyme sind: englisch functional immaturity of the colon; colonic immaturity; small left colon syndrome; functional colonic obstruction
Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1905 durch Karl Landsteiner.[4]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Häufigkeit wird mit 1 zu 1000 Geburten angegeben. Es besteht eine Assoziation mit Morbus Hirschsprung und Mukoviszidose sowie mit Schwangerschaftsdiabetes.[2][3]
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Ursache werden eine vorübergehende Funktionsstörung des Dickdarms, eine abnormale Zusammensetzung (ohne nachgewiesene Mukoviszidose) und ein verminderter Wassergehalt des Mekoniums vermutet.[5][6]
Das Syndrom ist nicht identisch mit dem Small left colon syndrome.
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das klinische Bild ist mit dem des Mekoniumileus praktisch identisch. Allerdings erfolgt nach erfolgreicher Entleerung eine komplette Normalisierung.[6] Klinische Kriterien sind:[1]
- kurz nach der Geburt galliges Erbrechen
- spärlicher bis fehlender Mekoniumabgang
- aufgetriebenes Abdomen, eventuell unter der Bauchdecke sichtbare Darmschlingen (Darmsteifungen)
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Diagnose ergibt sich aus Anamnese, klinischer und bildgebender Untersuchung. Die Röntgen Abdomenübersicht ergibt Zeichen eines tiefen Ileus mit luftleerem Becken.[1] Oft kann bereits die Rektaluntersuchung, spätestens der Colon-Kontrasteinlauf das Mekonium zur Entleerung bringen. Das Kaliber des Dickdarmes nimmt meist vom Rektosigmoid aus nach oralwärts zu.[5]
Differentialdiagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abzugrenzen sind andere Ursachen der tiefen Darmobstruktion wie Mekoniumileus, Morbus Hirschsprung oder tiefe Darmatresie (Ileumatresie), Darmstenosen, Distales intestinales Obstruktionssyndrom (Mekoniumileus-Äquivalent-Syndrom), nekrotisierende Enterokolitis oder funktionelle Pseudoobstruktion.[1][3][7] Daher wird eine anorektale Manometrie und eine Serien-Saugbiopsie empfohlen.[6]
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Behandlung erfolgt durch Einläufe.[8]
Heilungsaussichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Prognose gilt als sehr gut.[1]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
- ↑ a b emedicine
- ↑ a b c Radiopaedia
- ↑ K. Landsteiner: Darmverschluss durch eingedicktes Meconium. In: Pankreatitis, Zentralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. Bd. 16, 1905, S. 903.
- ↑ a b W. Schuster, D. Färber (Herausgeber): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik. 2. Aufl., Springer 1996, ISBN 3-540-60224-0, S. 549
- ↑ a b c Marcel Bettex (Hrsg.), Max Grob (Begr.), D. Berger (Bearb.), N. Genton, M. Stockmann: Kinderchirurgie. Diagnostik, Indikation, Therapie, Prognose. 2., neubearbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart / New York 1982, ISBN 3-13-338102-4, S. 7.58
- ↑ I. H. Krasna, D. Rosenfeld, P. Salerno: Is it necrotizing enterocolitis, microcolon of prematurity, or delayed meconium plug? A dilemma in the tiny premature infant. In: Journal of pediatric surgery. Band 31, Nummer 6, Juni 1996, S. 855–858, doi:10.1016/s0022-3468(96)90153-0, PMID 8783123.
- ↑ H. H. Cho, J. E. Cheon, Y. H. Choi, S. M. Lee, W. S. Kim, I. O. Kim, S. M. Shin, E. K. Kim, H. S. Kim, J. H. Choi, S. K. You: Ultrasound-guided contrast enema for meconium obstruction in very low birth weight infants: Factors that affect treatment success. In: European journal of radiology. Band 84, Nummer 10, Oktober 2015, S. 2024–2031, doi:10.1016/j.ejrad.2015.06.006, PMID 26159485.