NSU Lambretta

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
NSU

NSU Lambretta
Lambretta
Hersteller NSU Motorenwerke
Produktionszeitraum 1950 bis 1956
Klasse Motorroller
Motordaten
Nachfolgemodell NSU Prima

Die NSU Lambretta war eins der ersten Modelle des Anfang der 1950er-Jahre in Deutschland beginnenden Motorrollerbooms. Die NSU Motorenwerke bauten die Lambretta ab 1950 in Lizenz von Innocenti, Italien. Vorgestellt wurde sie auf der Frankfurter Frühjahrsmesse desselben Jahres. Der Lizenzvertrag, der NSU den Export der Roller untersagte, endete 1956; bis dahin waren 117.043 NSU-Lambrettas gebaut worden. Nachfolgerin wurde die anfangs äußerlich und technisch sehr ähnliche NSU Prima.[1][2]

Motor und Getriebe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lambretta hat einen luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor mit links eingebautem Gebläse. In der Ausführung von 1950 bis 1954 beträgt der Hubraum 123 cm³ (Bohrung 52 mm, Hub 58 mm), die Leistung 4,5 PS beziehungsweise 5,1 PS ab März 1951, und in der stärkeren Version 146 cm³ (Bohrung 57 mm, Hub 58 mm), die Leistung 6,2 PS. Die ersten Motoren bis 1953 wurden mit einem Kickstarter angelassen, die Modelle danach mit elektrischem Anlasser. Die erforderlichen Batterien sind in einem abschließbaren Fach an dem Beinschild des Rollers untergebracht. Rechts an den Motor sind eine Mehrscheibenkupplung und ein Dreiganggetriebe mit Magura-Drehgriffschaltung angesetzt. Die Kraft wird vom Motor über Zahnräder (Primärantrieb) zum Getriebe und über eine kurze Welle (in der Werbung als Kardanwelle bezeichnet) und Kegelräder an das Hinterrad übertragen (Sekundärantrieb).[3][4]

Die Lambretta hat einen Einrohr-Stahlrahmen mit tiefem Durchstieg. Im Gegensatz zu den ersten Lambrettas von Innocenti ist sie voll verkleidet. Die Karosserie sitzt auf Gummipuffern, um Geräusche möglichst auszuschließen. Innerhalb der Verkleidung ist zwischen Fahrer- und Soziussitz der Kraftstofftank eingebaut. Damit technische Teile leicht erreichbar sind, können die Seitenteile der Karosserie leicht abgenommen werden. Im rechten Seitenteil gibt es zusätzlich im Bereich von Zylinder und Vergaser eine Klappe, um den Benzinhahn zu öffnen oder zu schließen; Luftklappe und Kraftstofftupfer werden vom Armaturenbrett aus betätigt. Das Vorderrad wird von einer Kurzarmschwinge (zwei Schwinghebel) mit Schraubenfedern geführt, das Hinterrad an einem Schwingarm mit zwei Schraubendruckfedern und hydraulischem Stoßdämpfer. Die Räder sind untereinander austauschbar. Die Lambretta hat eine mechanisch betätigte Trommelbremse vorn und hinten.[3][4]

Plakette „Autoroller“

Die NSU Lambretta, in der Werbung auch „NSU-Autoroller“ genannt, hat serienmäßig zwei Schwingsättel, der vordere in Längsrichtung verschiebbar, um die Sitzposition an die Körpergröße des Fahrers anzupassen. Zur Ausstattung gehören ferner ein kleines Armaturenbrett mit Tachometer und Uhr (beide beleuchtet), abschließbarer Handschuhkasten, Gepäckhaken, Lenkschloss und Reserverad mit Radzierkappe.[5][4]

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lambretta 125 Lambretta 150
Baujahre 1950–1954 1954–1956
Motor Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor
Steuerung Schlitzsteuerung
Bohrung × Hub 52 × 58 mm 57 × 58 mm
Hubraum 123 cm³ 146 cm³
Verdichtung 6,0 : 1
Leistung 4,5 PS (3,3 kW) bei 4500/min,
5,1 PS ab März 1951
6,2 PS (4,6 kW) bei 5200/min
Vergaser Einschiebervergaser Bing 1/16/18 Einschiebervergaser Bing 1/20/22
Schmierung Zweitaktgemisch 1 : 25
Elektrische Anlage Magnetzündung Batteriezündung
Bordspannung 6 V / 25 W
Getriebe 3-Gang-Getriebe
mit Drehgriffschaltung am Lenker
Kupplung Mehrscheibenkupplung
Endantrieb Kegelräder und Welle auf Hinterrad
Rahmen Einrohr-Stahlrahmen,
Karosserie auf Gummipuffern
Maße (L × B × H) 1740 × 730 × 920 mm 1830 × 740 × 950 mm
Radstand 1230 mm 1259 mm
Radaufhängung vorn Gezogene Kurzschwinge mit Schraubenfedern, ohne Stoßdämpfer
Radaufhängung hinten Schwingarm mit zwei Schraubendruckfedern
und hydraulischem Stoßdämpfer
Bereifung 4,00 × 8″
Bremse vorn und hinten Trommelbremse
Leergewicht[6] 100 kg (mit Kickstarter),
120 kg (mit elektr. Anlasser)
123 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 270 kg 295 kg
Tankinhalt 6,3 l 7,3 l
Höchstgeschwindigkeit 70–75 km/h 81 km/h
Bergsteigefähigkeit k. A. 31,5 % (mit zwei Personen)
Normverbrauch 2,2 l/100 km 2,7 l/100 km
Preis 1375,00 DM 1595,00 DM
Otto Daiker auf NSU Lambretta Rennversion
1951
Fotografie
beim Dieburger Dreiecksrennen

Link zum Bild
(bitte Urheberrechte beachten)

Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

NSU hatte außer dem Lizenzvertrag für die Serien-Lambretta auch den Vertrag für eine Rennversion, die mit deutlich größeren Rädern und einem hinter dem Lenkkopf liegenden Tank jedoch kaum Ähnlichkeit mit einem Motorroller hatte. Der Tank ermöglichte es, wie auf einem Motorrad mit Knieschluss zu fahren. NSU setzte diese Renn-Lambretta mit dem italienischen Fahrer Romolo Ferri und dem Deutschen Otto Daiker in wenigen Rennen und ohne den gewünschten Erfolg ein.[3] Daiker gewann allerdings 1951 beim Dieburger Dreiecksrennen auf einer Renn-Lambretta die Klasse bis 125 cm³ mit einem Durchschnitt von 92,9 km/h.[7][8]

  • Peter Schneider: Die NSU-Story. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03397-9.
  • Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. 3. Auflage, Verlag Walter Podszun, Brilon, ISBN 3-86133-136-5
Commons: NSU Lambretta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. 3. Auflage, Verlag Walter Podszun, Brilon, ISBN 3-86133-136-5, S. 105–108.
  2. Peter Schneider: NSU Lambretta – Prima, Schrader Motor Chronik, ISBN 3-613-87180-7, S. 94.
  3. a b c Peter Schneider: Die NSU-Story. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03397-9, S. 121–128 u. 358.
  4. a b c Besser fahren, Veröffentlichung der NSU-Werke, Neckarsulm 1956, DW 4004 4000 1611, S. 9.
  5. Verkaufsprospekt DW 1068 200 101 29.
  6. Technisches Datenblatt, veröffentlicht von Zweitaktfreunde Mainz. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  7. Hans Peter Lohmann: Legendäre deutsche Rennstrecken. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03438-9, S. 40.
  8. Dieburger Automobil- und Motorradclub. Abgerufen am 15. Oktober 2023.