Nadine Ahr
Nadine Ahr (* 1982 in Hannover) ist eine deutsche investigative Journalistin und Autorin.
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach ihrem Abitur 2001 an der Sophienschule Hannover[1] studierte Ahr Geschichte, Medien- und Politikwissenschaften an der Universität Hannover. Anschließend ging sie für ein halbes Jahr nach Namibia, wo sie in Windhoek für die Namibian Broadcasting Corporation arbeitete. 2009/2010 absolvierte sie mit einem Stipendium der Süddeutschen Zeitung eine Volontärsausbildung an der Evangelischen Journalistenschule (EJS) in Berlin. Seither schreibt sie als freie Journalistin unter anderem für Printmedien wie Die Zeit, die taz, Die Welt sowie Hörfunksender wie den Bayerischen Rundfunk und das rbb Kulturradio.[2] Seit 2019 fungiert sie als Mentorin an der EJS.[3]
Bei der Wahl zum „Journalist des Jahres 2011“ des Medium Magazins wurde Ahr in der Kategorie „Kulturjournalismus“ auf den sechsten Platz gewählt.[4]
Ihre 2012 erschienene Reportage „Gottes Mühlen“[5] über den Kriminalfall Lolita Brieger wurde von der Jury des Deutschen Reporterpreises als eine der zwanzig besten Reportagen des Jahres 2012 ausgewählt.[6] Ihre Undercover-Reportage zu Weihnachten 2012 „Maria und Josef in Neukölln“[7] wurde von der Vor-Jury des Henri Nannen Preises unter die Top-10-Reportagen des Jahres gelistet.[8] Auch Ahrs 2018 erschienener Artikel „Anton fiel auf den Kopf. Er musste in die Klinik“[9] wurde von der Vor-Jury des Nannen Preises unter die Top-10-Dokumentationen des Jahres gewählt. Gleichzeitig wurden ihre zusammen mit einer Journalistengruppe der Zeit im Zuge der #MeToo-Debatte durchgeführten Recherchen über die Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Dieter Wedel mit in die Short-List des Nannen Preises der Kategorie „Investigation“ aufgenommen,[10] die Artikel wurden mit dem Deutschen Reporterpreis und dem Leuchtturm-Preis ausgezeichnet.[11][12]
Ahrs 2011 erschienene und mehrfach ausgezeichnete Reportage „Das Versprechen“ basiert auf persönlichen Eindrücken, wie ihre eigenen Großeltern mit der Demenz der Großmutter zurechtkamen. 2013 verarbeitete sie das Thema zu einem Buch, das Anja Maier als „glasklare und tieftraurige“ Erzählung davon wahrnahm, „wie aus einem Paar verzweifelte Gegner werden. Und Verlierer, beide. Und wie sie das als Enkeltochter erlebt und dabei erkennt, dass sie nichts tun kann, außer da zu sein, wenn diese beiden Erwachsenen ihre Liebe zu einem Ende bringen.“[13]
2018 recherchierte Ahr zusammen mit Christiane Hawranek, wie in Deutschland ledige schwangere Frauen noch bis zu Beginn der 1980er Jahre als „gefallene Mädchen“ in sogenannten Entbindungsheimen versteckt wurden und nach der Entbindung ohne Kontrolle durch das Jugendamt teilweise unter Zwang Adoptionen der Neugeborenen erfolgten.[14] Dieser sowohl in Die Zeit wie auch im Hörfunk auf Bayern 2 publizierte Beitrag zählte aus Sicht der Jury des Deutschen Radiopreises 2019 in der Kategorie „Beste Reportage“ zu den drei herausragenden Beiträgen.[15]
Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nadine Ahr: Das Versprechen. Droemer, München November 2013, ISBN 978-3-426-27596-2.
- Nadine Ahr: Es bleiben zwei Koffer. In: Friederike von Kirchbach: Heute war es schön: ein Lesebuch über Demenz. Wichern-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-88981-314-5, S. 33–42.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- für die Artikel „Im Zwielicht“[16] und „Der Schattenmann“ (2018)[17] über die Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Dieter Wedel
- Deutscher Reporterpreis in der Kategorie „Investigation“[11]
- Leuchtturm-Preis[12]
- für den Artikel „Die gefallenen Mädchen“ (2018)[18] und ihre Berichterstattung im Hörfunk[19]
- für den Artikel „Das Ende der Dunkelheit“[23]
- für den Artikel „Die gespendeten Kinder“ (2014)[25]
- Medienpreis – Medizin Mensch Technik von medtronic und Charité[26]
- für den Artikel „Eine Überdosis Risiko“ (2014)[27] und ihre Berichterstattung im Hörfunk[28]
- für den Artikel „Das Versprechen“ (2011)[31] und ihre Berichterstattung im Hörfunk „Demenz in der Ehe – wenn die Liebe sich nicht mehr erinnert“[32]
- Deutscher Reporterpreis in der Kategorie „Beste freie Reportage“[2]
- Alexander-Rhomberg-Preis[33]
- Journalistenpreis „Demenz“ der Diakonie Neuendettelsau[34]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Abiturientinnen und Abiturienten seit 2000. In: Sophienschule Hannover.
- ↑ a b Nadine Ahr „Das Versprechen“. In: reporter-forum.de. 20. Januar 2012.
- ↑ Mentorenprofil Nadine Ahr. In: Evangelische Journalistenschule, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Die Journalisten des Jahres. In: Medium Magazin. Ausgabe 1+2/2012, S. 18–25.
- ↑ Nadine Ahr: Gottes Mühlen. In: Die Zeit. Nr. 27/2012, 28. Juni 2012.
- ↑ Beste Reportage 2012 – die Nominierten. In: reporter-forum.de. Dezember 2012.
- ↑ Nadine Ahr, Henning Sußebach: Maria und Josef in Neukölln. In: Die Zeit. Nr. 52/2012, 19. Dezember 2012.
- ↑ Henri Nannen Preis 2013: Endauswahl der Vorjury ( vom 16. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Nadine Ahr: Anton fiel auf den Kopf. Er musste in die Klinik. In: Die Zeit. Nr. 46/2018, 8. November 2018.
- ↑ Nannen Preis 2019 – Shortlists. In: Nannen Preis. April 2019.
- ↑ a b ZEITmagazin und DIE ZEIT gewinnen drei Auszeichnungen. In: Zeit Online. 4. Dezember 2018.
- ↑ a b Leuchtturm 2018 für das MeToo-Rechercheteam der ZEIT. In: Netzwerk Recherche. 29. Juni 2018.
- ↑ Anja Maier: Nicht mehr können. In: die tageszeitung. 30. Dezember 2013, S. 17.
- ↑ Nadine Ahr, Christiane Hawranek: Zwangsadoptionen in Bayern?. In: Bayerischer Rundfunk. 14. Juni 2018.
- ↑ Nominiert in der Kategorie „Beste Reportage“ 2019. In: Deutscher Radiopreis 2019.
- ↑ Jana Simon, Annabel Wahba, Christian Fuchs, Nadine Ahr, Anne Kunze, Amrai Coen und Götz Hamann: Im Zwielicht. In: ZEITMagazin. Nr. 2/2018, 3. Januar 2018.
- ↑ Jana Simon, Annabel Wahba, Christian Fuchs, Khuê Pham und Nadine Ahr: Der Schattenmann. In: Die Zeit. Nr. 5/2018, 25. Januar 2018.
- ↑ Nadine Ahr, Christiane Hawranek: Die gefallenen Mädchen. In: ZEITMagazin. Nr. 25/2018.
- ↑ Christiane Hawranek, Nadine Ahr: Zwangsadoptionen in Bayern? – Die gefallenen Mädchen. In: Bayern 2. 10. Juni 2018.
- ↑ https://www.geisendoerferpreis.de
- ↑ Preisträger 2019. Innere Mission München. März 2019.
- ↑ Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis 2018.
- ↑ Das Ende der Dunkelheit. In: Die Zeit. Nr. 49/2015, 3. Dezember 2015.
- ↑ Sieben Journalisten mit dem „Medienpreis – Medizin Mensch Technik 2016“ ausgezeichnet. ( vom 21. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Nadine Ahr, Christiane Hawranek: Die gespendeten Kinder. In: Die Zeit. Nr. 40/2014.
- ↑ Sechs Medizinjournalisten mit dem „Medienpreis – Medizin Mensch Technik 2015“ ausgezeichnet. ( vom 3. Juli 2019 im Internet Archive)
- ↑ Eine Überdosis Risiko. In: Die Zeit. Nr. 12/2014.
- ↑ Tests mit Nebenwirkungen - Pharmafirmen machen Billig-Studien in Osteuropa. In: Bayern 2. 20. Januar 2014.
- ↑ Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis 2014.
- ↑ Journalistenpreis Neurologie: zweimal Multiple Sklerose – zweimal aus einem anderen Blickwinkel. In: DGN. 10. September 2014.
- ↑ Nadine Ahr: Das Versprechen. In: Die Zeit. Nr. 33/2011, 11. August 2011.
- ↑ Nadine Ahr: Demenz in der Ehe – wenn die Liebe sich nicht mehr erinnert. In: rbb Kulturradio. Februar 2012.
- ↑ Marietta Slomka und Stefan Niggemeier ausgezeichnet. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Mai 2012.
- ↑ Tagesspiegel-Redakteurin mit Journalistenpreis ausgezeichnet. In: Tagesspiegel. 19. November 2012 (archive.org).
Journalistenpreis erstmals verliehen – Nadine Ahr und Joanna Nottebrock wurden mit dem 1. Preis ausgezeichnet. ( vom 27. Oktober 2019 im Internet Archive) In: Neuendettelsauer Chronik. 1/2013, Februar 2013, S. 10.
Personendaten | |
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NAME | Ahr, Nadine |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Journalistin |
GEBURTSDATUM | 1982 |
GEBURTSORT | Hannover |