Nienhagen (Landkreis Celle)

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Wappen Deutschlandkarte
Nienhagen (Landkreis Celle)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nienhagen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 33′ N, 10° 6′ OKoordinaten: 52° 33′ N, 10° 6′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Celle
Samtgemeinde: Wathlingen
Höhe: 41 m ü. NHN
Fläche: 17,6 km2
Einwohner: 6831 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 388 Einwohner je km2
Postleitzahl: 29336
Vorwahl: 05144
Kfz-Kennzeichen: CE
Gemeindeschlüssel: 03 3 51 018
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dorfstraße 41
29336 Nienhagen
Website: gemeinde-nienhagen.de
Bürgermeister: Jörg Makel (SPD)
Lage der Gemeinde Nienhagen im Landkreis Celle
KarteLandkreis CelleNiedersachsenLandkreis HeidekreisLandkreis UelzenLandkreis GifhornRegion HannoverFaßbergSüdheideEschedegemeindefreies Gebiet LohheideBergenWinsenWietzeHambührenCelleAdelheidsdorfHagenWathlingenBröckelEicklingenWienhausenLanglingenHohneLanglingenEldingenAhnsbeckBeedenbostelLachendorf
Karte

Nienhagen ist eine Gemeinde in der Samtgemeinde Wathlingen im Landkreis Celle in Niedersachsen. Die Gemeinde hat gegenwärtig 6.279 Einwohner und erstreckt sich auf einer Fläche von 17,57 km². Der Ort wird von der Burgdorfer Aue mit dem Abschnitt der Alten Aue durchflossen.[2]

Zusammen mit ihrem Gemahl hatte Herzogin Agnes von Landsberg († 1266) südlich des Ortes in den Wäldern an der Aue, einem Nebenfluss der Fuhse, 1227 ein Zisterzienserinnenkloster gestiftet. Als die Mückenplage in den sumpfreichen Waldungen der Aueniederungen den Nonnen den Aufenthalt in dem Kloster unmöglich machte, verlegte sie dieses 1231 nach Wienhausen an der Aller. Die Nonnen aber nahm sie für ein halbes Jahr bis zur Fertigstellung des neuen Klosterbaues bei sich auf der Burg auf.

Im Sinne der kolonisatorischen Bestrebungen des Zisterzienserordens gab die Herzogin den bei der verlassenen Klosterstätte gelegenen Wald Siedlern zum Anbau frei und gründete so das Dorf Nienhagen.[3]

Eine Freiwillige Feuerwehr wurde 1933 gegründet.[4]

Zur Gemeinde Nienhagen gehört der Ortsteil Nienhorst.

Im Ortsteil Papenhorst fanden mindestens 30 Kinder von Zwangsarbeiterinnen zwischen September 1944 und Kriegsende im Kinderlager Papenhorst den Tod. Für 22 der Opfer gibt es eine Gedenkstätte auf dem Nienhäger Friedhof.[5][6]

In der jüngeren Vergangenheit kam Nienhagen durch ergiebige Erdölvorkommen zu Wohlstand.

Seit 1985 besteht in Nienhagen ein Heimatverein, der Ausstellungen und Wanderungen organisiert und eigene Publikationen herausgibt.

1889 wurde erstmals Erdöl im Gemeindegebiet durch Tiefbohrungen entdeckt. Ende der 1920er Jahre gründete der Bohrpionier Anton Raky aus Salzgitter die Gewerkschaft Nienhagen. 1931 verkaufte er den größten Teil seiner Firma an die Wintershall. Es entstand das Raky-Wintershall-Konsortium. Am 15. Februar 1935 übernahm Wintershall von Raky die restlichen Anteile seiner Gewerkschaft. Das Unternehmen nannte sich nun Wintershall AG Erdölwerke Nienhagen.

„Feld mit Erdölbohrtürmen bei Nienhagen“;
Foto vom August 1934 von Wilhelm Pietzsch und Friedrich Hamm

Raky hatte seit 1930 verschiedene erfolgreiche Bohrungen angesetzt, teils im Überflutungsgebiet der Aue. Das Material zur Errichtung des Bohrturmes Aue 1 musste mit einem Floß über die angestaue Aue geschafft werden. Die Bohrung Aue 1 war 1931 mit einer Teufe von 1322 m die tiefste Bohrung Deutschlands und förderte von 1932 bis 1937 Erdöl. Das erschlossene Ölfeld bei Nienhagen war sehr ergiebig. Bereits im ersten Jahr wurden 2324 t gefördert.[7] Die Bohrung N (Nienhagen) 14 förderte von 1933 bis zu ihrer Verfüllung 1993 101.585 t Erdöl, überwiegend im Tiefpumpenbetrieb.

Bei Bohrung N 22 an der Langerbeinstraße brach am 29. September 1934 das bislang größte Ölfeuer in Deutschland aus, die Flammen sollen bis zu 50 m hoch gewesen sein.[8] Zahlreiche Arbeiter wurden schwerverletzt, sechs verunglückten tödlich.

Als weiteres Erdölunternehmen betätigte sich die Gewerkschaft Elwerath.

In Nienhagen fanden über 1000 Bohrungen nach Erdöl statt, mehr als 300 Fördertürme waren aufgebaut. Noch heute wird Erdöl gefördert.

Betriebsgelände Wintershall AG

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Anton Raky mietete 1930 im Schloss und Rittergut des Barons von Campe einige Büroräume an. Später kaufte er das Gebäude und umliegende Gelände für seinen Betrieb. 1935 übernahm die Wintershall den Komplex.

Im Zweiten Weltkrieg war der Betrieb mehrmals Ziel von Luftangriffen; 1940 wurde einer der beiden Nienhagener 15.000 Kubikmeter Erdöltanks zerstört, und am 8. April 1945 wurde das Schloss stark beschädigt und deshalb später abgerissen. Die Wintershall unterhielt nach dem Krieg weiterhin ihr Betriebsgelände in Nienhagen.

Heute befinden sich hier der Herzogin-Agnes-Platz und eine Seniorenresidenz.

Der Rat der Gemeinde Nienhagen setzt sich aus 19 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.

Gemeinderatswahl 2021
Wahlbeteiligung: 71,3 %
 %
50
40
30
20
10
0
44,9 %
(+10,4 %p)
27,4 %
(+0,7 %p)
10,6 %
(−9,3 %p)
4,4 %
(−4,9 %p)
8,0 %
(+0,5 %p)
4,6 %
(n. k. %p)

2021

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Unabh. Wählergemeinschaft in der Gemeinde Nienhagen
f Bürgerliche Liste – Wählerbündnis in Nienhagen

Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[9]

Sitzverteilung ab 2021 im Rat der Gemeinde Nienhagen
9
1
1
2
1
5
Insgesamt 19 Sitze


Die letzten Kommunalwahlen ergaben die folgenden Sitzverteilungen:

Wahljahr SPD CDU UWG Grüne FDP BL-WB 2 ACD 1 Gesamt
2021[9] 9 5 2 1 1 1 - 19 Sitze
2016[10] 7 5 4 1 2 - - 19 Sitze
2011[11] 7 3 2 2 0 5 - 19 Sitze
2010[12] 6 9 1 0 1 - 2 19 Sitze
2006 6 11 1 0 1 - 0 19 Sitze
2001 5 12 2 0 0 - 0 19 Sitze
1 
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Demokraten
2 
Die Bürgerliche Liste-Wählerbündnis

Bürgermeister ist zurzeit Jörg Makel (SPD).

Wappen von Nienhagen
Wappen von Nienhagen
Blasonierung: „In Grün ein goldenes Schildhaupt, darin ein roter Hachmeisterstab, darunter ein goldener Fischschwanzmeißel.“

Dieser Meißel wurde beim Erdölbohren verwendet.

Gemeindepartnerschaften

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Die Kirchengemeinde Nienhagen ist Teil des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Celle. Eine seltene Architektur weist auch der vom Kirchenschiff getrennte Kirchturm der evangelischen St.-Laurentius-Kirche auf.

Die Christen, die der römisch-katholischen Kirche angehören, sind Teil des Bistums Hildesheim.

Die katholische St.-Marien-Kirche wurde 1961 nach Plänen von Josef Fehlig errichtet (Klosterhof 28) und gehört heute zur Pfarrgemeinde St. Ludwig in Celle.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Heimatmuseum in Nienhagen
Ehemaliger Erdölbohrturm in Nienhagen

Das Heimatmuseum Nienhagen befindet sich in der 1849 errichteten ehemaligen Dorfschule. Im Museum befindet sich ein Erdölzimmer.

  • Sehenswert ist der 27 m hohe Erdöl-Förderturm mit Pumpenbock und Gleiswinde, der von der Gemeinde in einem Park an der Aue neu aufgestellt wurde, etwa 50 m nördlich der historischen Bohrung Aue 1.

Unter dem Namen NI-KU (Nienhagen Kultur) finden seit Anfang 2012 in Nienhagen regelmäßig Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Edutainment statt.

Am 1. August 1928 wurde der „Sportverein Nienhagen“ gegründet. Das Vereinsziel wurde mit „allgemeiner Leibesertüchtigung“ umschrieben.[13] Die Gemeinde hat eine Sportanlage. Zudem gibt es ein Hallenbad im Ort und in Papenhorst ein Freibad. Mehrere Sportarten werden vom SV Nienhagen angeboten, der mit Svenja Schlicht auch eine mehrfache deutsche Meisterin und zweimalige Olympiateilnehmerin im Schwimmen (1984 und 1988) hervorbrachte. Die gleichaltrige Bettina Papenburg wurde 1987 ebenfalls deutsche Meisterin im Schwimmen. Die Bogensparte des Schützenvereins nimmt an Feldbogen- und 3D-Turnieren teil und veranstaltet jeden März ein Clout-Schießen.

2021 bewarb sich die Gemeinde als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Nigeria ausgewählt.[14] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[15]

Persönlichkeiten

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Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben

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  • Willi Lochte: Hagengericht und Hachen in Nienhagen. In: Landkreis Celle (Hrsg.): Der Speicher. Faßberg 1978, S. 315 ff.
  • Willi Lochte: Aus den Erdölgebieten von Nienhagen. In: Landkreis Celle (Hrsg.): Der Speicher. Faßberg 1978, S. 376 ff.
  • Diverse: 750 Jahre Nienhagen 1978: Abhandlungen über die Entwicklung einer Siedlung vom Hagendorf zur modernen Gemeinde. Nienhagen 1978.
  • Jürgen Gedicke: Nienhagen in alten Fotos und Ansichtskarten. Celle 1989.
  • Jürgen Gedicke: Nienhagen – Geschichte eines niedersächsischen Dorfes, 2 Bde. Nienhagen 1990/1993.
  • Eckhard Hallmann: Nienhagen – Geschichte eines niedersächsischen Dorfes, Band 3. Nienhagen 2003.
  • Matthias Blazek: 75 Jahre Sportverein Nienhagen von 1928 e. V. Nienhagen 2003.
  • Matthias Blazek: Ottenhaus – Eine Spurensuche –. Celle 2005.
  • Matthias Blazek; Udo Thiel: 100 Jahre Gesangverein Nienhagen 1906–2006. Nienhagen 2006.
  • Wilfried Regener, Heimatverein Nienhagen (Hrsg.): Haniel & Lueg GmbH -Bohrbetrieb Nienhagen- – Geschichte und Geschichten, Nienhagen von 1931 bis 1965. Nienhagen 2006.
  • Wilfried Regener, Wolfgang Werner: Brandkatastrophe auf der Nienhagen 22 (N22) Gewerkschaft Nienhagen (Wintershall AG) 29. September 1934. Hrsg. vom Heimatverein Nienhagen, Nienhagen 2010.
Commons: Nienhagen (Landkreis Celle) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Bevölkerungsfortschreibung für die Gemeinden des Landkreises Celle, Amtsblatt für den Landkreis Celle, Nr. 21 vom 29. September 2009.
  3. Blazek, Matthias, Ottenhaus – Eine Spurensuche –, Celle 2005, S. 38 f. Vgl. Hüner, Harald, Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Grundlagen des Bauerntums in der Landschaft der mittleren Aller von etwa 1880 bis 1932, Hildesheim 1937, S. 18; Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 40–42, Hannover 1968, S. 106.
  4. Freiwillige Feuerwehr Nienhagen – Historisches (Memento vom 25. Juni 2011 im Internet Archive).
  5. Andreas Babel: „Sie kamen nie wieder nach Nienhagen“. In: Cellesche Zeitung. 12. März 2017, abgerufen am 18. Januar 2023.
  6. Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945: Regierungsbezirke Braunschweig und Lüneburg, Band 2, Pahl-Rugenstein 1985, S. 79.
  7. www.schoene-aktien.de; Rainer Karlsch, Stokes, Raymond G., Faktor Öl: Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974, C.H.Beck, München 2003, S. 246.
  8. Ausführlich: Blazek, Matthias, 75 Jahre Niedersächsische Landesfeuerwehrschule Celle 1931–2006, Celle 2007, ISBN 978-3-00-019333-0, S. 87 ff.
  9. a b Ergebnis der Kommunalwahlen 2021.
  10. Ergebnis der Kommunalwahlen 2016.
  11. Vorläufiges Ergebnis der Kreis- und Gemeindewahlen als PDF-Dokument 2,90 MB (Memento des Originals vom 11. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nls.niedersachsen.de.
  12. Umbildung vom 20. Februar 2010, lt. Cellesche Zeitung vom 2. März 2010.
  13. Blazek, 75 Jahre Sportverein Nienhagen, S. 10.
  14. Special Olympics: Host Towns. Special Olympics, März 2023, abgerufen am 1. Mai 2023.
  15. Host Town Program. Abgerufen am 1. Mai 2023.
  16. Biographie von Marta Astfalck Vietz