Olympische Winterspiele 1936/Ski Alpin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ski Alpin bei den
Olympischen Winterspielen 1936
Information
Austragungsort Deutsches Reich NS Garmisch-Partenkirchen
Wettkampfstätte Kandahar-Abfahrt/Gudiberg
Nationen 26
Athleten 103 (66 , 37 )
Datum 7.–9. Februar 1936
Entscheidungen 2

Bei den IV. Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen standen erstmals Wettbewerbe im alpinen Skisport auf dem Programm. Den Beschluss zur Aufnahme traf der Internationale Skiverband (FIS) auf seinem Kongress am 25. Februar 1934 in schwedischen Sollefteå. Über die endgültige Aufnahme in das olympische Programm entschied dann das Internationale Olympische Komitee während seiner 32. Session im Mai 1934 in Athen.

In Abkehr vom Programm der Skiweltmeisterschaften sollten bei den Olympischen Spielen lediglich Medaillen für eine kombinierte Wertung aus Abfahrtslauf und Slalom vergeben werden, so wie sie seit 1928 im Rahmen des Arlberg-Kandahar-Rennens veranstaltet wurde. Austragungsorte waren für die Abfahrt die Kandahar-Abfahrtsstrecke am Kreuzeck und für den Slalom der Gudiberg.

Medaillenspiegel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Platz Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Deutsches Reich NS Deutsches Reich 2 2 4
2 Frankreich Frankreich 1 1
3 Norwegen Norwegen 1 1

Medaillengewinner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Konkurrenz Gold Silber Bronze
Kombination Männer Deutsches Reich NS Franz Pfnür Deutsches Reich NS Gustav Lantschner FrankreichFrankreich Émile Allais
Kombination Frauen Deutsches Reich NS Christl Cranz Deutsches Reich NS Käthe Grasegger Norwegen Laila Schou Nilsen

In einer Vorschau auf die Alpinrennen hielt «Sport Zürich» am 7. Februar 1936 fest, dass im Herrenbereich bis auf die Schweizer und Österreicher so ziemlich die Elite der Skifahrerwelt teilnehmen werde. Weil jedoch gerade jene Länder keine Fahrer ins Treffen schickten, die im Abfahren und im Slalom führend seien, könne der Olympiakonkurrenz nicht jene außerordentliche Bedeutung beigemessen werden, die ihr eigentlich zustehen würde. Es wurde auch an der reinen Amateureigenschaft von Émile Allais gezweifelt, der als Skilehrer Geld genommen haben soll. Auch die Italiener hätten die Angelegenheit weniger ernst genommen. Bei den Norwegern wurde Springerkönig Birger Ruud hervorgehoben, bei den mit einer ausgeglichenen Mannschaft antretenden Briten Peter Lunn. Die Japaner würden erstmals mit einer Skimannschaft in die „Alte Welt“ kommen. Polen könne auf Bronisław Czech zählen, die Kanadier und US-Fahrer sollten nach den Trainingsergebnissen nicht unter den Letzten zu finden sein. Im Damenbereich sei Deutschland mit Weltmeisterin Christl Cranz das Spitzenteam, die britischen Vertreterinnen dürften als deren größte Gegnerinnen bezeichnet werden. Dem Schweizer Otto Furrer war das Training der Kanadierinnen anvertraut. Bei den 125 gemeldeten Herren waren bei der Nennung 66 übriggeblieben, bei den Damen waren es 37 Teilnehmerinnen. Für die Startnummernauslosung einigten sich die Funktionäre darauf, das Feld in drei Gruppen nach Leistung und Können einzuteilen und die Auslosung innerhalb dieser Gruppen vorzunehmen.[1]

Alpine Kombination (Männer)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Platz Land Sportler Punkte
1 Deutsches Reich NS GER Franz Pfnür 99,25
2 Deutsches Reich NS GER Gustav Lantschner 96,26
3 Frankreich FRA Émile Allais 94,69
4 Norwegen NOR Birger Ruud 93,38
5 Deutsches Reich NS GER Roman Wörndle 91,16
6 Deutsches Reich NS GER Rudolf Cranz 91,03
7 Italien 1861 ITA Giacinto Sertorelli 90,39
8 Norwegen NOR Alf Konningen 90,06
9 Norwegen NOR Per Fossum 88,12
10 Vereinigte Staaten 48 USA Richard Durrance 87,74
11 Frankreich FRA Maurice Lafforgue 85,83
12 Vereinigtes Konigreich GBR Peter Lunn 83,82
13 Vereinigte Staaten 48 USA George Page 82,85
14 Vereinigtes Konigreich GBR James Palmer-Tomkinson 82,52
15 Jugoslawien Konigreich 1918 YUG Ciril Praček 81,54
16 Tschechoslowakei 1920 TCH Walter Hollmann 81,01
17 Italien 1861 ITA Adriano Guarnieri 80,94
18 Italien 1861 ITA Vittorio Chierroni 80,80
19 Ungarn 1918 HUN László Szalay 79,68
20 Polen 1919 POL Bronisław Czech 79,41

Abfahrt: 7. Februar, 12:00 Uhr
Länge: 3800 m, Höhenunterschied: 959 m

Slalom: 9. Februar, 09:00 Uhr
Länge: 600 m, Höhenunterschied: 200 m
Tore: 33

66 Fahrer waren am Start, 33 von ihnen erreichten das Ziel.

Alpine Kombination (Frauen)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Platz Land Sportlerin Punkte
1 Deutsches Reich NS GER Christl Cranz 97,06
2 Deutsches Reich NS GER Käthe Grasegger 95,26
3 Norwegen NOR Laila Schou Nilsen 93,48
4 Schweiz SUI Erna Steuri 92,36
5 Deutsches Reich NS GER Hady Pfeifer 91,85
6 Deutsches Reich NS GER Lisa Resch 88,74
7 Norwegen NOR Johanne Dybwad 85,90
8 Vereinigtes Konigreich GBR Jeanette Kessler 83,97
9 Vereinigtes Konigreich GBR Evelyn Pinching 82,19
10 Schweiz SUI Marcelle Bühler 78,87
11 Norwegen NOR Nora Strømstad 77,20
12 Italien 1861 ITA Frida Clara 77,17
13 Osterreich AUT Grete Nissl 76,86
14 Niederlande NED Gratia Schimmelpenninck 76,09
15 Kanada 1921 CAN Lois Butler 72,31
16 Italien 1861 ITA Paula Wiesinger 72,19
17 Osterreich AUT Herta Rosmini 70,69
18 Osterreich AUT Margarethe Weikert 70,47
19 Vereinigte Staaten 48 USA Betty Woolsey 69,24
20 Osterreich AUT Käthe Lettner 68,88

Abfahrt: 7. Februar, 11:00 Uhr
Länge: 3300 m, Höhenunterschied: 820 m

Slalom: 8. Februar, 11:00 Uhr
Länge: 600 m, Höhenunterschied: 200 m
Tore: 23

37 Fahrerinnen waren am Start, 29 von ihnen erreichten das Ziel.

Anmerkungen zum Renngeschehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungewohnt war die damalige Handhabung (somit auch bei dieser Olympiaentscheidung) für die Vergabe der Kombinationspunkte. Für einen Laufsieg wurden 100 Punkte vergeben und die weiteren Platzierten in einem komplizierten Rechensystem, in Relation zur Bestzeit, mit entsprechenden Punkten bonifiziert. Dazu gab es noch, um die Endpunkte zu vergeben, eine weitere Vergleichssituation zwischen den Abfahrts- und Slalompunkten, wobei ein Mittelwert gebildet wurde.

Beide Abfahrten brachten Überraschungssiege, wobei besonders Laila Schou Nilsen für Erstaunen sorgte. Für Norwegen waren es die ersten Siege in einem großen alpinen Skirennen. Es war in eingeweihten Kreisen sowohl bei den Damen als auch Herren mit Siegen für das Gastgeberland gerechnet worden. Zwar hatten ein Jahr zuvor bei den Deutschen Winterkampfspielen auf der «Neuner-Strecke» im Herrenbereich sowohl Franz Pfnür als auch Gustav Lantschner gefehlt, trotzdem konnte prognostiziert werden, dass die beiden beste Streckenkenntnisse hatten.[2]

Die auf der gleichen Strecke gefahrenen Abfahrten (bei den Herren erfolgte der Start auf 1.719 m Höhe vom Kreuzjoch, bei den Damen etwas weiter unten bei der sogenannten «Seele» auf 1.580 m, das Ziel lag auf 760 m bei der Kreuzeckbahn) waren äußerst selektiv. Obwohl es sonnig war, hatten die Teilnehmer nicht die besten Sichtverhältnisse, denn der Großteil der Abfahrt führte durch einen Wald und durch Unterholz. Etwa 10.000 bis 15.000 Zuschauer hatten sich eingefunden. Die Kurssetzung war offensichtlich darauf ausgerichtet, dass reines Tempofahren und freches Draufgängertum eines Birger Ruud nicht ausreichen sollten. Im «Labyrinth» spielte sicheres Schwingen zwischen den Tannen eine große Rolle. Die vier besten Deutschen hatten mit 19:55,2 eine bessere Zeit als die auch unter den ersten Zehn klassierten vier Norweger (20:02,6). Insgesamt lagen die Läufer in den Zeiten weiter auseinander als bei Kandahar-Rennen. Schou Nilsen nahm den Steilhang mit Leichtigkeit. Cranz war bei einer Traverse nicht vorsichtig, stürzte in ein Loch mit einer Schneeverwehung und verlor rund 20 Sekunden, bis sie hoch- und wegkam. Wegen einer Trainingsverletzung, die sie sich am 4. Februar zugezogen hatte, konnte die Schweizerin Anny Rüegg nicht starten.[2]

Die jeweils zehn Besten der Abfahrt:

Männer
Platz Land Sportler Zeit (min) Punkte
1 Norwegen NOR Birger Ruud 4:47,4 100,00
2 Deutsches Reich NS GER Franz Pfnür 4:51,8 098,49
3 Deutsches Reich NS GER Gustav Lantschner 4:58,2 096,38
4 Frankreich FRA Émile Allais 4:58,8 096,18
5 Norwegen NOR Alf Konningen 5:00,4 095,67
6 Deutsches Reich NS GER Roman Wörndle 5:01,2 095,42
7 Norwegen NOR Per Fossum 5:03,2 094,79
8 Deutsches Reich NS GER Rudolf Cranz 5:04,0 094,54
9 Italien 1861 ITA Giacinto Sertorelli 5:05,0 094,23
10 Norwegen NOR Sigmund Ruud 5:11,6 092,23
Frauen
Platz Land Sportlerin Zeit (min) Punkte
1 Norwegen NOR Laila Schou Nilsen 5:04,4 100,00
2 Deutsches Reich NS GER Lisa Resch 5:08,4 098,70
3 Deutsches Reich NS GER Käthe Grasegger 5:11,0 097,88
4 Schweiz CHE Erna Steuri 5:20,4 095,01
5 Deutsches Reich NS GER Hady Pfeifer 5:21,6 094,65
6 Deutsches Reich NS GER Christl Cranz 5:23,4 094,12
7 Vereinigtes Konigreich GBR Evelyn Pinching 5:27,2 093,03
8 Norwegen NOR Johanne Dybwad 5:32,0 091,69
9 Schweiz CHE Marcelle Bühler 5:51,6 086,58
10 Italien 1861 ITA Paula Wiesinger 5:55,2 085,70

Nachdem Christl Cranz in der Abfahrt auf Rang 6 gefahren war, bewies sie am folgenden Tag, dass sie die weltbeste Slalomläuferin war. Auch die übrigen Deutschen fielen sehr deutlich ab, doch zusammen mit Erna Steuri waren sie gegenüber dem übrigen Feld noch ein großes Stück voraus. Die Startreihenfolge im Slalom erfolgte aufgrund der in der Abfahrt erzielten Platzierung. Somit begann Laila Schou Nilsen vor Resch, Grasegger etc. (dieselbe Reihenfolge war auch im zweiten Durchgang gegeben). Im ersten Lauf war Cranz bereits um 4 s schneller als Grasegger. Ein Torfehler brachte Schou Nilsen bereits eine erhebliche Einbuße (sechs Strafsekunden). Steuri war im oberen Streckenteil kurz zu Fall gekommen und hatte fünf bis sechs Sekunden verloren, auch Lisa Resch war bei einer Schlüsselstelle hängengeblieben. Hady Pfeifer ließ sich keinen groben Fehler zuschulden kommen. Dybwad, Kessler und Schimmelpenninck gehörten noch zum Kreis jener Läuferinnen, die der Aufgabe gewachsen waren. Wenngleich die Norwegerin im zweiten Durchgang vorerst Bestzeit fuhr und großteils deutlich schneller als die anderen Konkurrentinnen war, enteilte ihr Cranz danach. Nach Graseggers Endzeit war bereits klar, dass Schou Nilsen nicht gewinnen würde.[3]

Zum Slalom der Männer waren Menschenmassen eingetroffen, wie man sie bislang bei einem Skiwettkampf noch nie gesehen hatte. 52 Extrazüge aus München hatten 30.000 bis 40.000 Interessierte herangeführt, von denen viele ihren Proviant selbst mitbrachten. Die anderen wurden durch einen Hilfszug «Bayern» und die in drei Tagen errichtete provisorische Festhalle der Organisation Kraft durch Freude verpflegt. Wenngleich der Rennbeginn erst um 11 Uhr angesetzt war, gingen schon im Morgengrauen Tausende auf den Gudiberg, um sich einen guten Platz zu sichern. Auf den Haupttribünen gab es ab 10 Uhr keinen freien Platz mehr, die Schätzung der Zuschauerzahl lag zwischen 60.000 und 70.000. Der Parcours war sehr schwer; von den 60 aus der Abfahrt verbliebenen Läufern gingen vier nicht an den Start. Es galt einige heikle Kombinationen zu bewältigen, manche Stellen waren bald so blank gescheuert, dass viele Teilnehmer auf dem Eis den Halt verloren und abrutschten. Etwa 14 Fahrer zeigten wirklich gutes Slalomfahren, danach schnellten die Laufzeiten unheimlich in die Höhe. Während Franz Pfnür zweimal Bestzeit aufstellte, benötigten viele Läufer über 100 Sekunden oder gar das Doppelte. Die Abwicklung des ersten Laufes dauerte über zwei Stunden. Deshalb entschloss sich die Jury, für den zweiten Lauf 21 Läufer zu dispensieren (zwei weitere waren disqualifiziert worden). Dadurch nahmen nur mehr 33 Läufer den zweiten Kurs auf, und alle konnten sich klassieren.[3]

Die jeweils zehn Besten des Slaloms:

Männer
Platz Land Sportler Zeit (min) Punkte
1 Deutsches Reich NS GER Franz Pfnür 2:26,6 100,00
2 Deutsches Reich NS GER Gustav Lantschner 2:32,2 096,13
3 Frankreich FRA Émile Allais 2:37,3 096,38
4 Deutsches Reich NS GER Rudolf Cranz 2:47,5 087,52
5 Deutsches Reich NS GER Roman Wörndle 2:48,7 086,90
6 Norwegen NOR Birger Ruud 2:49,0 086,75
7 Italien 1861 ITA Giacinto Sertorelli 2:49,4 086,54
8 Vereinigte Staaten 48 USA Richard Durrance 2:53,3 084,59
9 Norwegen NOR Alf Konningen 2:53,6 084,45
10 Frankreich FRA Maurice Lafforgue 2:53,7 084,40
Frauen
Platz Land Sportlerin Zeit (min) Punkte
1 Deutsches Reich NS GER Christl Cranz 2:22,1 100,00
2 Deutsches Reich NS GER Käthe Grasegger 2:33,4 092,63
3 Schweiz SUI Erna Steuri 2:38,4 089,71
4 Deutsches Reich NS GER Hady Pfeifer 2:39,6 089,04
5 Norwegen NOR Laila Schou Nilsen 2:43,4 086,96
6 Vereinigtes Konigreich GBR Jeanette Kessler 2:47,9 084,63
7 Norwegen NOR Johanne Dybwad 2:57,4 080,10
8 Deutsches Reich NS GER Lisa Resch 3:00,4 078,77
9 Italien 1861 ITA Clara Frida 3:13,2 073,55
10 Osterreich AUT Grete Nissl 3:17,2 072,06

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. «Sport Zürich», 7. Februar 1936, S. 2.
  2. a b «Erster norwegischer Doppelsieg in Garmisch». Sport Zürich, 8. Februar 1936, S. 1 und 2.
  3. a b «Wie erwartet: Franz Pfnür Kombinationssieger» in «Sport Zürich» Nr. 19 vom 10. Februar 1936, S. 4.