Paul Pogge

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Paul Pogge

Paul Friedrich Johann Moritz Pogge (* 27. Dezember 1838[1] in Zierstorf; † 17. März 1884 in St. Paul de Luanda) war ein deutscher Landwirt und Forschungsreisender.

Paul Pogge entstammte dem alteingesessenen Geschlecht Pogge, Landwirte in Mecklenburg, das seit seinem Großvater Carl Pogge mehrere bedeutende Agrarreformer hervorgebracht hatte. Er war eines von zehn Kindern des bürgerlichen Gutsbesitzers Friedrich Pogge (1791–1843) und dessen zweiter Ehefrau Auguste, geborene Bresien (1806–1865), Tochter des Domänenpächters Christian Friedrich Bresien auf Sponholz. Im Alter von fünf Jahren starb sein Vater und er erbte das Gut in Zierstorf. Sein Onkel Johann Pogge übernahm die Bewirtschaftung des Gutes.[2]

Pogge absolvierte eine Ausbildung auf dem mecklenburgischen Gutsbesitz der Familie und studierte ab 1858 Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg (Mitglied des Corps Guestphalia) und München. 1860 wurde er zum Dr. jur. promoviert. Im Anschluss trat er die Verwaltung des väterlichen Guts an.

1864 bis 1866 unternahm Pogge zu Jagdzwecken eine erste Reise nach Südafrika (Kapland und Natal), Mauritius und Réunion. Nach seiner Rückkehr pachtete er das Gut Sarow, das er nach einigen Jahren wieder aufgab.

Der Historiker Hartmut Pogge von Strandmann ist ein Urgroßneffe Pogges.[3]

Forschungsreisen

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Im Jahr 1874 schloss er sich der Cassange-Expedition unter dem Ornithologen Alexander von Homeyer an und ging mit diesem von Luanda den Cuanza aufwärts bis Pungo Andongo. Hier mussten sie Major von Homeyer, den Leiter der Expedition, zurücklassen, der schwer erkrankte. Pogge und der Botaniker Hermann Soyaux wurden ebenfalls vom Fieber befallen und während Pogge mit Anton Erwin Lux die Reise fortsetzen konnte, blieb auch Soyaux zurück. Pogge übernahm die Leitung und setzte die Tour über Malanje bis nach Kimbundo fort. Dort konnte Lux, der dem sterben nahe war, ihn nicht weiter nach Mussumba, der Residenz des Muata Iamvo begleiten, das er am 9. Dezember 1875 erreichte. Damit war er weiter ins Landesinnere vorgedrungen als irgendein Reisender der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft vor ihm. Da der Muata Iamvo Pogge die Fortsetzung der Reise nicht gestatten wollte, kehrte Pogge im April 1876 nach Angola und von da nach Deutschland zurück.[4]

Im Herbst 1880 trat Pogge in Begleitung Hermann von Wissmanns, mit 25000 Mark vom Reichskanzleramt unterstützt und von der Afrikanischen Gesellschaft neu ausgerüstet, eine zweite Afrikareise an. Er hatte Wissmann in Rostock kennengelernt und verließ mit diesem am 18. November Hamburg. Sie landeten in Loango an und erreichten am 25. Januar 1881 Malanje. Sie starteten am 1. Juni reisten über Kimbundu und Tshikapa und erreichten am 22. Oktober den Kasai. Pogge bestätigte, ebenso wie Wissmann, die dort drei Jahre zuvor von Otto H. Schütt beim Volk der Baschilenge gemachten Beobachtungen des Hanf-Kultes der Bena Riamba.[5] Hier trennten sich die Reisenden. Pogge zog über die Residenz Mukenges am Lulua und vereinigte sich darauf mit Wissmann wieder am Munkambasee. Beide gelangten am 14. Januar 1882 nach Mona Katschitsch, der Residenz des Häuptlings Katschitsch von Koto, am Lubilasch, erreichten am 16. April den Lualaba und am 17. April Nyangwe. Von dort zog Wissmann am 1. Juni zur Ostküste, die er am 16. November erreichte, während Pogge bereits Anfang Mai zur Residenz des Mukenge in Eilmärschen zurückkehrte, um dort die geplante wissenschaftliche Station zu errichten. Nachdem dies geschehen war, kehrte Pogge am 28. Februar 1884 nach Luanda zurück, um sich nach Europa einzuschiffen. Er starb dort jedoch bereits am 17. März 1884 infolge der ausgestandenen Entbehrungen und wurde auf dem protestantischen Friedhof des Orts beigesetzt, wobei „(s)ämmtliche Militär- und Civilbehörden, sowie aller Honoratioren der Stadt […] dem allgemein geachteten Manne das letzte Geleit gegeben“ hätten.[6]

Standbild im Rosengarten und Denkmal von Ludwig Brunow vor dem Militärlazarett am Leibnizplatz in Rostock
Standbild im Rosengarten und Denkmal von Ludwig Brunow vor dem Militärlazarett am Leibnizplatz in Rostock
Standbild im Rosengarten und Denkmal von Ludwig Brunow vor dem Militärlazarett am Leibnizplatz in Rostock
  • Hermann von Wissmann benannte das Boot, das er eigens für seine Forschungsreise im Jahr 1884 hatte anfertigen lassen, ihm zu ehren „Paul Pogge“[7]
  • In Rostock wurde ihm am 19. März 1885 im Rosengarten mit einer Bronzebüste ein Denkmal gesetzt. Das Werk von Ludwig Brunow wurde 1901 zum Leibnizplatz umgesetzt, von dort nach 1945 entfernt und zerstört. Seit 1995 erinnert wieder eine Pogge-Büste von Jo Jastram im Rosengarten an den Afrikaforscher. Im Jahr 2020 wurde in Rostock damit begonnen über den Umgang mit dem Denkmal zu diskutieren, da Pogge als Wegbereiter des deutschen Kolonialismus „Rassismus“ vorgeworfen wird.
  • Im ehemaligen Gutshaus des Groß Roger Ortsteils Zierstorf führt der örtliche Heimatverein Ausstellungen zu Paul Pogge und den Landwirtschaftspionieren Carl und Johann Pogge durch.[8]

Außer vielen Aufsätzen in Zeitschriften veröffentlichte Pogge:

  • Im Reich des Muata Jamwo. Tagebuch meiner im Auftrage der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Aequatorial-Afrika’s in die Lunda-Staaten unternommenen Reise (= Beiträge zur Entdeckungsgeschichte Afrika’s. Heft 3). Dietrich Reimer, Berlin 1880 (archive.org).
  • Nachruf Dr. Paul Pogge. In: Georg Heinrich von Boguslawski, Wilhelm Reiss, Paul Güssfeldt, Alexander Sylvester Flavius Ernst Danckelman, Georg Kollm (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Nr. 4–5. Dietrich Reimer, Berlin 1874, S. 173 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Pogge, Paul, Afrikareisender. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 13, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 152–153. – hier ist der 24. Dezember 1838 als Geburtstag angegeben
  • Friedrich RatzelPogge, Paul. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 359–364. – hier ist der 27. Dezember 1839 als Geburtstag angegeben.
  • Hermann Wissmann: Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost, 1880–83 ausgeführt von Paul Pogge und Hermann von Wissmann. 4. Auflage, Verlag von Walther & Apolant, Berlin 1889 (projekt-gutenberg.org).
  • Uta LindgrenPogge, Paul Friedrich Johann Moritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 578 f. (Digitalisat). – hier ist der 24. Dezember 1838 als Geburtstag angegeben.
  • Anton Erwin Lux: Von Loanda nach Kimbundu. Ergebnisse der Forschungsreise im äquatorialen West-Afrika (1875–1876). Eduard Hölzel, Wien 1880 (archive.org).
  • Die Pogge-Wißmann’sche Expedition quer durch Südafrika. In: Die Gartenlaube. Heft 7, 1883, S. 112–116.
  • Hartmut Pogge von Strandmann (Hrsg.): Ins tiefste Afrika. Paul Pogge und seine präkolonialen Reisen ins südliche Kongobecken. Trafo, Berlin 2004, ISBN 3-89626-323-4.
Commons: Paul Pogge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hartmut Pogge von Strandmann (Hrsg.): Ins tiefste Afrika. Paul Pogge und seine präkolonialen Reisen ins südliche Kongobecken. Trafo, Berlin 2004, ISBN 3-89626-323-4, S. 475 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Der Afrikaforscher Paul Pogge. Poggehaus Zierstorf.
  3. Hartmut Pogge von Strandmann (Hrsg.): Ins tiefste Afrika. Paul Pogge und seine präkolonialen Reisen ins südliche Kongobecken. Trafo, Berlin 2004, ISBN 3-89626-323-4, S. 477 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Conrad Weidmann: Pogge Paul, Dr. jur., Reisender. In: Deutsche Männer in Afrika: Lexicon der hervorragendsten deutschen Afrika-Forscher, Missionare etc. Bernharg Nöhring, Lübeck 1894, S. 141–142 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Johannes Fabian: Im Tropenfieber. Wissenschaft und Wahn in der Erforschung Zentralafrikas. Verlag C. H. Beck, München 2001, S. 209.
  6. Pogges Nachlaß. In: Berliner Tageblatt. (Morgen-Ausgabe). Jg. 13. Nr. 193 vom 25. April 1884, S. 3 (deutsche-digitale-bibliothek.de).
  7. Alexander Becker: Hermann von Wissmann, Deutschlands grösster[!] Afrikaner; sein Leben und Wirken, unter Benutzung des Nachlasses. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. A. Schall, Berlin 1907, S. 70 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Gutshaus Zierstorf (mecklenburgische-seenplatte.de).