Corps Guestphalia Heidelberg

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Guestphalia Heidelberg

Das Corps Guestphalia Heidelberg war ein am 1. Dezember 1818 gestiftetes Corps an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Es war Mitglied des Heidelberger Senioren-Convents.

Das Wappen des Corps ist geviert. Es zeigt heraldisch rechts oben einen vom Wappenspruch Gloria virtutis comes umgebenen Zirkel.[1] Links oben ist das Westfalenpferd, rechts unten das Couleur grün-weiß-schwarz[2] und links unten das Bundeszeichen, bestehend aus zwei gekreuzten Korbschlägern und den von Lorbeer umkränzten Anfangsbuchstaben G.U.N. des Waffenspruchs Gladius ultor noster.[3]

Die Ursprünge der Guestphalia reichen bis in die Zeit der Reorganisation der Heidelberger Universität durch Großherzog Karl Friedrich von Baden zurück, als, begünstigt besonders durch die Berufung von Anton Friedrich Justus Thibaut, der seit 1805 Römisches Recht in Heidelberg lehrte, ein vermehrter Zuzug von Studenten aus Norddeutschland die Bildung von Landsmannschaften norddeutscher Prägung begünstigte.[4] Gemeinsam mit den Senioren der Rheinländer, Schwaben, Helveter und Nassauer sowie den durch die burschenschaftliche Teutonia repräsentierten Renoncen ratifizierte der Westfalensenior Schütte im Sommer 1816 die Bestätigung des SC-Comments von 1813. Wenig später verschwindet sie aus dem studentischen Leben, ohne sich förmlich aufzulösen.

Am 1. Dezember 1818[5] stifteten zehn Heidelberger Studenten eine neue Guestphalia, die mit der alten über die Übernahme des Stimmrechts im SC verhandelte. Beide vereinbarten eine Verschmelzung unter der Voraussetzung, dass die Mitglieder der früheren Guestphalia nach vollzogenem Zusammenschluss sofort wieder austraten.[6] Die ersten Jahre waren durch behördliche Verfolgungen geprägt. Das Corps musste sich wiederholt kurzzeitig auflösen. Im Januar 1820 wurde ein Westfale relegiert, ein weiterer musste das Consilium abeundi unterschreiben. Weitere wurden genötigt, aus dem Corps auszutreten. Da auswärtiger Zuzug nicht zu erwarten war, suspendierte das Corps am 31. Mai 1820 und legte die Stimme im SC nieder. Erst am 15. Dezember 1821 wurde Guestphalia rekonstituiert. Untersuchungen gegen die Heidelberger Burschenschaft brachten Anfang des Jahres 1824 ebenfalls die Corps in Bedrängnis, die geschlossen ihre Auflösung erklärten und sich in sogenannten Clubs neu formierten. Im Mai des Jahres wurde der alten SC wiederhergestellt. Der Konflikt mit den Behörden eskalierte schließlich im Sommer 1828 mit dem Auszug der Heidelberger Studentenschaft nach Frankenthal, an dem die Westfalen geschlossen teilnahmen.

Am 25. Juli 1836 führte Guestphalia für das eigene Corps den Status des Renoncen als Vorstufe zur Vollmitgliedschaft ein. Als im Rahmen der revolutionären Bewegung des Jahres 1848 auch unter der Studentenschaft Forderungen nach Reformen artikuliert wurden, setzte sich Guestphalia für eine Beibehaltung des Primats der Corps ein und wandte sich ausdrücklich gegen die Vereinigung der Studentenschaft zu einer „Allgemeinheit“. Im gleichen Jahr war sie neben Vandalia treibende Kraft bei der Gründung des Kösener Senioren-Convents-Verbandes, der sich gleichfalls als Bollwerk gegen übereifrige Reformer verstand. Mit dem Vandalen Friedrich von Klinggräff leitete der Westfale Konstantin v. Sileon den Gründungscongress in Jena. 1892 war Guestphalia das präsidierende Vorortcorps im KSCV.

Durch die Deutsche Revolution 1848/1849 sank die Zahl der Studierenden in Heidelberg vorübergehend von 1000 auf ca. 350 ab. Zugleich nahmen mehrere Westfalen auf preußischer Seite am Schleswig-Holsteinischen Krieg teil. Die dadurch hervorgerufene Schwächung des Aktivbestandes erzwang vom 23. April bis 21. Juni 1849 eine erneute Suspendierung des Aktivenbetriebs.[7]

Das Corps bestand bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts traditionell nur aus den studierenden Mitgliedern, die mit ihrem Abgang von der Universität förmlich ausschieden. Anlässlich des 50. Stiftungsfestes 1868 wurde zur Minderung der Schulden des Corps eine aus 12 Alten Herren bestehende Finanzkommission eingesetzt, die die Grundlage für den späteren Altherrenverein bildete. Guestphalia gehörte im Kaiserreich zu den Corps, die sich nach außen äußerst bedeckt hielten und als besonders exklusiv galten.[8] Aus seinen Reihen gingen zahlreiche führende Repräsentanten der preußischen Verwaltung hervor.

Suspension und Aufgabe

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Guestphalia stellte den aktiven Betrieb im Wintersemester 1934/35 aus Mangel an aktiven Mitgliedern ein. Die Altherrenvereinigung blieb bestehen und förderte später wie die anderen Corps im Heidelberger Senioren-Convent die SC-KameradschaftAxel Schaffeld“.

In der Nachkriegszeit bildete sich als Reformverbindung zunächst eine Tischgesellschaft „Vandalo-Guestphalia“, die von den Alten Herren der Guestphalia und der Vandalia gefördert wurde. Aus ihr ging am 25. Juli 1950 das neue Corps Vandalo-Guestphalia hervor. Beide Corps waren ausgesprochen „norddeutsch“ geprägt. Vandalia war mecklenburgisch und hamburgisch, Guestphalia westfälisch und preußisch orientiert.

Der Verein Heidelberger Westfalen e. V. erklärte zum 31. Dezember 1964 seinen Austritt aus dem Verband Alter Corpsstudenten. Eine eigene Vertretung auf dessen Abgeordnetentag war obsolet geworden, weil der Altherrenverband der Vandalo-Guestphalia die corpspolitischen Interessen des Corps wahrnahm. Auch der Altherrenverband der Vandalo-Guestphalia trat schließlich 1972 aus dem VAC aus, nachdem bereits das aktive Corps wegen Aufgabe der Bestimmungsmensur aus dem Heidelberger SC und damit dem KSCV ausgetreten war.

Auswärtige Beziehungen

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Guestphalia bildete mit den Kartellcorps Suevia Tübingen und Misnia (III) den Kern des grünen Kreises. Befreundete Verhältnisse bestanden mit Franconia München und Pomerania.

Guestphalia kneipte im 19. Jahrhundert in der „Hölzerei“ am Museumsplatz. Später ließ das Corps auf einem Vorsprung des Heidelberger Schlossbergs ein eigenes Corpshaus errichten. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus der Vandalia, mit dem es durch einen gemeinsamen Garten verbunden ist. Erbaut wurde es in den Jahren 1885/86 durch den Heidelberger Bauinspektor Hermann Behaghel in einer Stilmischung aus Neorenaissance und Neugotik.

Bekannte Westfalen

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Schattenriss eines Heidelberger Westfalen – Ausschnitt aus Couleurkarte (1907)

In alphabetischer Reihenfolge

Guestphalia I (1806–1818)

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Guestphalia II (seit 1818)

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Kommunal- und Staatsbeamte

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Künstler, Schriftsteller und Mäzene

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Parlamentarier und Minister

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Franz Schenk von Stauffenberg
  • Richard August Keller: Beiträge zur Geschichte der ersten Heidelberger Landsmannschaften. 1802–1806. Diss. Univ. Heidelberg 1914.
  • Guestphalia, in: Das Corpsleben in Heidelberg während des neunzehnten Jahrhunderts. Heidelberg 1886, S. 93–104.
  • Paul Salvisberg: Die Heidelberger Corpshäuser. Academische Monatshefte 3 (1886/87), S. 123–134.
  • Christian Frhr. v. Hammerstein: Corps Vandalo-Guestphalia, in: Gerhart Berger, Detlev Aurand (Hg.): …Weiland Bursch zu Heidelberg …. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto-Carola. Heidelberg 1986, S. 233–237.
  • Geschichte des Corps Guestphalia zu Heidelberg. 1818, 1934, 2007, herausgegeben im Auftrag des Altherrenvereins der Vandalo-Guestphalia von Jean Jaques de Chapeaurouge und Detlev Werner v. Bülow. Thomas Helms Verlag Schwerin 2019
Commons: Corps Guestphalia Heidelberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. dt. „Die Ehre ist der Gefährte der Tugend“
  2. Eckhard Oberdörfer: Der Heidelberger Karzer, Köln 2005, S. 159.
  3. dt. „Das Schwert ist unser Rächer“
  4. Wilhelm Fabricius: Die Deutschen Corps. Eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens. Berlin 1898, S. 216.
  5. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 66.
  6. Guestphalia. In: Das Corpsleben in Heidelberg während des neunzehnten Jahrhunderts. Heidelberg 1886, S. 93
  7. Guestphalia, in: Das Corpsleben in Heidelberg während des neunzehnten Jahrhunderts. Heidelberg 1886, S. 102
  8. Detlev Grieswelle: Zur Soziologie der Kösener Corps 1870-1914, in: Christian Helfer, Mohammed Rassem (Hg.): Student und Hochschule im 19. Jahrhundert. Göttingen 1975, S. 356 ff.