Polowizja (Fluss)
Koordinaten: 48° 28′ 6″ N, 35° 2′ 36″ O
Polowizja ukrainisch Половиця, russisch Половица[1] | ||
Lage | Oblast Dnipropetrowsk in der Ukraine | |
Flusssystem | Dnepr | |
Abfluss über | Dnepr → Schwarzes Meer | |
Quellgebiet | Das Gebiet der heutigen Osjorka und des Lasar-Hloba-Park in Dnipro | |
Mündung | In Dnipro in den Dnepr
| |
Linke Nebenflüsse | ukrainisch Жабокрячь Schabokrjatsch[2][3] und der Bach der Rybalska Balka russisch Рыбальская балка Rybalskaja Balka[4] | |
Durchflossene Seen | See im Lasar-Hloba-Park[2] | |
Großstädte | Dnipro |
Die Polowizja (ukrainisch Половиця Polowizja, russisch Половица Polowiza) ist ein rechter Nebenfluss des Dnepr der durch die ukrainische Stadt Dnipro fließt.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Flussnamen abgeleitet existierte in der Stadt ebenfalls die gleichnamige Sloboda Polowizja.
Der Fluss Schabokrjatsch (ukrainisch Жабокрячь) wird häufig mit dem Fluss Polowizja gleichgesetzt oder verwechselt.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit der Grundsteinlegung der Stadt Dnipro am 9. Mai 1787 in Anwesenheit von Kaiserin Katharina II. und von Kaiser Joseph II. wuchs die Stadt beständig. Dieses Wachstum geriet jedoch bald bis an die Flüsse und Gräben die die Stadt durchzogen, und behinderte dieses immer öfter. Der langsam fließende Fluss und die sumpfigen Gräben waren vielen Einwohnern, vor allem wegen des Gestanks und durch die bei starkem Regen immer wieder auftretenden Überflutungen der anliegenden Häuser und Straßen, ein Dorn im Auge. Viele Bewohner beschwerten sich deswegen schon Anfang des 19. Jahrhunderts auch beim Stadtrat.[5] Der Fluss wurde zunächst an vielen Stellen überbrückt, viele dieser Brücken sind bis heute erhalten.[6] Dies half jedoch nur vorübergehend, denn weiterhin beschwerten sich viele Einwohner und das Wachstum der Stadt wurde durch den Fluss stark eingeschränkt. Zu dieser Zeit stieg auch der Bedarf an Kanalisationen immer weiter. In diesem Zusammenhang wurden viele Brücken zu Tunneln ausgebaut, um den Fluss zu begradigen. Vor allem in den späten 1900er Jahren, wurde der Fluss immer weiter verrohrt, und unter die Erde verlegt, und ist seitdem Teil der städtischen Kanalisation.[3][7]
Quelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Flussquelle ist bis heute jedoch nicht abschließend bestimmt und es gibt immer wieder neue Erkenntnisse dazu.
Heute geht man davon aus, dass der Fluss auf dem Gebiet der Osjorka und des Lasar-Hloba-Parks entspringt.[2]
Früher wurde als Ursprung häufig die „Rotaufständische Balka“ ⊙ (ukrainisch Червоноповстаньська Tscherwonopowstanska, russisch Красноповстанческая Krasnopowstantscheskaja, ehemals und umgangssprachlich auch „Lange Balka“ genannt) gesehen. Balka bezeichnet dabei einen saisonalen Bach oder kleinen Fluss der ein sumpfiges Kerbtal bildet.[2][4] Dies ist jedoch eher der Ursprung des Schabokrjatsch, der selbst ein Zufluss des Polowizja ist.[3]
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da der Fluss und seine Zuflüsse, mit wenigen Ausnahmen, fast durchgängig verrohrt wurden und die Quelle bis heute umstritten ist, ist ein eindeutiger Verlauf nur schwer nachzuvollziehen. Es gibt dabei zwei Mögliche Verläufe.
Quelle befindet sich um die Osjorka
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Osjorka deren Gebiet bis 1880 noch unter Wasser stand, wurde erst durch einen Beschluss des Jekaterinoslawer Stadtrates (rus. городская дума) vom 16. April 1885, der erstmals ausgewählten Bürgern erlaubte hölzerne Fleischtheken am Ufer einzurichten, allmählich trockengelegt. Das Gewässer wurde später auf das Gebiet des Lasar-Hloba-Parks umgeleitet.[8][9]
Der Fluss verlief von der Osjorka ausgehend dann südostwärts, bis er auf Höhe der (ukrainisch вулиця Андрія Фабра Andrij-Fabr-Straße) nach Norden umschwenkte und den heutigen Dmytro-Jawornyzkyj-Prospekt kreuzte und bis zur Mündung in den Dnepr so weitergeflossen ist.[2]
Geht man davon aus, dass der Fluss erst weiter südöstlich mündet (siehe #Südliche Mündung), würde der Fluss von der Osjorka ausgehend zwischen der Alte-Kosaken-Straße und dem Dmytro-Jawornyzkyi-Prospekt bis zum Stadtzentrum folgen und den Prospekt erst hier kreuzen.[10]
Quelle befindet sich in der „rotaufständischen“ Balka
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser mögliche Verlauf entspricht vermutlich eher dem Verlauf der Schabokrjatsch.
Mündung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Mündung ist nicht eindeutig, da der Fluss verrohrt ist und Teil der städtischen Kanalisation ist.[2]
Es gibt dabei zwei verschiedene mögliche Verläufe, der erste wäre nordwestlich der heutigen (neuen) „zentralen“ Brücke und des Stadtkerns, beim anderen wäre die Mündung dagegen südöstlich der zentralen Brücke und des Stadtkerns.
Nördliche Mündung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fluss mündete historisch am wahrscheinlichsten zwischen den heutigen Wladimir Monomach-Straße und der Juliusz Słowacki-Straße über die Uferpromenade in den Dnepr. Dies Entspricht dem Straßenabschnitt 19 - 27 Sitscheslawska Naberezhna (ukrainisch 19 - 27 Січеславська Набережна) ⊙[2]
Südliche Mündung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anderen Berichten Zufolge mündete er erst weiter südöstlich, nämlich ungefähr 500 bis 550 Saschen – etwa 1,06 km bis 1,17 km vor der heutigen Klosterinsel ⊙ .[2]
Schäden und Einstürze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt immer wieder Berichte von kleineren Einstürzen und Straßenschäden die auf den unterirdischen Plowizja und seine Zuflüsse, und den dadurch hohen Grundwasserpegel, zurückgeführt werden.
So wurde erst am 3. Februar 2021 von einem Einsturz an der Alte-Kosaken-Straße 40 ⊙ (russisch улица Старокозацкая 40) berichtet.[11]
Viele Gebäude im Zentrum haben mit hohem Grundwasserpegel zu kämpfen, so auch das Schewtschenko-Theater ⊙ (ukrainisch Дніпр́овський націона́льний академі́чний украї́нський музи́чно-драмати́чний теа́тр і́мені Т. Г. Шевче́нка).[12]
Erwähnenswertes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gab schon geführte Exkursionen in die Tunnel unter dem Stadtzentrum.[10]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Stadt in Stücken - Polowiza. In: Stadt Dnipro. 4. Dezember 2018, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Город по Кусочкам - Половица).
- ↑ a b c d e f g h i Neuigkeiten der Stadt und Region - Dniproer Ausgräber enthüllen die Geheimnisse des Flusses Polowiza. In: Stadt Dnipro. Abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - Днепровские диггеры открывают тайны реки Половица).
- ↑ a b c Neuigkeiten der Stadt und Region - In Dnipro wurden die kleinen Flüsse erkundet. In: Stadt Dnipro. 20. April 2021, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Neuigkeiten der Stadt und Region - В Днепре исследовали малые реки).
- ↑ a b Maksym Kawun: Geschichte der Stadt - Leben und Tod städtischer Namen. In: Stadt Dnipro. Abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: История Города - Жизнь и смерть городских названий): „Долгий – это нынешняя Красноповстанческая балка, Кленовый – Рыбальская, а Сухой – Аптекарская“
- ↑ Maksym Kawun: Neuigkeiten der Stadt und Region - Worüber schweigen die Frauenköpfe auf dem Gebaude der Nationalbank. In: Stadt Dnipro. 22. Februar 2017, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - О чем молчат женские головы на здании Нацбанка): „Эти места всегда отличались повышенной сыростью; во время дождей «канава» выходила из берегов, и затапливала стоявшие дома, лавки и лабазы. Жители этих кварталов постоянно жаловались в Городскую Думу с просьбой утихомирить «зловонную канаву»“
- ↑ Konstantin Schrub (Константин Шруб): Neuigkeiten der Stadt und Region - Geheimnisse des Dnepr: alte Brücken unter den Promenaden sind erhalten geblieben! In: Stadt Dnipro. 2. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - Тайны Днепра: под проспектами города сохранились древнейшие мосты!): „Большинство из этих мостов сохранились и до нашего времени“
- ↑ Geschichte der Stadt - Viertel auf Flüssen. In: Stadt Dnipro. Abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: стория Города - Квартал на реках).
- ↑ Die Osjorka. In: Webauftritt der Stadt Dnipropetrowsk. Abgerufen am 22. April 2021 (russisch).
- ↑ „Osjorka – Ein Marktplatz auf Sumpfland“. In: www.realnest.com.ua/. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. September 2014; abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel:„Озерка“. Рынок на месте болота).
- ↑ a b Neuigkeiten der Stadt und Region - Exkursionen unter dem Stadtzentrum von Dnipropetrowsk. In: Stadt Dnipro. 27. März 2014, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - Под центром Днепропетровска водят экскурсии).
- ↑ Neuigkeiten der Stadt und Region - Straßeneinsturz im Zentrum: Was ist der Grund. In: Stadt Dnipro. 3. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - В центре Днепра провалился асфальт: в чем причина).
- ↑ Neuigkeiten der Stadt und Region - Wie kann das Schewtschenko-Theater vor dem steigendem Grundwasser geretet werden? In: Stadt Dnipro. 20. Dezember 2018, abgerufen am 22. April 2021 (russisch, Originaltitel: Новости Города и Региона - Как спасти театр Шевченко от натиска грунтовых вод?).